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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 17.11.2016

Zwischen den Kriegen

Das Diamantenmädchen
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Lili Kornfeld stellt den Kontakt zwischen Paul van der Laan und dem Staatssekretär, von Schubert her. In welchen Sumpf der Intrige sie sich damit begibt, ahnt sie noch nicht. Paul ist ein alter Freund, ...

Lili Kornfeld stellt den Kontakt zwischen Paul van der Laan und dem Staatssekretär, von Schubert her. In welchen Sumpf der Intrige sie sich damit begibt, ahnt sie noch nicht. Paul ist ein alter Freund, eine Kindheitserinnerung.

Lili, ihr Bruder Wilhelm und Paul verbrachten als Kinder beinahe jede freie Minute zusammen. Lili setzte immer alles daran bei den Jungenspielen dabei sein zu dürfen und irgendwie schaffte sie beinahe jedes Mal mit den beiden Jungen Abenteuer zu bestehen. Über die Jahre wurde das Band der drei immer enger und vor allem Paul und Lili kamen sich näher.

Bis zum Ausbruch des ersten Weltkrieges, Paul und Wilhelm – beste Freunde – melden sich gemeinsam an die Front. Sie stürzen sich in einen Krieg den nicht nur Deutschland sondern auch sie selbst mit einem hohen Preis bezahlen werden.

Erst Jahre später sollen sich Paul und Lili wieder näherkommen, vor dem Hintergrund des Diamantenschleifens.

Das Buch spielt sich in mehreren Zeitsträngen ab, zum einen geht es in der Gegenwart um den Mord an einem Schwarzen und seine Verbindung zu Paul van der Laan und damit auch zu Lili Kornfeld. Zum anderen wird Lili’s Kindheit und Jugend in zahlreichen Rückblenden erzählt und damit ebenso Pauls’ Geschichte und schließlich auch das tragische Schicksal von Wilhelm Kornfeld.

Relativ einfach gelingt der Einstieg in das Berlin der 20er Jahre. Durch einfache Kniffe wie die Verwendung der damals geläufigen Sprache, die Darstellung von Sekretärinnen oder Telefonistinnen oder die Beschreibung der gängigen Mode, ist der/die Leser/in schnell ganz gefangen in dieser Vergangenheit.

Der Mordfall stellt nicht das zentrale Element dar, vielmehr geht es um die Beziehungen der ProtagonistInnen untereinander und ihrem Umgang mit dem ersten Weltkrieg den sie alle aktiv erlebt haben und der ihnen allen einen hohen Preis abverlangte.

Ein studierter Jurist – Schambacher – landet in einer Kriminalabteilung, privat gefangen in einer scheinbaren tristen Ehe, doch noch voller Leben und Leidenschaft, getrieben von dem Verlangen nach persönlicher Entfaltung und nicht zuletzt dem Wunsch, Berlin sicherer zu machen.

Lili Kornfeld, profitiert von den Umwälzungen der neuen Zeit, für sie ist es möglich einen Beruf auszuüben, alleine in einer Wohnung zu leben und frei von dem Knebel einer frühen Ehe ihr Leben zu genießen.

Paul van der Laan kommt aus dem Krieg, gebeugt unter der Last seinen besten Freund im Stich gelassen zu haben, ihm scheint das Leben leer – bis er Lili wieder trifft.

Persönlich hat das Buch für mich erst nach den ersten 50 Seiten Fahrt aufgenommen. Zwar war ich schnell vertraut mit der dargestellten Zwischenkriegszeit, doch war mir zu Beginn nicht ganz klar wohin die Geschichte eigentlich wollte. Aber das Weiterlesen hat sich auf jeden Fall gelohnt.

Die Verstrickung der Beziehungen der Personen hat mich im Laufe des Buchs fasziniert und ich habe nicht nur einmal im Weiterlesen inne gehalten um eine eigene Theorie aufzustellen, wie die Geschichte weitergeht. Während des ganzen Buches hatte ich 4 oder 5 mögliche Ausgänge im Kopf, die ich immer wieder abwandeln musste und trotzdem wurde ich am Schluss nicht enttäuscht.

Ich hätte mir ein anderes Ende gewünscht aber das geschriebene Ende war für mich auch plausibel und gut erzählt. Ein tolles Buch – das sich schnell liest und in seinen Bann zu ziehen vermag.

Veröffentlicht am 17.11.2016

Anspruchsvoll

Eins wollt ich dir noch sagen
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Nadine Waveneys und Riley Purefoy treffen sich in den Kensington Gardens, als Nadine’s Vetter Riley mit einem verirrten Schneeball in den Round Pound befördert. Nadine’s Familie beginnt den auf den ersten ...

Nadine Waveneys und Riley Purefoy treffen sich in den Kensington Gardens, als Nadine’s Vetter Riley mit einem verirrten Schneeball in den Round Pound befördert. Nadine’s Familie beginnt den auf den ersten Blick intelligenten Jungen zu fördern und eröffnet ihm Eintritt in eine Welt, die Riley aufgrund seines Geburtshauses verwehrt bleiben würde.

Ihr Standesunterschied ist Nadine und Riley lange nicht bewusst, erst als sich die ersten zarten Gefühle regen und Nadine’s Mutter den Kontakt unterbindet, werden sie sich sowohl ihrer Zuneigung zueinander als auch der scheinbaren Unmöglichkeit ihrer Beziehung bewusst.

Zeitgleich bricht in Europa der erste Weltkrieg aus. Riley wurde durch das Zusammentreffen mit Nadine’s Familie das seltene Glück zuteil eine gute Schulbildung zu erhalten. Noch bevor er sich genau überlegt, was er mit der gewonnen Bildung anfangen könnte, entscheidet er sich spontan für den Krieg.

Nadine und Riley schreiben sich. Erst zögerlich, dann voller Liebe und Verständnis füreinander. Sie treffen sich in London als Riley Heimaturlaub hat und versichern sich ihre Gefühle füreinander. Es scheint klar, dass sie nach dem Krieg, den Standesunterschieden zum Trotz zusammen bleiben möchten.

Doch dem Krieg kann scheinbar niemand entrinnen. Riley wird schwer verwundet und die Beziehung auf eine vielleicht unüberwindbare Probe gestellt.

Ein Buch das recht leichtfüßig begann, nimmt alsbald eine recht dramatische Wendung, die einerseits das Weiterlesen beinahe unmöglich macht und es andererseits auch unmöglich macht, das Buch weg zu legen.

Erzählt wird in zwei Hauptsträngen, dabei geht es um die Entwicklung zwischen Nadine und Riley, sowie das Ehepaar Julia und Peter Locke, deren Schicksale alsbald unauflöslich miteinander verknüpft werden.

Ich habe Stunden um Stunden gelesen und dabei Bäche von Tränen vergossen. Dabei hat „Eins wollt ich Dir noch sagen“ ganz viele unterschiedliche Emotionen und Erinnerungen in mir ausgelöst.

Ich habe eine neue Sicht auf Kriege gewonnen, eine Sicht die ich gänzlich ausgeblendet habe, denn ich habe verdrängt, wie desaströs sich Kriegsgeschehen auf das Seelenheil von Menschen auswirkt. In den vergangenen Tagen habe ich viel Zeit damit verbracht an meine beiden Großväter zu denken, von denen einer viele Bilder von Kriegsgeschehen aufgenommen hat. Obwohl mir alle Bilder mehr oder weniger bekannt waren, habe ich sie nun noch einmal mit anderen Augen gesehen.

Ein berührendes Buch, streckenweise sehr anspruchsvoll zu lesen.

Veröffentlicht am 17.11.2016

Schönes Jugendbuch

Traumsplitter
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Ella verlässt das idyllische Weingut ihrer Eltern in Australien um in Deutschland als freie Fotografin Fuß zu fassen. Sie bezieht die baufällige Villa ihrer verstorbenen Großtante gemeinsam mit ihrem 15-jährigen ...

Ella verlässt das idyllische Weingut ihrer Eltern in Australien um in Deutschland als freie Fotografin Fuß zu fassen. Sie bezieht die baufällige Villa ihrer verstorbenen Großtante gemeinsam mit ihrem 15-jährigen Neffen Kimi und schon bald gesellt sich ein Untermieter namens Gabriel dazu.

Ella findet in Sandfern etwas wieder, dass sie lange verloren glaubte – den Weg in ihre Träume, im eigentlichen in einen ganz bestimmten Traum. Was sie nicht weiß – Gabriel ist ein Traumwandler, jemand der in Träume anderer Menschen eindringt und sie bestiehlt. Doch Ella’s Traum ist anders, Ella ist anders und sie löst in Gabriel neue Gefühle aus. Gefühle die er sich erst nach und nach eingesteht und die auch Ella aufwirbeln.

Ella und Gabriel treffen sich in Ella’s Traum, doch was sich zuerst zauberhaft anfühlt wird alsbald für beide sehr gefährlich, hinter Gabriel ist ein Inkubus her, dem es nach dem Traum giert.

Ella und Gabriel verlieben sich vor der Kulisse einer ruinösen Jugendstil-Villa, die Luft zwischen ihnen knistert. Die Charaktere bleiben etwas farblos und wirken auf mich nicht ganz zu Ende „formuliert“. Eigenheiten von Ella oder von Gabriel fehlt ein wenig das Unverwechselhafte. Die Geschichte geht zwar locker flüssig voran, aber es gibt immer wieder Stolpersteine, eigenwillige Wortkreationen beispielsweise.

Einige Aspekte bleiben ungeklärt, die Beziehung von Bernadette und Gabriel, Hintergründe der Traumwandlerei, Wesen des Inkubus.

Ein lockeres Sommerbuch mit einer fantastischen Story. Für meinen Geschmack im letzten Drittel etwas zu fantastisch. Das Ende ist auf eine Fortsetzung ausgerichtet. Ich bin hin und hergerissen ob ich eine solche lesen würde, aber ich glaube ja, denn über große Strecken war das Buch unterhaltsam.

Veröffentlicht am 17.11.2016

Wirklich schrecklich

Ewig böse
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James Hastings verdient sein Geld als Double, als Double des bekannten Rappers „Ghost“. Seine Arbeit wirkt sich negativ auf seine Beziehung aus, doch bevor er das Ruder herumreißen kann, wird Stacey überfahren.

Der ...

James Hastings verdient sein Geld als Double, als Double des bekannten Rappers „Ghost“. Seine Arbeit wirkt sich negativ auf seine Beziehung aus, doch bevor er das Ruder herumreißen kann, wird Stacey überfahren.

Der Unfall kann nicht geklärt werden. Beinahe ein Jahr lang ertränkt James seine Trauer in harten Getränken, bespitzelt seine Nachbarn durch das Teleskop seiner verstorbenen Frau, bis eines Tages Annette sich im Haus nebenan einmietet.

Annette gesteht James, dass ihr Mann sich vor kurzem das Leben genommen hat und in seinem Abschiedsbrief die Verantwortung für Stacey’s Tod übernahm. Die beiden beginnen eine seltsame, verworrene und unheilbringende Beziehung.

Bald beginnt Annette sich zu verändern, sie spricht wie Stacey, färbt sich die Haare und in ihrer Nähe kommen Menschen zu Schaden. James verschließt davor die Augen, fährt mit Annette gemeinsam in die Wüste von Sheltering Deserts, doch der vermeintliche „Schutz“ könnte ihm schon sehr bald zum Verhängnis werden.

Ewig böse beginnt als Thriller mit ein paar Schockern hier und da. Schon bald kommt jedoch ein fantastisches Element dazu und die Geschichte gerät eher zu einer Horror-Story. Im Verlauf des Buches finden sich immer mehr Ungereimtheiten und gegen Ende ist der/die Leser/in restlos verwirrt und bleibt ratlos zurück.

Für mich krankt die Geschichte an mehreren Stellen, die Liebe zwischen James und Stacey wird wird nie greifbar oder nachvollziehbar, ihr Schicksal berührt nicht. Auch Annette’s Geschichte bleibt farblos, was vielleicht auch daran liegt, dass sie nie ganz klar gelegt wird.

Die in der Geschichte angelegten Sackgassen verführen nicht zum Rätseln sondern haben mich nur dazu gebracht, sämtlichen ProtagonIstinnen zu misstrauen und das hat mich bald frustriert, weil mir dadurch schon bald bewusst wurde, dass die Geschichte keinerlei Aufklärung finden würde.

Ab der Mitte des Buches werden auch Rückblenden eingeflochten, die Stationen in James und Stacey’s Leben als Paar zeigen, aber diese geraten gezwungen erotisch oder zeigen ebenso bemüht, dass ein dunkles Schicksal bereits seine Schatten vorauswirft.

Auch das offen angelegte Ende, das wahrscheinlich noch mal so richtig gruseln sollte, fand ich nur noch mühsam.

Insgesamt scheint, es dass, sich mehrere Menschen wenig Gedanken um das Buch gemacht haben, spielt es zwar in L.A. und in der Wüste in und rund um Sheltering Palms, so ziert das Cover doch eine Bank in dichtem Schneetreiben.

Veröffentlicht am 17.11.2016

Lädt zum Träumen ein

Zeitenzauber
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Als Anna wieder zu sich kommt ist es finstere Nacht und bei genauerer Betrachtung hat sich in Venedig einiges verändert. Sie ist im Jahr 1499 gelandet. Doch noch bevor Anna diesen Schock verdauen kann, ...

Als Anna wieder zu sich kommt ist es finstere Nacht und bei genauerer Betrachtung hat sich in Venedig einiges verändert. Sie ist im Jahr 1499 gelandet. Doch noch bevor Anna diesen Schock verdauen kann, ist sie schon mitten drin im Abenteuer.

Sebastiano, der Anna in die Gondel zog ist ein Zeitreisender und zunächst wenig interessiert an Anna’s Problemen und vor allem ihrem drängenden Wunsch – wieder nach hause zu kommen. Schon bald aber stellt sich heraus, dass nicht nur Anna Sebastiano braucht sondern auch Sebastiano auf Anna angewiesen ist.

Im finsteren Venedig des 15. Jahrhunderts müssen die beiden so manches gefährliche Abenteuer bestehen und ihre Rückkehr ins Jahr 2009 scheint alles andere als gewiss.

Zeitenzauber ist ein Buch, das sich mühelos in einer fernen Vergangenheit bewegt ohne dabei verstaubt oder langweilig zu wirken.

Eva Völler haucht allen Charakteren glaubwürdig Leben ein und schon bald tauchen die LeserInnen ganz ein in ein längst vergangenes Venedig. Anna ist ein modernes junges Mädchen, das sich in der Vergangenheit nicht unterkriegen lässt und deren Verstand auch nicht vernebelt wenn sie ein ernstes Wort mit ihrem Herzbuben spricht.

Ich habe mich beim Lesen lebhaft an meine beiden Aufenthalte in Venedig erinnert und bin dabei ganz schnell ins Träumen gekommen.

Insgesamt ist Zeitenzauber ein schnell gelesenes Buch, dass zum Lachen bringt aber auch spannend und mitreißend ist.