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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 08.04.2019

Ein motivierendes und lehrreiches Buch für Anfänger und fortgeschrittene Zeichner/innen

Watercolor
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Inhalt:

„Watercolor – In 4 Schritten zum Bild“ verspricht, wie der Name schon sagt, dass der Anwender mit Hilfe von vier Zeichnungen nebst kurzen Anleitungen zu einem kleinen Kunstwerk gelangen kann.
Das ...

Inhalt:

„Watercolor – In 4 Schritten zum Bild“ verspricht, wie der Name schon sagt, dass der Anwender mit Hilfe von vier Zeichnungen nebst kurzen Anleitungen zu einem kleinen Kunstwerk gelangen kann.
Das Buch beginnt mit einer kurzen Materialaufführung. Was braucht man zum Aquarellieren? Auf den Folgeseiten geht die Autorin intensiver auf die verschiedenen Materialien ein. Sie erläutert, welches Papier sich für welche Art von Zeichnung eignet, verrät beispielsweise welche Hersteller gute und dennoch günstige Farbkästen anbieten und geht kurz auf die Themen Farbenmischen und Farbpaletten ein.

Fünf Seiten beschäftigen sich mit grundlegenden Techniken. Wie verleiht man der Illustration Struktur, Transparenz und Tiefe? Was bedeutet Lasieren und Lavieren und wie wendet man diese beiden Techniken an? Was muss man beachten, wenn man mit seinem ersten Bild startet? Diese Fragen werden hier geklärt.

Im Anschluss an diese Einleitung startet dann die erste Übung. Die Übungen beginnen immer mit der Überschrift des Motives. Es folgt eine kleine Skizze und die Farbpalette. Vier Schritte begleiten einen vom Anfang des Bildes bis hin zum fertigen Motiv.

Am Ende des Buches geht die Autorin noch einmal kurz auf die Kombination Watercolor mit einem schönen Schriftzug/Handlettering ein.



Eigene Meinung:

Dieses Buch richtet sich an diejenigen, die mit dem aquarellieren beginnen wollen und noch nicht genau wissen wie. Ich denke, dass sich dieses Buch sowohl an Anfänger als auch an routiniertere Zeichner richtet.

Die Autorin verrät bei einigen Materialien, beispielsweise dem Papier, dem Fineliner, Aquarellfarben und den Pinseln konkrete Markentipps. Diese Information empfand ich als hilfreich. Ich selbst habe zum Zeichnen jedoch vorhandene Fineliner und einen günstigen Tuschfarbenkasten verwendet. Diese Ausstattung war für den Anfang hinreichend.

Die Autorin hält sich in ihrem Buch nicht mit langen Einleitungen auf. Kurz und knapp geht sie auf alles wichtige im Vortext ein. Hier erfährt man viele wichtige Tipps und Tricks. Zum Beispiel erläutert Verena Knabe hier, dass man beim Zeichnen immer mit der hellsten Farbe beginnen muss. Vom Hellen ins Dunkle zu wechseln geht immer. Andersrum funktioniert es leider nicht. Die Einleitung empfand ich als sehr dienlich.

Vor jedem Kapitel erwartet den Leser ein fertiges Bild der Autorin. Diese Bilder sind schöne Eyecatcher und motivieren zum Weiterblättern und zum Start des eigenen Projektes.

Die Übungsseiten des Buches wurden, meiner Meinung nach, sehr gut aufgebaut. Sehr gefallen hat mir, dass die Autorin hier mit einem konkreten Aufbau beginnt. Erst sollte man eine Skizze vom Motiv zeichnen. Das hilft, wenn man sich bei der „Freizeichnung“ an etwas orientieren möchte. Für diejenigen, die sich im Skizzieren noch nicht sicher fühlen oder eine Hilfestellung benötigen, findet sich im Buch auch ein Hinweis auf die Homepage der Autorin, auf der sie die passenden Skizzen als Download zur Verfügung stellt. Neben den Skizzen befindet sich dann die Farbpalette. Welche Farben möchte ich für die Zeichnung verwenden? Harmonieren sie miteinander?
Es folgen die vier Schritte bishin zum fertigen Motiv. Die Autorin begleitet diese vier Schritte mit kurzen, aber hilfreichen Hinweisen.

Zu den Motiven: Verena Knabe legt sich bei ihrem Buch nicht auf bestimmte Themen fest. Es überwiegen zwar Pflanzen und Tiere. Aber man findet in ihrem Werk auch Vorlagen für z.B. eine Kaffeetasse, ein Fahrrad, ein Notizbuch, eine Frau mit Hut oder ein Eis am Stil.

Die Übungen des Buches sind in drei Schwierigkeitsstufen unterteilt. Ich habe mich an Bildern aus jeder Kategorie versucht. Alle Bilder habe ich zuvor mit dem Bleistift vorskizziert. Freihand wären mir die Motive vermutlich nicht gelungen. Jeder Schwierigkeitsgrad war für mich umsetzbar. Lediglich bei Schwierigkeitsgrad drei bin ich am Fahrrad ohne Skizzenvorlage gescheitert. Hier hätte ich für das Gerüst vermutlich die Skizze im oberen Bereich kopieren oder aber auf das Angebot der Autorin, die entsprechenden Vorlagen auf ihrer Homepage downzuloaden, zurückgreifen müssen.

Am Ende des Buches findet der geneigte Leser noch einige geletterte Sprüche, mit denen er sein fertiges Bild verzieren kann. Handletteringanfänger können diese Sprüche, ebenso wie die Bildvorlagen, auch auf der Homepage der Autorin herunterladen (Skizzen und Vorlagen befinden sich unter der Rubrik „Buch“).

Das Buch schließt mit einigen fertigen Bildern der Autorin ab. Diese Bilder sind absolut dazu angetan, Vorfreude auf das eigene Projekt zu wecken


Fazit:

„Watercolor – In 4 Schritten zum Bild“ überzeugt bereits auf den ersten Blick durch seine qualitativ hochwertige Aufmachung. Die Umsetzung der Übungen sind didaktisch-methodisch sowie systematisch reflektiert. Das Buch ist sowohl für Anfänger als auch für Zeichner geeignet, die schon erste Erfahrungen auf dem Gebiet Watercolor gemacht haben. Verschiedene Schwierigkeitsgrade und eine große Vielfalt an Motiven sorgen dafür, dass man auch auf längere Zeit Freude an diesem Buch haben wird.
Die Anleitungen konzentrieren sich auf das Wesentliche. Hilfreiche Tipps und ein gut umsetzbarer Aufbau der Übungen wissen zu überzeugen. Besonders gefallen haben mir unter anderem auch die Farbpalette und die Skizze zum Beginn einer jeden Aufgabe sowie der Hinweis, dass Anfänger sich auf der Homepage der Autorin Vorlagen downloaden können, die den Start ins Hobby „Zeichnen mit Watercolor“ noch weiter erleichtern können.

Für mich qualifiziert sich dieses Buch aus dem Hause mitp erneut für eine Fünf-Sterne-Bewertung.

Veröffentlicht am 04.04.2019

Ein wichtiges Buch

Bus 57
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Inhalt:

Es geschah an einem normalen Schultag. Sasha und Richard werden vom Schicksal in derselben Buslinie auf dem Weg nach Hause zusammengeführt. Sasha zeichnet sich durch eine Vorliebe für exzentrische ...

Inhalt:

Es geschah an einem normalen Schultag. Sasha und Richard werden vom Schicksal in derselben Buslinie auf dem Weg nach Hause zusammengeführt. Sasha zeichnet sich durch eine Vorliebe für exzentrische und auffallende Outfits aus. Gern trägt er auffällige Kleidung, auch Röcke, um seine Persönlichkeit auszuleben. Sasha trägt männliche Züge. Doch Sasha identifiziert sich als agender (weder dem männlichen noch dem weiblichen Geschlecht zugehörig).

Richard, sein Cousin Lloyd und ein Bekannter namens Jamal waren an dem Nachmittag des vierten November 2013 voller Elan. Sie pöbelten herum, Lloyd versuchte ein junges Mädchen aus der Reserve zu locken. Irgendwann kam Jamal auf die Idee Richard anzustacheln. Beide hatten bereits zuvor den schlafenden „Jungen“ in der hinteren Reihe erblickt. Richard sollte mit seinem Feuerzeug ein wenig an dem Stoff des Rocks zündeln. Die Jungs wollten Zeugen des vermeintlich lustigen Schauspiels der Selbstlöschung werden.
Immer wieder nervte Jamal Richard. Als dann der Rock wirklich Feuer fing, passierte das Desaster. Von einer Sekunde auf die andere ging Sasha in Flammen auf. Es war lediglich zwei Passanten zu verdanken, dass Sasha diesen Moment überlebte.



Im Detail:

Die Autorin Dashka Slater, die als Journalistin überwiegend für die New York Times geschrieben hat, widmet sich in ihrem Buch Bus 57 einer wahren Geschichte, die sich im Jahre 2013 an einem Montag in Oakland ereignet hat. Dashka Slater hat als Prozessbeobachterin den Gerichtsprozess, der sich an den Vorfall anschloss, monatelang mitverfolgt. In ihrem Buch verarbeitet die Autorin den Fall im Detail.

Das Buch ist in vier Teile aufgegliedert. Teil 1 witmet sich Sasha. Hier lernt der Leser den/die Jugendliche kennen. Er erfährt, dass Sasha autistisch ist, Busse liebt und gerne Röcke trägt. Sasha pflegt viele Freundschaften und setzt sich für Menschen ein, die sich keinem festen Geschlecht zugehörig fühlen. So spricht er/sie zum Beispiel die Anwesenheitslisten in Vorschulklassen offen an, in denen sich die Kinder lediglich unter den Sparten männlich und weiblich eintragen können. Auch schreibt Sasha eine Petition, in der er/sie das Weiße Haus bittet, nicht binäre Geschlechter anzuerkennen. Es wird schnell klar, dass es nicht immer einfach für Personen ist, die sich keinem festen Geschlecht zugehörig fühlen. Die Autorin wirft ein erhellendes Schlaglicht auf Sashas Leben, zeigt was alltägliche Dinge für ihn/sie bedeuten, etwa zu einem Arzt zu gehen oder eine öffentliche Toilette zu benutzen.

Teil 2 des Buches witmet sich Richard, einem Jugendlichen, der immer wieder an die falschen Leute gerät. Richard ist ein Mensch, der in der Gesellschaft von Freunden gerne ununterbrochen am Stück redet. Er flachst, blödelt und rauft gerne spielerisch herum. Unter Fremden hingegen spielt er gerne den stillen Beobachter. Richard gilt als sehr achtsam.
Die Umstände, unter denen Richard aufgewachsen sind, waren nicht ideal. Seine Mutter ist bereits im jungen Alter von 14 Jahren mit ihm schwanger geworden. Bald darauf trennte sie sich von dem Vater, der wegen Drogendelikten verhaftet wurde. Richard versuchte den Kontakt mit Gefängnisbesuchen aufrechtzuerhalten. Als sich die Mutter einen neuen Freund suchte, brach für Richard eine Welt zusammen. Dennoch fiel er weiterhin mit seiner fröhlichen und positiven Art auf. Das änderte sich, als seine Tante bei einem Schusswechsel ermordet wurde. Daraufhin nahm seine Mutter die Cousinen mit in den Haushalt auf. Schon zu diesem Zeitpunkt beschwerte sich Richard über die daraus resultierende mangelnde Aufmerksamkeit der Mutter. Diese bekam dann aber sogar noch ein weiteres Kind mit ihrem neuen Freund.
Für den Leser wird der soziale Druck, als Schwarzer gegen Diskriminierungen ankämpfen zu müssen, spürbar. Nicht selten äußert sich die Erfolglosigkeit dieses Kampfes in Aggression und Wut.
Richard, hatte also einen sehr schweren Start, nicht gerade gute Zukunftsaussichten und dennoch steckte er voller Ziele und Wünsche. Richard wollte einen guten Abschluss machen und Geld verdienen. Doch dann ereignete sich dieser Moment im Bus 57, der eine Zäsur in seinem Leben werden solllte.

Der dritte Teil des Buches trägt die Überschrift „Das Feuer“. In diesem Teil geht die Autorin auf die Tat und die aus ihr resultierenden Folgen ein. Dashka Slater berichtet, wie es zu dem Brand kam. Sie berichtet davon, wie zwei Erwachsene Sasha zur Hilfe kamen und somit zwar nicht die schweren Brandverletzungen und unzähligen folgenden Krankenhausaufenthalte, aber immerhin den Tod des/der Jugendlichen verhindern konnten.
Richard wurde im folgenden Prozess zu der höchstmöglichen Strafe für seine Tat verurteilt. Sein Verbrechen wurde als Hassverbrechen eingestuft, was eine Verurteilung nach Erwachsenemstrafrecht nach sich zog. Der dritte Teil beschäftigt sich unter anderem mit den Reaktionen des näheren Umfelds von Täter und Opfer auf das Urteil, aber auch mit den Folgen, mit denen Sasha und auch Richard aufgrund der Tat zu kämpfen haben.

Der vierte und letzte Teil „Justiz“ beschäftigt sich mit dem Gerichtsprozess. In diesem Teil erfährt der Leser mehr darüber, wie Sasha wieder in den Alltag hineinfindet. Richard hingegen ist zu einem viel ernsterem Menschen geworden. Er versucht das Beste aus seiner Situation zu machen. Er bereut die Tat zutiefst. In diesem Abschnitt erzählt die Autorin, was aus den beiden Jugendlichen geworden ist. Hier gewinnt man einen Blick in eine mögliche Zukunft.

Neben der detaillierten Berichterstattung über den Fall, wirft die Autorin einen Blick auf die Personen, die unmittelbar oder aber auch nur am Rande in die Geschehnisse involviert waren. Auch das nähere Umfeld von Sasha und Richard wird von Dashka Slater beleuchtet. Zusätzlich widmet sich die Autorin aber auch Fakten rund um Oakland und dem Justizsystem von Amerika.

Der Leser erfährt in diesen Kapiteln beispielsweise, dass Oakland eine durch Drogensucht, Verwahrlosung, Gewaltneigung und Kriminalität geprägte Stadt ist.

In weiteren Kapiteln wird unter anderem auch näher auf das Thema Geschlecht eingegangen. Dashka Slater erläutert hier Begriffe für romantische Neigung, Sexualität, Gender und Geschlecht. Was bedeutet androgyn, Genderquestioning, intersexuell oder greysexuell?



Fazit:

Bus 57 ist eine wahre Geschichte über einen Vorfall, der sich im Jahre 2013 in einem Bus ereignet hat. An jenem Nachmittag hat Richard, der mit einem Bekannten und seinem Cousin unterwegs war, aus einer Laune heraus den Rocksaum eines/einer Jugendlichen namens Sasha angezündet.

Die Rekonstruktion des Tathergangs, die Klärung für die Motive der Tat, und die Institution der Strafe selbst stehen, im Mittelpunkt des Buches.

Vorgestellt wird die Geschichte zweier Menschen, deren tragisches Ende durch das Gesellschaftssystem vorprogrammiert zu sein scheint. Wenn Dashka Slater ihre Geschichte erzählt, hebt sie nie den moralischen Zeigefinger, sondern lässt das Erzählte für sich sprechen. Dennoch zeigt sie ein feines Gespür für die Fragilität des amerikanischen Lebensstils und für die Menschen, die an diesem leiden.

Bus 57 ist ein unglaublich wichtiges Buch. Diese Geschichte klärt auf, sie hilft zu verstehen und den Horizont zu erweitern. Dieses Buch sollte zur Pflichtlektüre an Schulen werden. Ich halte es für ein absolutes Must-Read.

Veröffentlicht am 28.03.2019

Eine Geschichte voller Magie

Der Eisblumengarten
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Inhalt:

Wenn Jess das Haus bei Tage verlässt, dann kann sie sich nur in einem Schutzanzug auf den Weg machen. Denn Jess hat eine schwere Form der Sonnenallergie. Schon eine kleine Unachtsamkeit kann ...



Inhalt:

Wenn Jess das Haus bei Tage verlässt, dann kann sie sich nur in einem Schutzanzug auf den Weg machen. Denn Jess hat eine schwere Form der Sonnenallergie. Schon eine kleine Unachtsamkeit kann zu schwersten Verbrennungen führen.
Regelmäßige Arztbesuche stehen auf ihrer Tagesordnung. Bei einem dieser Besuche im Krankenhaus erlaubt sich Jess einen Spaziergang durch die Gänge. Durch einen Zufall kommt sie an einer offenen Tür vorbei und erblickt einen Jungen, der im komatösen Zustand liegt. Jess betritt das Zimmer, setzt sich auf einen freien Stuhl und beginnt dem Fremden eine ihrer Geschichten zu erzählen. Durch ihre Kleidung, aber auch krankheitsbedingt, hatte Jess bislang nur wenige Möglichkeiten Freundschaften zu schließen. Kurzerhand fasst sie einen Entschluss, dem Jungen emotionalen Beistand zu leisten. Jess möchte wiederkommen und dieses Mal mit einer neuen selbstgeschriebenen Geschichte.

Da Jess tagsüber das Haus nicht verlassen kann, zieht es sie nachts auf die Straßen. Eines Tages führt sie ihr Weg auf einen nahegelegenen Spielplatz. Ein Geräusch aus dem nahen Gebüsch lockt sie an. Sie schiebt sich durch die Hecken und Zweige und landet plötzlich in einem wunderschönen Szenario. Ein atemberaubender Sonnenuntergang zeigt sich am Horizont. Schneidender Frost liegt in der Luft. Alles glitzert. Und dann entdeckt Jess den Garten, der vor ihr liegt. Ein Labyrinth ist in der Ferne zu erkennen. Erst kurz darauf bemerkt Jess, dass alles, was sie vor sich sieht, aus Eis zu bestehen scheint: Die Blumen, der Rasen und selbst ein Tier, das einer Maus ähnelt und riesige Schlappohren trägt.

Jess ist verzaubert. Dieser Ort soll ihr Geheimnis sein. Ihr Zufluchtsort in schweren Zeiten. Doch schon bei ihrer nächsten Wiederkehr, merkt sie, dass sie hier nicht alleine zu sein scheint.



Im Detail:

Guy Jones schreibt mit der Eisblumengarten eine skurrile und zugleich zauberhafte Geschichte. Mit Jess erschafft der Autor eine Protagonistin, die durch ihre Lichtempfindlichkeit sehr stark eingeschränkt ist. Jess hat keine Freunde und flüchtet sich in das Schreiben von Geschichten. Hier findet sie Trost und Hoffnung.

Die zufällige Begegnung im Krankenhaus mit dem im Koma liegendem Davy sorgt dafür, dass Jess endlich wieder ein wenig Mut findet. Kurzerhand befördert sie den fremden Jungen, der von ihrer Existenz vermutlich noch gar nichts weiß, zu ihrem Freund. Die regelmäßigen Arztbesuche werden künftig durch ein kleines Highlight aufgewertet. Denn Jess plant für Davy Geschichten zu schreiben und sie ihm am Krankenbett vorzulesen. Davy wird also zu Jess Freund am Tage.

Doch auch in der Nacht findet Jess bald schon eine Person, die ihr wichtig wird. Denn bei einem abendlichen Spielplatzbesuch wird sie durch ein Geräusch im Gebüsch auf einen Zugang zu einer anderen Welt aufmerksam gemacht. Direkt hinter einer Hecke liegt der Eisblumengarten. Eine eigene Welt, die nur aus Eis besteht. Bald schon muss Jess allerdings feststellen, dass ihr neuer Zufluchtsort gar nicht so verlassen ist, wie erst erwartet. Fußspuren weisen auf einen weiteren Besucher hin. Es dauert nicht lange, bis Jess auf Owen trifft. Einen Jungen, der bald schon zu einem vertrauten Gesprächspartner und schließlich zu einem guten Freund wird.

Doch dann passiert etwas sehr Merkwürdiges. Jess erblickt in den Augen eines mausähnlichen Wesens einen dunklen Schimmer. Kurz darauf beißt sie das Tier mitten in den Finger. Auch Owens Augen leuchten in einem kurzem Moment düster auf. Dann schlägt seine Stimmung von einer Minute auf die andere um. Und dann gibt es da noch diese geheimnisvolle Brücke, die über einen Abhang führt und sehr zerbrechlich aussieht und diesen Wald auf der anderen Seite, der sehr unheimlich wirkt.

Der Eisblumengarten entfaltet seinen Zauber durch die ungeheuerliche Innovationskraft und der Sprachmacht des Autors. Als Leser verliert man sich ein wenig in seiner wundervollen Welt. Doch so schön alles auch ist, ein düsterer Schatten lauert hinter jeder Ecke.



Fazit:

Endlich wieder Zauber in der Muggel-Welt. Gay Jones schreibt mit „Der Eisblumengarten“ eine magische Geschichte. Er beschreibt eine Freundschaft zwischen einem einsamen Mädchen, das bei Tage nur im Schutzanzug in die Sonne gehen darf und einem Jungen, der im Koma liegt sowie die Gefühle eben jenes Mädchens zu einem Jungen aus Eis, der in seiner eigenen Welt aus Frost auf sie wartet.

Eine magisch-mystische Parallelwelt um sich als Leser ein Gegengewicht zum profanen Alltag zu schaffen. Doch der Zauber des Eisblumengartens, so schön er auch sein mag, trägt auch etwas Düsteres in sich.
Ich empfehle dieses Buch an Leser/innen, die ein Leseerlebnis jenseits der Wirklichkeit, diesseits des Eskapismus suchen. Dieses Buch vermittelt zudem eine wunderschöne Botschaft.
Für jeden Topf soll es bekanntlich einen passenden Deckel geben. Diese Redewendung scheint auch ganz gut auf Jess und ihre neuen Freunde zu passen. Gay Jones schreibt ein Hohelied auf die Freundschaft, die für jeden, der nur bereit ist Opfer zu bringen, möglich ist.



Buchzitate:

Diesmal entschied sie sich für einen anderen Pfad, der durch eine ausgedehnte Fläche voller Eisblumen und mit sanften Hügeln führte. Er schlängelte sich einen Abhang hinunter und mitten durch eine Wiese voller Eisblumen. Der Untergrund war eine Art Kies: winzige Eiswürfel, die unter ihren Füßen knirschten.

Veröffentlicht am 26.03.2019

Vielversprechender Reihenauftakt

Die letzte Königin - Das schlafende Feuer
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Inhalt:

Kalinda wächst gemeinsam mit ihrer besten Freundin Jaya im Tempel der Schwesternschaft des Parijana-Glaubens auf. Beide Frauen möchten zu Mitgliedern der Schwesternschaft werden. Dann kann sie ...


Inhalt:

Kalinda wächst gemeinsam mit ihrer besten Freundin Jaya im Tempel der Schwesternschaft des Parijana-Glaubens auf. Beide Frauen möchten zu Mitgliedern der Schwesternschaft werden. Dann kann sie nichts mehr trennen. Eine letzte Prüfung steht den Freundinnen jedoch noch bevor, bevor sie ihrem Tempel dauerhaft die Treue schwören dürfen.

Damit der Tempel weiterhin existieren kann, ist er auf die Zuwendungen von Wohltätern angewiesen. Diese dürfen sich als Dank für die Spende eine der Frauen aus dem Tempel aussuchen, deren Aufgabe es dann ist, dem Wohltäter als Dienerin, Kurtisane oder Frau dauerhaft zu dienen.

Ein solcher Wohltäter hat seinen Besuch angekündigt. Es handelt sich um keinen anderen als den Herrscher des Reichs Tarachand, Rajah Tarek. Er fordert, dass die Schwestern des Tempels gegeneinander in Duellen kämpfen sollen. Derjenige, der als erstes Verletzungen davonträgt, geht als Verlierer hervor. Aus den Gewinnerinnen, wird er zwei Mädchen aussuchen. Eine davon wird als Kurtisane in sein Harem aufgenommen, die andere darf die hundertste - und damit letzte - Frau an seiner Seite werden.

Kalinda ist sich sicher, dass die Wahl aufgrund ihrer schlaksigen Gestalt nicht auf sie fallen wird. Auch plagt sie Zeit ihres Lebens ein Fieber, welches sie oft daran gehindert hat, an Kampfübungen teilzunehmen. Sie wird also auch in den Prüfungen eher schlecht abschneiden. Ihre Sorge gilt ihrer besten Freundin Jaya, die durchaus Chancen hätte diesen Wettkampf zu gewinnen.

Die Wettkämpfe beginnen und enden für Kalinda und Jaya mit einer bösen Überraschung.



Im Detail:

Achtung: Es folgen zwei kleine Spoiler, die jedoch auch schon im Klappentext des Buches verraten werden. Wer in den vollen Genuss der Geschichte kommen möchte, dem sei geraten, weder den Klappentext noch den folgenden Teil der Rezension zu lesen.

Aufgrund eines unerwarteten Zwischenfalls während der Kämpfe gelingt es Kalinda die Aufmerksamkeit des Rajahs Tarik auf sich zu ziehen. Der Herrscher trifft seine Entscheidung. Kalinda und eine weitere Schwester des Ordens werden auserwählt, ihm als Kurtisane bzw. hundertste Ehefrau an seinem Palast dauerhaft zu dienen.

Die hundertste Ehefrau, zu der Kalinda auserwählt wurde, wird sich jedoch noch ein letztes Mal behaupten müssen. Denn die Hofregeln sehen vor, dass all die Kurtisanen des Herrschers noch einmal die Möglichkeit bekommen, ihren Platz an seiner Seite einzunehmen. Sie dürfen die Königin zu einem weiteren Duell herausfordern.

Die Gedanken an dieses bevorstehende Duell, aber auch die Trauer darüber, die beste Freundin zurücklassen zu müssen, beschäftigen Kalinda sehr. Hinzu kommt, dass der Hauptmann Naik, dem der Herrscher sein volles Vertrauen schenkt, durch seine nette und zuvorkommende Art Kalindas Aufmerksamkeit auf sich gezogen hat. Bald schon entdecken sie ihre gegenseitige Anziehung.
Doch Kalinda ist dem Herrscher versprochen, der als Despot bekannt und gefürchtet ist.

Als wäre das nicht alles schon schlimm genug, fragt Kalinda sich stets, wer eigentlich eine Freundin ist. Freundschaft unter den Frauen ist nämlich nicht ganz ungetrübt von Gefühlen wie Neid, Missgunst, Hochmut oder Arroganz. Viele der Frauen würden auch gerne ihre Stelle einnehmen. Der Herrscher darf in seinem Leben keine weitere Ehefrau mehr zu sich nehmen. Die hundertste Frau wird daher ihren besonderen Rang genießen dürfen.
Und dann gibt es da noch dieses Fieber und die begrenzte Anzahl an kleinen Fläschchen des heilenden Tonikums, die Kalinda mit auf die Reise nehmen konnte …

Die Autorin Emily R. King erschafft mit dem Auftakt der Buchreihe „Die letzte Königin“ ein fantastisches Setting für eine spannende Geschichte. Es kostete gerade zu Anfang des Buches ein wenig Konzentration, um in die Geschichte einzutauchen. Die Autorin erschafft viele Nebencharaktere. Auch der Weltenaufbau benötigt viel Platz im Buch. Figuren und Orte sind bis ins Detail ausgearbeitete Porträts.



Fazit:

Emily R. King erschafft mit ihrem Reihenauftakt „Die letzte Königin – Das schlafende Feuer“ eine eigene Welt. Das Setting des Romans und sein Figurenpersonal erinnern an orientalische Märchen.
Ein Wettbewerb kann sich, das lehrt das Buch, manchmal zu einer tödlichen Angelegenheit auswachsen. Die Protagonistin macht eine Entwicklung durch, die die Quelle der Spannung und die Triebfeder für den Fortgang der Geschichte ist.
Die Protagonistin des Romans wirkt mit ihrem schlaksigen Aussehen und ihrer Krankheit anfangs eher schwach. Weiterhin erwarten Kalinda ein Haufen an Konflikten. So lässt sich das Buch jedes Türchen für überraschende und vorhersehbare Wendungen offen.

Der Reihenauftakt bietet das Potential, alle Fantasy-Junkies anzufixen.

Veröffentlicht am 23.03.2019

Eine Geschichte über Freundschaft, Liebe und das Anderssein

Zusammen sind wir unendlich
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Inhalt:

Sophia ist ein Mathegenie, ein Wunderkind, wie manche sagen. Doch Sophia leidet auch unter Panikattacken, die sie heimsuchen wie ein Dämon. Sophia meidet die Nähe zu anderen Menschen, es fehlt ...

Inhalt:

Sophia ist ein Mathegenie, ein Wunderkind, wie manche sagen. Doch Sophia leidet auch unter Panikattacken, die sie heimsuchen wie ein Dämon. Sophia meidet die Nähe zu anderen Menschen, es fehlt ihr die Fähigkeit der Empathie, der Verbindung ihrer Innenwelt mit der Außenwelt und der Innenwelt der anderen, so dass ihr die Gefühle ihrer Mitmenschen überhaupt undurchschaubar bleiben. Auch Josh ist ein Außenseiter. Er ist groß und schlacksig und wenn er aufgeregt ist, zeigt sich ein kleiner Sprachfehler. Josh kennt unzählige Zaubertricks und dennoch bleibt er gerne im Hintergrund. Er beobachtet lieber. Ganz besonders gerne schaut er Sophia an. Das Mädchen, an das er immer wieder denken muss und mit dem er so gerne zusammen wäre.



Im Detail:

Während Josh versucht, Sophias Aufmerksamkeit auf sich zu lenken, während er davon träumt, einmal mit ihr ausgehen zu dürfen, hat Sophia ganz andere Sorgen. In ihrer Freizeit schreibt sie Emails an den bekannten Mathematiker Grigori Perelman. In Perelman sieht sie einen Gleichgesinnten. Jemanden, der lieber alleine ist, der sich zurückzieht und dessen einzige Leidenschaft der Mathematik gilt. Während Sophia auf eine Antwort wartet, versucht sie mit ihrem Leben klarzukommen. Viel zu oft missversteht sie Andeutungen ihrer Mitmenschen, immer wieder überkommen sie Panikattacken und dann möchte auch noch ihre einzige und beste Freundin, Elsie, bei der sie Halt findet und die ihr in solchen Momenten zur Seite steht, zum Studium in die USA ziehen. Als wäre das nicht alles schon schlimm genug, muss Sophia auch noch in der Schule die Theater-AG besuchen. Eine Maßnahme, die, laut ihrer Eltern und der Schulpsychologin helfen soll, ihre Ängst in den Griff zu bekommen. Doch jeder Besuch dieser AG ist ein für Sophia wie ein Gang zum Schafott.

Während Sophia also Tag für Tag versucht in ihrer Welt klarzukommen, versucht Josh alles, um sie zu retten. Kleine Zaubertricks sollen sie ablenken, sollen ihr ein Lächeln auf die Lippen zaubern und sollen ihr zeigen, dass er an ihrer Seite ist. Josh möchte für Sophia da sein, genauso wie ihre beste Freundin Elsie. Doch solange sie ihn nicht sieht, wird das sehr schwer werden.

Melissa Keil schreibt mit „Zusammen sind wir unendlich“ eine Geschichte über Menschen, die anders sind. Sie schreibt über Freundschaft, Liebe und über den Kampf in einer Welt aus Normen und Regeln bestehen zu müssen. All ihre Figuren haben Ecken und Kanten. Sie alle sind einzigartig und besonders und dennoch, oder vielleicht gerade deswegen, fühlen sie sich oft auch ein wenig einsam.

Was sich vielversprechend ankündigt, ist aber nicht frei von Schwächen, die mir das Lesen erschwert haben. In „Zusammen sind wir unendlich“ lernt der Leser neben Sophia, Josh und Elsie auch allerhand Nebencharaktere kennen. Die Geschwister der beiden, Freunde von Josh und auch ein Junge aus der Klasse, der auf den ersten (und leider auch zweiten) Blick unsympathisch wirkt und gerne Joshs Freund sein würde, finden ihren Platz in diesem Buch. Zwar sind alle Figuren sehr interessant ausgeführt, doch ihre Rolle in der Geschichte bleibt peripher. Ähnliches lässt sich auch in der Gedankenwelt der Protagonistin feststellen. Sophia macht sich eine Menge Sorgen und Gedanken. Sie denkt darüber nach, wie sie Perelman kennenlernen könnte, sie versucht zu verstehen, wie andere Menschen ticken und manchmal überkommen sie allerhand unwichtige Gedanken, beispielsweise die Überlegung wie die DNA einer Banane mit der eines Menschen zusammenhängen könnte. Die Geschichte von „Zusammen sind wir unendlich“ ist voll von kleinen Details. Das macht es schwer, den roten Faden zu fassen.

Die zentrale Liebesgeschichte zwischen Josh und Sophia ist oft nicht richtig greifbar, vielmehr scheint sie manchmal nur Hintergrundmusik, die hin und wieder fesselt. Das mag daran liegen, dass der alleinige Fokus eben nicht auf den zentralen Punkten der Geschichte liegt. Sophias Gedanken wirkten auf mich oft eher anstrengend. Wie Elsie auch so schön an einer Stelle in der Geschichte feststellt: „Sophias Gedanken drehen sich nur um ihre eigene Welt“. Das ist kein Vorwurf, denn Sophia kann aufgrund ihrer psychischen Störung eben nicht so auf andere Menschen zugehen, wie sie es gerne würde. Doch eben das macht es auch schwer mit ihr klarzukommen. Für die Figuren im Buch und für den Leser selbst.

Einige Kapitel sind aus der Sicht von Josh geschrieben. Josh war mir sympathisch. Seine kleinen Zaubertricks mit großer Wirkung und seine Gedanken darüber, wie er es schaffen könnte, Sophias Aufmerksamkeit auf sich zu lenken. Seine Art, wie er einerseits sehr spartanisch lebt und zugleich mit allen Menschen irgendwie klarkommt, ohne dabei im Mittelpunkt stehen zu müssen, haben mich überzeugt. Mehr Fokus auf dem empathischen Josh, weniger auf der problembeladenen Sophia, hätte diesem Buch vermutlich gut getan.



Fazit:

„Zusammen sind wir unendlich“ ist eine Geschichte über Freundschaft, Liebe und das Anderssein. Eine Vielzahl von Charakteren mit Ecken und Kanten und eine Menge von Ideen machen dieses Buch sehr interessant. Die Autorin hat ihren Roman aber stellenweise aufgrund der vielen unterschiedlichen Fokussierungen doch deutlich überladen.
Der Protagonistin Sophia mangelt es an Empathie und Feinfühligkeit. Diese Charaktereigenschaften machen es dem Leser über weite Strecken nicht gerade leicht, ihr durch die Geschichte zu folgen.



Buchzitate:

Die flüchtigen Momente, die ich mit Joshua erhasche, häufen sich; dem Schulstress entrissene Minuten, mit seltsamen, irrelevantem, aber niemals langweiligem Smalltalk angefüllt.

Mein Gehirn ist in der Lage, fallende Faktorielle auszurechnen und riesige Zahlen ohne Taschenrechner zu multiplizieren, was sich Elsies Meinung nach höchstens als Party-Trick für extrem öde Feiern eignet. Dennoch schafft mein Gehirn es nicht, Joshuas Frage zu analysieren.