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Veröffentlicht am 04.11.2023

Wohliges Gruseln

Schaurige Nächte
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Ich liebe Sammlungen von Kurzgeschichten, und hier haben sich ein paar ganz schauerhaft schöne zusammengefunden, um uns beim Lesen in dunklen Herbstnächten einen wohligen und manchmal auch ganz und gar ...

Ich liebe Sammlungen von Kurzgeschichten, und hier haben sich ein paar ganz schauerhaft schöne zusammengefunden, um uns beim Lesen in dunklen Herbstnächten einen wohligen und manchmal auch ganz und gar unwohlen Schauder über den Rücken zu jagen.

Beigesteuert wurden Storys von unterschiedlichen englischen Autor:innen und die Erzählungen decken auch die ganze Bandbreite schriftstellerischen Schaffens und unheimlicher Geschichten ab. Da gibt es Haunted House-Storys, viktorianisch anmutende Gruselgeschichten, klaustrophobische Erlebnisse oder schlichten Wahnsinn. Da wandern Schachfiguren von allein über das Brett, ein Rollstuhl entwickelt ein Eigenleben oder Tannengrün löst entsetzliche Erinnerungen aus. Ein Skelettfund entpuppt sich nicht als archäologische Sensation, sondern endet im Wahn. Meine Lieblingsautorin Kiran Millwood Hargrave hat ein alptraumhaftes Wochenbett beigesteuert und glänzt auch hier mit ihrer fulminanten Sprache. Nicht alle Geschichten haben sich mir beim Lesen völlig erschlossen, eine ist mir einfach nur ein Rätsel geblieben. Andere hingegen konnten mich ganz in ihren Bann ziehen und haben mir eine Gänsehaut über den Rücken gejagt.

Und während ich beim Schreiben dieser Worte hinaus in die Dunkelheit starre, bin ich dankbar, dass dies alles nur erfundene Geschichten sind und ich das leichte Grauen, das ich immer noch unterschwellig spüre, nur wie die Nachwehen eines schlimmen Traums mit mir davontrage. Ganz sicher hat es nichts mit den rot leuchtenden Augen zu tun, die aus der Dunkelheit vor meinem Fenster zu mir hereinstarren…

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Veröffentlicht am 01.11.2023

Geheimzutat Liebe

Der späte Ruhm der Mrs. Quinn
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Jenny und Bernard genießen gemeinsam ihren Lebensabend. Sie verwöhnt ihn mit liebevoll gebackenen Köstlichkeiten, er genießt die traute Zweisamkeit der kinderlos gebliebenen Ehe. Doch kann das schon alles ...

Jenny und Bernard genießen gemeinsam ihren Lebensabend. Sie verwöhnt ihn mit liebevoll gebackenen Köstlichkeiten, er genießt die traute Zweisamkeit der kinderlos gebliebenen Ehe. Doch kann das schon alles gewesen sein? In Jenny erwacht plötzlich das Bedürfnis, ihr Backlebenswerk weiterzugeben, und was wäre dafür besser geeignet als die britische Fernsehsendung „Das Backduell – Backen auf der Insel“?!

Also bewirbt sie sich heimlich und wird tatsächlich als Kandidatin angenommen! Dadurch kommt einiges ins Rollen, denn Jenny entwickelt nicht nur einen ungeahnten Ehrgeiz, sondern jedes Gebäck hat auch seine Geschichte in ihrem Leben, und so tauchen immer mehr unterdrückte Erinnerungen und Gefühle zur Oberfläche empor und enthüllen ein bis dahin gut vergrabenes Geheimnis.

Für mich war es ein warmherziger Roman, bei dem ich vor allem Jenny und Bernard, aber auch alle anderen Charaktere tief und innig in mein Herz geschlossen habe. Und so habe ich mich mit dieser zauberhaften englischen Lady stark verbunden gefühlt. Denn auch ich backe ständig und gerne, und wie Jenny geht es mir nicht um möglichst fashionable Torten, sondern es ist vor allem die Liebe, die im Gebäck steckt. Und auch ich hege und pflege wie Jenny meine Rezepte in einer handgeschriebenen Kladde und liebe vor allem die persönliche Verbindung zum Rezept. In der liegt nämlich das wahre Geheimnis.

Ganz besonders berührend war es in der Geschichte immer, wenn Jenny einen Kuchen nach einem Rezept ihrer Nichte oder ihrer verstorbenen Schwägerin oder ihres verstorbenen Vaters nachbackte. Da war die Verbindung in die Vergangenheit und zu diesen Menschen deutlich spürbar. Die Geschichte eines Kuchens, das Bewahren der Erinnerung an liebe Menschen und vor allem das Weitergeben, das ist der Kreislauf, in den Jenny sich in der Familiengeschichte einreiht, und der jedes einzelne Gebäck von ihr so besonders macht. Dieser Roman berührt tief im Inneren und hält vor Augen, dass Backen so viel mehr als nur das Herstellen von Lebensmitteln ist, sondern Zauberei. Denn was könnte es sonst sein, wenn aus Mehl, Butter, Zucker und Eiern nichts anderes als Liebe entsteht?

Klare Leseempfehlung aus vollem Herzen für diesen warmherzigen Roman.

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Veröffentlicht am 24.10.2023

An Irishman in New York

Mandelfieber
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Ich liebe ja die Romane von Madita Tietgen sehr, aber nun hat sie ihren wunderbaren Geschichten das Sahnehäubchen aufgesetzt. Also eher das Mandelbaiser 😉

Vic Malone ist jung, orientierungslos und lässt ...

Ich liebe ja die Romane von Madita Tietgen sehr, aber nun hat sie ihren wunderbaren Geschichten das Sahnehäubchen aufgesetzt. Also eher das Mandelbaiser 😉

Vic Malone ist jung, orientierungslos und lässt sich als It-Girl durch das New Yorker Nachtleben treiben. Bis sie eines Abends in einem Irish Pub ausgerechnet den Iren William kennenlernt und entgegen ihrer sonstigen Gewohnheiten die Nacht mit ihm verbringt. Diese bleibt allerdings nicht folgenlos, und nachdem ihr Vater sie fallenlassen hat, findet sich Vic plötzlich als Williams frisch angetraute Ehefrau in Irland wieder. Alles ist fremd, und ehrlicherweise sind sich das auch Vic und William.

Ganz wunderbar schildert die Autorin, wie hier Welten aufeinanderprallen – nicht nur im geographischen Sinne, sondern auch die Backgrounds und vor allem Altlasten der beiden Hauptcharaktere ergeben eine schwierige Mischung. Kaum eine andere Autorin versteht es so genial, die Motivation und Gefühle ihrer Held:innen so klar und konsequent herauszuarbeiten. Man wird beim Lesen an die Hand genommen und durch die Geschichte geleitet, fühlt zutiefst mit den Personen, weil man sie wirklich versteht. Umgekehrt kann man sich jedoch auch so in die Charaktere hineinversetzen, dass man deren Schmerz und Freude ganz unmittelbar mitfühlt. Da gibt es keine schützenden Mauern, sondern man fühlt unmittelbar mit. Wenn dann das Schicksal gnadenlos zuschlägt, schmerzt dies so beim Lesen, dass ich das Buch an einigen Stellen zuklappen musste, weil es so weh tat. Und genauso unbändig spürt man das Glück, die Liebe, die Verbundenheit, vor allem in der wunderbaren O´Sullivan-Familie. Dieser Roman ist pures Gefühl in Worten.

Für mich war es auch eine ganz besondere Geschichte, weil ich dieses Jahr sowohl in New York als auch in Irland war. Die Autorin hat das Lebensgefühl beider Orte hervorragend in feinsten Nuancen eingefangen. Da werden nicht plakativ touristische Highlights abgearbeitet, sondern es sind fein dosierte Einstreuungen, die dieser Erzählung so viel Authentizität verleihen.

Ja, ich habe vor Freude und Schmerz geweint, herzhaft „Molly Malone“ mitgesungen und kann für diesen wundervollen Roman nur eine ganz klare Leseempfehlung von Herzen aussprechen!

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Veröffentlicht am 24.10.2023

Der Bücherwurm und die Schauspielerin

Das kleine Bücherdorf: Herbstleuchten
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Kennt ihr schon Swinton-on-sea? Das schottische Bücherdorf? Ich bin diesem kleinen, wunderbaren Ort aus der Bücherreihe von Katharina Herzog hoffnungslos verfallen! So schöne Wohlfühlgeschichten in einem ...

Kennt ihr schon Swinton-on-sea? Das schottische Bücherdorf? Ich bin diesem kleinen, wunderbaren Ort aus der Bücherreihe von Katharina Herzog hoffnungslos verfallen! So schöne Wohlfühlgeschichten in einem Dorf voller Buchhandlungen und Buchliebhaber:innen. In „Herbstleuchten“, dem neuesten Band, steht nun das große Book Festival an. Kinderbuchautorin und Hollywoodschauspielerin Betty Andrews ist eingeladen, aber erst nach einem kleinen Wink des Schicksals macht sie sich tatsächlich auf die Reise nach Schottland. Dort tritt sie aber nach einem Missverständnis erst einmal incognito auf als Lizzy aus Texas. So kann sie die wunderbaren Dorfbewohner ungestört kennenlernen, nicht zuletzt den niedlichen Buchhändler Eliyah. Und ganz nebenbei versucht sie auf der Suche nach dem geheimnisvollen Maler E. Smith auch ein altes Familiengeheimnis ihrer eigenen Großmutter zu lüften.

Dieser Roman ist pures Wohlgefühl und Bücherliebe. Ich habe ihn so gern gelesen und immer wieder über die teilweise schrulligen Einwohner:innen des Bücherdorfs geschmunzelt. Die Charaktere sind mir sofort ans Herz gewachsen und das buchverliebte Dorf ist ja ein wirklicher Traum. Ach wenn es so etwas nur in Wirklichkeit gäbe! Allein die ganzen Veranstaltungen und Festivals, die dort rund um das Jahr stattfinden! Alles ist liebevoll mit viel Herz geschildert. Dazu ist die Geschichte keineswegs nur leicht und unbeschwert, denn es sind tragische Ereignisse, die da zutage gefördert werden. Aber genau das macht den Roman so wunderbar rund, weil er sich nicht nur auf die Sonnenseiten beschränkt, sondern seinen Held:innen auch etwas zumutet, woran diese wiederum reifen und wachsen können. Vor allem die Gemeinschaft, die im Dorf und den Familien herrscht, hat es mir ganz besonders angetan und hat mir die Reihe ganz schnell ans Herz wachsen lassen.

Ganz klare Leseempfehlung für diese wunderbare Wohlfühlreihe!

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Veröffentlicht am 24.10.2023

Ein echtes Herzensbuch

Ein Holzkopf zum Verlieben
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Unternehmensberaterin Sarah kann der Herausforderung nicht widerstehen und lässt sich darauf ein, mit ihrer Freundin Nicola für 10 Tage das Leben zu tauschen. Nicola fährt also mit Sarahs Kreditkarte in ...

Unternehmensberaterin Sarah kann der Herausforderung nicht widerstehen und lässt sich darauf ein, mit ihrer Freundin Nicola für 10 Tage das Leben zu tauschen. Nicola fährt also mit Sarahs Kreditkarte in den Wellness-Urlaub nach Südtirol. Und Sarah, die Meisterin der Organisation, wuppt für die paar Tage mit Leichtigkeit Nicolas Haushalt samt der drei Kinder auf der Schwäbischen Alb. Total easy. Soweit der Plan.

Doch dann muss Sarah feststellen, wie viel seit dem tragischen Tod von Nicolas Ehemann vor sechs Jahren bei der Familie im Argen liegt. Und ganz sicher ist es nicht hilfreich, dass Schwager Ben Teil dieser Familie ist, denn Sarah und Ben waren sich in der Vergangenheit beinahe schon einmal nähergekommen.
Mich hat dieser Roman so begeistert! Ich mochte die Charaktere wirklich sehr, vor allem die putzige kleine Maja. Die Familienaufstellung und die Charaktere waren nicht überzeichnet, sondern mitten aus dem Leben. Dazu gab es ganz viel Humor und eine perfekte Dosis schwäbische Bruddeligkeit. So nennt man diesen speziellen Schwabencharme! Hier gefiel mir gut, dass diese lokale Komponente zwar einfloss, aber nicht klischeehaft plattgetreten wurde, sondern perfekt dosiert war. Ich habe mich von dieser Geschichte allerbestens unterhalten gefühlt und kann sie als wunderbaren Wohlfühlroman nur weiterempfehlen. Von mir gibt es eine klare Leseempfehlung!

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