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Veröffentlicht am 29.11.2022

Schmöker - einfach super

Winterspuren in Arrowwood
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Nicky ist Trickreiterin und arbeitet normalerweise von Calgary aus. Durch einen Unfall stirbt ihr Pferd und sie muss sich auskurieren. Das tut sie bei ihrer Großmutter mitten im Nirgendwo am Rand des Jasper ...

Nicky ist Trickreiterin und arbeitet normalerweise von Calgary aus. Durch einen Unfall stirbt ihr Pferd und sie muss sich auskurieren. Das tut sie bei ihrer Großmutter mitten im Nirgendwo am Rand des Jasper Nationalparks – auf einem Gnadenhof für ehemalige Rodeopferde.

Ihre Großmutter freut sich auf und über ihren Besuch, sie kann Hilfe gut gebrauchen. Im nahe gelegenen Dorf leben unter anderem ein preisgekrönter Sattler, der spezielle Aufträge erhält, und den Geheimnisse umwehen. Ebenso erhält man Einblicke in das Leben der Cree, die das Dorf bereichern, und eine intakte Dorfgemeinschaft. Nicky selbst kommt gerade zu Anfang sehr schlecht mit ihrer neuen Situation klar. Sie vermisst ihr Pferd und ihre bisherige Art zu leben. Aber es kommen andere Dinge und Menschen in ihr Leben. Es ändert sich so Einiges.

Der Roman ist vielschichtig und sehr gut anschaulich verfasst, kommt ohne weitschweifige Beschreibungen aus und doch kann man sich alles sehr gut vorstellen. Keine der Hauptfiguren ist einseitig, alle können mehr als man anfänglich denkt und sie werden so eingeführt als ob sich eine Serie daraus entwickeln würde. Es wäre übrigens wunderbar, wenn das so wäre, denn diese Geschichte macht spätestens nach dem ersten Viertel süchtig. Man lernt etwas über die heutige Lebensweise der Native Nation Cree. Mit Blake und seiner Schwester sowie einer Ältesten des Stammes schummeln sich immer mehr Details hinein. Weder aufgesetzt noch belehrend sondern immer genau zur Geschichte passend, als könne sie sich nur so und nicht anders entwickeln. Dazu kommen gut gesetzte Spannungsbögen, weil auch auf dem wirklich ländlich gelegenen Dorf nicht die heile Welt herrscht. Kein Mord und Totschlag sondern das Leben an sich: Schuldgefühle bei dem einen, beginnende Demenz bei der anderen, spezielle Geheimnisse und die Liebe, die spielt auch auf die ein und die andere Weise hinein. Pferde spielen Nebenrollen. Es ist also kein reiner Pferderoman für Erwachsene, aber sie bereichern die Geschichte im positiven Sinn.
Ich hoffe auf einen zweiten Band rund um die Sleeping Lake Ranch 🙂

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Veröffentlicht am 25.11.2022

gut

Salz und Schokolade (Die Halloren-Saga 1)
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Die Schokokugeln „Halloren“ sind vielen ein Begriff. Das diese Bezeichnung jahrhundertelang diejenigen meint(e), die in Halle Salz abbauen und sieden, wissen nur wenige. In dieser Geschichte dreht es sich ...

Die Schokokugeln „Halloren“ sind vielen ein Begriff. Das diese Bezeichnung jahrhundertelang diejenigen meint(e), die in Halle Salz abbauen und sieden, wissen nur wenige. In dieser Geschichte dreht es sich sowohl um die eigentlichen Halloren als auch um die Rettung der Schokoladenfabrik zu Beginn der DDR.

Protagonisten aus beiden Wirkstätten dienen als Hauptfiguren. Die eine ist die fiktive Tochter des Fabrikbesitzers und der andere ein einfacher Salzarbeiter. Mit ihnen lernt man die Schwierigkeiten der Lebensmittelrationierung 1949 kennen als auch die Traditionen in Halle an der Saale, die eng mit der Salzgewinnung zusammenhängen. Und natürlich droht die Schokoladenfabrik verstaatlicht zu werden. Etwas, dass Irene Mendel unbedingt verhindern will. Ein russischer Oberst zeigt ihr dabei sehr klar, wer zur Zeit die Macht in Halle hat. Einige Freundinnen möchten raus aus Halle, möchten die Welt, oder zumindest mehr als Halle zu bieten hat, sehen. Mit ihnen erkundet man Potsdam-Babelsberg, die Welt der Filmstudios und des Stadttheaters Halle.

Insgesamt dreht sich vieles um die Darstellung der Schokoladenfabrik und das Weitermachen mit all den Schwierigkeiten, die die Gründung der DDR mit sich brachte. Es ist allerdings kein rein typischer „Firmenroman mit historischem Hintergrund“ sondern ein wirklich interessanter Roman, der die Geschichte von Halle als Salzstadt aufs Korn nimmt. Das war für mich das eigentlich Spannende. Dazu ist er locker-leicht verfasst und mit den Wissenshappen ein echter Lesegenuss.

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Veröffentlicht am 25.11.2022

super

The Other Side of the Sky – Die Göttin und der Prinz
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Die Göttin lebt mit ihrem Volk unten und bemüht sich verzweifelt ihre Bestimmung zu finden. Und ihr Volk vor den drohenden Gefahren zu schützen. Ohne Magie wäre ihre Welt nicht denkbar. North kennt nur ...

Die Göttin lebt mit ihrem Volk unten und bemüht sich verzweifelt ihre Bestimmung zu finden. Und ihr Volk vor den drohenden Gefahren zu schützen. Ohne Magie wäre ihre Welt nicht denkbar. North kennt nur Technik, lebt in der Welt über den Wolken und darf als Thronfolger eigentlich nicht selbst fliegen. Mit seinem selbst gebauten Gleiter stürzt er in die untere Welt ab.

Wie es die Prophezeiung will, findet Nimh North und hilft ihm. Sie sieht in ihm einen der verloren gegangenen Götter und verheimlicht ihm zunächst ihre eigene Bestimmung, aber auch die seine. Er ist ziemlich unsicher, diese Magie ist ihm völlig fremd und die gesamte Struktur ebenfalls. Beide merken allerdings, dass beide Völker vor Urzeiten gemeinsam in der unteren Welt gelebt haben müssen. Seines allerdings seit Jahrhunderten über den Wolken wohnt.

Erzählt wird die Geschichte abwechselnd aus den Perspektiven beider Hauptfiguren. Und zwar so, dass keine Redundanzen entstehen und der Lesefluss ungestört fließt. Der Aufbau deutet darauf hin, dass es mehr als einen Band geben wird. Alle relevanten Figuren sind gut ausgearbeitet, Nimh und North lernen sich erst Mal kennen und auch die beiden Welten werden gut beschrieben. Nie weitschweifig sondern so, dass sich langsam ein Bild vom Ganzen soweit möglich abzeichnet. Spannungsbögen sind gut gesetzt und alles ist so aufgebaut, dass die Neugierde auf „Mehr“ wächst. Es endet mit einem Cliffhanger.

Veröffentlicht am 23.11.2022

Eher ein guter Wohlfühlroman mit Krimielementen

Madame Bonheur und die Tote von Toulouse
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Weniger ein Krimi als ein Wohlfühlroman mit Krimi-Elementen: Maggie stammt aus dem Badischen und arbeitet als Wahrsagerin in Roussillon. Sie arbeitet mit Karten und hat ein gutes Auskommen. Xavier ist ...

Weniger ein Krimi als ein Wohlfühlroman mit Krimi-Elementen: Maggie stammt aus dem Badischen und arbeitet als Wahrsagerin in Roussillon. Sie arbeitet mit Karten und hat ein gutes Auskommen. Xavier ist Privatdetektiv und sucht ihre Hilfe bei einem komplizierten Suchauftrag.

Es ist der erste Roman mit diesem speziellen Duo und die Figuren werden sehr gut eingeführt. Man lernt Maggie und eine ihrer Stammkundinnen kennen ebenso gibt es Einblicke in Xaviers Leben. Beide suchen nach einer vermissten Person, die seit drei Monaten verschwunden ist. Völlig spannungslos, dafür sehr amüsant und wie eine Art Appetizer für Marseille, Cassis und den Rest der Côte d´Azur sowie Toulouse und die Ockerstadt Roussillon. Man bekommt Einblicke in das Savoir vivre, mir kamen Erinnerungen hoch an Notre Dame de la Garde, die Calanques, die Ockersteinbrüche und Cassis. Vorwiegend tappen die beiden Figuren im Dunkeln, aber der Auftraggeber ist reich und lässt sich die Suche etwas kosten. Auch spielen zwielichtige Personen mit hinein und spezielle Gegenden werden ausgelotet. Das Ende ist ganz anders als gedacht und sehr erfrischend.

Obwohl kein Krimi-Gefühl aufkommt, las ich den Roman im Nu durch und freue mich auf den zweiten Band!

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Veröffentlicht am 22.11.2022

Wunderbar

Wunder einer neuen Zeit
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Leni ist Friseurmeisterin in einem geachteten Salon gegenüber dem Moy Palais in München. Ihr Chef freut sich mit ihr als sie einen der begehrten Praktikumplätze bei Vidal Sassoon ergattert. Sie reist nach ...

Leni ist Friseurmeisterin in einem geachteten Salon gegenüber dem Moy Palais in München. Ihr Chef freut sich mit ihr als sie einen der begehrten Praktikumplätze bei Vidal Sassoon ergattert. Sie reist nach London und entdeckt eine neue Welt.

Sie kommt bei einer Freundin unter, die als Modell arbeitet und ihr gesellschaftlich unter die Arme greift. Diese deutsche Nachkriegsmode ist viel zu bieder für das elegante London! Alleine die Beschreibungen des Lebensgefühls, der Beginn der Mode der Sixties, die rebellische Musik und Clubs sind super. Man taucht ab. Vidal Sassoon kommt eher am Rande vor, seine Schnitte, die Art, wie er seinen Salon führt. Dazu lernt Leni noch mehr und etwas bringt sie auf die Idee, dass der Salon ihrer Mutter für ihr Vorhaben nicht geeignet sein wird. Aus den USA schwappt der Franchise-Gedanke nach London und über Leni quasi auch nach München. Eine moderne Zeit bricht an.
Vier Handlungsstränge verweben sich mit Lenis Geschichte. Ihre Fast-Schwägerin mit ihrem knapp sechsjährigem Sohn Peter, ihr Verehrer Schorsch, ihr Chef Herr Keller sowie ihre Mutter sind Teil von Lenis Leben. Sie bereichern aber auch die Geschichte. Ihre Schwägerin war vor ihrer Schwangerschaft ein begehrtes Modell und arbeitet jetzt bei Bogner als Sekretärin. Maria Bogner lässt sich bei Leni die Haare frisieren. Über diesen Strang bekommt man die Welt der Skirennen, der Mode Willy Bogners und Dreharbeiten kennen. Kein Strang lässt sich separat lesen, alle Inhalte sind miteinander verknüpft und zeugen von Aufbruchstimmung.
Eigentlich dachte ich nach der Inhaltsangabe, es würde sich größtenteils um Vidal Sassoon drehen. Das stimmt überhaupt nicht. Aber dennoch ist dieser Roman eine Wucht. Weder seicht noch besonders tiefgängig, aber mit gut eingewobenem Hintergrundwissen rund um Mode in den sechziger Jahren. Ein richtiger Schmöker!

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