Empfehlenswert
Wer ich geworden wäre, wenn alles ganz anders gekommen wäreHeute erscheint im @literaturverlagdroschl diese ehrliche und spannende Auseinandersetzung von @nava_ebrahimi mit Herkunft und Identität. Imagination spielt auch eine große Rolle, wie auch der Titel des ...
Heute erscheint im @literaturverlagdroschl diese ehrliche und spannende Auseinandersetzung von @nava_ebrahimi mit Herkunft und Identität. Imagination spielt auch eine große Rolle, wie auch der Titel des Werkes anklingen lässt.
Nava Ebrahimi wurde 1978 in Teheran geboren, studierte Journalismus und Volkswirtschaftslehre in Köln und arbeitete als Redakteurin. Sie erhielt viele Preise unter anderem den Ingeborg - Bachmann - Preis. Sie lebt mit ihrer Familie in Graz.
Die Familie flüchtete Anfang der 1980er Jahre aus dem Iran nach Deutschland. Schon früh sah sich Nava Ebrahimi Fremdzuschreibungen ausgesetzt und musste ihre eigenen Weg finden.
Im ersten Teil des Buches erkundet sie ihr Ich, ihre Wurzeln als Autorin und Mensch, gibt Einblicke, wie sich das Schreiben nach und nach in den Vordergrund drängte und für sie eine enorme Bedeutung bekommen hat. Ihr ist das Uneindeutige und das Lückenbefüllen dessen, was man nicht sieht, sehr wichtig.
Im zweiten Teil steht das Schreiben, die Sprache und die Form im Mittelpunkt. Wie schwer ist es, die Ich Perspektive zu verwenden? Wie vollzieht sich während des Schreibens langsam ein Abnabelungsprozess zwischen Figuren und Autorin? Wie wirkt sich das auf den Ton aus? Und was macht die Angst vor dem " Gehäutetwerden" mit ihr?
Ich fande das 90 seitige Werk sehr interessant, spannend und sehr authentisch. Ich habe einige Post its benötigt, um mir wichtige Stellen zu markieren. Ich bin beeindruckt von den Gedanken der Autorin und sehr neugierig auf die beiden Romane " Sechzehn Wörter " und " Das Paradies meines Nachbarn ". Ich habe schon recherchiert 😉
"Es fällt mir , wie gesagt, schwer, die Gleichzeitigkeit zu akzeptieren: grenzenloser Überfluss auf der einen Seite, unwürdiger Mangel auf der anderen Seite. Menschen mit Macht, Mobilität und allen Möglichkeiten hier, Menschen ohne jegliche Perspektive, zu Bittstellern verdammt, hinter Zäunen oder festgesetzt dort...." Seite 36
"Herkunft prägt unser Schreiben, weil sie die inneren Stimmen prägt, mit denen wir uns beim Schreiben permanent auseinandersetzen (müssen). Herkunft flüstert uns permanent ein, woher wir kommen, woher wir eigentlich kommen.