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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 20.06.2021

Mutmachbuch

67 Prozent vom Glück
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Die Journalistin Susanne Klehn erzählt in “67 Prozent vom Glück” von ihrer Krebs-Diagnose und -Behandlung.
Offenherzig gibt sie ihr Innerstes preis - von der Affäre mit einem Schauspieler über das Nichtwahrhabenwollen ...

Die Journalistin Susanne Klehn erzählt in “67 Prozent vom Glück” von ihrer Krebs-Diagnose und -Behandlung.
Offenherzig gibt sie ihr Innerstes preis - von der Affäre mit einem Schauspieler über das Nichtwahrhabenwollen der Erkrankung bis zu den damit verbundenen Gedanken. “Mir gefiel es, von Menschen, die mich gar nicht kannten, bedauert zu werden … und in meine Angst vor den ganzen Nebenwirkungen mischte sich, wie damals, kurz nach der Diagnose vor wenigen Wochen, eine böse Sensationsgier.”
Das hat mich beeindruckt und den Verlauf nachvollziehbar gemacht. Der Schreibstil ist gut lesbar und gleicht durch seine Dialoge einem Roman mit Ich-Erzählerin. Gestört hat mich daran nur der exzessive Einsatz von Kosenamen, die scheinbar sämtliche Kontakte (selbst der Fahrschullehrer) der Autorin gaben. Ein Mutmachbuch ist ihr mit dieser Biografie auf jeden Fall gelungen.

Veröffentlicht am 13.06.2021

Kunstklau

Das Vermächtnis. The Legacy
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Der Mord am Großvater und die Suche nach verschollenen Kunstwerken bringen Gabriel auf eine Jagd durch Europa auf der Suche nach der Wahrheit. „Es lag nun an ihm, Tommaso, Gabriel davor zu bewahren, das ...

Der Mord am Großvater und die Suche nach verschollenen Kunstwerken bringen Gabriel auf eine Jagd durch Europa auf der Suche nach der Wahrheit. „Es lag nun an ihm, Tommaso, Gabriel davor zu bewahren, das dritte Opfer des Schopenhauerfluchs zu werden.“
Der Roman bringt als gute Basis neben den Themen Familie, Kunst und Verbrechen Handlungsorte in Deutschland, Österreich und Italien mit. Gabriels Wunsch, das Familiengeheimnis aufzuklären, ist durchaus nachvollziehbar und sein Abtauchen vor Polizei und Verbrechern spannend in Szene gesetzt.
Und doch wirkt an dieser Geschichte einiges befremdlich. Sprunghaftigkeit und Logikfehler dahingestellt, am meisten störte mich, dass die Hauptfigur, die in besagten Ländern lebt, nur Englisch spricht und ich immer wieder mit Anspielungen auf amerikanische Schlachten oder Generäle konfrontiert wurde. Das Europagefühl bleibt durch diese Amerikanisierung auf der Strecke.

Veröffentlicht am 03.06.2021

Fesche Fanni

Putzt euch, tanzt, lacht
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Die 57-jährige Fanni bricht aus ihrem Alltag aus und begibt sich auf einen Roadtrip, der sie mit alten und neuen Bekannten zusammenführt.
Es ist für mich gar nicht so sehr die Handlung, die diesen Roman ...

Die 57-jährige Fanni bricht aus ihrem Alltag aus und begibt sich auf einen Roadtrip, der sie mit alten und neuen Bekannten zusammenführt.
Es ist für mich gar nicht so sehr die Handlung, die diesen Roman ausmacht, sondern die schonungslose Betrachtung des Alltäglichen durch die Augen der offenherzigen Protagonistin. „Ich bin zusätzlich schuldig geworden dem Noch-Ehemann gegenüber durch Ehebruch. Schreib‘s auf die Liste, Frau, direkt unter die dauerhafte Vernachlässigung häuslicher Pflichten.“
Das Buch ist sprachlich ein Genuss durch die pointierte Darstellung, aufgelockert durch Exkurse („Was Marek liebt“) und Listen, beispielsweise die der Trauer („Punkt für Punkt. Zum Abhaken.“). Nach meiner Begeisterung für „Putzt euch, tanzt, lacht“ möchte ich nun unbedingt auch dessen Vorgänger „FanniPold“ lesen.

Veröffentlicht am 01.06.2021

Große Liebe

Der große Sommer
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Frieder verbringt die Sommerferien bei seinen Großeltern, um für die Nachprüfungen zu lernen. Dies wird „Der große Sommer“ für ihn.
„Die Mittagessen, so viel war klar, würden in jedem Fall das Beste in ...

Frieder verbringt die Sommerferien bei seinen Großeltern, um für die Nachprüfungen zu lernen. Dies wird „Der große Sommer“ für ihn.
„Die Mittagessen, so viel war klar, würden in jedem Fall das Beste in den sechs Wochen gewesen sein. Plusquamperfekt im Essensbereich sozusagen.“ Darüber hinaus hat Frieder wegen des strengen Großvaters keine großen Erwartungen an seinen Aufenthalt. Doch da hat er die Rechnung ohne seine Freunde und das Mädchen aus dem Freibad gemacht.
Der Roman erzählt gleich mehrere Geschichten: die des etwa 15-jährigen Protagonisten, der neben Mathe und Latein, etwas über Verantwortung und Liebe lernt, die seiner Großeltern, die ihre eigene an ihn weitergeben und ein wenig auch die Deutschlands um das Jahr 1980.
Ich habe, in Anbetracht des jungen Alters der Hauptfiguren, nicht damit gerechnet, dass mich dieses Buch derart umhauen würde. Doch die bildhafte Sprache und die eindrucksvoll vermittelten Emotionen haben ihm den Weg auf die Liste meiner Lieblingsbücher geebnet.

Veröffentlicht am 22.05.2021

Begegnung mit dem Zufall

Caspers Weltformel
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Casper hat das durch seine Formel vorhersehbare Leben satt und setzt sich spontan in einen Zug nach Budapest, um dem Zufall zu begegnen. “Wenn er einfach nicht mehr so handelt wie ein vernünftiger Mensch, ...

Casper hat das durch seine Formel vorhersehbare Leben satt und setzt sich spontan in einen Zug nach Budapest, um dem Zufall zu begegnen. “Wenn er einfach nicht mehr so handelt wie ein vernünftiger Mensch, dann wird alles - und zwar wirklich alles - chaotisch und fantastisch werden.”
Der Roman ist reizvoll durch sprachlich stimulierende Beobachtungen, den mitreißenden Charme von Budapest und philosophische Gespräche mit Zufallsbegegnungen. An manchen Stellen hätte ich mir mehr Hintergrund zur Formel und Vergangenheit der Figuren gewünscht. Das Ende war mir etwas zu abgedreht und hat mein Wohlgefühl gestört.
Empfehlen möchte ich das Buch trotzdem, denn es ist originell und inspirierend für das Nachsinnen über die Werte junger Europäer.