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Veröffentlicht am 24.01.2023

Unglaublich viele Techniken und Ideen

Du hast das Zeug zum Zeichnen!
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Inhalt:

„Du hast das Zeug zum Zeichnen!“ legt den Fokus auf Kreativitätstechniken und Ideenfindung. Unzählige Tipps und Tricks helfen die Kreativität zu entfesseln, Neues auszuprobieren und die Angst ...

Inhalt:

„Du hast das Zeug zum Zeichnen!“ legt den Fokus auf Kreativitätstechniken und Ideenfindung. Unzählige Tipps und Tricks helfen die Kreativität zu entfesseln, Neues auszuprobieren und die Angst Fehler zu machen zu überwinden.

Dieses Buch enthält neben den Basics wie der Vorstellung von Materialien und Werkzeugen Anleitungen für Techniken wie Line Drawing, Doodles, abstraktes Zeichnen, Schraffuren und Schattensetzung.


Eigene Meinung:

„Du hast das Zeug zum Zeichnen!“ richtet sich, das erklärt die Autorin bereits im Vorwort, an diejenigen, die gerne zeichnen, aber zugleich auch an die, die denken, sie hätten einfach kein Talent. Das Buch enthält sowohl einfache als auch anspruchsvollere Lektionen.

Nach dem Lesen des Buches kann ich, die bereits schon mehrere Lehrbücher zum Thema Zeichnen/Handlettering gelesen hat, sagen, dass Katja Blumes ein außergewöhnliches Talent besitzt, anderen zu mehr Kreativität zu verhelfen und zum Hobby Zeichnen zu motivieren.

Die Autorin beginnt mit den Basics. Sie nimmt also auch den unerfahrenen/ängstlichen Künstler an die Hand und zeigt ihm, dass Zeichnen kein Hexenwerk ist. Sie erklärt, welche Materialien man benötigt, wie man eine Skizze auf ein gutes Blatt Papier überträgt, widmet sich der Körperhaltung beim Zeichnen und erläutert, wie man einem Motiv mehr Tiefe durch Schraffur und Schattensetzung verhelfen kann.

All das tut die Autorin stets in einem locker-leichtem Ton. Katja Blume betont immer wieder, dass es wichtig ist, loszulassen, um zur Kreativität zu finden. Eine gerade Haltung beim Zeichnen mag wichtig sein. Doch hat die Autorin festgestellt, dass sie zum Beispiel im Liegen auf der Couch viel lockerer im Kopf war und daher hier sogar mit die besten Einfälle zu Papier gebracht hat.

Zeichnen ist ein kreativer Prozess, das weiß Katja Blume sehr genau. Sehr gefallen hat mir auch bei dem zweiten Buch der Autorin, dass das Hauptaugenmerk ihres Werkes auf der Kreativitätsfindung liegt. Wie gelingt es seinen Geist zu öffnen? Wie gelingt es Ideen zu finden? Ups, ein Kaffeefleck ist versehentlich auf das Papier gelangt?! - Nicht wegschmeißen! Mach was draus. Eine Zeitung zum Frühstück? Da lässt sich doch hervorragend drauf herumdoodeln. Mache bewusst einen Farbkleks auf ein Papier und versuche darin ein Motiv zu erkennen. Mit Finelinern kannst du ein richtig originelles Bild daraus machen. Es gibt so viele Themen und Anlässe im Alltag, die einem zur Inspiration verhelfen. Hast du schon mal über ein Moodboard nachgedacht? Hier kannst du Anregungen für neue Projekte sammeln, auf die du jederzeit schnell zurückgreifen kannst.

Denk nicht so viel nach. Greif zum Stift und leg einfach los. Das ist die Devise von Katja Blume. Auch abstrakte Kunst kann Spaß machen. Line Drawing, Doodles, Skizzen, Muster, Florales, optische Illusionen. Das ist nur ein Teil der Aufzählung der Techniken, die Katja Blume in ihrem Buch vorstellt.

Neben gängigen Praktiken gibt es in „Du hast das Zeug zum Zeichnen!“ allerhand Neues zu entdecken. Wie gelingt es eine Holzmaserung zu zeichnen, eine bunte Bordüre, zeichnen auf Buchseiten; all das sind Ideen, die die Autorin aufwirft und die schnell zu eigenen Ideen beim Leser des Buches führen.

Blätter und Blumen, das sind Motive, die allseits bekannt sind und sich immer und zu jeder Gelegenheit gut in Zeichnungen integrieren lassen. Wie gelingen diese Motive spielend leicht? Das zeigt die Autorin in ihrem Buch. Kombiniert mit passenden Schraffuren (für die es einen eigenen sehr informativen Abschnitt im Buch gibt) und gezielten Freiflächen entsteht aus einem einfachen Blatt oder einer Blume ein kleines Kunstwerk.

Ein Abschnitt widmet sich auch dem Doodeln (skizzenhafte, kleine Zeichnungen). Neben vielen Anregungen für Motiven verrät die Autorin, wie man mit Doodeln richtig schöne Projekte aufs Papier zaubern kann.

In diesem Buch befinden sich über die genannten Techniken hinaus weitere sehr kreative Ideen. Hast du schon mal Urban Sketching – Zeichnen in der Öffentlichkeit, Travel Sketch – Zeichnen im Urlaub oder Kuvertkunst – das Verzieren des Inneren eines Briefumschlages ausprobiert? 

Ein Glas zeichnen und dieses mit einem kreativen Inhalt füllen. Diese Technik kennt der ein oder andere vielleicht schon. Aber ein kreatives Loch zu gestalten, das ist vielleicht noch nicht ganz so geläufig. Zeichne doch auch einfach mal mit geschlossenen Augen, versuche aus dem Kopf heraus ein Motiv/ein Arrangement wiederzugeben oder versuche mit nur einem Strich/einer Linie ein Motiv zu zeichnen ohne dabei den Stift vom Papier abzusetzen. Versuche, dich beim Zeichnen an einem Perspektivwechsel oder lege den Fokus auf einen bunten, vielleicht sogar gestempelten, Hintergrund.

Das Buch endet mit Ideen für DIY-Projekte. Katja Blume beschränkt sich hier auf Ideen für Karten, Lesezeichen und Geschenkpapier.


Fazit:

„Du hast das Zeug zum Zeichnen!“ überzeugt durch die unprätentiöse Herangehensweise an das Metier.

Als Elixier des Erfolgs greift die Autorin das psychologische Motiv des Lernens auf und macht deutlich, wie man eigene Potenziale erkennen und heben kann.

Katja Blume richtet ihr Buch daher nicht nur an begeisterte Zeichner, sondern auch an diejenigen, die noch nicht den Mut hatten, zum Stift zu greifen. Beide Fraktionen kommen hier auf ihre Kosten.

Der informative Wert des Werks ist, 240 Seiten ist es gedankt, hoch und dazu kommt der theoretische Mehrwert des Ansatzes.

Ich habe bereits einige Bücher zum Thema Malen und Zeichnen gelesen. Katja Blumes Bücher und insbesondere somit auch „Du hast das Zeug zum Zeichnen!“ haben sich auch zu einer Art Goldstandard des Genres entwickelt. So viele Techniken, so viele Ideen.

Für mich gibt es daher eine volle Empfehlung für kreative Köpfe oder die, die es noch werden wollen.

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Veröffentlicht am 19.01.2023

Mystery-Lovestory

Schattenflittern. A Love Beyond
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Inhalt:


Seit dem Vorfall vor genau neun Jahren als ein violett leuchtender Feuerball auf die Erde fiel und ein kleines Erdbeben ausgelöste, als Vis Mutter von einem Tag auf den anderen spurlos verschwand, ...

Inhalt:


Seit dem Vorfall vor genau neun Jahren als ein violett leuchtender Feuerball auf die Erde fiel und ein kleines Erdbeben ausgelöste, als Vis Mutter von einem Tag auf den anderen spurlos verschwand, ist Vis Leben nicht mehr dasselbe. Ein Umzug folgt dem nächsten. Denn Vis Vater hat sich seit dem Ereignis voll und ganz der Forschung verschrieben. Er ist sich sicher, dass einst mit dem Feuerball auch außerirdisches Leben auf die Erde gelangt ist. Er ahnt, dass das Verschwinden seiner Frau kein Zufall war.

Vis Vater forscht mittlerweile in Avondale. Als Vi hier ankommt, muss sie erst einmal ankommen. Bei einem Besuch im Baumarkt trifft sie auf den Kassierer Liam. Der erste Kontakt verläuft merkwürdig. Denn als Vi das Wechselgeld annehmen möchte, bekommt sie einen Schlag. Sie wird von den Beinen gerissen und durchlebt eine Vision.

Als Liam Vi später wiedersieht, versucht er alles, um ihr aus dem Weg zu gehen. Der Vorfall im Baumarkt soll sich auf keinen Fall wiederholen. Doch der Plan geht nicht auf. Denn Vi geht auf die gleiche Schule wie er. Hinzu kommt, dass Vi scheinbar gerne mehr über das erfahren möchte, was ihr im Baumarkt widerfahren ist. Und dann gerät dieses Mädchen auch ständig in Lebensgefahr, immer dann, wenn Liam zufällig in der Nähe ist ...

Dann gibt es da noch Hayden, der Junge, der Vi bereits im Baumarkt darauf hingewiesen hatte, dass Liam religiöse Eltern hat und der gerne ein wenig stichelt und ständig an den unmöglichsten Orten auftaucht. Ganz so, als würde er Vi beobachten.

Das alles hat Vi gerade noch gefehlt. Denn eigentlich möchte sie sich nur, gemeinsam mit ihrem Freund, dem Gecko Lewis, in ihrer neue Heimat einleben. Sie möchte die Hollywoodschaukel vor dem Haus reparieren und hier zur Ruhe finden. Doch schon bald ist Vis Leben aufregender als je zuvor. Denn ihre neuen Bekanntschaften haben allesamt Geheimnisse, in die Vi hineingezogen wird. Ob sie nun will oder nicht.



Meinung:


„Schattenflirren. A Love Beyond“ wird aus zwei Perspektiven erzählt. Zum einen erlebt der Leser das Geschehen aus der Sicht von Vi, die gemeinsam mit ihrem Vater, ihrer Haushälterin und dem Gecko Lewis von einem Ort zum anderen zieht, um der Ursache des Verschwindens ihrer Mutter auf die Spur zu kommen.

Die zweite Perspektive betrachtet das Geschehen aus Liams Sicht, der seine Freizeit gerne in der Gesellschaft seiner zwei Cousinen Tessa und Naomi verbringt. Alle drei haben ein Geheimnis, das sie auf jeden Fall wahren wollen. Denn jeder von ihnen besitzt besondere Fähigkeiten. Als Liam eines Tages gezwungen wird Vi zur Hilfe zu eilen, droht er sich, Tessa und Naomi zu entlarven. Ein fatales Problem, wollen sie doch nicht als menschliche Laborratten dienen. Naomi, Tessa und Liam haben also allerhand damit zu tun, den Vorfall zu vertuschen.

Anna-Sophie gelingt mit „Schattenflirren“ eine Geschichte, die facettenreich bis schillernd daherkommt. So habe ich den kleinen Gecko Lewis sofort ins Herz geschlossen, der ständig auf Vis Schulter hockt und bei dem das Mädchen Trost findet. Dabei wird ein lebendiges Kopfkino in Gang gesetzt.

Die Charaktere sind gut verständlich und nachvollziehbar dargestellt. Jeder von ihnen hat eine Hoffnung, ein Ziel, das ihn antreibt. Sowohl Liam, als auch Vi wollen eigentlich nur ein ganz normales Leben führen. Doch dieses ist beiden nicht vergönnt. Denn mit ihrem Zusammentreffen prallen wortwörtlich zwei Welten aufeinander. Beide geraten ständig in neue Konflikte hinein.

Im Mittelteil werden dann interessante Theorien über intelligentes außerirdisches Leben vorgestellt. Hier verliert die Geschichte streckenweise ein wenig an Dynamik, gewinnt jedoch zugleich an Tiefe.



Fazit:


„Schattenflirren. A Love Beyond.“ ist eine Mystery-Lovestory. Das Buch ist eine Einladung zum Rätseln und Nachdenken.

Und weil das Rätseln kein Ende findet, bleibt die Anteilnahme stets lebendig, denn Anna-Sophie Caspar wahrt kunstvoll den Schleier des Geheimen, wodurch bis zum letzten Wort eine gewisse Intensität aufrechterhalten bleibt.

Eigentlich hat diese Geschichte alles, was es braucht, um zu einem fesselnden Leseerlebnis zu werden. Teilweise muss dann aber auch der eine oder andere deus ex machina her, um die Situation zu retten.

Einfallsreich und locker bringt die Autorin vieles unter dem Dach dieses Buches unter. Summa summarum bietet das Werk leichte Lektüre, die aber durchaus Unterhaltungswert besitzt.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
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Veröffentlicht am 12.01.2023

Für geduldige LeserInnen

Skandal & Vorurteil
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Inhalt:


Nur ihrem Bruder Fitz und dem Renommee ihrer Familie hatte es Georgiana Darcy zu verdanken, dass sie, nachdem sie und ihr Freund Wickham mit einigen Tütchen Adderall im Schlafsaal erwischt wurden, ...

Inhalt:


Nur ihrem Bruder Fitz und dem Renommee ihrer Familie hatte es Georgiana Darcy zu verdanken, dass sie, nachdem sie und ihr Freund Wickham mit einigen Tütchen Adderall im Schlafsaal erwischt wurden, nicht von der Schule flog. Seit diesem skandalösen Vorfall auf der Pemperley Academy hatte sich jedoch für die Tochter reicher Eltern, die sich bislang alles mit Geld erkaufen konnte, einiges geändert. Die Mitschüler verurteilen sie dafür, dass der Klassenliebling für diese Tat der Schule verwiesen wurde, Georgie selbst ihr Leben aber so weiterleben konnte wie bevor.

Doch stimmt das wirklich?! Eher nicht. Georgie ist fortan noch mehr eine Außenseiterin in ihrem Umfeld.

Georgies Vater war früh verstorben, die Mutter hatte die Kinder dem Hauspersonal überlassen. So musste Fitz, Georgies Bruder, der das Sorgerecht für seine Schwester bekam, schon früh die Verantwortung für alltägliche Dinge übernehmen. Fitz schien mit seinem neuen Leben nicht mehr zufrieden und Georgie musste tagtäglich Vorwürfe und Predigten über sich ergehen lassen.

Als Wickham eines Tages wieder in der Stadt auftaucht, kann Georgie nicht widerstehen. Sie muss den Jungen, in den sie bereits seit Kindheitstagen verliebt war, wiedertreffen. Wickham hat sich seit dem Drogenskandal kein bisschen verändert. Er möchte bestimmen, in welche Richtung Georgie sich entwickelt, er möchte sie erneut für dubiose Geschäfte einspannen und er wirft ihr erneut vor, dass sie nur mit ihm an seiner Seite an der Schule wieder Fußfassen könne und von den anderen Schülern respektiert werden würde.

Georgie fasst in diesem Moment des Wiedersehens einen Plan: Sie möchte Wickham, ihrem Bruder und sich beweisen, dass sie in der Lage ist, die perfekte Darcy zu sein, die alle respektieren. Sollte ihr das gelingen, so äußert sie ihr Vorhaben gegenüber Wickham, möge dieser sie endgültig in Ruhe lassen und verschwinden.

Doch Wickham ist mit diesem Deal noch nicht ganz einverstanden. Fitz, soll zudem zugeben, dass seine Schwester auch für ihn die perfekte Darcy sei. Würde Georgie der Plan nicht gelingen, so müsse sie sich ihm entweder wieder unterordnen und ihn bei seinem neuen kriminellen Vorhaben unterstützen oder er würde Fitz von ihrem Treffen berichten und ihm zugleich weismachen, dass all das, was vorgefallen ist, alleine Georgie zuzuschreiben gewesen sei. Georgie würde also die letzte Person in ihrem Leben verlieren, die sich noch für sie interessiert.



Meinung:


Stolz & Vorurteil habe ich vor Jahren gelesen und geliebt. Als ich also davon hörte, dass es eine Neuerzählung zum Klassiker geben würde, war ich Feuer und Flamme und wollte dieses Buch unbedingt lesen.

Der Einstieg in das Buch gelingt aber nur peu à peu.

Amanda Quain berichtet aus dem Leben ihrer Protagonistin Georgie, die nach einem Drogenskandal an der Schule jegliche Freunde verloren hat. Georgies einziger enger Kontakt besteht aktuell noch zu ihrem Bruder, Fitz, der jedoch sehr frustriert daherkommt. Verständlich, musste er doch für seine Schwester all seine eigenen Zukunftspläne aufgeben. Um in Georgies Nähe zu sein, ist Fitz auf eine neue Schule gewechselt. Dadurch, dass er durch den Weggang der Mutter die Verantwortung für die Schwester übertragen bekommen hat und diese vor Kurzem noch Teil eines Schuldesasters wurde, hat er allerhand zu tun, um die Wogen zu glätten. Zugleich versucht er für einen guten Ruf der Familie zu sorgen.
Die Überforderung des Jungen schlägt sich in Frust nieder, der sich permanent auf sein Verhalten auswirkt.

Immer wieder tappt Georgie in Fettnäpfchen. Ihr Handlungen sind nicht immer gut durchdacht. Ihre Pläne sind risikoreich. So trifft sich die Protagonistin, sobald sie davon hört, dass ihre ehemals große Liebe Wickham wieder in der Stadt ist, trotz aller negativen Erfahrungen wieder mit ihm. Wickham hat, so erfährt man über die Seiten hinweg, schon zu Beziehungszeiten Georgia stets klein gehalten. Er hat über ihr gesamtes Leben bestimmt. Dass Georgia von anderen respektiert und gesehen wurde, lag lediglich daran, dass sie die Freundin von Wickham war, das hält dieser ihr auch konsequent immer wieder vor.

Zwar weiß Georgia, dass Wickham für ihr seelisches Wohlbefinden nicht zuträglich ist. Dennoch öffnet sie immer wieder seine E-Mails und trifft sich mit ihm. Immer wieder wird sie enttäuscht, denn Wickham hat zwar seinen ganz eigenen Charme, ist aber stets manipulativ und zielt auf ihre Beeinflussung.

Anfangs machten es mir die Figuren in diesem Buch nicht einfach. Ich fand zu keinem Charakter einen wirklichen Zugang. Zwar hätte ich mit Georgie gerne Mitleid gehabt, doch ist sie stellenweise sehr naiv. Schwer, weil anstrengend, ist es daher für den Leser, jedem Gedankengang folgen zu wollen.

Einzig sympathisch war mir in der ersten Hälfte des Buches Avery, der Junge, der stets ein guter Freund für Georgie war, den diese aber nur kaum wahrgenommen hatte und der nun, nach dem Skandal, ohne große Worte wieder an ihrer Seite auftaucht. Avery hinterfragt nicht. Er ist für Georgie da. Er macht sogar bei ihren verrückten Plänen mit. Er regt sich nicht auf, wenn etwas schief läuft. Stattdessen trägt er immer ein freundliches Lächeln auf den Lippen.

Nach und nach gelang es mir, mich in die Figuren hineinzufühlen. Georgie setzt aber in der zweiten Hälfte des Werks ihre Prioritäten neu.

Ihr gelingt es, alte Gefühle zu überdenken und neue Menschen in ihr Leben zu lassen. Aber auch Fitz streift negative Verhaltensmuster ab und taut allmählich auf. Wickham tritt in den Hintergrund und Avery gewinnt an Kontur. Ein Fortgang der Geschichte, den ich sehr willkommen geheißen habe.



Fazit:


Amanda Quain braucht eine Weile um ihre Geschichte aufzubauen. Ein langer Rückblick, wenige Dialoge und Charaktere, die anfangs kaum Identifikationspotential besitzen. Quain erzählt manchmal sperrig, immer aber geduldig - allerdings auf Kosten von Konsumierbarkeit und Konsensstiftung.

Die zweite Hälfte ist deutlich besser. Charakterentwicklung und Handlungsführung sind hier gelungen. Die Figuren gewinnen an Konturen, überdenken ihre Verhaltensmuster und zeigen somit eine interessante Entwicklung.

Auch wenn das Buch nicht immer nah am ursprünglichen Handlungsverlauf bleibt, ist es dennoch eine Ode an das Meisterwerk Stolz & Vorurteil.

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Veröffentlicht am 07.01.2023

Humorvoller Märchenmix

Chaos im Märchenhimmel
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Inhalt:


Eines haben das Zündholzmädchen, Zoe, das Mädchen mit dem Sternenhemdchen, Talia und die kleine Meerjungfrau, Moyra, gemeinsam: Sie waren grausam zu Tode gekommen. Doch Gevatter Tod konnte diese ...

Inhalt:


Eines haben das Zündholzmädchen, Zoe, das Mädchen mit dem Sternenhemdchen, Talia und die kleine Meerjungfrau, Moyra, gemeinsam: Sie waren grausam zu Tode gekommen. Doch Gevatter Tod konnte diese drei Damen, in denen noch ein kleines bisschen Schicksal und Vorhersehung steckt, nicht einfach ins Totenreich übergehen lassen. Er hat sich ihrer vielmehr als Ziehvater angenommen. Die drei Mädchen, das musste der alte Herr bald feststellen, sind allerdings schwerer zu betreuen als ein Sack voll Flöhe. Ständig streiten, zoffen und ärgern sie sich. Das muss ein Ende haben, beschließt der Gevatter.

Ein Plan ist schnell gefasst. Die Mädchen sollen für eine Weile zusammenarbeiten, seinen Job übernehmen und die Seelen der Verstorbenen einsammeln. Doch einer muss auf sie aufpassen. Geeignet scheint sein kleiner Begleiter, die vorlaute Ratte Ray.

Moyra, Talia und Zoe sind überhaupt nicht begeistert, als der Gevatter ihnen ihre neue Aufgabe präsentiert. Ganz zu schweigen von Ray, der so gar keine Lust hat, die drei Streithähne zu überwachen. Doch alles Zetern hilft nichts. Kurz darauf befinden die Mädchen sich im Märchenland und sollen sich um Schneewittchen, die Opfer eines Mordversuchs werden wird, kümmern. Doch anstatt sich Gedanken um die Seele der jungen Frau zu machen, beschließen die Mädchen, dem Schicksal ins Handwerk zu fuschen, da sie nicht einfach zuschauen wollen, wie Schneewittchen getötet wird. Sie schmieden einen Rettungsplan.

Damit durchkreuzen sie das große kosmische Wechselspiel: Die Toten dürfen nie in die Welt der Lebenden eingreifen, um eine Seele zu retten. Während Ray also unter Fluchen und Schimpfen alles zu tun hat, um die Mädchen an bestehende Regeln zu erinnern, lernen diese auf ihrem Kurztrip neben einem ziemlich naiven Schneewittchen, das einfach nicht aus seinen Fehlern lernen möchte, auch noch drei böse Wölfe kennen. Und die sind ebenfalls auf der Suche nach einer Seele, die sie jedoch für ihre eigenen Pläne verwenden wollen …

Ziemlich schnell kommt es zu einigen Differenzen und Auseinandersetzungen zwischen den beiden Fraktionen, die sehr unterschiedliche Pläne hegen.

Die Handlung bringt die Figuren dazu, sich mit alten Erinnerungen auseinander zu setzen und ihre Traumata aufzuarbeiten. Helfen könnten dabei die Pokerfreunde des Todes: Die Zahnfee, die gute Fee und das Sandmännchen. So werden also zügig drei Gruppen gebildet. Jedes Mädchen bekommt einen Wolf und einen Pokerfreund an die Seite gestellt, mit dem sie eine Aufgabe lösen sollen. All das darf erneut Ray überwachen. Kein Wunder vermutlich, dass der Tod erneut wenig Begeisterung erntet. Ein Kompromiss ist allerdings bekanntlich dann vollkommen, wenn alle unzufrieden sind.
Und wer weiß, vielleicht führt dieser ja direkt ins Happy End?!



Meinung:


Mit „Chaos im Märchenhimmel“ ist Jacqueline Weichmann-Fuchs erneut eine humorvolle Märchenadaption gelungen, die aber – und das unterscheidet das Buch von den anderen Geschichten der Reihe - zugleich auch mit ernsten Themen aufwartet.

Der Leser begleitet hier drei Figuren aus bekannten Klassikern. Das Mädchen mit dem Sternenhemdchen, das Zündholzmädchen und die kleine Meerjungfrau. Alle drei haben eines gemeinsam: Sie sind auf tragische Weise ums Leben gekommen. Sie alle haben zu Lebzeiten schlechte Erfahrungen sammeln müssen und tragen entsprechende Traumata mit sich herum.

Auch, wenn sich die drei Mädchen ständig streiten und ihren Frust auch gerne an der vorlauten Ratte Ray auslassen, so tragen sie doch das Herz am rechten Fleck. Als sie also den Auftrag bekommen, Schneewittchens Seele einzufangen, tun sie alles, um dieser zum Überleben zu verhelfen. Und das, obwohl Ray schon so genervt von deren Naivität ist, dass er lauthals verkündet, dass er sie bald selbst umbringen würde, käme sie nicht bald ohnehin durch ihre eigene Blödheit zu Tode.

Moyra, Talia und Zoe sind sich bewusst, dass ihr Handeln Konsequenzen nach sich ziehen könnte. Und das tut es auch. Denn der Gevatter ist zwar ein gutmütiger Ziehvater, aber spätestens beim dritten Mal durchschaut er dann doch die Tricks seiner „Töchter“. Statt lange zu schimpfen oder die Mädchen zu bestrafen, schickt er sie auf eine Lehrmission.

Der erste Part der Geschichte, der sich rund um Schneewittchen dreht, hat mich hervorragend unterhalten können. Geschickt webt die Autorin die Geschichte um Schneewittchen neu.

Aber auch im weiteren Verlauf des Buches werden einige Klassiker eingewoben und damit ein hoher Unterhaltungswert geschaffen. Jedes Mädchen wird mit einem Wolf losgeschickt, um einem Pokerfreund des Todes bei einer Aufgabe zur Hand zu gehen. Genau wie jedes Mädchen hat auch jeder Wolf ein Traumata zu verarbeiten. Beispielsweise hat einer von ihnen von der Mutter der sieben Geißlein Steine in den Bauch eingenäht bekommen und wurde auf brutale Weise im Brunnen des Gartens versenkt. Die Angst davor hilflos ertrinken zu müssen, sitzt tief. Vertrauen in andere Menschen finden, das fällt fast allen nicht leicht.

Die Missionen, die sich die Autorin für ihre jeweiligen Teams überlegt hat, sind allesamt unterhaltsam und spannend gestaltet. So wird zum Beispiel Moyra mit dem Wolf Sardos und dem Sandmännchen mitten hinein in die Traumwüste geschickt. Ihre Aufgabe besteht darin, den Menschen/Märchenfiguren schöne Träume zu bescheren. Während dieses Team auf sehr brutale Art lernen muss, wie man wieder zu ausgewogenen Denkmustern findet, haben es Zoe und Wolf Rendall schon besser: Sie dürfen die gute Fee begleiten, die das Team dazu auffordert Aschenputtels traurigem Dasein zu einem Happy End zu verhelfen. Talia und Wolf Gideon hingegen sehen sich einem sehr stinkendem Problem gegenüber. Die Zahnuhr der Zahnfeen ist kaputt und unter Abermillionen von gammelnden Kinderzähnen begraben. Sie sollen die Uhr wieder zum Laufen bringen. Als wäre die Aufgabe nicht schon schwer genug, so streikt der Wolf auch schon gleich zu Anfang der Mission. Hier ist also eine Menge Spannung vorprogrammiert.

Zu erwähnen sei vielleicht auch noch, dass jedes Märchen der Reihe, „Ein Märchen für 1001 Nachmittag“, mit neuen Protagonisten daherkommt und in sich abgeschlossen ist. Chaos im Märchenhimmel kann also als Einzelband gelesen werden.



Fazit:


Jacqueline Weichmann-Fuchs gelingt auch mit ihrem neuesten Buch wieder ein humorvoller Märchenmix, der allerhand Klassiker verwurschtelt. Sie zeigt, dass man anspruchsvolle Themen gleichermaßen mit Tiefgang und dennoch unterhaltsam aufarbeiten kann. Dem Buch gelingt es, Sehnsüchte und Ängste voller Einfühlungsvermögen darzustellen.

Das Werk ähnelt dabei guter Impro-Comedy. Sein Humor wird nie zur puren Effekthascherei. Die gelungene Satire wird nie zum Klamauk.

Volle Leseempfehlung für Märchenfreunde.

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Veröffentlicht am 13.12.2022

Geschichte mit wichtigem Thema

CHARLOTTES WUNSCHPERLEN
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Inhalt:

Charlotte hat es nicht leicht. In der Schule spielen ihr die MitschülerInnen Streiche und machen sich über sie lustig. Zu Hause streiten sich ihre Eltern am laufenden Band.

Dass Charlotte umgekehrt ...

Inhalt:

Charlotte hat es nicht leicht. In der Schule spielen ihr die MitschülerInnen Streiche und machen sich über sie lustig. Zu Hause streiten sich ihre Eltern am laufenden Band.

Dass Charlotte umgekehrt genauso andere Schüler kneift und schlechte Noten schreibt, macht alles nicht leichter. Die Lehrer haben kein Verständnis für ihr Verhalten. Charlotte ist allerdings auch ein sehr schweigsames Kind, so dass den meisten Menschen der Blick auf ihre wahren Lebensumstände und Probleme verstellt ist.

Doch wem soll sie sich anvertrauen? Die Sprechzeiten des Vertrauenslehrers kollidieren mit ihrem Stundenplan. Ihre Eltern haben genug mit ihren eigenen Problemen zu kämpfen.

Trost findet Charlotte im nahegelegenen Park. Hier gibt es kein Geschreie und keiner ärgert sie. Die Obdachlosen sind freundlich und haben ein offenes Ohr für sie.

Als Charlotte nach einem anstrengenden Tag erneut eine Auszeit im Park sucht, begegnet ihr ein neues Gesicht. Eine alte Frau füttert gerade die Tauben. Die Beiden kommen schnell ins Gespräch und ehe sich Charlotte versehen kann, hält sie eine Perlenkette, ein Geschenk von der Alten, in den Händen. Es handele sich dabei um eine Wunschkette. Einzige Bedingung, so die Frau, sei es, dass Charlotte nur Wünsche aussprechen dürfe, die niemandem schaden.

Das lässt aufhorchen und macht neugierig, auch skeptisch zugleich. In ihrem Leben gibt es schließlich noch reichlich Verbesserungspotential. Eine richtig schöne Zwischenmahlzeit, liebevoll von ihrer Mutter verpackt, das wäre ein Anfang.

Kurz darauf findet Charlotte ein Päckchen in ihrer Tasche. Darin befinden sich Brot, Äpfel, Wurst, Käse, Tee und sogar etwas Schokolade. Das ergibt ein wundervolles Picknick, das sie sich mit ihrem Lieblingsobdachlosen, „Rauschebart“, teilen kann.

Charlotte ist überglücklich ob dieses ungewöhnliche Geschenkes. Doch das Glück vergeht so schnell, wie es gekommen ist. Denn kurz darauf passiert dem Mädchen ein Missgeschick. Die Kette reißt und die Perlen verteilen sich überall. Sie kann nur wenige wiederfinden.

Charlotte kann ihr Unglück kaum fassen. Umso größer ist die Freude, als sie bemerkt, dass sie die Perlen zurückgewinnen kann. Hierfür muss sie die fest eingefahrenen Routinen des Alltags ändern. Sie darf nicht mehr aggressiv auf die Streiche ihrer Mitschüler reagieren. Sie muss Ihr Leben zur eigenen Sache machen und somit Handlungshoheit gewinnen. Dann bekommt Charlotte am nächsten Morgen Perlen, die sie für neue Wünsche einsetzen kann. Doch auch hier ist Vorsicht geboten. Denn ein schlechter Wunsch färbt eine Perle schwarz und ein guter Wunsch lässt sie grün werden und die Perlen verschwinden schneller, als es Charlotte lieb ist. Was passiert, wenn die Perlen weg sind und wenn sie keine neuen mehr gewinnen kann?



Meinung:

Ulrike Zeinzinger-Felkel schreibt mit „Charlottes Wunschperlen“ eine Geschichte über ein Mädchen, das es im Leben nicht einfach hat. Zerstrittene Eltern und mobbende Mitschülern prägen ein dunkles Kapitel in ihrem Leben.
Mit ihren Problemen stößt Charlotte zumeist auf taube Ohren, ja auf Unverständnis und Ablehnung.

Zu Hause am Essenstisch stochert Charlotte oft nur in ihrem Essen herum. Sie mag keine Soße auf ihren Nudeln und ist sehr wählerisch. Interesse, den Ursachen ihrer beunruhigenden Symptome auf den Grund zu gehen, zeigen die Eltern nicht.

Ulrike Zeinzinger-Felkel lädt zu einer Reise in unheimliche Innenwelten eines Kindes ein. Charlotte schafft es nicht, aus ihren alltäglichen Routinen auszubrechen und löst diese stattdessen destruktiv auf. Dann hilft Charlotte das unerwartete Geschenk der alten Frau aus dem Park.

Sicher wäre es vermessen, von jeder Seite absoluten Realismus einzufordern, allerdings folgt keine Romantisierung der Welt. Die Risiken und Nebenwirkungen, die Wünsche mit sich bringen, kennen wir schließlich nicht erst seit der „Bezaubernden Jeannie“. Nebenbei ist das Buch ein kleines Lehrstück in Dialektik: Kann und darf man seinem Glück nachjagen und dies nicht auf Kosten anderer?

Gewöhnungsbedürftig war für mich stellenweise der Schreibstil der Autorin. Begriffe aus dem österreichischen wie z.B. Jause waren mir nicht geläufig.



Fazit:

Ulrike Zeinzinger-Felkel schreibt mit „Charlottes Wunschperlen“ eine Coming-of-Age Geschichte, die das Thema nicht neu erfindet, aber mit großem Gespür aufnimmt.

Dass die Autorin selbst als Mittelschullehrerin arbeitet, erklärt, wie leicht es ihr gelingt, die Perspektive eines Kindes einzunehmen.

Ulrike Zeinzinger-Felkel zeigt, wie wichtig es ist, Kindern Selbstwirksamkeit zurückzugeben.

Es zeigt, wie wichtig es ist, dass Kinder darauf vertrauen können, dass sie gesehen, dass ihre Äußerungen gehört und wahrgenommen werden.

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