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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 27.06.2020

Denk an dich

100 Tage voller Ausgeglichenheit
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„100 Tage voller Ausgeglichenheit“ bietet mit Fragen zur Selbstreflexion und Vorschlägen zu Aktivitäten inspirierende Ideen dafür, gut zu sich selbst zu sein.
Das Buch ist in 100 kleine Abschnitte eingeteilt ...

„100 Tage voller Ausgeglichenheit“ bietet mit Fragen zur Selbstreflexion und Vorschlägen zu Aktivitäten inspirierende Ideen dafür, gut zu sich selbst zu sein.
Das Buch ist in 100 kleine Abschnitte eingeteilt und als Programm über 100 Tage angedacht. Alternativ wäre es in weniger als einer halben Stunde gelesen. Aber schöner ist es doch, tatsächlich seine Gedanken an den vorgesehenen Stellen einzutragen (wie Pläne schmieden oder gute Dinge resümieren), tatsächlich etwas zu machen (vom Ausmisten über Nichtstun bis Tanzen) und sich so dem eigenen Wohlbefinden zu widmen.
Das nett gestaltete Büchlein erfindet das Rad vielleicht nicht neu, doch ein kleiner Anstoß zur Achtsamkeit kann ja nicht schaden.

Veröffentlicht am 07.06.2020

Vogelvergleiche

Das Schöne, Schäbige, Schwankende
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Eine Autorin zieht sich zum Schreiben in das Haus eines Ornithologen zurück, um Porträts der Kategorien „Das Schöne, das Schäbige, das Schwankende“ zu verfassen. Diese „Romangeschichten“, der hauptsächliche ...

Eine Autorin zieht sich zum Schreiben in das Haus eines Ornithologen zurück, um Porträts der Kategorien „Das Schöne, das Schäbige, das Schwankende“ zu verfassen. Diese „Romangeschichten“, der hauptsächliche Bestandteil des vorliegenden Werks, haben die Vergleiche der Figuren zu Vögeln gemein.
Ich begeistere mich durchaus für anspruchsvolle Lektüre und konnte nach monatelangem Durchkämpfen bis zum Schluss in diesem Fall doch nur feststellen, dass diese nicht viel für mich bereithielt. Der Text mäandert, die Vogelvergleiche wirken weit hergeholt („Ich wunderte mich über mich selbst. Je mehr die einfältige Gelbstirnamazone verblich, desto heftiger redete ich mich in Zorn.“), und im letzten Teil geht es nicht mal mehr darum, sondern ohne erkennbaren Zusammenhang um ganz andere Themen. Einige Ideen und sprachliche Bilder gefielen mir, aber dieses dicke Buch hätte ich mir besser gespart.

Veröffentlicht am 30.05.2020

Die Erforschung Indiens

Das Museum der Welt
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Der etwa 12-jährige indische Waisenjunge Bartholomäus wird von den Brüdern Schlagintweit auf deren Forschungsexpedition durch Indien als Übersetzer mitgenommen. Die Begegnung mit den Deutschen und die ...

Der etwa 12-jährige indische Waisenjunge Bartholomäus wird von den Brüdern Schlagintweit auf deren Forschungsexpedition durch Indien als Übersetzer mitgenommen. Die Begegnung mit den Deutschen und die Reise durch das eigene Land bringen viele Entdeckungen für den Jungen mit sich, die er in seinem „Museum der Welt“ schriftlich festhält.
Während die Forscher im Dunstkreis Alexander von Humboldts Mitte des 19. Jahrhunderts tatsächlich Asien bereisten, bereichert der Roman mit der kindlichen Hauptfigur die historischen Ereignisse um das gewisse Etwas. Obwohl Bart seine Unerfahrenheit anzumerken ist und europäische Gepflogenheiten neu für ihn sind (“Wir tranken zusammen den angeblich vortrefflichen Tee Assams“ ... „Solch fauliges Wasser, in dem alte, trockene Blätter gekocht wurden, kann nur einem Firengi munden.”), schafft er es, als Vermittler zwischen den Kulturen zu agieren.
Der Blickwinkel des Inders bedeutet auch, dass ihm geläufiges oder erfundenes Vokabular „seinen“ Text prägt und vom deutschsprachigen Leser erst einmal hingenommen werden muss. Lässt man sich darauf ein, denn ein Übersetzen ist nicht unbedingt erforderlich, ist es genau das, was das Lesen zu einem Abenteuer macht und uns in die Geschichte und Gedankenwelt eintauchen lässt.

Veröffentlicht am 26.04.2020

Nicht Fisch und nicht Fleisch

Der Empfänger
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Josef Klein, ein deutscher Auswanderer, lebt in New York und gelangt über sein Hobby, das Funken, während des Zweiten Weltkrieges in Geheimdienstkreise.
Das klingt nach spannendem Stoff; man stelle sich ...

Josef Klein, ein deutscher Auswanderer, lebt in New York und gelangt über sein Hobby, das Funken, während des Zweiten Weltkrieges in Geheimdienstkreise.
Das klingt nach spannendem Stoff; man stelle sich vor, welchen Einfluss die geheim übermittelten Botschaften haben könnten oder wie die Geheimdienste dieser Zeit überhaupt agierten. Diese Erwartungen erfüllt „Der Empfänger“ jedoch nicht. Immer wieder gerät der Protagonist in Situationen, in denen er Stellung beziehen müsste und es nicht tut. Nicht Fisch und nicht Fleisch, durchlebt er die Geschehnisse meist emotionslos und lässt sich höchstens mal durch eine Frau zu gewissen Schritten bewegen. Meines Erachtens hat es die Autorin damit nicht geschafft, die überlieferten wahren Begebenheiten um die fiktiven Puzzleteilchen zu ergänzen, die den Figuren eine Seele eingehaucht hätten. Ich habe den Roman eher als belanglos empfunden.

Veröffentlicht am 19.04.2020

Geteilte Geschichte

Nelly Rau-Häring
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„Ost/West Berlin“ enthält Fotografien, die die Schweizerin Nelly Rau-Häring von den 60er bis 2000er Jahren in beiden Teilen Berlins angefertigt hat. Sie stellen Zeitzeugnisse des Alltagslebens dar, ohne ...

„Ost/West Berlin“ enthält Fotografien, die die Schweizerin Nelly Rau-Häring von den 60er bis 2000er Jahren in beiden Teilen Berlins angefertigt hat. Sie stellen Zeitzeugnisse des Alltagslebens dar, ohne zu bewerten. Natürlich denkt man sich seinen Teil, wenn das Schaufenster eines Geschäfts in der DDR außer Wimpeln kein Produkt ausstellt. Gut gefallen hat mir die Gegenüberstellung von Situationen auf beiden Seiten der Mauer, wie die direkt nacheinander folgenden Bilder eines Pferderennens, die mal schick, mal spartanisch anmuteten. Ich hätte mir gewünscht, dass die Bilder grundsätzlich thematisch oder chronologisch geordnet worden wären. Das hätte das Erfassen intuitiver möglich gemacht, ohne dafür den Hinweis von Ort und Jahr lesen zu müssen. Ansonsten lohnt es sich, die deutsche Geschichte mit diesem Buch nachzuerleben.