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Veröffentlicht am 01.10.2018

Eine heiße Rockstar-Geschichte zum Schmachten und Träumen

Idol – Gib mir die Welt
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Liberty Bell – gestraft mit einem wirklich schrecklichen Namen – lebt nach dem Tod ihrer Eltern ein isoliertes und behagliches Leben ohne den kleinsten Aufreger. Sie verkriecht sich in ihrem Schneckenhaus ...

Liberty Bell – gestraft mit einem wirklich schrecklichen Namen – lebt nach dem Tod ihrer Eltern ein isoliertes und behagliches Leben ohne den kleinsten Aufreger. Sie verkriecht sich in ihrem Schneckenhaus und pflegt eine unaufgeregte Routine. Damit ist es vorbei, als ein betrunkener Motorradfahrer in ihrem Vorgarten liegt.

Killian ist zu Beginn das Klischee eines abgehalfterten Musikers schlechthin. Betrunken, ungepflegt, ungeniert. Es kommt zu einigen ziemlich amüsanten Schlagabtauschen zwischen diesen beiden sehr unterschiedlichen Figuren. Doch wie von einer Liebesgeschichte nicht anders zu erwarten, zieht es sie immer wieder zueinander hin. Die Geschichte wird abwechselnd aus den Perspektiven von Libby und Killian erzählt, wodurch man einen guten Einblick in beide Charaktere gewinnt und ihr Denken und Handeln nachvollziehen kann.

Die erste Hälfte des Buches spielt in Libbys Welt. In der ländlichen Zurückgezogenheit kommen sich die beiden immer näher und von dem einstigen Rockstar ist nicht viel zu spüren. Aber etwa ab der Hälfte des Buches zieht es Killian zu seiner Band zurück, eine Tour ist geplant und Libby muss sich entscheiden, ob sie endlich ihr Schneckenhaus verlässt. Was sie selbstverständlich tut. Schließlich ist Killian ein Rockstar. Halloho! Im Verlauf findet Libby nicht nur ihren Platz an der Seite eines weltberühmten Musikers, nein, sie muss auch ihren eigenen Platz in der Welt finden und behaupten.

„Idol – Gib mir die Welt“ ist der erste Band der VIP-Reihe und für Fans von Rockstar-Geschichten absolut zu empfehlen. Die Handlung ist abwechslungsreich, witzig, gespickt mit einigen heißen Szenen. Mit Libby konnte ich mich nicht so anfreunden. Diese Mischung aus zart und ängstlich zu schlagfertig und taff war nicht immer ausgewogen. Manchmal empfand ich ihre Empfindlichkeit als nervig und einige Szenen zwischen ihr und Killian sind einfach nur platt und kitschig. Abgesehen davon liest sich das Buch super. Der Schreibstil ist klasse.

Veröffentlicht am 11.03.2024

Bettgeflüster mit Jane Austen

Jane Austen bleibt zum Frühstück
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Der Tag beginnt für die Buchhändlerin Penny Lane mit einem Schreck: Sie entdeckt eine Fremde in ihrem Bett, aber nicht irgendeine Fremde, sondern die echte Jane Austen! Die Situation könnte skurriler nicht ...

Der Tag beginnt für die Buchhändlerin Penny Lane mit einem Schreck: Sie entdeckt eine Fremde in ihrem Bett, aber nicht irgendeine Fremde, sondern die echte Jane Austen! Die Situation könnte skurriler nicht sein, aber für Penny wird sie zur unerwarteten Chance, denn wer könnte besser in Liebesdingen beraten als die Meisterin der romantischen Literatur selbst?

Die Idee einer Freundschaft zwischen einer modernen Frau und einer historischen Ikone ist faszinierend. Doch während Penny zunächst begeistert von der Aussicht ist, mit Jane Austen Zeit zu verbringen, erweist sich die Situation bald als komplizierter als erwartet. Die Handlung ist nett, aber nicht besonders mitreißend. An einigen Stellen wirkt sie sogar recht lahm und schwerfällig. Es fehlen überraschende Wendungen, die den Leser wirklich fesseln würden, und eine Portion mehr an britischem Humor hätte der Geschichte sicherlich gutgetan.

Die Dynamik zwischen Jane und Penny ist ganz charmant. Penny ist eine moderne Frau, die in einer Welt voller Jane Austen-Romane lebt und davon träumt, ihre eigene Liebesgeschichte zu finden. Jane hingegen ist prüde, steif und introvertiert, doch gerade das macht ihren Charme aus.

Die Nebencharaktere tragen zwar zum Unterhaltungswert der Geschichte bei, bleiben teils aber oberflächlich. Die Fülle an Charakteren ist zeitweise auch etwas verwirrend und manche Entwicklungen wirken wenig glaubwürdig. Zum Beispiel ist Pennys Überraschung ziemlich unlogisch, als sie zum Klavierunterricht geht und erkennt, dass der Lehrer einer ihrer engsten Freunde, schon immer ein passionierter Musiker ist. Ja, im Sinne der Handlung ganz praktisch, weil Jane diesen Kumpel mit ihren Klavierkünsten beeindrucken kann und sie sofort eine gemeinsame Ebene haben. Aber dann kann das kein enger und guter Freund von Penny sein.

Trotz dieser Schwächen bietet der Roman eine unterhaltsame Lektüre für Fans von Liebesromanen und Jane Austen. Die vielen Parallelen zwischen der Handlung und den Romanen von Jane Austen werden sicherlich diejenigen begeistern, die mit ihren Werken vertraut sind. Obwohl ich mir auch in der Hinsicht ein deutliches Mehr erhofft hatte.

Alles in allem ist dieser Roman eine angenehme, wenn auch nicht überragende Lektüre. Trotz einiger Schwächen in der Handlung und den Charakteren bietet das Buch genug Unterhaltungswert, um die Leser für ein paar Stunden in die Welt von Jane Austen zu entführen.

Ein herzliches Dankeschön an den Verlag, der mir dieses Buch zu Rezensionszwecken zur Verfügung gestellt hat!

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Veröffentlicht am 05.08.2021

Urlaubsliebe und Alltagswahnsinn

Wenn nicht jetzt, wen dann?
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Ines ist eine Frau in den besten Jahren: knapp(!) über 50, Ärztin und Psychologin und Mutter von drei Kindern von drei unterschiedlichen Männern. Um bei der Hochzeit ihres schwulen Ex und Vater des ersten ...

Ines ist eine Frau in den besten Jahren: knapp(!) über 50, Ärztin und Psychologin und Mutter von drei Kindern von drei unterschiedlichen Männern. Um bei der Hochzeit ihres schwulen Ex und Vater des ersten Kindes nicht allein dazustehen, beschließt Ines, dass es Zeit für einen neuen Mann in ihrem Leben ist. Da ihr in ihrem chaotischen Alltag die Zeit fehlt, einen geeigneten Mann in kürzester Zeit aufzutreiben, beauftragt sie eine Partnervermittlung. Dabei weiß Ines ganz genau, was sie will – und was nicht.

Der Roman beschreibt dann also Ines’ Bemühungen, das turbulente Familienleben, den Arbeitsalltag und die Suche nach dem perfekten Mann unter einen Hut zu kriegen. Dabei kommt es zu skurrilen Situationen und Begegnungen, die von ihr nonchalant gemeistert werden.

Für meinen Geschmack hätte in der Handlung etwas mehr Abwechslung vorkommen können. Etwa 90 Prozent des Buches schwanken zwischen Familienstress – sich ständig wiederholende Besorgungen von Zutaten für die kochende Zwölfjährige – und den Begegnungen mit unpassenden Kandidaten hin und her, vor denen Ines die Flucht ergreift, indem sie einen Notfall in der Familie vortäuscht. Die eigentlich niedlich gedachte Liebesgeschichte wird dann auf die letzten fünf Seiten gequetscht. Das ist ein bisschen schade. Nach all den Strapazen, die Ines mit Familie, Beruf und Männersuche hat, hätte ich ihr ein ausführlicheres Happy End gegönnt. Trotz alledem ist das Buch eine geeignete Lektüre für den Sommer, leicht verträglich und kurzweilig.

Dankeschön an den Goldmann Verlag und ans Bloggerportal für das zur Verfügung gestellte Rezensionsexemplar!

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Veröffentlicht am 30.09.2019

Eine Studie über menschliche Abgründe statt Schauermärchen

Melmoth
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Speziell für die Herbstzeit schien mir dieser „fesselnde und wunderbar unheimliche Roman“ bestens geeignet. Doch leider weckt der Klappentext vollkommen falsche Erwartungen. Prag – die Goldene Stadt – ...

Speziell für die Herbstzeit schien mir dieser „fesselnde und wunderbar unheimliche Roman“ bestens geeignet. Doch leider weckt der Klappentext vollkommen falsche Erwartungen. Prag – die Goldene Stadt – war einstmals kulturelles und politisches Zentrum. Mit seinen verwinkelten Gässchen, den historischen Bauten, unzähligen Kirchen und Brücken und einer bewegenden Vergangenheit bietet sich die Stadt als Schauplatz einer Schauergeschichte geradezu an. Und dann wird einem auch noch die Legende um eine Frau in Schwarz versprochen, die auf ewig dazu verdammt ist, auf Erden zu wandeln. Ich war sehr begierig darauf, mich gruseln zu lassen und wollte mich total auf die Handlung einlassen. Allerdings erwies sich dieses Vorhaben als nicht ganz leicht.

Zuerst einmal ist Melmoth keine tschechische Legende. Davon bin ich fälschlicherweise ausgegangen und hatte gedacht, dass Prag daher eine gewichtigere Rolle in der Handlung einnehmen würde. Aber eigentlich hätte die Handlung auch an jedem anderen beliebigen Ort auf der Welt spielen können. Es geht hauptsächlich um ein Manuskript, in dem verschiedene Berichte, Aufzeichnungen und Briefe über die Begegnung mit Melmoth zusammengetragen wurden. Diese Berichte stammen aus unterschiedlichen Ländern und Epochen. Helen Franklin wurde das Manuskript unter unheimlichen Umständen ausgehändigt. Helens Lektüre der Aufzeichnungen nimmt einen Großteil des Buches ein. Immer geht es um Menschen, die eine besonders schwerwiegende Schuld auf sich geladen haben und von Melmoth, der Zeugin, beobachtet wurden, bis sie der Sagengestalt mit den blutigen Füßen tatsächlich begegnet sein sollen. Da auch Helen ein Geheimnis aus der Vergangenheit mit sich herumträgt, verfällt sie bald der paranoiden Vorstellung, selbst in Melmoths Visier geraten zu sein.

Die verschiedenen Figuren und ihre Schilderungen über ihr Leben bis Melmoth sich ihnen offenbart haben soll, sind sehr ausschweifend beschrieben. Insbesondere der Bericht über die Nazizeit und Judenverfolgung wird in allen Schrecknissen ausgeschlachtet und nimmt einen derart hohen Stellenwert ein, dass ich mittendrin dachte, ich bin in einem Buch über den 2. Weltkrieg gelandet. Hier ist die Autorin ziemlich vom Thema abgekommen.

Jedenfalls wartet man mehr oder minder gespannt darauf, mehr über Helen zu erfahren und welche Schuld sie auf sich geladen hat. Die Enthüllung dessen haut einen nach den Bildern der Judenverfolgung echt nicht mehr von den Socken. Dagegen nimmt sie sich sogar ausgesprochen banal aus und erst recht das (Happy) End wirkt schon fast ein bisschen lächerlich.

Ein anderer Kritikpunkt ist für mich der Schreibstil. Bei Sätzen wie „Schauen Sie!“ oder „Haben Sie den Schatten hinter Helen bemerkt?“ hatte ich das Gefühl, als würde die Autorin mein Kinn packen und in die Richtung rucken, in die ich zu gucken hatte. Es ist definitiv nicht leicht in „Melmoth“ einzutauchen und derartige Wendungen haben mich immer wieder aus der Handlung gerissen. Auch die vielen Figuren, die im Buch vorkommen, sind abstoßend. Selbstverständlich, denn sonst wären sie ja keine Zielscheibe für Melmoth.

Zwar sehe ich den roten Faden, den die Autorin gesponnen hat, aber leider wird der häufig überlagert von den zu ausführlichen Berichterstattungen in den Manuskriptseiten, den zahlreichen Figuren und ihren Problemen, die teils absolut nichts mit Melmoth zu tun haben. Und letztendlich der Schreibstil, der mir die Lektüre einfach zusätzlich erschwert hat.

Veröffentlicht am 08.07.2019

Leider nur drei Sterne für dich

Fünf Sterne für dich
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Dies ist mein erstes Buch von der Autorin, die unter dem Pseudonym Charlotte Lucas veröffentlicht. Zuerst einmal macht natürlich der Name neugierig. Alle Jane Austen Fans wissen, wovon ich rede. Man fliegt ...

Dies ist mein erstes Buch von der Autorin, die unter dem Pseudonym Charlotte Lucas veröffentlicht. Zuerst einmal macht natürlich der Name neugierig. Alle Jane Austen Fans wissen, wovon ich rede. Man fliegt also wie eine Biene zum Honig, angelockt von der süßen Erwartung auf Unterhaltung, die es vielleicht doch ansatzweise mit „Stolz und Vorurteil“ aufnehmen kann. Da auch die anderen Bücher derselben Autorin gute Rezensionen erhalten haben, war ich zu Beginn der Lektüre mehr als positiv eingestimmt.

Konrad ist alleinerziehend und mit seiner 12jährigen Tochter frisch nach Hamburg gezogen. Sein Talent, Rezensionen zu Produkten zu verfassen, die er weder benutzt noch benötigt, ist beeindruckend. Seine Rezensionen lesen sich amüsant … und ja, irgendwie geht einem ein Licht auf, wenn man sich selbst durch Produktbewertungen klickt und auf gewisse Standardformulierungen trifft. Ansonsten ist Konrad ein überfürsorglicher, absolut gluckenhafter Vater, der seine Tochter Mathilda wie ein Kleinkind behandelt. Alles und jeden packt er in sein Fünf-Sterne-Bewertungsschema. So auch die junge, unerfahrene Klassenlehrerin seiner Tochter, Pia, der selbstverständlich diese gering schmeichelhafte Bewertung ihrer selbst in die Finger fällt. Daraufhin schikaniert sie Konrad, der sich versehentlich als Elternsprecher aufstellen ließ, mit jeder Menge organisatorischer Aufgaben.

Diese Konstellation verspricht einiges an Unterhaltungswert, einen schlagfertigen Kleinkrieg zwischen Vater und Lehrerin, ehe sich die beiden auf romantische Weise einander annähern. Doch leider wird das Potenzial nicht ausgeschöpft. Die Handlung verliert sich in den schulischen Belangen der Klasse 7d, oberflächlichen WhatsApp-Gruppenchats und kindischen Mobbing-Aktionen. Viele Charaktere und Situationen sind überzeichnet. Wenn sie ansatzweise den Charme von „Fack ju Göhte“ gehabt hätte, wäre die Schulgeschichte vielleicht ansprechender gewesen.

So aber wartet man vergebens auf eine charmante Liebesgeschichte. Am Ende kommt kurz ein bisschen Dramatik auf, als das Geheimnis um Mathildas Mutter gelüftet wird. Allerdings finde ich diese Aufklärung nicht stimmig mit der Gesamthandlung. Das alles dominierende Thema ist nun mal die Schulgeschichte. Zwischendrin flammt zaghaft die Liebesgeschichte zwischen Konrad und Pia auf. Das Thriller-Element über den Verbleib von Mathildas Mutter ist zwar aufregend, aber es passt nicht richtig in einen Roman, der von banalen Pausenhofgeschichten beherrscht wird. Von daher frage ich mich am Ende, wer die Zielgruppe von „Fünf Sterne für dich“ sein sollte? Offenbar sollte die ziemlich breit gefächert sein. Leider gibt es von mir nur drei Sterne, die sich hauptsächlich auf die liebevoll gestaltete Aufmachung des Buches beziehen.