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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 20.05.2024

Ich werde dir nie weh tun

Yours Truly
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Briana ist sich so sicher, dass ihr der Posten als Chefärztin zufällt, doch dann wird ihr plötzlich ein neuer Kollege vor die Nase gesetzt und wegen ihm die Chefarztwahl verschoben. Kein Wunder, dass sie ...

Briana ist sich so sicher, dass ihr der Posten als Chefärztin zufällt, doch dann wird ihr plötzlich ein neuer Kollege vor die Nase gesetzt und wegen ihm die Chefarztwahl verschoben. Kein Wunder, dass sie den Kerl auf Anhieb nicht ausstehen kann. Auf Männer ist sie ohnehin nicht gut zu sprechen, denn ihre Ehe wird nach 12 Jahren geschieden. Zusätzlich leidet ihr Bruder Benny an einer Autoimmunkrankheit und einer Nierenschwäche, hat aber weder Aussichten auf eine Spenderniere noch Lebenswillen.

Läuft also bei Briana. Nicht.

Doch dann wendet sich das Blatt ausgerechnet durch Jacob, den neuen Kollegen.

Großer Taschentuch-Alarm herrscht bei dieser wirklich gefühlsintensiven Slow-Burn-Romance. Denn sie beginnt bereits heftig mit der Erkrankung von Benny. Die Folgen seiner Niereninsuffizienz sind dermaßen eindringlich und realitätsnah beschrieben, das geht unter die Haut.

Dann verlagert sich die Geschichte nach dem ersten Viertel auf Briana und Jacob, die ein Arrangement miteinander eingehen. Aus Dankbarkeit, weil Jacob eine Niere für Benny spenden wird, spielt sie vor seiner Familie seine Freundin, nachdem Jacobs Ex ausgerechnet seinen Bruder heiraten möchte.

Die Geschichte liest sich so herzerwärmend, steckt aber voller Humor, wofür vor allem die zahlreichen schrägen Familienmitglieder sorgen, aber auch die beiden Protas selbst. Der Briefwechsel, den beide betreiben, ist einfach nur süß und witzig. Überhaupt ist die Dynamik zwischen Briana und Jacob wahnsinnig schön, besonders die gegenseitige Behutsamkeit. Jacob leidet unter einer Sozialphobie, und es ist einfach wunderbar geschildert, wie einfühlsam Briana damit umgeht. Oder wie Jacob sagt: „Aber für mich war Briana die Rettung. Eine ausgestreckte Hand, während ich fiel, ein Regenschirm in einem Wolkenbruch. Eine Freundin in einer feindseligen Umgebung.“

Lediglich am Ende trieben mich die beiden, die sich hinter Ängsten und Gedankenkonstrukten verschanzten, regelrecht in den Wahnsinn, ehe endlich mal Klartext geredet wurde.

Der Roman war ein Paket voll intensiver, tiefer und wunderschöner Gefühle, ich habe die Geschichte wahrlich verschlungen und spreche gerne eine Leseempfehlung aus!

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Veröffentlicht am 19.05.2024

Wer spielt ein falsches Spiel?

Gameshow – Das Versprechen von Glück
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Nach den erschütternden Enthüllungen am Ende des ersten Bandes von „Game Show“ geht die Geschichte nahtlos weiter. Wir erinnern uns: New London ist im 22. Jahrhundert in verschiedene Zonen eingeteilt, ...

Nach den erschütternden Enthüllungen am Ende des ersten Bandes von „Game Show“ geht die Geschichte nahtlos weiter. Wir erinnern uns: New London ist im 22. Jahrhundert in verschiedene Zonen eingeteilt, die Menschen teilen sich auf in Gambler und Gamer. Die einen setzen Coins bei Wetten auf die tödlichen Spiele, die regelmäßig veranstaltet und übertragen werden, in der Hoffnung auf einen Aufstieg. Die anderen kämpfen in den Arenen ums Überleben und um den Sieg, der sie letztendlich in die finale Game Show bringen soll. Doch im Untergrund von New London gibt es andere Pläne.

Während es im ersten Teil der Dystopie noch deutliche Anklänge an andere Bücher und Filme dieses Genres gegeben hatte, entwickelt die Geschichte hier in der Fortsetzung eine erfreuliche Eigenständigkeit. Das empfand ich beim Lesen als wirklich wohltuend, die Story konnte sich nun richtig entfalten. Natürlich gibt es wunderbare Actionszenen und viel Spannung, nur zwischendurch kamen ein paar Längen auf. Das wirft wieder einmal die Frage auf, weshalb die Geschichte nicht gestrafft und ohne Zwischentief in einen Einzelband verpackt wurde.

Am Ende gab es einige Enthüllungen, die sich bereits angedeutet hatten, aber auch eine ordentliche Steigerung des Tempos, so dass man das Buch bei den rasanten Entwicklungen kaum noch aus der Hand legen mochte.

Eine coole Dystopie, die angesichts heutiger Tendenzen des sogenannten Reality TV zum Nachdenken anregt.

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Veröffentlicht am 17.05.2024

Die Liebe kommt in Gummistiefeln

Blind Date mit Möwe
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Ach, hätte sie sich nur nicht von ihrer Freundin Mareike bequatschen lassen, denn nun findet sich Lisa als Teilnehmerin des Onlinedate-Portals „The Voice of Love“. Als „Möwe“ meldet sie sich dort an und ...

Ach, hätte sie sich nur nicht von ihrer Freundin Mareike bequatschen lassen, denn nun findet sich Lisa als Teilnehmerin des Onlinedate-Portals „The Voice of Love“. Als „Möwe“ meldet sie sich dort an und wird mit „Brick“ zusammengewürfelt. Anfangs überwiegt die Angst, einem Betrüger aufzusitzen, doch bald verstehen die beiden sich immer besser und lernen einander anonym kennen und schätzen.

Leider gibt es bald eine klitzekleine Komplikation, denn im wahren Leben will Architekt Jonas die Naturstation abreißen, in der Lisa arbeitet. Und, uppsi, Überraschung: Jonas ist natürlich Brick! Nur wissen das die beiden noch nicht…

Der wunderbare Wohlfühlroman spielt in Lübeck und Travemünde mit dem Priwall. Dabei vermittelt er hervorragend ein maritim leichtes Lebensgefühl mit Holstentor und Gängeviertel, Strand und Eiscreme, Möwen und glücklichen Kindern am Meer. Dabei ist die Handlung inspiriert vom Film „E-Mail für dich“ und ergeht sich in liebevollen Anspielungen auf diese Komödie, bewahrt sich aber durchaus ihre Eigenständigkeit. Natürlich ist die Story dadurch etwas vorhersehbar, aber viele liebevolle Kleinigkeiten und vor allem die lokalen Bezüge lassen das Leseerlebnis zu einem Wohlfühlausflug an die Ostsee werden.

Ich habe die Lektüre sehr genossen und kann das warmherzige und witzige Sommerbuch von Herzen weiterempfehlen.

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Veröffentlicht am 17.05.2024

Die dunkle Seite Schwedens

Das Baumhaus
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Idyllische Bullerbü-Geschichte aus Schweden gefällig? Dann sucht euch ein anderes Buch!

Im neuen Roman von Vera Buck zeigt das Land im hohen Norden ein anderes, düstereres Gesicht, geprägt von dunklen ...

Idyllische Bullerbü-Geschichte aus Schweden gefällig? Dann sucht euch ein anderes Buch!

Im neuen Roman von Vera Buck zeigt das Land im hohen Norden ein anderes, düstereres Gesicht, geprägt von dunklen Wäldern und uralten Legenden. Ein Land, in dem jährlich Kinder verschwinden, Bären und Wölfe herumstreichen – doch die größte Gefahr ist das Böse im Menschen.

Diese düstere Grundstimmung beherrscht die ganze Geschichte, in der Henrik und Nora mit ihrem kleinen Sohn Fynn ins Ferienhaus nach Västernorrland ziehen, das von seinem geliebten Großvater stammt. Doch während Henrik in glücklichen Erinnerungen schwelgt, nimmt Nora rasch düstere Schwingungen wahr. Und dann wird im Wald ein Kinderskelett gefunden. Mit im Ermittlungsteam die Forensikerin Rosa mit unorthodoxen Methoden und Ansichten.

Die Geschichte atmet Beklemmung. Sie ist verstörend und gespickt mit Gänsehaut verursachenden Details. Eine düstere Atmosphäre baut sich allmählich auf, verdichtet sich und droht einem beim Lesen schließlich die Luft abzuschneiden. Der Spannungsbogen wird wirklich meisterhaft gehalten und bis zur Schmerzgrenze aufgebaut. Dazu kommt ein undurchsichtiges Geflecht aus Wahrheit und Lügen, rätselhafte Charaktere, die es einem nahezu unmöglich machen, der Auflösung auf die Spur zu kommen.

Für mich ein echtes Highlight, für das ich gerne eine Leseempfehlung ausspreche.

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Veröffentlicht am 16.05.2024

Savoir-vivre mit Baron Philippe

Mord an der Loire
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Philippe Auguste Louis Vicomte de Pléssis, Baron de Beaumarchais führt eigentlich zwei Leben: Das eine als französischer Adelsspross, das andere als Privatdetektiv. Und nun führt ausgerechnet ein Fall ...

Philippe Auguste Louis Vicomte de Pléssis, Baron de Beaumarchais führt eigentlich zwei Leben: Das eine als französischer Adelsspross, das andere als Privatdetektiv. Und nun führt ausgerechnet ein Fall in den Reihen seiner Familie diese beiden Wirkungsfelder zusammen. Und dabei geht es Schlag auf Schlag: Einem Diebstahl folgt ein zweiter, gepaart mit einem Todesfall. Allerdings ermittelt Baron Philippe nicht allein, sondern an der Seite von Madame Commissaire Charlotte Maigret.

Da treffen zwei wunderbar gegensätzliche Charaktere aufeinander, denn unser lieber Philippe ist ein wahrer Schöngeist und Gourmet, ein Meister des Savoir-vivre, während Charlotte Maigret ein ungehobeltes Cowgirl mit einem ausgesprochenen Sinn fürs Grobe ist. Konflikte und Diskussionen sind da vorprogrammiert.

Der Kriminalroman atmet durch und durch französisches Flair. Mit Philippe erfreuen wir uns an den köstlichsten Verlockungen, genießen Macarons und Croissants oder ein Fläschchen Cabernet Franc von der Domaine de Noiré. Der Bonvivant und Dandy tritt auch mal im Hausmantel mit Paisley-Muster auf, und sei die Lage auch noch so brenzlig, bleibt immer noch Zeit für Blanquette de veau oder eine duftende Tarte Tatin. Diese Geschichte ist wahrlich eine Sammlung erlesenster Köstlichkeiten.

Dennoch tut dies der eigentlichen Handlung keinen Abbruch. Im Gegenteil ist der eigentliche Kriminalfall äußerst komplex und raffiniert konstruiert, es warten einige unerwartete Wendungen. Ich empfehle jedoch, eine gewisse Liebe zu Frankreich und dem französischen Lebensgefühl mitzubringen, um ganz in die die Vorzüge der Geschichte eintauchen zu können. Diese sind hier nicht bloße Kulisse, sondern ausdrücklich wichtiger Bestandteil der Erzählung. Ich muss zugeben, dass es für mich auf dieser Francaise an der Loire streckenweise schwierig war, all die Namen und unzähligen Adeligen auseinanderzuhalten, aber die abenteuerlichen Entwicklungen haben mich dafür mehr als entschädigt.

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