Sehr anspruchsvoll
Der wahrhaftige Volkskontrolleur„Naja weißt du … er lebt!! Karpowitsch flüsterte nun leise.
„Wer?“
„Na er, du weißt schon: Er lebte, er lebt, er wird leben … na Lenin, der Kremlträmer … so nennt man ihn dort unten!“
„Unten?“ Banow ...
„Naja weißt du … er lebt!! Karpowitsch flüsterte nun leise.
„Wer?“
„Na er, du weißt schon: Er lebte, er lebt, er wird leben … na Lenin, der Kremlträmer … so nennt man ihn dort unten!“
„Unten?“ Banow bohrte nachdenklich in seinem Ohr, dann blickte er Karpowitsch fragend an. „Wo unten?“
Karpowitsch seufzte tief. Es war offensichtlich, dass er nicht vorgehabt hatte, mehr preiszugeben, als er bereits getan hatte, aber er beschloss, seinem verständnislosen Kampfgenossen entgegenzukommen, und flüsterte: „Unter dem Kreml …“
Andrej Kurkow beschert uns einen Einblick in die russische Volksseele zu Zeiten des Kommunismus’. Ein unbescholtener Kolchosbauer wird auserwählt zum „Volkskontrolleur“ der gesamten Sowetunion. Von da an verändert sich sein Leben auf wundersame und gleichzeitig tragisch traurige Weise. Von den Mühlen der Bürokratie wird er weitergereicht von einem Büro zum nächsten, Zeuge von kriminellen und zerstörerischen Machenschaften – vorbei am allwissenden Auge der Genossen und muss bald auch um sein eigenes Leben fürchten.
Auch erfahren wir die Geschichte eines „gefallenen“ Engels, wobei dieser Engel sich freiwillig aus dem Paradies nach Russland aufmacht, um zu sehen warum keine Menschen von diesem kühlen Flecken in den Himmel aufsteigen. Auch seine Reise nimmt verschlungene Wendungen und bald findet er sich wieder auf der Suche nach dem „Neuen Gelobten Land“ auf Erden.
Und als dritten dürfen wir dem Schuldirektor Banow über die Schulter schauen und erleben wie er seine Schule auf feinfühlige, sorgsame Art und Weise führt und vielleicht auch sein privates Glück findet.
Zugegeben ein spannendes Buch ist es nicht. Aber dafür ein berührendes. Ein Buch das mich ganz sanft berührt hat und gerade deswegen tief bewegt. Allerdings glaube ich, dass viele Zwischentöne, die der Autor uns spüren lassen wollte, in der Übersetzung verloren gingen.
Insgesamt fand ich das Lesen streckenweise anspruchsvoll, vor allem die russische Namenskultur fand ich ausreichend verwirrend. Trotzdem ein tolles Buch, dass ich sehr gerne gelesen habe.