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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 17.11.2020

Nette Bettlektüre vor historischem Hintergrund

Die Frauen vom Nikolaifleet – Der Traum von Übersee (Die Kolonialwaren-Saga 1)
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So ganz erschließt sich der Titel während des Lesens nicht, er zieht sich nur zum Teil wie ein Roter Faden durch das Buch.

Das Ende legt nahe, dass es noch einen weiteren Band geben könnte. In diesem ...

So ganz erschließt sich der Titel während des Lesens nicht, er zieht sich nur zum Teil wie ein Roter Faden durch das Buch.

Das Ende legt nahe, dass es noch einen weiteren Band geben könnte. In diesem Buch dreht sich alles um Leonora, die den Kolonialwarenladen ihres Vaters sehr mag und sehr gerne darin arbeitet. So gerne, dass sie ihn gerne übernehmen möchte. Das Ganze spielt um 1900 in Hamburg. Anfangs besteht die Familie aus dem Vater, der Tochter und dem Sohn Carl. Letzterer hat einige Probleme, entzweit sich mit seinem Vater und baut sich in New York ein neues Leben auf. Seine Schwester soll verheiratet werden, schlägt ihrem Vater allerdings ein Schnippchen. So kommt vieles ins Rollen.

Wer einen gut recherchierten, historischen Roman erwartet, wird hier enttäuscht. Die Geschichte ist rund angelegt als Familienroman, der zwischen 1900 und 1906 spielt. Es wird einiges angerissen, aber er könnte auch zu anderen Zeiten spielen. Angerissen wird besonders zum Ende hin, die Veränderung von Kaufläden hinsichtlich ihres Sortiments. Das ist ganz nett erzählt, aber substanzlos. Die Hintergründe kann man sich denken, recherchiert wurde offenbar nichts. So plätschert die Story mal amüsant, mal etwas dröge vor sich hin. Langweilig wird es zwar nicht, aber es bleibt seicht. Die Figuren sind gut beschrieben. Legt man das Buch allerdings ausgelesen zur Seite, sind die Namen schnell vergessen. Ich fieberte nicht mit. Der Schluss ist kleiner Cliffhanger, aber da die Story eher als nette Bettlektüre taugt, stört es mich überhaupt nicht.

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Veröffentlicht am 04.11.2020

Der Krimi versandet in der Prairie

Dunkle Wolken über Alberta
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Der Anfang des Krimis liest sich vielversprechend und das erste Drittel las ich an einem Abend. Mich wundernd, dass es schon so spät war, als ich merkte müde zu sein. Das erste Drittel ist der beste Teil ...

Der Anfang des Krimis liest sich vielversprechend und das erste Drittel las ich an einem Abend. Mich wundernd, dass es schon so spät war, als ich merkte müde zu sein. Das erste Drittel ist der beste Teil des Romans.

Danach wird es langweilig, obwohl ein weiterer Mord geschieht, und im letzten Viertel unglaublich zäh. Weder kommt der Krimi voran noch liest man irgendeinen "vernünftigen" Dialog. Vorrangig dreht es sich um das Frühstück von Dreadfullwater, der Hauptfigur und darum, das er - der ehemalige Cop - Hilfssheriff werden soll, weil der Sheriff blöderweise zu einer Konferenz in die Karibik muss. Er will nicht und das liest man auf fast jeder Seite. Zuerst ist das Gemurre noch witzig, später nicht mehr. Die Morde hängen zusammen. Es dreht sich um Wasser, um dessen Privatisierung und die Verletzungen des Stammes und des Landes auf dem dieser lebt durch die jeweiligen Regierungen. Früher und heutzutage. Es dreht sich um Geld, Macht und fehlende Krankenversicherung, (fehlende) Perspektiven. Der Krimi versandet und die Dialoge verlaufen in der endlosen Weite der Prairie.

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Veröffentlicht am 10.09.2020

Mau

Die Königin des Ritz
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Paris kaufte sich zwar von Bombardierungen und Zerstörungen im Zweiten Weltkrieg frei. Allerdings bekamen die Pariser durchaus die Gewalt der Gestapo und anderer zu spüren und zu sehen. Sprachlich arbeitet ...

Paris kaufte sich zwar von Bombardierungen und Zerstörungen im Zweiten Weltkrieg frei. Allerdings bekamen die Pariser durchaus die Gewalt der Gestapo und anderer zu spüren und zu sehen. Sprachlich arbeitet Benjamin diese Zeit des anfänglichen Schocks, der Abstumpfung und auch die des sich regenden Widerstandes sehr anschaulich heraus. Diese Beschreibungen sind wirklich gut geglückt. Ich konnte mir das Hotel zur damaligen Zeit und die Stadt bildlich vorstellen. 

Kopfkino wird erschwert

Die Geschichte an sich fesselt und zeitweise auch gut erzählt. Zwei Handlungsstränge wechseln sich kapitelweise ab. Jeweils aus der Sicht von Claude, dem Direktor, und seiner Frau Blanche erfährt man, wie sich das Ritz nach außen und nach innen wacker schlägt. Verwirrend ist dabei, dass man nicht nur immer zwischen ihren Perspektiven hin und her springt sondern auch noch in die Vergangenheit des Paares. Und zwar bevor und während sie sich kennenlernten. Das hätte ich mir geschmeidiger gewünscht. So rissen mich die Schnipsel zur Vergangenheit jedes Mal aus dem Kontext.  Auch mit den beiden Hauptfiguren wurde ich nicht warm. Ich konnte sie mir weder vor dem inneren Auge vorstellen noch mich in ihre Art zu handeln einfühlen. Das ist total schade! 
Als ungemein nervend empfand ich den Hang der Autorin zu wahnsinnslangen Bandwurmsätzen. Sie gingen manchmal über eine ganze Seite. Wurde am Lektorat gespart? Statt ewiger Kommas hätten einige Punkte und auch Kürzungen etlichem Geschwurbel gut getan. 

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Veröffentlicht am 22.07.2020

Zu oberflächlicher Liebesroman im historischen Gewand

Die Sündenbraut
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Streckenweise erinnerte mich die Geschichte an einen anderen Roman, allerdings fiel mir bislang nicht ein an welchen. Das betrifft gerade den Anfang, als die Hauptperson Fenja eingeführt wird. Zusammen ...

Streckenweise erinnerte mich die Geschichte an einen anderen Roman, allerdings fiel mir bislang nicht ein an welchen. Das betrifft gerade den Anfang, als die Hauptperson Fenja eingeführt wird. Zusammen mit einer Art Ziehmutter zieht sie durchs Land, lernt ein heidnisches "Zauberwerk". Fenja wird verfolgt, weiß aber nicht, weshalb. Der Verfolger ermordet ihre Ziehmutter und ist ihr auf den Fersen. Ein junger Ritter erhielt einen kaiserlichen Auftrag, die beiden kommen zusammen und den Rest kann man sich denken. Dennoch ist der Rest durchaus kurzweiliger als die erste Hälfte. Und sie verläuft anders als der Roman, den ich im Kopf habe. Zwischendurch dachte ich wirklich an eine Neuauflage ohne das der Verlag darauf verwies. Frappierende inhaltliche Ähnlichkeiten.

Die Zisterzienser spielen immer mal wieder mit hinein und am Ende eine böse Rolle, wie es scheint. Doch, nein, es ist doch anders als man denkt. Dennoch wäre hier wunderbar die Gelegenheit gewesen etwas mehr Hintergrundwissen zu diesem Orden einzubetten. Die Rolle, die die Zisterzienser vielerorts spielten, um Land urbar zu machen, Leibeigene an sich zu binden und ihre Art des Wirkens insgesamt, ist eine spannende. Hier werden nur einige negative Hinweise äußerst oberflächlich gestreut.

Viele Redundanzen verderben den seichten Genuss
Immer wieder wird darauf hingewiesen, das Fenja verfolgt wird. Immer wieder auch darauf gedeutet, dass sie mit einem großen Hund und Handkarren unterwegs ist. Immer wieder erhascht man dieselben einfältigen Gedanken des Verfolgers, der seiner Beute dicht auf der Spur ist. Am Ende kommt eine leichte Liebesgeschichte mit Irrungen und Wirrungen dazu samt Redundanzen, damit die Leserin auch ja merkt, wer hier tatsächlich in wen verliebt ist.  Überseicht sozusagen und offensichtlich nur für Leserinnen, die nicht mitdenken wollen, verfasst.

Der Schreibstil wiederum ist locker-leicht, sehr gut zu lesen. Würde die Autorin auf ihre vielen inhaltlichen Wiederholungen verzichten, wäre das Buch mehr als nur eine Bettlektüre.

P. S.: Der Klappentext wurde wohl von jemandem verfasst, der den Inhalt nicht kennt. Fenja ist nicht auf Rache aus, sie weiß lange Zeit gar nicht wer sie warum verfolgt und erfährt erst am Ende so Einiges, was Rachegelüste annähernd nahe legen könnte. Dafür kann die Autorin allerdings nichts.

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Veröffentlicht am 27.05.2020

Fasten oder Genießen?

Sylt oder Sahne
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Die Hauptfigur Nele ist zu dick, traut sich nicht mehr abends auf die Piste und als Single mit 52 Jahren findet sie mit ihren Kilos eh keinen Mann mehr. Ihr Chef schwärmt ihr von drei Männern vor, die ...

Die Hauptfigur Nele ist zu dick, traut sich nicht mehr abends auf die Piste und als Single mit 52 Jahren findet sie mit ihren Kilos eh keinen Mann mehr. Ihr Chef schwärmt ihr von drei Männern vor, die Fasten nach Buchinger auf Sylt stylish anbieten und bucht ihr nach einem Gespräch locker einen Platz dort. Dort trifft sie besonders auf zwei spezielle Frauen, ein besonderes Ambiente und später, ja, doch, sogar auf Männer, die ihre Kilos würdigen. Und sie erlebt Perspektivwechsel ganz eigener Art. Und diese wiederum sind ergötzlich beschrieben. Kein Wort zu viel oder zu wenig, man kann sich seinen Teil denken. Was hingegen ausführlich beschrieben sind: die verschiedenen Methoden der Kasteiung. Mir kommen die ein wenig zu ausführlich daher. Etwas mehr Miteinander und Inhalt seitens Neles und ihrer Weggefährten auf Sylt wären netter gewesen. Vergnüglich ist der Roman jedoch allemal!

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