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Veröffentlicht am 03.11.2018

Flüchtige Kunst

Flucht über den Brenner
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In Verona gibt es einen Kunstraub; in Bayern werden Flüchtlingsschlepper aus dem Verkehr gezogen. Wie dies zusammenhängt, ergründen die Kommissare Fontanaro und Breitwieser in ihrem dritten grenzüberschreitenden ...

In Verona gibt es einen Kunstraub; in Bayern werden Flüchtlingsschlepper aus dem Verkehr gezogen. Wie dies zusammenhängt, ergründen die Kommissare Fontanaro und Breitwieser in ihrem dritten grenzüberschreitenden Fall.
Mit der Flüchtlingskrise hat die Autorin ein aktuelles Thema in den bayrisch-italienischen Krimi eingebunden, zu dem man in beiden Ländern unterschiedliche Meinungen hat. Trotz aller Dramatik führt dies aber durchaus zu witzigen Szenen. „Deine Schwiegermutter kocht in einer Turnhalle Tomatensauce in einem Zehnlitertopf und Spaghetti bis zum Abwinken.“
Neben den bekannten Ermittlern werden neue Figuren eingeführt, die noch Entwicklungspotenzial für Folgebände bieten. Ansonsten gibt es die fallspezifischen Verdächtigen unter den offensichtlich Kriminellen und den Reichen und Schönen. Schade fand ich, dass die Kommissare diesmal wenig interagierten, eher nebeneinanderher ihre Pläne verfolgten. Und so kam der freundschaftliche neben dem kulinarischen Teil (früher gingen sie zur Erholung essen oder zumindest einen Kaffee trinken) in meinen Augen zu kurz, was zulasten des Charmes der Reihe ging.

Veröffentlicht am 02.11.2018

Schmelztiegel der Kulturen

Piccola Sicilia
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Moritz wird als Kameramann für Propagandafilme im Zweiten Weltkrieg nach Tunesien geschickt, wo sein Schicksal seinen Lauf nimmt.
Der Roman wird auf zwei Zeitebenen erzählt. In der Gegenwart versucht Moritz‘ ...

Moritz wird als Kameramann für Propagandafilme im Zweiten Weltkrieg nach Tunesien geschickt, wo sein Schicksal seinen Lauf nimmt.
Der Roman wird auf zwei Zeitebenen erzählt. In der Gegenwart versucht Moritz‘ Enkelin, die Umstände zum Verbleib ihres Großvaters herauszufinden. Der Großteil der Handlung spielt jedoch in Kriegszeiten in Tunis, einem Schmelztiegel der Kulturen. Und so spielt Identität eine zentrale Rolle. „Ein paar Minuten, nachdem wir auf die Welt kommen, geben sie uns einen Namen, eine Nationalität und eine Religion. Und dann verbringen wir den Rest unseres Lebens damit, etwas zu sein, das wir nie gewählt haben.“
Tunesien ist ein exotischer Kriegsschauplatz, der abwechselnd von verschiedenen Mächten besetzt wird. Vor diesem Hintergrund erleben wir, wie eine jüdische Familie lebt, kämpft und liebt. Das ist gut erzählt (mit tollen sprachlichen Bildern) und mitreißend. Problematisch an „Piccola Sicilia“ sind lediglich die Längen, die mich das Buch immer wieder aus der Hand legen ließen. Im Kopf bleibt es mir allemal.

Veröffentlicht am 28.10.2018

Schwere Zeiten

Der Apfelbaum
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1932 begegnen sich Sala und Otto zum ersten Mal. Und es entwickelt sich ein Leben zwischen Krieg und Flucht, in dem sie doch miteinander verbunden bleiben.
Ihr Sohn befragt die Protagonistin nach der Vergangenheit ...

1932 begegnen sich Sala und Otto zum ersten Mal. Und es entwickelt sich ein Leben zwischen Krieg und Flucht, in dem sie doch miteinander verbunden bleiben.
Ihr Sohn befragt die Protagonistin nach der Vergangenheit und breitet ihre Geschichte vor uns aus, die seiner Familie. „Ich will nicht wie ein Buch dastehen, aus dem einzelne Kapitel herausgerissen wurden, unverständlich für andere wie für mich selbst. Ich will versuchen, die leeren Seiten zu füllen. Für mich. Für meine Kinder. Für meine Familie.“
Besonders die Zeit des Zweiten Weltkriegs wird dabei eindringlich beleuchtet. Im Kontrast zu dem großen Leid, das hier geschildert wird, stehen kleine Lichtblicke (wie ein Comic über das Leben in einem Lager).
Es hat mich beeindruckt, wie der Autor aus wahren Begebenheiten seiner Familiengeschichte einen Roman gemacht hat, viele Details eingebaut und trotzdem erzählerische Distanz gewahrt hat. Die poetische Sprache kam noch als i-Tüpfelchen dazu.

Veröffentlicht am 23.10.2018

Historische Verschwörungen

Die Gloriosa-Verschwörung
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Nach dem Fund von 12 Mumien unter dem Erfurter Dom wird Jonas als historischer Berater vom LKA angeheuert. „Deswegen hatte er Geschichte studiert. Weil er hin und wieder ein Tor in die Vergangenheit aufstoßen ...

Nach dem Fund von 12 Mumien unter dem Erfurter Dom wird Jonas als historischer Berater vom LKA angeheuert. „Deswegen hatte er Geschichte studiert. Weil er hin und wieder ein Tor in die Vergangenheit aufstoßen konnte.“
Aus dem „Feengrottengeheimnis“, dessen Nachfolger „Die Gloriosa-Verschwörung“ ist, treffen wir in dem jungen Historiker, seiner Freundin und einer Polizistin alte Bekannte wieder. Auch bleiben wir in Thüringen, und so schlägt das Herz der Erfurter Puffbohne (meines jedenfalls) höher bei den Beschreibungen der Stadt und ihrer Umgebung.
Neben dem Handlungsort konnte mich auch die Erzählweise begeistern. Das Buch liest sich wie ein Film, was vielleicht der Tätigkeit des Autors in der Filmbranche geschuldet ist. Geschickt verstrickt er einen historischen Kriminalfall mit dem aktuellen, legt Hinweise aus und ergänzt diese in einem separaten Handlungsstrang um ein Stück Stadtgeschichte aus der Zeit der Mainzer Vorherrschaft.
Diese Kombination ergibt ein rundes Gesamtbild und hat genau meinen Geschmack getroffen: Verschwörungen, historische Nachforschungen und eben diese tolle Stadt. Es war mir ein besonderes Vergnügen!