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Veröffentlicht am 03.04.2024

Gegenseitiger Halt

Songs of Emerald Hills
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Nach dem schrecklichen Verlust ihrer besten Freundin ist Caroline völlig orientierungslos, hat den Halt und die Ziele im Leben verloren. Nichts bringt sie zu Ende, auf Drängen ihrer Eltern soll sie nun ...

Nach dem schrecklichen Verlust ihrer besten Freundin ist Caroline völlig orientierungslos, hat den Halt und die Ziele im Leben verloren. Nichts bringt sie zu Ende, auf Drängen ihrer Eltern soll sie nun in München Jura studieren. Als sie eine Stellenanzeige entdeckt, sich vorübergehend um eine ältere Dame in Irland als Haushaltshilfe zu betätigen, sagt sie spontan zu, reist Hals über Kopf ab und erhofft sich einen Neustart. Der misslingt gründlich, denn Caro ist in einem Teil Irlands gelandet, in dem ausschließlich gälisch gesprochen wird, und die ältere Dame, Mrs. Connolly, ist alles andere als erfreut über die ungewollte Hilfskraft aus Deutschland. Die Rettung ist ihr Nachbar Conor, der jedoch seinerseits zu kämpfen hat, nämlich um den Erhalt seiner gälischen Sprachschule.

Der Schreibstil der Autorin lässt ganz wunderbar in die schmerzhafte und sehr gefühlvolle Geschichte eintauchen. Die Heldin und ihr Konflikt erscheinen überzeugend und nachfühlbar. Sogar in das Verständigungsproblem konnte ich mich gut einfühlen, denn auch wir waren in Irland in Gegenden, in denen ausschließlich gälisch gesprochen wird und sogar die Straßenschilder nur auf Gälisch beschriftet sind, was eine echte Herausforderung darstellte.

Sehr schön geschildert fand ich auch die sich entwickelnde Beziehung zwischen Caro und Conor, vor allem die gegenseitige Unterstützung der beiden. Ich konnte mich wunderbar in ihre Gefühle hineinversetzen. Für augenzwinkernden Humor sorgt schließlich Mrs. Connolly, die eine erstaunliche Wandel von der abweisenden, eigensinnigen und verbitterten Schreckschraube zu einer wahren und warmherzigen Freundin durchläuft.

Mir gefiel dieser Irland-Roman mit dem Fokus auf den Besonderheiten der gälischen Sprache und der irischen Kultur ausgesprochen gut und ich empfehle ihn gerne weiter.

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Veröffentlicht am 02.04.2024

Berührendes Meisterwerk

Solange wir schwimmen
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Nur fünf kleine Kapitel enthält dieser schmale Band, aber zugleich so viel mehr. Es sind nämlich vier Perspektiven, vier Betrachtungsweisen, die alle um das gleiche Zentrum kreisen: Alice erkrankt an Demenz.

Eröffnet ...

Nur fünf kleine Kapitel enthält dieser schmale Band, aber zugleich so viel mehr. Es sind nämlich vier Perspektiven, vier Betrachtungsweisen, die alle um das gleiche Zentrum kreisen: Alice erkrankt an Demenz.

Eröffnet wird der Reigen aus Sicht der Schwimmenden, die mit Alice tagein, tagaus ihre Runden drehen. Als dann im zweiten Abschnitt das Schwimmbecken und die Gewohnheiten plötzlich Risse bekommen, beginnt alles auseinanderzubrechen.

Dann werden wir direkt in die Perspektive von Alice katapultiert und erleben distanzlos und schmerzhaft, was diese Krankheit für die Betroffene selbst bedeutet. Brutal ehrlich auch die Schilderung aus Sicht der Einrichtung, in der Alice schließlich aufgenommen wird. Und völlig herzzerreißend am Ende das Miterleben durch die Augen der Tochter und Autorin dieses Romans.

Mich hat dieser kurze Band von der ersten bis zur letzten Seite gefesselt und zutiefst berührt, auch in ganz persönlicher Hinsicht. Und darüber hinaus ist er ein literarisches Meisterwerk. Der nüchterne Schreibstil stützt perfekt die jeweiligen Abschnitte. Gerade der Einstieg in den Roman mit den Schilderungen und Aufzählungen im Schwimmbad, die Eigenheiten, der schwarze Humor, die Verschwörungstheorien, die Verlorenheit sind wunderbar anschaulich dargestellt. Der distanziert-sarkastische Tonfall der Pflegeeinrichtung unterstreicht die Brutalität dessen, was geschieht, und das direkte Wahrnehmen aus Sicht von Mutter und Tochter berührt zutiefst.

Ein leiser, kleiner Roman, der noch lange in mir nachhallt.

Leseempfehlung aus tiefstem Herzen.

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Veröffentlicht am 02.04.2024

Das ziemlich seltsame Buch über Walter

Mein ziemlich seltsamer Freund Walter
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Völlig unerwartet ist mir „mein ziemlich seltsamer freund Walter“ ins Haus geflattert, und ich habe mich einfach mal von dieser Geschichte überraschen lassen.

Es ist eine Art illustrierter Comic, auch ...

Völlig unerwartet ist mir „mein ziemlich seltsamer freund Walter“ ins Haus geflattert, und ich habe mich einfach mal von dieser Geschichte überraschen lassen.

Es ist eine Art illustrierter Comic, auch mit längeren Texten. Meinem Eindruck vorwegschicken möchte ich, dass ich selbst nicht zur Zielgruppe gehöre und meine Kinder dem angedachten Alter längst entwachsen sind.

Die Handlung an sich ist ein klassisches Kinderthema: Da hätten wir Lisa, die nicht besonders glücklich ist. Eine typische Außenseiterin. Plötzlich landet hinter ihrem Haus ein Außerirdischer, der ihr Freund sein möchte. Es entspinnt sich eine Geschichte über Freundschaft und übers Anderssein.

Ich muss leider gestehen, dass ich persönlich nicht so recht Zugang zu dem Büchlein gefunden habe. Die Bilder haben mich nicht angesprochen, die Story bzw. die Erzählweise waren recht skurril und konnten mich leider nicht erreichen. Im Gegenteil war ich mit einigen vermittelten Inhalten auch nicht wirklich einverstanden und mich störte der teilweise flache Ansatz.

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Veröffentlicht am 01.04.2024

Vom Wunder des Glücks

Die Halbwertszeit von Glück
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1938 muss Margarethe Grauenhaftes erleiden.
2019 steht Mylène vor einer wichtigen Entscheidung.
1987 verarbeitet Johanna einen schlimmen Verlust
2003 versucht Holly, ihr Glück zu finden

Aus der Geschichte ...

1938 muss Margarethe Grauenhaftes erleiden.
2019 steht Mylène vor einer wichtigen Entscheidung.
1987 verarbeitet Johanna einen schlimmen Verlust
2003 versucht Holly, ihr Glück zu finden

Aus der Geschichte dieser vier Frauen webt die Autorin einen Reigen aus Glück und Unglück, aus der Vergänglichkeit von Glück, der Halbwertszeit von Glück, aber auch dem unerwarteten Wiederkommen von Glück.

Der Zauber dieser Erzählung lag für mich gar nicht so sehr in der Konstruktion, denn tatsächlich habe ich die Zusammenhänge der einzelnen Figuren rasch erfasst. Vielmehr war es die ruhige Erzählweise, die mich so in ihren Bann gezogen hat. Auch wenn man früh spürt, wie sich die unterschiedlichen Handlungsfäden miteinander verknüpfen werden, ist es ein wunderbarer Lesegenuss, den einzelnen Charakteren auf ihrem Weg zu folgen. Besonders gut gefiel mir dabei das Streifen deutscher Geschichte im ganz persönlichen Erfahrungsbereich der Protagonistinnen.

Faszinierend fand ich auch den hoffnungsvollen Ansatz, wie um größtes Unglück herum wieder neues Glück wachsen kann.

Ein von ruhiger Hand erzählter Roman, der in seiner Schlichtheit zu berühren vermag.

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Veröffentlicht am 28.03.2024

Erfroren in Alaska

Finding Love
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Prozessoptimiererin Loreley Creed nimmt nach einem privaten Debakel Hals über Kopf einen Auftrag an, der sie nach Alaska führt. Sie soll ein Holzunternehmen auf Herz und Nieren prüfen, denn bald steht ...

Prozessoptimiererin Loreley Creed nimmt nach einem privaten Debakel Hals über Kopf einen Auftrag an, der sie nach Alaska führt. Sie soll ein Holzunternehmen auf Herz und Nieren prüfen, denn bald steht fest, dass es in den Büchern zu Unregelmäßigkeiten gekommen ist. Dabei ist sie nicht sicher, auf welcher Seite Geschäftsführer Logan Finnley steht.

Was mir an diesem Roman gefallen hat:
Kluge, selbstbewusste Protagonistin in verantwortlicher Position
Spannendes Thema im Wirtschaftsbereich
Solidarität unter Frauen
Nicht nur ein Pärchen im Mittelpunkt, sondern ein ganzes Ensemble von Charakteren
Schrullige und wirklich liebenswerte Dorfbewohner der Kleinstadt in Alaska

Was das Buch dennoch für mich gekillt hat:
Außer den dutzendfach erwähnten schlammigen Straßen leider kaum Alaska-Feeling
Seltsame Schreibperspektive: Die Abschnitte „Loreley“ sind in der ersten Person erzählt, die Abschnitte „Logan“ in der dritten Person
Der Schreibstil: Teilweise schwülstiger Schreibstil und dann als harter Kontrast unnötig vulgäre Passagen.

Mein Fazit:
Eigentlich ein wirklich interessantes Thema im Wirtschaftsbereich mit der Prozessoptimierung und einer starken Heldin, aber der Schreibstil zwischen schwülstig und vulgär verleidete mir das Lesen leider. Wegen mir hätte man auch nicht gar so oft betonen müssen, wie enorm groß Mats Geschlechtsteil ist. Das habe ich schon beim ersten Mal kapiert, aber scheinbar hatte es für die Geschichte enorm große Bedeutung

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