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Veröffentlicht am 26.05.2023

Zu viel Plot, zu wenig Charaktere

Babylons Asche
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Während das Rätsel um das Verschwinden von Schiffen zwischen den Toren noch immer nicht gelöst ist, bahnt sich ein Krieg an. Marco Inaros, der charismatische Anführer einer Gürtlerfraktion hat die Erde ...

Während das Rätsel um das Verschwinden von Schiffen zwischen den Toren noch immer nicht gelöst ist, bahnt sich ein Krieg an. Marco Inaros, der charismatische Anführer einer Gürtlerfraktion hat die Erde angegriffen und es ist nicht klar, ob sich die Menschen dort davon erholen können. Die dezimierten Streitkräfte der inneren Planeten versuchen, sich zu wehren, doch die Chancen stehen so schlecht, wie noch nie.
Während die vorherigen Bände immer aus der Sicht von vier verschiedenen Charakteren geschrieben wurden (abgesehen von Prolog und Epilog, die oftmals eigene Sichtweisen einbrachten), waren es in „Babylons Asche“ 17 verschiedene Perspektiven. Einige waren altbekannte Charaktere, viele aber auch neue und oft gab es nur ein oder zwei Kapitel aus der Sicht der entsprechenden Person. Es ging hier mehr darum, aus welcher Sicht die Geschichte am besten erzählt werden konnte, wodurch jedoch fast jegliche Charakterentwicklung auf der Strecke blieb.
Die Bücher der Expanse-Reihe sind allgemein stärker auf den Plot fokussiert als auf die Charaktere, aber bisher gab es immer genug Charakterentwicklung und besondere Momente zwischen diesen, damit ich investiert genug war. In diesem Buch dagegen hatte ich irgendwann nur noch wenig Interesse, was mit vielen der Charaktere geschah, weil diese so wenig im Fokus standen.
Abgesehen davon war die Geschichte selbst durchaus interessant. Die Taten einer kleinen Gruppe bringen die gesamte Menschheit so sehr in Bedrängnis, dass ein Überleben selbst bei einem Sieg nicht mehr garantiert ist. Die einzige Chance, die alle haben, ist es, zusammenzuarbeiten. Die Verzweiflung wächst über das gesamte Buch und es ist von Anfang an klar, dass Opfer gebracht werden müssen.
Die tatsächlichen Actionszenen im Buch waren dafür, dass alles darauf hinstrebte, seltsam kurz und antiklimatisch. Gerade weil die Geschichte so Plotorientiert war, hätte ich mir hier doch etwas stärkere Szenen gewünscht.
Fazit:
Trotz einer spannenden Geschichte war „Babylons Asche“ doch deutlich schwächer als seine Vorgänger. Die Charaktere kamen zu wenig zur Geltung und die Actionszenen waren deutlich zu kurz für die Vorarbeit, die für diese im Buch geleistet wurde.

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Veröffentlicht am 09.03.2023

Absolutes Highlight

Morgen, morgen und wieder morgen
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Als sich Sam und Sadie Mitte der 90er Jahre wiedertreffen, haben sie bereits eine komplizierte Geschichte hinter sich, doch ihre Freundschaft begann mit Videospielen und diese Leidenschaft greifen die ...

Als sich Sam und Sadie Mitte der 90er Jahre wiedertreffen, haben sie bereits eine komplizierte Geschichte hinter sich, doch ihre Freundschaft begann mit Videospielen und diese Leidenschaft greifen die beiden sofort wieder auf. Gemeinsam entwickeln sie ein Spiel und merken, dass sie ein gutes Team sind. Doch als sie beginnen, erfolgreich zu werden, ist dies der Beginn von Rivalitäten und Tragödien.

„Morgen, morgen und wieder morgen“ ist ein Buch, das ganz vieles tut, was ich sonst eher kritisieren oder zumindest nicht besonders mögen würde – dennoch ist es mein erstes Jahreshighlight und beweist, dass es sich manchmal auch lohnt, Regeln zu brechen.

Die Geschichte wird abwechselnd aus Sams und Sadies Sicht erzählt. Beide sind sehr komplexe Charaktere und auch wenn ich sie geliebt habe, hatten sie doch auch massive Charakterschwächen – Arroganz, die Unfähigkeit zu kommunizieren und andere für die eigenen Fehler verantwortlich zu machen, um nur einige zu nennen. Doch auch wenn ich beide manchmal am liebsten angeschrien hätte, war ich doch bis zum Ende in ihre Reise investiert und habe ihnen nur das Beste gewünscht.

Die Erzählweise ist eine, die ich normalerweise so gar nicht mag. Es wird viel gesagt, wenig gezeigt und oft werden lange Zeitabschnitte einfach zusammengefasst. So etwas sorgt bei mir oft dafür, dass ich die Verbindung zu den Charakteren verliere und doch gibt es wenig Bücher, in denen ich eine so starke Bindung zu den Charakteren gespürt habe, wie in diesem. Mich hat die Erzählweise hier zu keiner Zeit gestört, im Gegenteil war ich hochgradig ins Buch investiert und wollte am liebsten gar nicht aufhören, zu lesen!

Das Buch verbindet Videospiele sehr stark mit der Realität und es gibt viele Anspielungen auf Spiele der 90er Jahre. Dabei ist es nicht zwingend nötig, diese zu kennen, aber es hilft, um einige der Anspielungen zu verstehen. Es ist auch nicht unbedingt nötig, selbst Videospiele zu mögen. Auch wenn das Buch oberflächlich von zwei Freunden handelt, die Spiele programmieren, steckt darunter doch so viel mehr.
Was mir sehr gefallen hat, war die Verbindung des Buches mit Themen wie chronische Schmerzen, Sexismus, Rassismus, kultureller Aneignung und ähnlichem. Dabei waren alle diese Themen geschickt in die Geschichte verwoben und regten dazu an, sich selbst Gedanken darüber zu machen, ohne je zu predigen.

Mich hat dieses Buch von Anfang bis Ende mitgenommen und begeistert. Für mich war es ein absolutes Highlight und ich kann es einfach nur weiterempfehlen!

Fazit:
„Morgen, morgen und wieder morgen“ beweist, dass Regeln manchmal gebrochen werden müssen, um eine großartige Geschichte zu erzählen. Das Buch vermischt Videospiele mit wichtigen Themen und das Ergebnis ist eine Geschichte, die mich sehr mitgenommen hat und die ich gerne weiterempfehle!

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Veröffentlicht am 03.04.2022

Spannender Genremix

Die Wächterinnen von New York
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Dass Städte lebendig sind, sagt man gern so daher, doch in diesem Buch sind sie es wirklich. Irgendwann, wenn eine Stadt einen gewissen Punkt überschritten hat, sucht sie sich einen Avatar, der sie verkörpert. ...

Dass Städte lebendig sind, sagt man gern so daher, doch in diesem Buch sind sie es wirklich. Irgendwann, wenn eine Stadt einen gewissen Punkt überschritten hat, sucht sie sich einen Avatar, der sie verkörpert. Während dieses Prozesses ist die Stadt verwundbar und ein Feind aus einer anderen Dimension versucht, anzugreifen. Im Falle von New York geht etwas extrem schief, wodurch es sich weitere Avatare für die einzelnen Stadtteile suchen muss. Doch die fünf Bezirke sind so unterschiedlich, dass es dabei zu starken Reibereien kommt. Dabei müssen sie zusammenhalten, wenn sie überleben wollen.

Von diesem Buch hatte ich tatsächlich etwas anderes erwartet. Eigentlich dachte ich, dass es sich hier um Urban Fantasy mit stärkerem literarischem Einschlag handeln würde. Tatsächlich war es eher kosmischer Horror mit Anlehnung an Lovecraft, den ich hier vorgefunden habe. Anfangs muss ich gestehen, dass mir dies das Lesen etwas erschwert hat. Dennoch bin ich sehr froh, dass ich durchgehalten habe.

Dies ist eins dieser Bücher, in denen Diversität großgeschrieben wird. Charaktere verschiedener Herkunft, Kultur und Sexualität sind hier so normal nebeneinander und werden durch mehr als ihre Diversität charakterisiert. Die Wesenszüge der Protagonisten sind an die besonderen Eigenheiten der Menschen ihrer Stadtteile angelehnt. Manhattan wirft mit Geld auf seine Probleme, Brooklyn war eine Rapperin, die nun in der Politik mitmischt, Bronx ist die Leiterin eines Kunstzentrums, Queens eine junge Immigrantin, die Mathe liebt und Staten Island die Tochter eines rassistischen, misogynistischen Polizisten, die durch ihre eigenen Gedankenmuster leichte Beute für den Feind aus einer anderen Dimension ist.
Auch wenn die Charaktere oft durch die Klischees ihrer Stadtteile geprägt waren, fühlten sie sich für mich doch immer real und glaubhaft an. Als Nicht-New Yorkerin kann ich dabei allerdings nicht beurteilen, wie realistisch die jeweiligen Repräsentationen waren.

Die Autorin greift in diesem Buch Werke von Lovecraft auf. Aber während bei ihm der Horror im Unbekannten, in den Fremden lag, was zum Teil auf seinen Rassismus zurückzuführen ist, liegt der Horror in diesem Buch eher im Rassismus selbst. Die Autorin zeigt, wie derartige Strukturen unsere Gesellschaft unterwandern und ihr letztlich stark schaden können.

Insgesamt gefiel mir die Handlung des Buches sehr gut. Auch wenn der Mittelteil sich an einzelnen Stellen ein wenig zog, gab es auch hier viele interessante Gedankengänge, welche ich sehr zu schätzen wusste.

Fazit:
„Die Wächterinnen von New York“ ist ein Buch mit einer kompromisslosen Haltung im Bereich Diversität. Die Geschichte ist interessant und auch wenn es mir zu Beginn schwerfiel, hineinzufinden, so bin ich doch glücklich, dass ich sie beendet habe.

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Veröffentlicht am 11.03.2022

Geniale Fortsetzung

Starsight - Bis zum Ende der Galaxie
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Nachdem Spensa die grausame Wahrheit darüber aufgedeckt hat, warum die Krell die Menschen immer wieder angreifen, haben sie und die anderen auf Detrius es geschafft, sich ein wenig Sicherheit zu erkämpfen. ...

Nachdem Spensa die grausame Wahrheit darüber aufgedeckt hat, warum die Krell die Menschen immer wieder angreifen, haben sie und die anderen auf Detrius es geschafft, sich ein wenig Sicherheit zu erkämpfen. Da landet plötzlich ein Schiff mit einem menschenähnlichen Piloten auf dem Planeten und Spensa ist gezwungen, eine Entscheidung zu treffen.
Während sich Band 1 hauptsächlich mit Spensas eigener Entwicklung und ihren ersten Flugversuchen auf Detrius beschäftigt hat, hat das große Finale bereits die Welt des Buches erweitert. „Starsight“ setzt genau dort an und lässt uns mehr vom Universum und seinen Bewohnern kennen lernen. Mir hat dies sehr gut gefallen, vor allem, da es auch Spensas Charakter erneut weitergebracht hat.
Spensa, die bereits eine große Entwicklung durchgemacht hatte, muss sich nun einigen harten Wahrheiten über das Wesen des Krieges und über die Auswirkungen von Xenophobie stellen. Diese Erfahrungen zahlen sich über das Buch hinweg aus und haben dafür gesorgt, dass ich sie mehr und mehr als Protagonistin zu schätzen gelernt habe.
Die Geschichte ist gewohnt spannend geschrieben. Von Anfang bis Ende habe ich mitgefiebert. Zwischenzeitlich gab es Momente, in denen ich dachte, ich wüsste, wohin sich nun alles entwickeln würde, aber der Autor hat es jedes Mal geschafft, mich wieder zu überraschen. Besonders gut hat mir daran gefallen, dass die meisten Plotttwists dennoch angedeutet waren, wodurch die Auflösung umso befriedigender war.
Das Geplänkel zwischen Spensa und M-Bot war auch in diesem Buch wieder sehr lustig, hatte dabei aber auch gute ernste Ansätze. Hier wurde etwa exploriert, was es bedeutet zu Leben und ob eine Maschine dies kann. Auch wenn dies ein sehr typisches Thema für Literatur dieses Genres ist, sorgt M-Bots Persönlichkeit dafür, dass es sich sehr frisch anfühlt.
Das Finale des Buches war so spannend, dass ich das Buch nicht mehr weglegen konnte. Hier wurden alle Fäden meisterhaft zusammengeführt und die eben genannten Plotttwists zahlten sich voll aus. Nach diesem Ende will ich eigentlich am liebsten sofort weiterlesen!
Fazit:
„Starsight – Bis zum Ende der Galaxie“ konnte mich noch mehr begeistern als sein Vorgänger. Ich kann diese Reihe nur wärmstens weiterempfehlen. Sie eignet sich auch sehr gut als Einstiegspunkt in das Sci-fi Genre.

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Veröffentlicht am 08.12.2021

Spannender geht's nicht

Die Mörder von London
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Der Wahrsager Alex Verus hat zwar viele Feinde unter den Magiern des Rats, dass allerdings scheinbar grundlos ein Todesurteil vollstreckt werden soll, damit hat er nicht gerechnet. Er hat nur eine Woche ...

Der Wahrsager Alex Verus hat zwar viele Feinde unter den Magiern des Rats, dass allerdings scheinbar grundlos ein Todesurteil vollstreckt werden soll, damit hat er nicht gerechnet. Er hat nur eine Woche Zeit, um dieses Urteil von sich selbst und den von ihm abhängigen Magiern abzuwenden. Seine Chance liegt darin, sich einem Auftrag anzuschließen. Doch der könnte ihn in unangenehme Nähe zu seinem alten Meister bringen.

Nachdem ich ja ein klein wenig enttäuscht vom vorherigen Band der Reihe war, bin ich froh sagen zu können, dass dieser Band mich wieder richtig begeistern konnte! Die Geschichte um Alex Verus ging gewohnt mysteriös los, um dann seitenlange Spannung zu bieten, der ich mich kaum entziehen konnte!

Seit dem letzten Band ist die Politik der Magierwelt relevanter geworden und ich kann nur sagen, dass dies eine Bereicherung für die Reihe ist. Die politischen Ränkespiele der Weißmagier sind so verschachtelt, dass ich oft nicht wusste, wer vertrauenswürdig ist und auf wen man zählen kann. Und Alex hat das gleiche Problem.

Auch sonst fühlt sie die Welt mittlerweile viel lebendiger an, als dies noch in den ersten Büchern der Fall war. Es gibt etwa unglaublich viele Charaktere, die alle ihre eigene Agenda verfolgen. Ich verliere zugegebenermaßen ab und zu den Überblick über diese, aber der Autor gibt glücklicherweise immer alle relevanten Informationen, die in den letzten Bänden vorgekommen sind.

Die Handlung spielt an vielen verschiedenen Schauplätzen Londons und einige davon sind Touristen vielleicht nicht mal unbedingt bekannt. Ich zumindest habe durch diesen Band einige Ecken gefunden, die ich bei meinem nächsten Besucht dort aufsuchen muss.

Die Spannung in diesem Buch ist auch wieder enorm hoch. Es gibt kaum ruhige Stellen, an denen man zu Atem kommen könnte. Die Auseinandersetzungen sind so dicht aneinander, dass dafür keine Zeit bleibt. Normalerweise würde ich sagen, dass das Buch auch weniger Kämpfe vertragen könnte, aber der Autor hat ein großes Talent dafür, diese so spannend zu schreiben, dass es mich hier überhaupt nicht gestört hat.

Ich habe tatsächlich nur sehr kleine Kritikpunkte, die die Kohärenz über die Reihe hinweg betreffen. Es gibt einige unglückliche Formulierungen, die man zwar auf fehlende Informationen zurückführen könnte, die aber dennoch nicht gut gewählt sind. Als Beispiel redet Alex an zwei Stellen über Drachen, als ob er noch nie selbst einen getroffen hätte. Das macht keinen Unterschied für das Buch, hat mich aber dennoch verwirrt.

Zuletzt ist die Übersetzung leider wieder einmal nicht besonders gut. Es gibt etwa eine Szene, in der Alex konsistent eine andere Person duzt, während diese ihn siezt. Das macht die ganze Konversation unangenehm zu lesen und selbst, nachdem ich diese Stelle im Original nachgelesen habe, verstehe ich nicht, was sich die Übersetzerin sich dabei gedacht hat.

Dennoch konnte mich dieser Teil der Reihe wieder überzeugen und ich bin froh, dass es so rasant weiterging. Noch fünf Bände um den Magier Alex Verus können wir erwarten und ich bin bereits sehr gespannt, was geschehen wird!

Fazit:
Alex Verus ist mit Spannung und neuen Schauplätzen zurück. Ich kann die Buchreihe definitiv empfehlen. Auch wenn sie viele Bände hat, sind die einzelnen Bücher kurzweilig, wodurch es sich definitiv lohnt, auch jetzt noch anzufangen!

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