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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 02.02.2024

Klasse! Sehr lesenswert mit Tiefgang

Das Fünf Sterne Wochenende
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Hollis Shaw verliert ihren Mann kurz nach einem kurzen Beziehungsstreit, er stirbt bei einem Auto-Unfall. Ihre Tochter Caroline fühlt sich von ihrer Mutter unverstanden und flüchtet ins Studium zurück, ...

Hollis Shaw verliert ihren Mann kurz nach einem kurzen Beziehungsstreit, er stirbt bei einem Auto-Unfall. Ihre Tochter Caroline fühlt sich von ihrer Mutter unverstanden und flüchtet ins Studium zurück, während Hollis nicht mehr weiß, wo ihr Mittelpunkt ist. Und Hollis erreicht Caro nicht mehr, sie wird von ihr geghostet. Bis ihr eine zündende Idee kommt, der Caro einfach nicht ausweichen kann:

Sie lädt drei beste Freundinnen aus drei Lebensphasen ein und eine unbekannte Kommentatorin ihres Blogs, der sie sich irgendwie nahe fühlt. Und beauftragt ihre Tochter, angehende Kamerafrau, das ganze Wochenende zu filmen. Der Roman spielt in der Gegenwart auf Nantucket Island.
Hilderbrand sorgt erst einmal dafür, dass sich die Protagonistinnen vorstellen. Alle sind sie unterschiedlich, haben ihre kleinen und großen Sorgen. Das betrifft auch Caroline. Letztere hat viel mit Gigi gemein, die große Unbekannte der Runde. Gerade bei ihr denkt man, man weiß schon alles und wie es zwischen ihr und Hollis ausgehen wird. Gar nix weiß man! Denn alles entwickelt sich anders als man denkt.
Es ist ein richtiger „Elin-Hilderbrand-Roman“, herrlich zum beömmeln (amüsieren), mitdenken und sich wohlfühlen. Und das alles mit Tiefgang. Unbedingt lesenwert!

Veröffentlicht am 16.01.2024

Warmherzige Episoden

Der Schacherzähler
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„Und, was machen wir morgen? Morgen wird es besser.“ Malu erzieht ihren als schwierig geltenden Neunjährigen alleine. Ihre Freundin ist mehr schlecht als recht als Künstlerin aktiv und auch irgendwie „besonders“. ...

„Und, was machen wir morgen? Morgen wird es besser.“ Malu erzieht ihren als schwierig geltenden Neunjährigen alleine. Ihre Freundin ist mehr schlecht als recht als Künstlerin aktiv und auch irgendwie „besonders“. Was manche Menschen statt schwierig meinen. Walter wiederum ist geistig in der Vergangenheit unterwegs und trauert schon lange. Er spielt gerne Schach bei Hinnerk, dem das Wasser sprichwörtlich in seinem Café bis zum Hals steht. Unter anderem, weil er weniger geschäftstüchtig als freundlich ist.

In dieser Erzählung dreht es sich um Malu, Janne, Walter, Liv und Walter. Ihre Geschichten sind speziell, jede ist anders und doch hängen sie aufgrund ihrer Nachbar- und Freundschaften zusammen. Man erfährt im Grunde Alltägliches: die privaten Sorgen, Ängste, Hoffnungen, Sehnsüchte und Wünsche. Und wie man manche Menschen durch einfachste Dinge „knacken“ kann. Wie Walter mit seiner Art den neunjährigen Janne auftaut. Der eine spielt Schach, sitzend, mit Ausdauer und Taktik. Der andere ist ständig in Bewegung, geistig wie körperlich. Gegensätze ziehen sich manchmal an. Und wie das geschieht, wird hier phänomenal erzählt.
Sehr warmherzig und liebevoll und ungeheuer lesenswert!

Veröffentlicht am 15.12.2023

Trauer und Neuanfang

24 Wege nach Hause
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Eigentlich ist dies kein typischer Advents-Wohlfühlroman, sondern ein handfester "neues-Zuhause-finden-und-ankommen-Wohlfühlroman". Petra hat ihre ältere Schwester verloren und ihre Nichte erhalten, sozusagen. ...

Eigentlich ist dies kein typischer Advents-Wohlfühlroman, sondern ein handfester "neues-Zuhause-finden-und-ankommen-Wohlfühlroman". Petra hat ihre ältere Schwester verloren und ihre Nichte erhalten, sozusagen. Charlie ist zu ihr sehr kratzbürstig. Einerseits trauern beide um Alice, aber Petra kann sich das Leben in Stockholm nicht mehr leisten und daher ziehen sie in eine Eigentumswohnung in einer ländlichen Kleinstadt. Darum rankt sich ein Geheimnis, das mit einem speziellen Adventskalender verknüpft ist, und mit Petra zu tun hat. Die von ihrem Glück allerdings nichts ahnt.

Die Liebe ist in vielfältiger Weise mit im Spiel. Petras irischer Freund kommt zu Besuch, der Hof auf dem die Wohnung untergebracht ist, enthält eine freundliche Gemeinschaft, die die beiden aufnimmt und integriert. Dazu kommen noch mehrere Komponenten und Interessantes aus dem speziellen Adventskalender.

Locker-flockig verfasster Roman, um eine Zwölfjährige, die ihre Mutter kürzlich verlor und ihre Tante, die versucht alles irgendwie möglichst richtig zu machen. So, dass Charlie sich bei und mit ihr wohl fühlt. Der Weg dahin ist beschwerlich, denn beide sind unsicher, trauern und haben unterschiedliche Vorstellungen.

Wer einen locker-seichten Roman mit etwas Tiefgang möchte, ist hiermit sehr gut bedient. Ideal für abends oder einfach so zwischendurch. Und nicht nur für den Advent geeignet!

Veröffentlicht am 12.12.2023

Alb- und Traumlande - tolle Fantasy!

Dreamcatcher
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lexis gehört zum Volk der Fehris und hat daher - im Gegensatz zum Adel, wenig Magie zur Verfügung. Sie ist mit dem Königssohn des Traumlandes und seinen beiden Kumpels eng befreundet. Diese drei gehören ...

lexis gehört zum Volk der Fehris und hat daher - im Gegensatz zum Adel, wenig Magie zur Verfügung. Sie ist mit dem Königssohn des Traumlandes und seinen beiden Kumpels eng befreundet. Diese drei gehören zu den Dreamcatchers, die aufbrechen, um entflohene und fürchterliche Träume zu jagen. Und dabei auch die Welt der Menschen aufsuchen.
Eines Tages dringt ein Albtraum in Alexis ein und von da an ändert sich ihr Leben.

Es ist ein Titel, der zur urban fantasy gehört. Mit viel Magie, Drachen, Abenteuern und in der Menschenwelt ist alles so, wie wir es von unserem Alltag her kennen. Aber die Magie der verschiedenen Völker der (Alb-)Traumlande funktioniert dort auch, nur Drachen können sie nicht betreten.
Ein fantastischer Roman, den ich kaum aus der Hand legen mochte. Für Jugendliche gedacht, aber er hat es in sich und endet leider mit einem gewaltigen Cliffhanger - hoffentlich erscheint der nächste Band bald!

Veröffentlicht am 11.12.2023

Lesenswert

Bis wir unsere Stimme finden
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Fanny und Jakob sind so genannte Verdingkinder in der Schweiz. Sie haben ledige Mütter, die in den 1940er-Jahren als unanständig angesehen wurden und der staatlichen Fürsorge überstellt wurden. Diese wurden ...

Fanny und Jakob sind so genannte Verdingkinder in der Schweiz. Sie haben ledige Mütter, die in den 1940er-Jahren als unanständig angesehen wurden und der staatlichen Fürsorge überstellt wurden. Diese wurden in Pflegefamilien untergebracht, häufig auf Bauernhöfen, wo sie vor allem arbeiten mussten. Wenig Schulbildung, viel schuften und misstrauisch beäugt wurden. Schweigen, gehorchen, körperlich harte Arbeit leisten, war bei vielen an der Tagesordnung. Anhand von Fanny und Jakob als fiktive Personen lernt man diesen Teil der Schweizer Geschichte kennen. Mir war beim lesen stets unbehaglich.
Der Schreibstil ist hervorragend und die Spannungsbögen gut gesetzt. Die Geschichte sehr bildhaft dargestellt ohne zu detailliert zu sein, so dass man sich alles gut vorstellen kann.
1968 sehen die beiden Freunde sich wieder. Sie hat einen Beruf, ist aber eher schüchtern und lehnt sich nicht auf. Er säuft und hat Gelegenheitsjobs. Als der Umgang mit den Verdinge bekannt wird und im Zuge der Studentenproteste aufgenommen wird, überlegt sich Fanny ob sie weiterhin ein Mäuschen sein will oder die Wahrheit nennen möchte. Es geht auch um eine Art der Selbstbehauptung und Selbstwertschätzung. Man merkt, dass Töpfner gut recherchierte. Sie erzählt in zwei sehr gut miteinander verzahnten Handlungssträngen, die zeitlich versetzt sind.

Nichts für schwache Nerven und absolut kein Buch für abends. Dafür bleibt zu viel hängen. Aber ein lesenswerter Roman.