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Veröffentlicht am 20.04.2024

Festival der Allegorien

Foxglove – Das Begehren des Todes (Belladonna 2)
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Nachdem der erste Band „Belladonna“ mit einem fulminanten Ende aufwartete, katapultiert uns nun „Foxglove“ zurück zu Signa Farrow nach Thorn Grove. Und wieder einmal gibt es einen Mord aufzuklären, denn ...

Nachdem der erste Band „Belladonna“ mit einem fulminanten Ende aufwartete, katapultiert uns nun „Foxglove“ zurück zu Signa Farrow nach Thorn Grove. Und wieder einmal gibt es einen Mord aufzuklären, denn Lord Wakefield hat nach dem Genuss eines mit Gift versetzten Getränks das Zeitliche gesegnet, und ausgerechnet Signas Onkel Elijah Hawthorne steht unter Mordverdacht.

Auch dieses Mal entführt uns die Erzählung in eine üppige Fantasy-Welt von Adeligen mit großartigen Regency-Vibes, und erneut gilt es einen Kriminalfall zu lösen. Dies erfolgt vor einer üppig überbordenden Kulisse von Herrenhäusern und Bällen in einer ganz außergewöhnlich anmutenden, beinahe barocken Sprache. Und vor allem strotzt die Belladonna-Saga nur so vor Allegorien. Da begegnen wir nicht nur dem Tod, sondern lernen auch dessen Bruder, das Schicksal, kennen und fürchten. Und nicht zuletzt stellt die Suche nach dem Leben das zentrale Motiv dieser Erzählung dar.

Eindeutig lesen wir hier eine Fantasy-Geschichte, aber für mich ist es vor allem der Mut zur außergewöhnlichen Sprache und Erzählkunst, der diese Reihe so für mich auszeichnet. Da greifen auch alle Komponenten von der opulenten Sprache über die Allegorie-Motive bis hin zu verspielten Details ineinander und erschaffen ein wahrlich fantastisches Weltbild. Für mich ein außerordentliches Lesevergnügen und grandioses Leseerlebnis und ich kann diese so positiv aus dem Rahmen fallende Reihe nur allen empfehlen, die sich gerne in erdachte Welten entführen lassen wollen.

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Veröffentlicht am 20.04.2024

Die unerträgliche Abwesenheit von Sinn und Spannung

Das Mörderarchiv
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Annie Adams erhält die überraschende Nachricht, dass sie zu ihrer eigenwilligen Großtante Frances, die sie nie kennengelernt hat, zu einer wichtigen Verkündung bezüglich deren Erbschaft geladen ist. Also ...

Annie Adams erhält die überraschende Nachricht, dass sie zu ihrer eigenwilligen Großtante Frances, die sie nie kennengelernt hat, zu einer wichtigen Verkündung bezüglich deren Erbschaft geladen ist. Also reist Annie nach Castle Knoll, um dort festzustellen, dass Frances just in diesem Moment ermordet wurde.

Frances hat eine ganz besondere Vergangenheit, denn als Jugendliche wurde ihr von einer Wahrsagerin ihre eigene Ermordung vorhergesagt, dann ist ihre beste Freundin spurlos verschwunden. Frances´ ganzes Leben wird von nun an von dieser Weissagung und von der Suche nach ihrem zukünftigen Mörder bestimmt. Und nun stellt sich heraus, dass Frances die Erbschaft an die Mörderjagd gebunden hat.

Ich hatte auf einen schönen, spannenden Krimi mit englischem Flair gehofft, sogar „Schmunzeln“ war auf dem Einband verheißen. Leider konnte diese Geschichte meine Erwartungen nicht erfüllen.

Die Geschichte braucht pralle 200 Seiten, um erstmals überhaupt in Gang zu kommen. Bis dahin fühlt es sich beim Lesen an als würde man auf trockenen Keksen kauen: Macht satt, aber nicht glücklich. Dann endlich entfaltet sich die eigentliche Story, doch leider ist es in einem Wirrwarr von dutzenden Beteiligten schwierig, den Überblick zu behalten und die Zusammenhänge herzustellen. Zudem gibt es einige Widersprüche, vor allem in den Charakteren. Da sollten wohl falsche Fährten gelegt werden, die aber leider zu einer Unglaubwürdigkeit der Personen führen. Sämtliche Charaktere bleiben undurchsichtig und stereotyp, erscheinen eher wie seelenlose Statisten in einem alten Horrorfilm.

Am Ende erwartet uns nun endlich ein actionreiches Finale, doch die eigentliche Auflösung des Falles scheint realitätsfern und überzeugt mich nicht. Puzzleteile fallen nicht an die richtige Stelle, sondern werden mit Gewalt hineingedrückt. Dazu bleiben viele Fragen offen, auch die Bezüge zur Weissagung werden nie konkret aufgelöst. Aber die größte Frage lautet: Wo war der versprochene Humor in dieser Geschichte?

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Veröffentlicht am 15.04.2024

Gefangen im Albtraum

Böse Mädchen sterben nicht
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Es ist ein wahr gewordener Albtraum, in dem die Frauen dieser genialen neuen Geschichte von Christina Henry aufwachen. Celia fühlt sich wie im falschen Leben und muss sich bald als Mordverdächtige erkennen. ...

Es ist ein wahr gewordener Albtraum, in dem die Frauen dieser genialen neuen Geschichte von Christina Henry aufwachen. Celia fühlt sich wie im falschen Leben und muss sich bald als Mordverdächtige erkennen. Allison sieht sich und ihre Freundesgruppe in einem seltsamen Waldhaus einem rätselhaften Mörder ausgesetzt. Und Maggie muss ihr Leben aufs Spiel setzen, um ihre kleine Tochter zu retten.

Allen 3 Handlungssträngen gemeinsam ist der beklemmende Charakter und das Gefühl, dass irgendetwas hier nicht stimmt. Und da gibt es eine gemeinsame Erinnerung, die alle drei Protagonistinnen nicht so recht greifen können.

Meisterhaft lässt Christina Henry hier Urängste und Horrorvorstellungen wahr werden, spielt gekonnt mit Schein und Sein, mit der unwahrscheinlichen Möglichkeit des Wahrwerdens schlimmster Szenarien. Der Roman ist gespickt mit Zitaten und Anspielungen aus Literatur und Film und entwickelt beim Lesen einen so unwiderstehlichen Sog, dass ich ihn quasi am Stück durchgesuchtet habe.

Vor allem aber sind die Mädchen in dieser Geschichte weder böse noch sind es brave Mädchen, nein, es sind starke, selbstbestimmte Frauen, die sich nicht unterkriegen lassen. Und gerade diese Botschaft von weiblichem Empowerment, Zusammenhalt unter Frauen und dem Glauben an sich selbst war es, der mich so überzeugte!

Du glaubst, dieser Geschichte widerstehen zu können?

Beweise es!

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Veröffentlicht am 14.04.2024

Hat mal jemand einen Rotstift für mich?

Iron Flame – Flammengeküsst
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Bereits „Fourth Wing“ hatten meine Tochter und ich im Buddyread gelesen und uns dabei unser gemeinsames Buch fast aus den Händen gerissen.

Nun bei „Iron Flame“ wurde das Buch streckenweise eher müde hin- ...

Bereits „Fourth Wing“ hatten meine Tochter und ich im Buddyread gelesen und uns dabei unser gemeinsames Buch fast aus den Händen gerissen.

Nun bei „Iron Flame“ wurde das Buch streckenweise eher müde hin- und hergeschoben: „Da nimm du!“ – „Ach nö, lies lieber du!“

Woran lags? Hier kommt der Rotstift ins Spiel, denn von den rund 960 Seiten dieses Schmökers hätten gut und gerne 300 Seiten direkt und ersatzlos gestrichen werden dürfen. Die Handlung wird endlos gezogen, wir finden unzählige Szenen, die zum Fortgang der Geschichte eigentlich nichts beitragen. Da hätte eine deutliche Straffung wahre Wunder bewirkt.

Zum anderen haben wir einige logische Fehler und Widersprüche gefunden und sind somit immer mehr dem Eindruck verfallen, dass dieser zweite Band mit der heißen Nadel gestrickt und schnell nachgeschoben wurde.

Unser Fazit? Ja natürlich ist es eine großartige Story, wirklich der Wahnsinn, darüber lässt sich trotz aller Längen nicht streiten. Wir hoffen aber sehr, dass die lange Wartezeit auf den dritten Band ein gutes Zeichen dafür ist, dass dieser gründlicher und stimmiger herausgearbeitet wurde. Und dann werden wir natürlich gerne und voller Begeisterung wieder unsere Drachen satteln und nach Basgiath fliegen!

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Veröffentlicht am 14.04.2024

Die Erben von Kain und Abel

Weil ich an dich glaube – Great and Precious Things
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Es ist nicht Geringeres als der alte Konflikt um Gut und Böse, den Rebecca Yarros in ihrem Roman in den Fokus nimmt.

Cam ist nach 10 Jahren beim Militär in seine Heimatstadt zurückgekehrt und trifft dort ...

Es ist nicht Geringeres als der alte Konflikt um Gut und Böse, den Rebecca Yarros in ihrem Roman in den Fokus nimmt.

Cam ist nach 10 Jahren beim Militär in seine Heimatstadt zurückgekehrt und trifft dort auf verhärtete Fronten. Er war schon immer der Unruhestifter, der Bad Guy. Und sein eigener Vater kommt nicht darüber hinweg, dass ausgerechnet ein Befehl von Cam zum Tod des jüngsten Bruders Sullivan geführt hat. Aus genau diesem Grund ist Willow, Sullivans Freundin, ein Tabu für Cam. Und doch gleichzeitig der Mittelpunkt seines Denkens und seines Handelns. Aber auch mit seinem ältesten Bruder Xander muss sich Cam auseinandersetzen, dem strahlenden Vorzeigemann seines Heimatortes.

Der englische Original-Titel „Great and Precious Things“ legt die Motive offen, nach denen die Autorin um das große Thema Gut und Böse kreist: Es ist ein Zitat aus „Jenseits von Eden“ von John Steinbeck. Dieses Werk wird im Roman öfter zitiert und findet Niederschlag in der Konstellation verfeindeter Brüder, aber auch hinsichtlich Vergebung und Versöhnung. Aus Aron und Cal bei Steinbeck werden Arthur und Cal bzw. Alexander und Cam bei Yarros, der Konflikt bleibt der gleiche, der auf den biblischen Motiven von Kain und Abel fußt: Die Festlegung in den guten und den schlechten Sohn, schlussendlich in Gut und Böse. Es ist Cams Vater Art, der im Roman vom universellen Ausgleich spricht, wonach nach dem perfekten guten Sohn Xander zwangsläufig Cam als ausgleichendes Böses in die Welt kam. Dessen jugendlichen Prügeleien und Untaten bestärken alle in dieser Meinung.
Hier habe ich beim Lesen besonders die Zwänge in der Kleinstadt Alba als bedrückend empfunden, die Vorurteile und Vorverurteilungen.

Doch Yarros übernimmt auch von Steinbeck die Auflösung dieses Konflikts in Gestalt der Freiheit des Menschen. So kämpft Cams Vater, der an Demenz leidet, um das Recht zur Selbstbestimmung, zur freien Entscheidung über Wiederbelebungsmaßnahmen. Und nicht zuletzt Cam beweist, dass es nicht Veranlagung ist, die über Gut und Böse entscheidet, sondern der Mensch die Wahl hat. Maßgeblich sind die Taten eines Menschen, die seiner Freiheit und seiner Entscheidung obliegen.

Ich verehre und schätze das Werk von John Steinbeck und hatte große Freude daran, die Motive hier im Roman zu finden und ihnen nachzuspüren bei Namensanklängen oder der Einrichtung von Brunnen/Wasserleitungen, dem Konflikt zwischen den Brüdern.

Ich möchte jedoch hinzufügen, dass der Roman wirklich sehr amerikanisch ist, was Themen wie Militär, Kleinstadtstrukturen etc. betrifft. Daher wäre es durchaus denkbar, dass die Wahrnehmung der Geschichte und der Motive in der Heimat der Autorin eine andere ist. Das mag auch einer der Gründe sein, warum mir persönlich das Pathos zu dick aufgetragen war, zu viel Heldentum und zu viel Drama.

Dennoch fand ich es eine ungewöhnliche literarische Umsetzung.

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