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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 17.11.2016

Lesevergnügen!

Nimm das Glück in beide Hände!
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„Ich will-will-will aber jetzt ein Ei!“, beharrte meine sonst so umgängliche jüngere Tochter.

„Kann ich ein Hörnchen haben?“, fing nun auch noch Lilli an. (S. 82)

Clara hat alle Hände voll zu tun, zwei ...

„Ich will-will-will aber jetzt ein Ei!“, beharrte meine sonst so umgängliche jüngere Tochter.

„Kann ich ein Hörnchen haben?“, fing nun auch noch Lilli an. (S. 82)

Clara hat alle Hände voll zu tun, zwei Kinder im Kindergartenalter und ein drittes macht sich gerade auf den Weg in diese Welt. Denkbar schlechte Voraussetzungen um dem eigenen Leben wieder mehr Selbstbestimmung zu geben.

Noch dazu mit einem berufstätigen Mann, der in der Weltgeschichte herumreist und einer Schwiegermutter, die eher belastet als unterstützt.

Dennoch macht Clara sich auf den Weg, ihr ganz persönliches Glück zu suchen und allen Widerständen zu trotzen und derer kommen einige auf sie zu.

Antje Szillat lässt uns am Familienalltag einer Großfamilie „in the making“ teilhaben und spart dabei nicht mit kuriosen und komischen Begebenheiten. Die Mütter unter den LeserInnen werden sich gleich vollauf daheim fühlen in „Nimm das Glück in beide Hände“, kennen wir doch alle die vielen Missgeschicke mit umgestoßenen Saft- und Kakaokrügen und anderen Möglich- und Unmöglichkeiten.

Clara ist ein liebenswerter Charakter, die sich abseits von den gängigen Klischees die Protagonistinnen von Frauenromanen üblicherweise aufweisen, erfrischend sympathisch emanzipiert. Sie geigt NeiderInnen auch mal die Meinung und lässt sich nicht so schnell unterbuttern.



„Nimm das Glück in beide Hände“ ist ein lockerer Frauenroman, der gleichzeitig berührt wie abtauchen lässt. Ein absolutes Lesevergnügen.

Veröffentlicht am 17.11.2016

Erwartungsgemäß

Crossfire. Hingabe
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Wir waren noch nicht weit gekommen, als sie sagte: „Wann hat deine Mutter mit dir gesprochen?“
Verdammt. Diesen Unterton kannte ich genau, und ich wusste, was er bedeutete. (S. 252)

Endlich sind sie ...

Wir waren noch nicht weit gekommen, als sie sagte: „Wann hat deine Mutter mit dir gesprochen?“
Verdammt. Diesen Unterton kannte ich genau, und ich wusste, was er bedeutete. (S. 252)

Endlich sind sie wieder da – Mr. Dunkel und Gefährlich und Eva Tramnell – eine Sexgöttin in ganz egal welchen Klamotten. Wir sind beim vierten Teil der Reihe angelangt und bekommen was wir erwarten. Schneller Sex, harter Sex, zärtlicher Sex und vor allem – unmöglicher Sex. Der Mann der immer kann, trifft die Frau, die immer will. Eine perfekte Kombination und sie liefert was sie soll. Gute Unterhaltung.

Der literarische Höhenflug bleibt auch bei Teil 4 aus, aber wer sucht das bei Days‘ Büchern schon?


Wir begleiten Eva und Gideon ein weiteres Stück auf ihrem gemeinsamen Weg. Zwei kaputte Charaktere, die viel Schlimmes erlebt haben und sich zugleich anziehen als auch abstoßen. Gideon hat gelernt mit eiserner Disziplin und Härte gegen sich selbst und andere zu überleben und hat sich mit diesen Eigenschaften ein Imperium aufgebaut. Durch Eva lernt er seine weiche Seite kennen und wir prompt zum Angriffsziel für seine vielen Feinde. Eva will ihm helfen und ihm nahe kommen, aber gerade diese Nähe macht Gideon schwach und er will sie mit aller Macht vermeiden. Die Zerreißprobe für die Beziehung lässt da natürlich nicht lange auf sich warten.

Das offene Ende von Teil 3 ließ die Fans von Eva und Gideon etwas ratlos zurück und so hofften wir wohl alle auf erlösende Antworten in Teil 4. Diese Hoffnungen wurden leider nur zum Teil erfüllt. Die Geschichte um Nathans‘ Tod wird so gut wie gar nicht vorangetrieben, ebenso wenig löst sich der Eiertanz um Brett Kline. Hier wirkt es leider so, dass die Autorin die Geschichte künstlich in die Länge zieht um noch Stoff für weitere Bücher zu haben. Was schade ist und den Charakteren nicht gerecht wird.

Altbekanntes lässt die LeserInnen zwar wieder schnell in die Geschichte eintauchen, aber deutliche Längen und die konsequente Nicht-Klärung von Erzählsträngen schmälern das Lesevergnügen. Ansonsten ein solider Erotikroman.

Veröffentlicht am 17.11.2016

Ordentlich gemacht

T.R.O.J.A. Komplott
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„Ich dachte immer , man kann die Dinger nicht so einfach rausnehmen, weil die Nanobots sonst im Körper Amok laufen“, wunderte sich der stellvertretende Direktor der NSA. (S.166)

Nico ist beinahe am Ziel. ...

„Ich dachte immer , man kann die Dinger nicht so einfach rausnehmen, weil die Nanobots sonst im Körper Amok laufen“, wunderte sich der stellvertretende Direktor der NSA. (S.166)

Nico ist beinahe am Ziel. Er steht kurz vor der Aufnahme ins FBI. Am Tag der Angelobung kommt doch noch einmal alles anders. Nico wird unehrenhaft entlassen, angeblich wurde ein psychologisches Gutachten nicht berücksichtigt.

Am Boden zerstört verlässt der junge Mann das Ausbildungslager, alle seine Hoffnungen scheinen zerschlagen.

Wir befinden uns in einer nahen Zukunft, das Gesundheitssystem arbeitet mittlerweile mit Nanobots und implantierten Chips, die es ermöglichen Ernährung und Lebensstil aller Menschen zu dokumentieren. Es gibt eine umfangreiche Gesetzgebung, die einen ungesunden Lebensstil zu einem teuren Vergnügen macht. Der Erfolg spricht für sich, die Lebenserwartung steigt und die Wohlstandserkrankungen werden zunehmend ausgemerzt. Aber was machen die mikroskopisch kleinen Roboter in unserer Blutbahn, wenn sie nicht gerade unsere Vitalfunktionen überwachen? Welche Informationen können noch übertragen werden? Wer macht sie sich zu Nutze und zu welchem Zweck?

Die Hauptpersonen sind Nico und Beta, die zwei völlig konträre Sichtweisen des Geschehens erzählen und darstellen können, dadurch wird der Plot sehr schnell rund und glaubwürdig. Ein wirklich tieferes Verständnis für die Beweggründe der Charaktere gewinnen die LeserInnen im Verlauf des Buchs allerdings nicht.

Angesiedelt ist die Geschichte in Amerika, so lässt sie sich gegebenenfalls eben auch gut übersetzen und in andere Länder verkaufen. Für mich bleibt da aber ein schales Gefühl bestehen – wieso kann ein dystopisches Thema nicht im Schwarzwald, in Berlin, in Graz oder im ungarischen Lenti umgesetzt werden?

Ortwin Ramadan ist ein bekannter Kinderbuchautor und versucht sich nun im Genre der Jugendbücher. T.R.O.J.A. ist eine handwerklich gut ausgearbeitete Dystopie, ganz im Fahrwasser der Vorbilder aus dem anglo-amerikanischen Raum. Die Geschichte funktioniert, das aber sonst oft so erfrischende „Kantige“ das deutschsprachige AutorInnen mitbringen geht dabei verloren.

Es wird natürlich deutlich, dass das Buch für eine jugendliche LeserInnenschaft geschrieben wurde, dennoch vermisst es Tiefe und innere Konflikte der Charaktere. Für ein paar anregende Stunden aber, die ein wenig an unsere Fähigkeit politische Systeme und ihre Missstände zu hinterfragen durchaus geeignet.

Veröffentlicht am 17.11.2016

Einmal abtauchen

Der Drache hinter dem Spiegel
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„Der Spiegel selbst war uralt und an vielen Stellen fleckig; trotzdem konnte William sich gut darin sehen. Er las Erleichterung in seinem Gesicht, aber auch Besorgnis, hinter dem Vorhang doch keine Tür ...

„Der Spiegel selbst war uralt und an vielen Stellen fleckig; trotzdem konnte William sich gut darin sehen. Er las Erleichterung in seinem Gesicht, aber auch Besorgnis, hinter dem Vorhang doch keine Tür gefunden zu haben.“ (S. 72)

William und seine 4 Geschwister sind auf dem Weg zu ihrem Großvater, den sie noch nie gesehen haben. Der Vater ist schwer erkrankt und die Mutter mit 5 Kindern und der Pflege des Vaters, dem es stetig schlechter geht, schlicht überfordert.

Nach einer wilden Überfahrt ins fremde Schottland, finden sich die 5 allein wieder. Der Großvater, der sie hätte abholen sollen taucht nicht auf. Also machen sie sich auf eigene Faust auf die Suche nach seinem Schloss.

Dort angekommen stellen die 5 schnell fest, dass der Großvater sich doch sehr von ihren Vorstellungen eines alten, zittrigen Väterchens unterscheidet. Dazu kommt das mystische, weitläufige Schloss, das seine ganz eigenen Geheimnisse birgt. Sich neugierig vorzuwagen, ist aber vielleicht nicht immer eine gute Idee, wie die Geschwister bald feststellen werden…

Ivo Pala legt mit „Der Drache hinter dem Spiegel“ sein erstes Kinderbuch vor. Die nordische Mythen- und Sagenwelt, hat es dem Autor augenscheinlich angetan und wer das schon bei der Elbenthal-Saga genossen hat, wird auch an diesem Buch seine Freude haben.

Auch bereits bekannt, ist der Faible von Pala für Kampfszenen sowie das Zusammentreffen mit göttlichen Wesen und Fabeltieren. Dabei gelingt es ihm mühelos eine Brücke zu schlagen, auf der die LeserInnen gemütlich in die Welt der Fantasie wechseln können.

Aus dem Sumpf der Kinderliteratur hebt sich „Der Drache hinter dem Spiegel“ angenehm heraus, da sich dieses Buch nicht scheut, altgediente Figuren und Sagengeschichten aufzugreifen und neu, kindgerecht zu verpacken.

Das erste Buch ohne Bilder, das ich meiner Tochter vorgelesen habe, hat sie gefordert, begeistert und wohl für immer für die Welt des geschriebenen Wortes anfällig gemacht, denn sie meinte noch bevor wir das Buch beendet hatten:

„Ab jetzt lesen wir nur mehr Bücher ohne Bilder, nur mit Fantasie.“

Ivo Pala hat meiner Großen mit diesem Buch eine Tür aufgestoßen, in die Welt der Literatur und sie auf ihren eigenen Weg geschickt und ich denke genau das kann das Buch auch bei anderen Kindern erreichen.

Erwachsene dürfen das Buch übrigens auch lesen und ganz in die Welt der Fantasie abtauchen.

Veröffentlicht am 17.11.2016

Potential verschenkt

Schwur des Tigers - Eine unsterbliche Liebe
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„Wenn ein Mann einer Frau Flieder schenkt…“
„…stellt er ihr gleichzeitig eine Frage“, beendete ich den Satz. (S.185)

Ren, Kishan und Kelsey steht die 4. Aufgabe Durgas‘ bevor, doch zunächst gilt es Kelsey ...

„Wenn ein Mann einer Frau Flieder schenkt…“
„…stellt er ihr gleichzeitig eine Frage“, beendete ich den Satz. (S.185)

Ren, Kishan und Kelsey steht die 4. Aufgabe Durgas‘ bevor, doch zunächst gilt es Kelsey aus den Fängen des Zauberers Lokesh zu befreien. Lokesh will seine Macht mit der Kelseys‘ vereinen um noch mächtiger zu werden.

Sein Größenwahn kennt keine Grenzen, mit Kelseys‘ Hilfe will er zum Dämon werden und sich die ganze Welt unterwerfen.

Ren, der seine Erinnerungen wieder hat, muss damit zurechtkommen, dass Kelsey nun mit Kishan zusammen ist. Sie aufzugeben kommt für ihn allerdings keine Sekunde lang in Frage.

Der langersehnte 4te Band der Tiger-Reihe ist endlich auf Deutsch erschienen und verspricht das epische Finale der Geschichte um Kelsey und ihre zwei Tiger. (Mittlerweile ist aber bekannt, dass Colleen Hock bereits an Teil 5 arbeitet ? )

Die zunehmende Oberflächlichkeit, die sich schon in Band 3 ausbreitete, wird in „Schwur des Tigers“ noch verstärkt. Weder Kelsey noch Ren scheinen durch ihre Abenteuer und Geschehnissen an Erfahrung zu gewinnen oder aus Widerfahrenem Konsequenzen zu ziehen.

Der kantige und unbeugsame Kishan verkommt in Kelseys‘ Nähe zum Schmusekätzchen und überhaupt ist das Buch auf weiten Strecken einfach zu nett, zu glatt zu vorhersehbar.

Die Gaben Durgas‘ machen inzwischen jede Bedrohung zu einem Witz, denn sie lösen einfach jedes Problem mit einem Augenzwinkern. So flauen auch Situationen mit ordentlich Spannungspotential nach wenigen Sätzen schnell ab, weil klar wird, dass die ProtagonistInnen mühelos die Oberhand behalten werden.

Einzelne Erzählstränge enden im Nichts, werden nicht aufgelöst oder schlimmer führen zu logischen Fehlern in der Geschichte.

Das Ende mag Fans der Reihe versöhnen, für mich allerdings wurde hier Potential zu einer großen, authentischen Liebesgeschichte schlichtweg vernichtet.