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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 24.11.2024

Von Leipzig nach Livland

Das Haus der Bücher und Schatten
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Zwei Lektoren besuchen 1913 einen Schriftsteller in der Einöde Livlands. Ein Kommissar ermittelt 1933 in einem Mordfall in Leipzig. In zwei Handlungssträngen erzählt Kai Meyer erneut eine Geschichte, in ...

Zwei Lektoren besuchen 1913 einen Schriftsteller in der Einöde Livlands. Ein Kommissar ermittelt 1933 in einem Mordfall in Leipzig. In zwei Handlungssträngen erzählt Kai Meyer erneut eine Geschichte, in der sich Gut und Böse gegenüberstehen, in der politische Entwicklungen das Leben beeinflussen, in der Bücher eine große Rolle spielen. Wer bereits Teile der Reihe aus Leipzigs Graphischem Viertel gelesen hat, wird bekannte Figuren wiedertreffen; für den Genuss dieses Bands ist es zwar nicht erforderlich, jedoch ein netter Effekt.
„Während ich das Portal aufstieß und ins Innere taumelte, war mir, als klammerte sich etwas von hinten an mich, um mich vom Betreten des Hauses abzuhalten, als wäre es trotz der Kälte und Ungewissheit draußen sicherer als drinnen.“ Jede Zeitebene hat ihre eigenen „Geister“. Während es wirkt, als würde es im eingeschneiten Herrenhaus im Baltikum spuken, sind es später Geheimbünde, die für eine mystische Stimmung sorgen.
Die Protagonisten geraten tatsächlich in lebensbedrohende Situationen. Dabei geht es durchaus auch mal brutal zur Sache. Somit ist der Roman perfekt für bibliophile Krimifans geeignet. Mir hat besonders gefallen, wie die Ebenen mit ihrer jeweils spezifischen Atmosphäre nebeneinander herumlaufen und schließlich einander schlüssig ergänzen.

Veröffentlicht am 23.11.2024

Die Göttin

Gumaa 1
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Khalida wird von einer Gefangenen zu einer Göttin mit großer Macht über ihre Anhänger. Ihr gegenüber stehen das Drogenkartell, das sie früher unterdrückt hat, und eine junge Frau, die durch den Einsatz ...

Khalida wird von einer Gefangenen zu einer Göttin mit großer Macht über ihre Anhänger. Ihr gegenüber stehen das Drogenkartell, das sie früher unterdrückt hat, und eine junge Frau, die durch den Einsatz eines Artfakts das Machtgefüge verändern könnte.
„DIE OBJEKTE, DIE VON ENGELN UND DÄMONEN ZURÜCKGELASSEN WURDEN, DIE VERGESSENE GESCHICHTE ... ES IST ALLES WAHR!!“ Neben den bereits vorgestellten Figuren verunsichern Maagi, die ähnlich wie Zombies auf die Menschen losgehen, den Ort und beeinflussen auf nicht kontrollierbare Art die Geschehnisse.
Die düsteren Zeichnungen spiegeln gut die Trostlosigkeit dieser Welt wider. Es wird nicht an blutigen Details gespart, und die Action-Momente erhalten die richtige Dynamik, um fast wie ein Film zu wirken. Die beeindruckende Grafik und der Cliffhanger am Ende lassen mich dem nächsten Band der Reihe entgegenfiebern.

Veröffentlicht am 19.11.2024

Quer durch Italien

Der Untergang von Thornton Hall
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Während ihr Bruder David auf seiner Kavaliersreise verschwunden ist, haben die Eltern für Elinda eine Hochzeit vorgesehen, um die Zukunft der Familie zu sichern. „Der Untergang von Thornton Hall wäre vielleicht ...

Während ihr Bruder David auf seiner Kavaliersreise verschwunden ist, haben die Eltern für Elinda eine Hochzeit vorgesehen, um die Zukunft der Familie zu sichern. „Der Untergang von Thornton Hall wäre vielleicht nicht das Schlimmste, wenn zu seiner Rettung eine weitere duldsame Frau nötig war, die heiratete und die nächste Generation gebar.“
Doch die Verbindung zwischen den Zwillingen ist so stark wie Elindas Eigensinn. Es kommt also für sie nicht in Frage, sich mit ihrem Schicksal abzufinden. Stattdessen begibt sie sich in zweifelhafter Begleitung auf die Suche von England nach Italien. Wir schreiben das Jahr 1789, die Reise ist also von den Umständen und Konventionen der Zeit geprägt.
Schnell hatte ich die rebellische Heldin in mein Herz geschlossen und habe über 600 Seiten mitgefiebert, wie sie Gefahren bewältigt und ob sie ihr Ziel erreicht. Der Roman birgt eine mitreißende Kombination aus Abenteuer und Romantik, Zeitgeschehen und Übernatürlichem, Humor und Spannung. Für mich war „Der Untergang von Thornton Hall“ eine ungewöhnliche und vergnügliche Lektüre.

Veröffentlicht am 16.11.2024

Die Insel

Nach uns der Himmel
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Eine Gruppe von Menschen auf einer Insel. Auf den ersten Blick scheinen sie dort Urlaub zu machen. Doch dann bemerken sie seltsame Veränderungen an sich und an ihrer Umgebung.
Anfangs tauchen wir in die ...

Eine Gruppe von Menschen auf einer Insel. Auf den ersten Blick scheinen sie dort Urlaub zu machen. Doch dann bemerken sie seltsame Veränderungen an sich und an ihrer Umgebung.
Anfangs tauchen wir in die Trägheit ein, die einen erfassen kann, wenn man keine Pläne hat. Es wirkt fast einschläfernd, immer wieder dieselben Personen aufeinandertreffen zu sehen, und etwas irritierend, dass diese dann ständig den Partner wechseln.
Vor Langeweile bewahren uns pointierte Beobachtungen. „Ich sammle nur die Einzelstücke meiner Illusionen ein, sie liegen auf dem Boden verteilt im Hotelzimmer herum, erst jetzt sehe ich, wie schäbig der Teppich ist, hier sind vermutlich schon einige Illusionen zerschellt.“
Ich fand es schade, dass die Idee der alternativen Realität erst relativ spät und dann eher mit Anspielungen als mit richtigen Erklärungen thematisiert wurde. Hier hat die Autorin für meinen Geschmack Potenzial verschenkt, nachdem sie doch ein außergewöhnliches Szenario ersponnen hat.

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Veröffentlicht am 10.11.2024

Von Polen in den Pott

Der Blick reicht weit zurück von hier
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Von Polen aus geht es für Josef und seine Freunde erst in den Krieg und schließlich nach Deutschland. „Essen im Ruhrgebiet stellte er sich vor wie den Vorhof zur Hölle: Überall monströse Schlote, die die ...

Von Polen aus geht es für Josef und seine Freunde erst in den Krieg und schließlich nach Deutschland. „Essen im Ruhrgebiet stellte er sich vor wie den Vorhof zur Hölle: Überall monströse Schlote, die die Teufelsgase der Zechen und Fabriken in den rußgeschwärzten Himmel pumpten und die Landschaft pfählten wie Nadeln ein Nadelkissen.“
Klaus Ulaszewski erzählt die Geschichte einer Freundschaft, die in den jugendlichen Jahren der Figuren beginnt und den 2. Weltkrieg überdauert. Selbst die Zustände im Lager lassen sich überstehen, denn immer wieder gibt es Begegnungen, die zeigen, dass ein bisschen Menschlichkeit eine große Wirkung haben kann.
Auf ein ganzes Leben blickt der Protagonist Josef aus der heute angesiedelten Rahmenhandlung zurück. Durch den detaillierten Erzählstil war es ein Leichtes, Situationen nachzuempfinden und mit ihm mitzufühlen. Die lebhaften Bilder des Romans haben einen tiefen Eindruck bei mir hinterlassen.