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Veröffentlicht am 13.10.2022

Etwas zäh zuweilen

Café Hoffnung
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Der zweite Band der Trilogie rund um das Café und Hotel Augustin in Westerland bezieht sich mehr auf Kari. Sie ist die Tochter von Brit und Ziehtochter von Olaf. Denn der Vater kam mutmaßlich bei einem ...

Der zweite Band der Trilogie rund um das Café und Hotel Augustin in Westerland bezieht sich mehr auf Kari. Sie ist die Tochter von Brit und Ziehtochter von Olaf. Denn der Vater kam mutmaßlich bei einem Schiffsunglück um.

Knapp zwanzig Jahre nach der Heirat ihrer Mutter heiratet Kari einen homosexuellen Modedesigner von dem sie auch ein Kind bekommt. Die Umstände sind abenteuerlich ebenso wie der Ort an dem sie ihr Kind gebiert. Eine reine Zweckehe. Sie möchte aus dem spießigen Dasein im Elternhaus ausbrechen. Er braucht ein biederes Bild nach außen, denn das Ausleben der Homosexualität war in den 1980-er Jahren noch streng verboten. Man ahnt zwar nicht, wie es ausgehen könnte, aber das diese Ehe nicht lange halten wird, das ahnt man.

Der Roman liest sich gut, aber er hat Längen. Besonders an einigen Stellen wird zu dick aufgetragen. Das betrifft die Verwandtschaft im Bremischen ebenso wie die Glamour-Welt von Karis Mann. Und es gibt eine Vielzahl kleinerer und größerer Begebenheiten. So ist der Vater von Karis Kind offenkundig nicht weiß und auch wohlbekannt. Damit kommt Rassismus mit ins Spiel. Ihr eigener Vater spielt auch noch eine Rolle ebenso wie kriminelle Vorgänge, die im weitesten Sinn mit ihrer Verwandtschaft zu tun haben. Sehr viele Nebenfiguren mischen mit, einige sorgen für kurzweilige Lesemomente. Andere sind Störenfriede oder schlicht zu viel.

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Veröffentlicht am 14.09.2022

Kuschelig

Das 13. Kind aus St. Peter-Ording
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Was sich auf dem Klappentext liest, wie ein handfester Thriller, entpuppt sich als friesisch-herber Kuschelkrimi:

Torge Trulsen ist eigentlich Hausmeister einer Ferienanlage in SPO, nebenbei kennt die ...

Was sich auf dem Klappentext liest, wie ein handfester Thriller, entpuppt sich als friesisch-herber Kuschelkrimi:

Torge Trulsen ist eigentlich Hausmeister einer Ferienanlage in SPO, nebenbei kennt die Eingesessenen auf Eiderstedt ziemlich genau und unterstützt die kleine Polizeistation im Kurort, wenn er dort helfen kann. Die wiederum besteht aus der Zugezogenen Charlotte Wiesinger und Knud Petersen. Als im Ort ein Kind spurlos verschwindet, erinnert sich Petersen sofort an einen alten Fall, in dem regelmäßig Kinder verschwanden, um nach einigen Tagen wieder heil aufzutauchen ohne zu sagen, wo sie währenddessen waren. Und dann verschwindet noch ein Kind.

Sehr gut und kurzweilig aufgesetzter Regionalkrimi, der sowohl die Gegebenheiten vor Ort gut in die Geschichte integriert als auch die handelnden Personen wunderbar vorstellt. Man kann sie sich und ihre Art zu agieren, gut vorstellen. Dazu kommen prägnante Beschreibungen der ländlichen Lokalitäten, denn um die Kinder zu finden, kommen die Ermittelnden gut herum. Ein bisschen Lokalkolorit rundet fein ab.

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Veröffentlicht am 12.07.2020

Amüsant und Flott

Die Mühlenschwestern - Die Hoffnung wird dich finden
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Der zweite Band rund um die Mühlenschwestern in Sternmoos irgendwo bei Berchtesgaden ist genauso aufgeladen, wie der erste Band. Die mittlere Schwester Rosa steht fulminant im Mittelpunkt, Lukas nimmt ...

Der zweite Band rund um die Mühlenschwestern in Sternmoos irgendwo bei Berchtesgaden ist genauso aufgeladen, wie der erste Band. Die mittlere Schwester Rosa steht fulminant im Mittelpunkt, Lukas nimmt dabei ein spezielles Phänomen der sozialen Medien aufs Korn.

Amüsant & flott

Ihr Freund, der im ersten Band so störte, fliegt auf spektakuläre Weise aus ihrem Leben. Dafür kommt Rosa auf nicht weniger spezielle Art zu Bekanntheit besonderer Art, die sie nicht will und vor allem so, wie sie selbst gar nicht ist. Ein Autor bringt das Dorf und ihre Familie gegen sich auf. Na ja, und wie die beiden zueinander stehen und später stehen werden, das weiß man im Prinzip bereits auf den ersten Seiten des Buches. Das tut der spritzigen Geschichte keinen Abbruch.

Lukas schafft es dieses Mal besser die weiter laufenden Romanzen von Mutter und Tante der Schwestern im Hintergrund zu halten. Und den Hauptstrang als Roten Faden die größte Wertschätzung entgegen zu bringen. Das tut dem Roman gut. Fein auch: Die beiden anderen Schwestern Hanna und Antonia tauchen auf, mischen mit - als Nebenfiguren. So entstand ein flotter und amüsanter Roman mit ein wenig Erotik und viel Flair. Seichter Schmöker für ein paar leichte Stunden!

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Veröffentlicht am 02.09.2019

Wunderbar: Teufelskrone

Teufelskrone
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Ich mag Bücher, die fesselnd geschrieben sind. Bei denen es Hauptfiguren gibt, in die ich mich einfühlen kann und eine Geschichte, der historische Begebenheiten zu Grunde liegen. All das ist bei den „Waringhams“ ...

Ich mag Bücher, die fesselnd geschrieben sind. Bei denen es Hauptfiguren gibt, in die ich mich einfühlen kann und eine Geschichte, der historische Begebenheiten zu Grunde liegen. All das ist bei den „Waringhams“ gegeben. Auch dieses Mal wieder. Die „Teufelskrone“ spielt zur Zeit von Prinz John und Richard Löwenherz, sie beginnt mit dem altbekannten Streit um die Auslösung des Königs aus der Gefangenschaft. Die Zeit, die man aus der Sage um Robin Hood kennt. Um den dreht es sich nicht. Das Rad der Geschichte dreht sich weiter.

Wie von Gablé gewohnt, mischen die Waringhams mit ihrer typischen Art mit. Mir wuchs besonders der jüngste Sohn Yvain ans Herz, der auch die Hauptfigur bildet. Er ist herrlich flapsig und so typisch für diese speziellen Ratgeber der Plantagenets ? Wieder Neues gelernt, das mag ich so an diesen Büchern. Dieses Mal unter anderem, dass es auch Trobairitz (weibliche Troubadoure) gab. Ein feines okzitanisches Wort, das mich sehr an die Provence erinnert.
Der König klaut sich seine Braut und sorgt so für neue Feinde statt Verbündete, er besorgt Yvain eine Braut, die den „Grundstein“ für weitere hellsichtige Familienmitglieder legt. Und die Gabe mit den Pferden, das Rat geben ohne vorher drüber nachzudenken, ob jetzt der richtige Zeitpunkt ist – all das kennt man ja von den Waringhams Auch sein Knappe steht ihm da wenig nach und ist ein wahrer Kumpel. Da haben sich zwei gesucht und gefunden.

Es gibt zwischendurch mehrere Kapitel in denen wenig Spannendes geschieht, die aber dennoch gut zu lesen sind. Ungefähr ab der Buchmitte erhöht Gablé die Schlagzahl der Spannungshöhepunkte, es wird oft dramatisch und sehr, sehr gut zu lesen. Es wird auch klar, das sich manche Dinge historisch wiederholen. Auch König John ist ein Plantagenet und es finden sich Parallelen zu den Königen, die nach ihm regierten. Ebenso gilt dies für manche Ereignisse. Das ist nicht neu, fällt allerdings auf, wenn man die anderen Titel der Waringham-Saga gut kennt.
Wiederholungen anderer Art gibt es auch bei der Charaktisierung der Nebenfiguren. Eine in diesem Buch heißt zum Beispiel Pentêcote Fitz-Hugh, sie erinnert mich in ihrer Art und Handlungsweise stark an Lucien de Ponthieu, der (glaube ich ? in dem Band mit den Rosenkriegen vorkommt.

Also: die Teufelskrone ist ein guter, geschichtlicher Roman in bewährter Schreibe und hervorragend recherchiert, wie gewohnt von Rebecca Gablé. Vieles wiederholt sich jedoch. Die Reihe hat sich mit diesem Band sozusagen „überlaufen“. Die Figur John Ohneland, später König John und wieder als quasi „Ohneland“ endend, ist umstritten und man merkt beim Lesen, warum das so ist.

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Veröffentlicht am 22.08.2019

Wege der Liebe

Die Ärztin: Die Wege der Liebe
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Am Anfang dachte ich, dass diese Reihe sich irgendwie "überlaufen" hat. Es kommen viele Personen vor, die besonders im ersten Band eine tragende Rolle spielten und es gibt viele, kurze Rückblenden. Im ...

Am Anfang dachte ich, dass diese Reihe sich irgendwie "überlaufen" hat. Es kommen viele Personen vor, die besonders im ersten Band eine tragende Rolle spielten und es gibt viele, kurze Rückblenden. Im zweiten Drittel ändert sich das Gefühl und der Roman wird richtig rund, bietet eine Familiengeschichte vom Feinsten.

USA, Zürich & Berlin

Die Familie ist groß geworden, der erste Weltkrieg bricht aus und damit auch die Sorgen, Nöte und natürlich die medizinischen Errungenschaften. Auch die gesellschaftlichen Strukturen verändern sich weitgehend. Vieles davon ist bekannt, manches nicht. Denn Sommerfeld versteht es mehrere Perspektiven zu verweben. Die jüngste Tochter der "Ärztin" heiratet und zieht nach Los Angeles, später nach New York, arbeitet selbst als Ärztin unter völlig anderen Bedingungen und man lernt auch etwas über US-amerikanische Verhältnisse zur damaligen Zeit. Hochinteressant zuweilen! In der zuhause gebliebenen Familie ändert sich ebenfalls vieles, es betrifft mehrere Generationen und auch hier greifen viele Rädchen ineinander: die geschichtlichen ebenso wie die durch Ratio geprägten.