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Veröffentlicht am 29.10.2018

Benötigt etwas, um in Fahrt zu kommen

Pure Desire - Nur du
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Inhalt:

Nach dem Tod ihrer Eltern hat Liz gemeinsam mit ihren Schwestern das große Familiengrundstück am Lake Tahoe übernommen. Es ist der Ort ihrer Kindheit, der Ort, der ihre Erinnerungen konserviert. ...

Inhalt:

Nach dem Tod ihrer Eltern hat Liz gemeinsam mit ihren Schwestern das große Familiengrundstück am Lake Tahoe übernommen. Es ist der Ort ihrer Kindheit, der Ort, der ihre Erinnerungen konserviert. Aber auch die idyllische Gegend, die naheliegende Bucht und die Ruhe, die man hier genießen kann, sind den Geschwistern wichtig. Liz ist die älteste der Schwestern. Sie hält die Familie zusammen und ist sozusagen der Fels in der Brandung. Ganz besonders kümmert sie sch um das Nesthäkchen Amber, die immer wieder rebelliert. Lizs größte Sorge sind jedoch die Schreiben einer Immobilienfirma, die ihr Interesse an dem Anwesen schon mehrfach bekundet hat. Sie wollen das Haus abreißen und ein großes Hotel aufziehen.
Liz weiß, dass das Einkommen, das sie im familieneigenen, leicht kränkelndem Restaurant bezieht niemals reichen wird, um die Hypotheken, die noch auf dem Grundstück liegen, abzubezahlen.

Die alltäglichen Sorgen versucht Liz zu verdrängen, die anstehenden Probleme so gut es geht zu lösen. Als eines Tages in dem Diner ein gutaussehender Mann erscheint, fasst sie sich ein Herz. Der Neuling sitzt genau unter „Ben“, dem ausgestopften Hirsch. Ein Zeichen, dass es zu nutzen gilt. Denn Ben dient dem Diner nicht nur als Maskottchen. Wer darunter sitzt, der fängt sich darüber hinaus einen Kuss der Bedienung ein. Kurzerhand entscheidet sich Liz, dem Fremdem die Tradition des Hauses nahezubringen.

Der Kuss ist der Beginn einer leidenschaftlichen Affaire. Doch Liz weiß, dass Cole, der Mann, an den sie ihr Herz verschenkt, nicht für immer in der Gegend bleiben kann. Und dann gibt es da noch Amber, Lizs kleine Schwester, die bislang immer alles daran gesetzt hat, potentielle Freunde ihrer Schwester mit ihren fiesen Streichen und Hassattacken zu vertreiben.



Im Detail:

Mia Williams beginnt ihren Reihenauftakt von Pure Desire mit der Geschichte der ältesten von fünf Schwestern. Liz trägt eine Menge Verantwortung auf ihren Schultern. In ihrem Alltag beschäftigen sie Sorgen um den Erhalt des familieneigenen Anwesens und um das Wohlergehen der Geschwister. Ganz besonders die Zukunft der kleinen Schwester macht ihr zu schaffen. Diese rebelliert auf ihre Weise gegen das bürgerlich brave Leben und sabotiert die Beziehungen ihrer Schwester systematisch.

Gleich zu Beginn des Buches trifft Liz auf den gutaussehenden Cole, der eigentlich nur einen kleinen Snack in dem Diner genießen wollte, in dem Liz arbeitet. Doch dieser erste Kuss ist es, der bei beiden den Wunsch nach einem weiteren Treffen weckt.

Schon schnell ensteht also eine Beziehung der besonderen Art. Gleich beim nächsten Treffen kommen Cole und Liz voll zur Sache. Es wird nicht groß geredet, es wird geküsst. Beim dritten Date geht es dann schon einen Schritt weiter. Dadurch, dass der Leser auf den ersten Seiten noch nicht viel über die Protagonistin, über ihre Geschwister, ja über die Handlung der Geschichte selbst erfahren hat und dadurch, dass die Beziehung zwischen Cole und Liz so einen rasanten Start hinlegt, fällt es leider sehr schwer, eine Bindung zu den Charakteren und zu der Geschichte als solcher aufzubauen.

Oft habe ich mich beim Lesen gefragt, wo die Spannung bleibt oder ob die Handlung noch ein wenig in die Tiefe gehen wird. Leser, denen es ähnlich geht, sollten sich in Geduld üben. Gegen Mitte des Romans nimmt das Tempo zu. Es erscheint ein fremder Mann am gegenüberliegenden Ufer der Bucht, der Liz zu beobachten scheint. Die Frage, wer der Fremde ist, drängt sich in den Vordergrund. Auch merkt man durch kleine Andeutungen im Roman schon früh, dass Cole vielleicht noch ein Geheimnis haben könnte. Auffällig ist, dass Lizs angehende große Liebe immer wieder abprupt von einem Date verschwindet. Dass seine Gedanken gelegentlich abzuscheifen drohen. In diesen Momenten wirkt Cole angespannt. Wenn Liz ihn das nächste Mal wiedersieht, ist er gelöst und tut, als wäre nichts gewesen. Die Frage, was Cole beschäftigt, welches Geheimnis er mit sich trägt, wird zum Thema.

Genauso, wie der Handlungsstrang seine Zeit braucht, um sich zu entfalten, so benötigen auch die Charaktere viele Seiten, um dem Leser ans Herz zu wachsen. Für mich blieben Fiona und Hazel sowie Grace auch über die Seiten hinweg eher blass. Amber jedoch gewinnt immer mehr an Tiefe. Auf den ersten Blick wirkt das Mädchen mit ihrer herrischen Art vielleicht unsympathisch. Aber gerade diese Ecken sind es, die sie auch so interessant machen. Auch bei Cole wird erst im Laufe der Geschichte Gewicht auf Charakterentwicklung gelegt. Anfangs bekommt Liz einfach einen neuen Love Interest an die Seite gestellt. Doch seine Art, sich nicht abwimmeln zu lassen und die Dinge, die er für Liz und ihre Schwestern tut, geben ihm nach und nach immer mehr Kontur.



Fazit:

„Pure Desire – Nur du“ ist der Auftakt einer Buchreihe um die älteste der am Lake Tahoe ansässigen fünf Schwestern, Liz. Diese versucht, sich und ihre jüngeren Geschwister auf dem rechten Weg und finanziell über Wasser zu halten.
Eine willkommene Abwechslung bietet der plötzlich im Diner auftauchende gut aussehende Cole. Es entsteht eine Liason zwischen den beiden. Anfangs bewegen wir uns noch ein wenig sprunghaft von Figur zu Figur, da etliche Charaktere eingeführt werden müssen. Es geht darum körperliche Intimität zu zelebrieren. Charakterentwicklung und Handlungsführung müssen sich auf die Prämisse ausrichten. Erst ab der zweiten Hälfte nimmt die Geschichte an Fahrt auf.

Pure Desire – Nur du ist in sich abgeschlossen. Leser, die sich in Geduld üben, werden mit einer schönen Lovestory, einer überraschenden Wendung und Spannung im zweiten Teil des Buches belohnt.



Buchzitate:

Ich bin große Schwester, Managerin eines Diners, jemand, der damit kämpft, die laufenden Rechnungen zu bezahlen und der den Lake Tahoe über alles liebt. Ich habe noch nie ein Geheimnis gehabt und erst recht kein solches, aber es reizt mich, für Cole eine Ausnahme zu machen.

Veröffentlicht am 11.10.2018

Ein schönes Übungsbuch für Anfänger

Handlettering – Dein Einstieg in die Kunst des kreativen Schreibens
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Inhalt:

Das Buch beginnt mit einem kurzen Abschnitt über die Schriftgrundlagen. Hier werden Fragen wie „Was ist eine Serife, was bedeutet Sans Serif und was ist ein Haarstrich“ geklärt. Auch die Basics ...



Inhalt:

Das Buch beginnt mit einem kurzen Abschnitt über die Schriftgrundlagen. Hier werden Fragen wie „Was ist eine Serife, was bedeutet Sans Serif und was ist ein Haarstrich“ geklärt. Auch die Basics werden aufgegriffen. Was ist Faux Calligraphy und wie bekomme ich den „verstärkten Abstrich“ am besten hin? Zwei Seiten stellen Materialien wie Stift und Papier vor. Du brauchst wirklich nicht viel, wenn du das erste Mal mit dem Handlettering beginnen möchtest.

Es folgen einige Seiten, auf denen das kleine Alphabet geübt werden kann. Großzügige Übungsfreiflächen laden zum direkten Lettering im Buch ein. Im Anschluss an die sich wiederholenden Übungen erhältst du dann zusätzlich eine kurze Übersicht des Alphabetes.

Auf den weiteren Seiten erklärt die Autorin, wie man Buchstaben am besten verbindet. Wann kannst du den Stift absetzen, welche Buchstaben solltest du am besten in einem Zug lettern? Das Lettern von mehreren Buchstaben im Verbund ist, gerade am Anfang, nicht einfach. Mit Hilfe von einigen Übungsaufgaben, die du ebenfalls direkt im Buch ausführen kannst, wirst du dieses neuerworbene Wissen ausführlich vertiefen können.

Bounce Lettering bzw. das Tanzen der Buchstaben sieht oft richtig schön aus. Wer sich schon mal daran versucht hat, wird feststellen, dass es gar nicht so einfach ist. Wie bei vielem im Leben gilt auch hier: Übung macht den Meister. An Beispielwörtern kannst du deine Fähigkeiten auch auf diesem Gebiet schulen.


Ein optisch ansprechendes Lettering wird oft durch die Kombination verschiedener Schriftarten geschaffen. Die Autorin stellt in ihrem Buch vier Alphabete vor und zeigt dir, wie du sie mit einem kleinen Trick optisch noch ein wenig aufhübschen kannst.

Weiterhin findest du neun Schmuckelemente zum Verzieren von Letterings und ein paar Anregungen für schlichte Schnörkel, die deinem Lettering das gewisse Etwas verleihen werden.

Wie gelingt dir ein schlichtes, aber wirkungsvolles Lettering? Kombiniere die Worte optisch ansprechend, verwende verschiedene Schriftarten und setze vielleicht noch ein kleines Schmuckelement als Eyecatcher in die Ecke. Schon hast du ein perfektes Lettering erschaffen. Das ist manchmal einfacher gesagt als getan. Beispiele und Schritt-für-Schritt-Erklärungen der Autorin werden dir helfen von einer Skizze zum Bild zu gelangen.


Großzügige Übungsseiten am Ende des Buches helfen dir ein paar kurze Sätze nachzulettern und damit den Stil der Autorin noch einmal zu vertiefen.


Aufmachung:

Handlettering – Dein Einstieg in die Kunst des kreativen Schreibens kommt in einer sehr edelen und zugleich stabilen Aufmachung daher. Mit einem Format von 24,5 x 24,5 cm ist das Buch relativ groß, aber zugleich auch nicht unhandlich. Eine hochwertige goldene Spiralbindung nebst goldener Schmuckkanten machen dieses Buch zum optischen Highlight im Buchregal und zum perfekten Geschenk.


Eigene Meinung:

Als ich das Buch ausgepackt habe, war ich begeistert von der schönen Aufmachung des Buches. Auch der Letteringstil der Autorin, die unter dem Pseudonym Chalkfulloflove zeichnet, gefiel mir auf den ersten Blick sehr.

Ein flüchtiger Blick ins Buch offenbart bereits, dass es hier sehr viele Übungsseiten/Leerseiten gibt, auf denen der Leser direkt mit dem Lettering beginnen kann.

Kniffe und theoretische Grundlagen findet man in diesem Buch leidlich vor. Vielmehr setzt die Autorin auf Best practice-Beispiele, denn Übung macht ja bekanntlich den Meister.

In Handlettering – Dein Einstieg in die Kunst des kreativen Schreibens werden, wie der Name schon verrät, erste Grundlagen vermittelt. Das Buch eignet sich für Anfänger. Fortgeschrittene Letterer werden hier nur wenig Neues erfahren.

Einige Autoren von Handletteringbüchern raten, nach jedem Buchstaben den Stift abzusetzen und eine Pause einzulegen. Chalkfulloflove zeigt hier eine neue Variante: Das Schreiben der Buchstaben in einem Zug und das Absetzen an Stellen, an denen die Buchstaben mit einem linksgeformten Abstrich beginnen. Dieses Vorgehen ist nicht einfach. Doch die Autorin lässt einen nicht im Stich. Einige Beispiele laden auch hier wieder zum Üben ein.


Fazit:

Handlettering – Dein Einstieg in die Kunst des kreativen Schreibens sieht super aus und wirkt aufgrund seiner Aufmachung edel und hochwertig. Ein ideales Buch-Geschenk, eine Sehenswürdigkeit im heimischen Bücherregal.
Nach dem Üben in diesem Buch wird der Letterer den schlichten, aber optisch sehr ansprechenden und wirkungsvollen Stil der Autorin beherrschen. Viele Leerseiten laden zum direkten Lettering im Buch ein.

Dieses Buch eignet sich für Anfänger. Die optisch ansprechende Aufmachung und der eingedampfte Inhalt verstehen es, die Schwellenangst zu nehmen. Fortgeschrittene Letterer werden hier aber nicht viel Neues erfahren.

Veröffentlicht am 25.09.2018

Ein eher ruhiger Auftakt einer vielversprechenden Reihe

The Brightest Stars attracted
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Inhalt:

Karina hat sich einen kleinen Traum erfüllt. Sie nennt ein kleines renovierungsbedürftiges Häuschen ihr Eigen. Hier lebt sie gemeinsam mit ihrer schwangeren Freundin Elodie. Um sich diesen Traum ...

Inhalt:

Karina hat sich einen kleinen Traum erfüllt. Sie nennt ein kleines renovierungsbedürftiges Häuschen ihr Eigen. Hier lebt sie gemeinsam mit ihrer schwangeren Freundin Elodie. Um sich diesen Traum zu erhalten und um ihren Lebensunterhalt zu bestreiten, arbeitet sie in einem Massagestudio. Elodie, gute Freundin, Mitbewohnerin und Arbeitskollegin ist oft unpünktlich. An einem der Arbeitstage verspätet sie sich mal wieder. Karina springt für die Freundin ein und übernimmt den Kunden. Es handelt sich um den schweigsamen Soldaten Kael.

Umso überraschter wirkt Karina, als ihre Freundin kurz darauf auftaucht und den Fremden so herzlich begrüßt. Aber das ist noch längst nicht alles. Nach Feierabend steht Kael plötzlich mitten in Karinas Wohnung. Die Geschichte beginnt, wie fast alle großen Geschichten, mit einem Zufall.
Elodie bittet darum, dem besten Freund ihres Mannes für eine Nacht die Couch anzubieten. Ein weiterer Zufall will es, dass er sie zu einem Familienessen begleitet und plötzlich an ihrer Seite zu einer Party geht. Immer wieder taucht er im Massagestudio auf. Dabei weiß Karina doch gar nichts über den Fremden, während sie ihm nach und nach immer mehr von sich erzählt.



Im Detail:

Vom ersten Treffen an übt Kael eine starke Anziehungskraft auf Karina aus. Er ist ein Charismatiker, bei ihm fasst Karina häufig den Mut, sich zu öffnen. Immer mehr erzählt die junge Frau von ihrem Leben. Trotz Erfolgen bleibt ihr Leben ein Ringen um Anerkennung. Der übermächtige Vater zeigt fehlendes Verständnis, mangelnde Anerkennung und viel zu wenig Liebe. Ihr Bruder demgegenüber gerät zunehmend außer Kontrolle. Diese Sorgen sind es, die sie bald mit Kael teilt. Kael schweigt und hört ihr zu. Er wertet nicht, er mischt sich nicht ein.

Karina ist ein Charakter, der sich unglaublich viele Gedanken macht. Sie grübelt darüber nach, warum Kael nicht viel spricht. Sie ahnt, dass diese Schweigsamkeit mit seinen Erlebnissen in Afghanistan zusammenhängen könnten. Doch nach diesen Erlebnissen zu fragen, das traut sie sich nicht. Aber auch andere Situationen und alltägliche Erlebnisse bereiten Karina oft Sorgen. Oft durchdenkt sie mehrere mögliche Situationen, bevor sie handelt. Nicht immer wirken ihre Entscheidungen und gedanklichen Ergebnisse schlüssig bzw. rational. So zieht Karina an einem Abend auf einer Party über die angehende Freundin ihres Bruders Austin her. Sie nennt diese aufgrund ihres scheinbar perfekten Aussehens „Barbie“ und überlegt laut, dass die sich anbahnende Beziehung schon jetzt zum Scheitern verurteilt ist. Dumm nur, dass die potentielle Freundin von Austin alles mit anhören konnte. Der folgende emotionale Ausbruch des Mädchens war vorhersehbar. Austin beruhigt seine Partybegleitung mit dem Hinweis, dass Karina oftmals „angepisst“ reagieren würde. Ein kurzer Satz, der einerseits für Frieden sorgen soll und andererseits auch gar nicht so fehlgesprochen war. Karina jedoch ist zutiefst gekränkt.
Bisweilen ist sie in ihrer Wahrnehmung übersensibel und tritt in Fettnäpfchen.

Karina kompensiert ihre innere Leere und Unsicherheit, indem sie sich exzessiv mit ihrer Umwelt befaßt. Im ersten Teil des Buches erschien Karina noch bodenständig, ruhig und normal. Im weiteren Verlauf jedoch musste ich mich oft über sie aufregen. Das obige Beispiel steht für nur eine von mehreren Situationen, in denen die Protagonistin unreflektiert und nachtragend erscheint. Zwar macht sich Karina gerne Gedanken, diese teilweise redundanten, oft quälenden Gedankengänge kreisen aber oft nur um sie selbst.

Kael hingegen wirkt mit seiner ruhigen Art wie ein willkommener Gegenpol. Karinas emotionalen Ausbrüchen, begegnet er mit Schweigen und Gleichmütigkeit. Dieses Verhalten ist auch genau das, was Karina benötigt.

Zum Aufbau der Geschichte: Über die Seiten hinweg lernt der Leser Karina und ihren Alltag kennen. Er besucht mit ihr eine Party und das elterliche Haus. Es folgen Gespräche mit Kael über Karinas Sorgen und ihre Vergangenheit. Ein normaler Alltag eines Mädchens, dass die Scheidung ihrer Eltern miterleben musste. Viel interessanter hingegen wären vermutlich die Erlebnisse des Soldaten Kael gewesen. Es fällt eine Andeutung über eine Beinverletzung, über einen Freund, der das Kriegstrauma nicht bewältigen kann. Doch dabei bleibt es leider zunächst auch. Erst zum Ende hin bekommt der Leser eine Ahnung davon, was Kael in seiner Vergangenheit erlebt haben könnte, was ihn beschäftigt und dass er vielleicht doch nicht der sein könnte, der er zu sein vorgegeben hat.
Band eins dieser Reihe endet spannend und mit einem Cliffhanger der die Vorfreude auf eine Fortsetzung schürt.



Fazit:

Der Auftakt der „The brighest Stars-Reihe“ beginnt eher ruhig. Mit Karina führt die Autorin eine sehr grüblerische, von Selbstzweifeln geplagte Protagonistin ein. Einen schönen Kontrast bietet da der ruhige und schweigsame Soldat Kael, der an einem normalen Tag in Karinas Leben tritt.

Die körperliche Anziehungskraft, der Funke, der zwischen den beiden hin- und herspringt, ist sprachlich gekonnt umgesetzt. Kael ist schweigsam und wird niemals ungeduldig. Für Karina ist er ein guter Zuhörer, wenn sie sich mal wieder über ihre privaten Probleme sprechen möchte.

Der Handlungsstrang konzentriert sich im Wesentlichen auf das Zusammenkommen der beiden Charaktere. Auf die Frage, ob es eine gemeinsame Zukunft zwischen zwei so unterschiedlichen Personen überhaupt geben kann. Spannung zieht der Roman aus dem Verhalten der Protagonistin, die mit ihrem sprunghaften und stellenweise auch oft irrationalen emotionalen Ausbrüchen für kleine Schockmomente sorgt und aus der überraschenden Wendung zum Ende des Buches.

Bedauerlicherweise wird in diesem ersten Band nicht viel über den männlichen und mir anfangs durchaus sympathischeren Part Kael und dessen Erlebnisse im Afghanistaneinsatz erzählt.
Man fragt sich, welche Bedeutung die Kriegserlebnisse, die nur kurz angesprochen werden, für die Beziehung zu Karina und die Geschichte haben. Das Rätsel löst sich nicht auf, hier mögen die geplanten Folgebände Aufklärung leisten.

Das tolle Ende entschädigt mit seiner überraschenden Wendung für einige überflüssige Seiten zuvor. Von der ersten bis zur letzten Seite ein dem Leben abgelauschter und handwerklich sehr gut gemachter Roman.



Buchzitat:

Warum ist Glück immer so kurzlebig, und warum bleibt Verzweiflung wie ein unerwünschter Gast haften?

Veröffentlicht am 21.09.2018

Ein besonderes Buch

Wicker King
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Inhalt:

August und Jack sind beste Freunde. In jeder noch so schlimmen Situation sind sie füreinander da. Als sich Jack immer mehr zu verändern scheint und langsam aus dem Realistischen ins Übernatürliche ...



Inhalt:

August und Jack sind beste Freunde. In jeder noch so schlimmen Situation sind sie füreinander da. Als sich Jack immer mehr zu verändern scheint und langsam aus dem Realistischen ins Übernatürliche abgleitet, ist es August, der seinem Freund Gehör schenkt, der ihm verspricht, dass er ihm helfen wird, die ominösen Aufgaben zu lösen, von denen er jetzt ständig spricht.
Was anfangs wie ein Spiel erscheint, wird nach und nach zu einem gefährlichen Unterfangen.
August, dem Erfahrungen wie Ohnmacht und Hilflosigkeit fremd sind, merkt dass er langsam die Kontrolle verliert. Doch für ihn steht fest, dass er Jack niemals im Stich lassen wird, egal, welches Opfer er letztlich dafür erbringen muss.



Im Detail:

Sowohl Jack, als auch August wachsen in einem Umfeld auf, in dem die Erziehungsberechtigten ihre Vorbildfunktion stark vernachlässigen. August Mutter leidet unter einer schweren Depression. August ist daher schon früh daran gewöhnt, Verantwortung zu übernehmen.
Jacks Eltern wiederum sind nur selten zu Hause. Nicht mal an Weihnachten oder zum Geburtstag melden sie sich bei ihm.

Kein Wunder also, dass Jack eine Form von Eskapismus sucht. In ihm wächst der Wunsch, dem eigenen Alltag zu entfliehen. August hingegen, der es bereits gewohnt ist sich allen Aufgaben gewachsen zu zeigen, nimmt sich seinem besten Freund an. Er kümmert und sorgt sich um ihn.

Bald schon sind es die Freunde, die August raten, sich Hilfe von dritter Seite zu suchen. Doch Jack möchte nicht, dass jemand anderes von seinen Gedanken/von seiner Parallelwelt erfährt. Da August seinen Freund über alles liebt und alles für ihn tun würde, spielt er mit und begibt sich dabei auf einen sehr schmalen Grad. Am Ende ist es kein Spiel mehr, das beide spielen, sondern bitterer Ernst.

Kayla Ancrum hat mit Wicker King ein Buch geschrieben, das allein schon von der Aufmachung her ins Auge fällt. Der Leser findet im Innenteil Bilder, Fotos, Playlisten, Protokolle, Notizzettel und vieles mehr.

Dennoch fiel mir der Start in die Geschichte schwer. Das lag vermutlich einerseits an den kurzen Kapiteln, die im Durchschnitt eine Seite lang waren, andererseits aber auch an dem Schreibstil der Autorin. Lange Zeit war ich mir nicht sicher, wohin die Geschichte eigentlich gehen soll. Durch die schnellen Szenenwechsel hatte ich das Gefühl, immer wieder aus der Situation herausgerissen zu werden. Auch hatte ich das Gefühl, dass Kayla Ancrum mit einigen künstlerischen Kniffen einen besonderen Flair in die Geschichte einbauen wollte.

Hier lohnt es sich jedoch Geduld zu zeigen. Nach und nach entwickelt die Autorin eine Geschichte, der es gelingt, auf sanfte Weise eine tiefere Botschaft zu vermitteln. Auch empfand ich die Freundschaft zwischen Jack und August als etwas ganz besonderes. Ihre intensive Bindung zueinander, die Bereitschaft bedingungsloser Ehrlichkeit und Treue, gefiel mir sehr.



Fazit:

Wicker King ist schon ein Eyecatcher, wenn man im Buchladen darin herumblättert. Aber auch die Geschichte selbst braucht sich nicht zu verstecken. Der Leser wird in diesem Buch mit zwei Jungen vertraut gemacht, die sehr früh in ihrem Leben Verantwortung übernehmen mussten.
Die gegenseitige Wertschätzung, das gegenseitige Vertrauen, das Gewissen und die Redlichkeit von August und Jack gefielen mir hier sehr.

Als gewöhnungsbedürftig empfand ich die sehr kurzen Kapitelabschnitte und eine anfangs schwer durchschaubare Storyline. Der Roman ist äußerst kunstvoll konstruiert, wirkt manchmal aber artifiziell.

Kann man darüber hinwegsehen, wird man Wicker King so viel Persönliches, Amüsantes und Lehrreiches entnehmen.



Buchzitate:

„Aber das Beste zu geben, reicht manchmal nicht“, sagte sie dann ein bisschen weniger heftig. „Manchmal muss man einfach aufhören und andere ihr Bestes geben lassen. Um selbst zu überleben.“

Veröffentlicht am 02.06.2018

Eine Liebeserklärung an Bücher

Das Mädchen, das in der Metro las
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Inhalt:

Jeden Morgen fährt Juliette mit der Metro die Strecke von ihrer Wohnung bis zur Arbeit. Jeden Morgen beobachtet sie die Menschen um sich herum, wie sie in ihren Büchern lesen. Da gibt es den ...

Inhalt:

Jeden Morgen fährt Juliette mit der Metro die Strecke von ihrer Wohnung bis zur Arbeit. Jeden Morgen beobachtet sie die Menschen um sich herum, wie sie in ihren Büchern lesen. Da gibt es den äußerlich unscheinbar wirkenden Mann, der jeden Tag in einem Buch über Insekten liest oder die Frau, die auf Seite 247 ihres Buches weinen muss. Juliette genießt die Fahrt und diese kurze Zeit, die sie hat, um den Alltag zu verlassen und sich ihren Gedanken hinzugeben, welche Geschichte hinter den gelesenen Büchern, aber auch hinter deren Lesern stecken mag.

Eines Tages wagt Juliette einen kleinen Umweg. Sie durchbricht die selbstauferlegten Regeln ihres Alltags und folgt einem Mädchen, welchem sie durch einen Zufall auf der Straße begegnet ist und welches sie nun zu locken scheint. Bald schon wird Juliette ein eigenes kleines Abenteuer erleben und ihrem Leben eine kleine, unerwartete Wendung geben.



Schreibstil:

Mit einem fast schon poetischen, auf jedem Fall sehr kunstvollen und bildlichen Schreibstil, erzählt Christine Féret-Fleury eine Geschichte über Juliette, das Mädchen, das in der Metro las. Sie schreibt eine Liebesgeschichte über Bücher und ihre Geschichten. Mit ihren Worten motiviert sie auch mal einen Moment inne zu halten, die Schönheit des Lebens wahrzunehmen und vielleicht mit einer kleinen Veränderung ein eigenes Abenteuer zu starten.

Juliette ist eine Protagonistin, die schon auf den ersten Seiten ein wenig aus der Reihe fällt. Sie trägt eine Sonnenbrille in Schmetteringsform und einen Schal, den ihre Großmutter 1975 für die Tochter gestrickt hatte. Mit ihren Überlegungen und Träumen wirkt sie ein wenig wie eine Außenseiterin, wie die stille Beobachterin, die in ihrer eigenen fantastischen Welt sehr glücklich ist.

Oft denkt das Mädchen sich eigene Geschichten aus. Ihre Gedanken und somit auch die Erzählung, die der Leser verfolgt, sind nicht selten sprunghaft. Beim Lesen des Buches fragte ich mich des Öfteren, welchem Handlungsstrang ich nun folgen soll. Einige Fäden werden in diesem Buch aufgenommen und dann wieder fallen gelassen. Und dennoch bleibt, nach dem Lesen der letzten Seite und dem Zuklappen des Buchdeckels, eine zauberhafte Geschichte und auch eine sehr schöne Botschaft zurück.

Juliette lernt in diesem Buch einige neue Menschen kennen, die ihr helfen, ihren Weg zu finden. Sie verbringt mit einigen eine längere Zeit. Mir erschienen diese Nebencharaktere eher wie kurzweilige Begleiter eines Lebensabschnittes. Von einigen dieser Charaktere bekommt sie Botschaften mit auf den Weg, andere verhelfen ihr dazu, eine Richtung einzuschlagen, die sie sich noch nicht zu gehen getraut hatte.

Einige Ratschläge oder Sätze in diesem Buch wirkten für mich auf den ersten Blick romantisch und schön und dennoch musste ich mich beim erneuten Lesen fragen, welche Botschaft damit ausgesprochen werden sollte. So bekommt Juliette zum Beispiel den Ratschlag erteilt, alle Bücher zu lesen, die ein neuer Freund aufbewahrt hat. Und danach soll sie die Geschichten darin einfach wieder vergessen. Ich fragte mich, wie die Botschaft des Textes zu verstehen ist.
Was soll die Protagonistin, bzw. was kann ich als Leser, daraus lernen? Vielleicht, dass immer ein Teil der Geschichte in einem zurückbleibt ? Warum wird die Empfehlung den Inhalt wieder zu vergessen ausgesprochen? Sollte man nicht eher versuchen möglichst viel der gelesenen Geschichte in Erinnerung zu behalten? Soll durch diesen Tipp die Botschaft vermittelt werden, dass es sinnvoller und entlastender sein kann loszulassen? Nicht selten hätte ich mir, bei diesem Buch, welches voller schöner Worte und auch Ratschlägen steckt, ein wenig mehr Hilfe gewünscht. Doch diese Hilfe wird der Leser hier nicht finden. Vielmehr muss er selbst deuten und ein wenig zwischen den Zeilen lesen.



Fazit:

Mit „Das Mädchen, das in der Metro las“ erzählt die Autorin eine lebhafte, oft plaudernde Geschichte, die von einer Episode zur nächsten hüpft und dabei den situativen Anlass immer wieder mal aus den Augen zu verlieren droht. Dem Leser kommt dabei die Verantwortung zu, den roten Faden in der Geschichte aufzuspüren. Daran darf er sich nicht stören.
Die Protagonistin Juliette ist eine Träumerin, ein in sich verschlossener Mensch, der bislang immer ein sehr strukturiertes Leben geführt hat und nun durch eine kleine Fügung des Schicksals einen neuen Pfad beschreitet und gewollt aus ihrem Alltag herausfällt.

Letztlich besteht die große Leistung dieses Buches in dem unwiderstehlichen Reiz, sich als Leser immer wieder neu zur Re-Lektüre einladen zu lassen, um neue, spannende Querverbindungen und Interpretationen zu entdecken.

Dieses Buch ist eine Liebeserklärung an Bücher, an die Geschichten hinter den Geschichten und an die Träumer unter uns. Ich empfehle dieses Buch an Leser/innen, die einen poetischen Schreibstil schätzen und, wie Juliette ein wenig normal, ein wenig introvertiert und auf jeden Fall verliebt sind in die Literatur und in die Geschichten, die das Leben schreibt.



Buchzitate:

Sie hatte schon immer gern an Büchern gerochen und sie beschnuppert, besonders an den aus zweiter Hand erworbenen – auch neue Bücher rochen nicht alle gleich, es hing davon ab, welche Art von Papier und Klebstoff man verwendet hatte, aber sie erzählten noch nichts über Hände, die sie gehalten, über Häuser, die sie beherbert hatten. Sie hatten noch keine Geschichte, und zwar nicht die Geschichte, die in ihnen geschrieben stand, sondern eine zweite Geschichte, die wie ein Schatten und unbekannt war.