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Veröffentlicht am 17.11.2016

Die ruhigen Töne

Der Gast im Garten
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Ein Pärchen im mittleren Alter hat sich eine kleines Haus etwas außerhalb Tokyos gemietet. Dort leben sie relativ farblos vor sich hin. Sie streiten sich nicht, sie streiten sich nicht mit den Nachbarn. ...

Ein Pärchen im mittleren Alter hat sich eine kleines Haus etwas außerhalb Tokyos gemietet. Dort leben sie relativ farblos vor sich hin. Sie streiten sich nicht, sie streiten sich nicht mit den Nachbarn. Aber sie leben auch nicht richtig. Bis das Leben in Form einer kleinen Katze bei ihnen Einzug hält und langsam aber sicher alles verändert.

Takashi Hiraide bildet mit seinem kleinen Roman, der mit wenigen Worten auskommt um eine atemberaubende Stimmung zu erzeugen, die Abgestumpftheit unserer Gesellschaft ab. Zwei Menschen, die einander haben und doch füreinander und für andere wortlos geworden sind, beginnen sich über ein scheinbar unbedeutendes Wesen – eine Katze – wieder zu spüren. Sie nehmen wahr und erleben, was um sie herum passiert. Und nicht nur das, sie reflektieren wieder, sich selbst aber auch andere.

Mit wenigen Sätzen erzählt er uns, wie farblos das Leben ist, wenn wir uns nicht an andere knüpfen und uns von ihnen in ihre Leben knüpfen lassen.

Die kleine Katze Chibi schleicht sich in so ein fade gewordenes Leben und mit ihrer bloßen Anwesenheit verändert sie so vieles in den Herzen der Menschen um sie herum.

Takashi Hiraide zeigt uns – das Leben. Das Leben, das einfach – IST. Mit und ohne große Dramen, mit und ohne große Katastrophen. Das Leben fragt nicht, es hinterfragt nicht – es fließt und wir fließen für den Bruchteil eines Wimpernschlages mit.

Ein kraftvolles Buch, das ganz ohne „Knuff“ – „Bumm“ – „Bäng“ auskommt. Lesenswert!

Veröffentlicht am 17.11.2016

Bleibt hinter den Erwartungen zurück

Die Frauen der Rosenvilla
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Anna hat alle Hände voll zu tun. Ihr gehört eine gut gehende Schokoladenmanufaktur und sie eröffnet gerade eine zweite Filiale. Ihr Großvater, zu dem sie ein sehr inniges Verhältnis hatte, hat ihr die ...

Anna hat alle Hände voll zu tun. Ihr gehört eine gut gehende Schokoladenmanufaktur und sie eröffnet gerade eine zweite Filiale. Ihr Großvater, zu dem sie ein sehr inniges Verhältnis hatte, hat ihr die Rosenvilla vermacht. Ein altes, herrschaftliches Haus, das sie mit sehr viel Liebe und noch mehr Geld renoviert hat.

Neben der Neueröffnung ihres zweiten Schokoladenladens beschäftigt sie sich mit den Wurzeln der Villa. Sie will das traditionsreiche Haus detailgetreu wieder herstellen. Dabei hat sie sich unzählige alte Rosensorten anliefern lassen, die sie mit einem Gärtner, der ihr zugleich ein guter Freund ist im Garten der Villa anpflanzt.

Eine sympathische Protagonistin, die wir auf der Suche nach ihrer Vergangenheit begleiten. Ein scheinbar längst vergessenes Geheimnis, das aber wie ein Schatten über der Familie liegt und Schokolade, zartbitter, bittersüß, süß, herb aber auf jeden Fall – Trost spendend.

Teresa Simons Buch weckt ganz unterschiedliche Gefühle und Stimmungen bei ihren (wahrscheinlich zumeist weiblichen) LeserInnen, Sehnsucht, Wärme, Neugier…alles kann mit dabei sein.

Leider kann die Autorin ab der Hälfte des Buches, die stimmungsgeladene Atmosphäre kaum halten und schafft es auch nicht, das komplexe Gefüge an Geschehnissen zu einem glaubhaften Strang „Vergangenheit“ zu verarbeiten.

Die Glaubwürdigkeit einzelner Charaktere leidet darunter, dass sie dazu benutzt werden den Plott zu erfüllen und dadurch leidet auch die Lesefreude. Vor allem im hinteren Drittel wirken die Szenen eiligst aneinandergereiht. Was sich geschmeidig aneinander reihen sollte wirkt konstruiert und mühsam in den Rahmen gepresst. Einige grobe Schnitzer seitens des Lektorats machen es den LeserInnen dann auch nicht gerade leicht.

Für einige Stunden ein schönes Buch, das aber den Erwartungen, die es geweckt hat, nicht gerecht werden konnte.

Veröffentlicht am 17.11.2016

Erzählkunst

Altes Land
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Von der Mutter schaut sie sich ab, wie diese sich alles ertrotzt und dabei kalt, gefühllos und innerlich tot wird.



Anne erwischt ihren Lebensgefährten, einen erfolgreichen Schriftsteller, nackt in ...

Von der Mutter schaut sie sich ab, wie diese sich alles ertrotzt und dabei kalt, gefühllos und innerlich tot wird.



Anne erwischt ihren Lebensgefährten, einen erfolgreichen Schriftsteller, nackt in der gemeinsamen Wohnung mit seiner Lektorin. Sie nimmt das gemeinsame Kind und flieht, flieht vor dem Schmerz, von dem „sich Stellen“ und meint es sei ein Neuanfang.

Doch am „Alten Land“ ticken die Uhren anders, gelten andere Regeln, herrschen andere Umgangsformen. Anne findet bei der alten Tante Vera einen Unterschlupf, aber wie wird die schrullige, einsam lebende Vera mit einer jungen Mutter und einem Kleinkind in dem sonst immer leeren Haus fertig werden?

Dörte Hansen erzählt eine Geschichte vom „Alten Land“ in dem sie über das „Alte Land“ schreibt. Dabei gelingt es ihr auf schonungslose und zugleich sympathische Art unserer Gesellschaft einen Spiegel vorzuhalten. Geschickt verwebt sie Vergangenes mit der Gegenwart und zeigt uns, dass wir durch unsere Geschichte zu dem werden was wir sind, aber auch, dass wir in jedem Augenblick die Möglichkeit haben etwas zu verändern, dass es unser Verstand ist, mit dem wir entscheiden können, aber unser Herz die Richtung vorgibt.

In „Altes Land“ lernen wir Bauern kennen, die Touristen linken und fliehende Städter, die meinen die besseren Bauern zu sein. Handwerker, die für einen makabreren Scherz bereit sind ihren Berufsstand zu verraten und das Aufeinanderprallen von Generationen. Wo Menschen zusammen treffen da wird geliebt, gehasst, gelogen und betrogen, aber da ist auch immer Hoffnung, Ehrlichkeit und Für einander da sein.

Das alles zu einen und zu einem berührenden Roman zusammen zu schmieden – das gelingt Dörte Hansen. Ein wunderbares Buch – über uns Menschen.

Veröffentlicht am 17.11.2016

Sommerbuch

Freunde fürs Lieben
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Marie kommt bei Fin unter als ihr Langzeit Freund ihr erklärt, dass er sich nicht von seiner Frau trennen kann – wieder nicht. Fin hat gerade eine hübsche Celine im Bett, lässt aber für seine beste Freundin ...

Marie kommt bei Fin unter als ihr Langzeit Freund ihr erklärt, dass er sich nicht von seiner Frau trennen kann – wieder nicht. Fin hat gerade eine hübsche Celine im Bett, lässt aber für seine beste Freundin sogleich alles stehen und liegen. So war das immer.

Seit vielen Jahren stehen Marie und Fin füreinander ein und sind in allen Lebenslagen füreinander da. Fin – der sich nicht fest binden möchte und Marie, die auf der Suche nach der großen Liebe immer wieder enttäuscht wird. Eine Beziehung miteinander scheint für beide ausgeschlossen, sagen sie doch beide überzeugend, dass sie den jeweils anderen nicht attraktiv finden und auch mit den jeweiligen charakterlichen Eigenschaften des anderen nichts anfangen können.

Aber die Zeit macht vor niemandem halt und Fin wünscht sich eine Familie, sein Single-Dasein aber, das möchte er vorerst nicht aufgeben, außerdem läuft ihm einfach nicht die passende Mutter für seine Kinder über den Weg. Da kommt ihm die Idee eine Familie mit Marie zu gründen – auf freundschaftlicher Basis.

Und damit nimmt die Geschichte ihren Lauf.


Männlein und Weiblein – können nicht beste Freunde sein, oder vielleicht doch? Aber was passiert wenn sie sich nun doch ineinander verlieben, bleibt dann die Freundschaft auf der Strecke? Oder kann man vielleicht beides sein? Verliebte und auch beste Freunde? Felicitas Pommerening wagt den Versuch, die Grenzen zwischen Freundschaft und Liebe etwas aufzuweichen. Dabei sind Marie und Fin sind so etwas wie ein verhindertes Liebespärchen, irgendwo auf dem Weg zum Verlieben stecken geblieben scheint es.

Wir begleiten Marie und Fin auf ihrer ganz persönlichen Suche nach dem Glück und vor allem bei der Suche nach der Definition von Glück. Die Autorin gibt den beiden dabei so etwas wie eine unschuldige Grundhaltung an die Hand, das macht die ProtagonistInnen sympathisch aber auch ein wenig unglaubwürdig.

Überhaupt fällt es oft schwer, den Charakteren zu glauben, dass sie erwachsene Menschen sind, die Ausbildungen hinter sich haben. Obwohl Marie und Fin sich mehr als 10 Jahre kennen, bleiben ihre Dialoge oberflächlich. Beizeiten wirken sie kaum vertraut miteinander, sie missverstehen sich und scheinen Eigenheiten des jeweils anderen kaum zu kennen.

Ein kurzweiliges Buch für laue Sommerabende, ohne wirklichen Tiefgang.

Veröffentlicht am 17.11.2016

Die große Liebe

Herzriss
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Seit der Tour letzten Sommer, sind Sanny und Greg ein Paar. Sie unterstützt ihn bei seiner Leidenschaft als Bassist und er ist für sie da, jetzt wo ihre Herz-OP kurz bevor steht.

Als ein Plattenvertrag ...

Seit der Tour letzten Sommer, sind Sanny und Greg ein Paar. Sie unterstützt ihn bei seiner Leidenschaft als Bassist und er ist für sie da, jetzt wo ihre Herz-OP kurz bevor steht.

Als ein Plattenvertrag für die Band in Reichweite liegt, überlegt Sanny nicht lange ob sie Greg und die Band nach Berlin begleiten soll. Vorort aber überschlagen sich die Ereignisse und die junge Liebe wird auf eine ernste Probe gestellt.



Britta Sabbag schließt die Geschichte um Sanny und Greg mit dem zweiten Teil „Herzriss“ ab. Gefühlvoll und authentisch beschreibt sie Sorgen, Probleme, Glück und Sehnsüchte von jungen Menschen auf der Schwelle zum Erwachsensein.

Ein junges Herz ist sprunghaft, es liebt leidenschaftlich, aber in den meisten Fällen kann es sich nicht so richtig festlegen, es weiß noch nicht, was die große Liebe sein soll und es muss lernen, Freundschaft, Sympathie und Liebe zu unterscheiden.

Auf diesem Weg dürfen wir Sanny und die Band ein Stück begleiten, lernen einzelne Charaktere besser kennen und verlieben uns wahrscheinlich selbst ein wenig in das eine oder andere Bandmitglied.



Ein wunderbares, leichtes Jugendbuch, das es schafft uns an die erste große Liebe zu erinnern.