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Veröffentlicht am 16.12.2022

Die Geschichte hinter dem Song

White Christmas – Das Lied der weißen Weihnacht
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„I´m dreaming of a white Christmas, just like the ones I used to know…“ Es ist eines der bekanntesten Weihnachtslieder der Welt, aber wer kennt schon den Komponisten und die Geschichte hinter dem Song?

Der ...

„I´m dreaming of a white Christmas, just like the ones I used to know…“ Es ist eines der bekanntesten Weihnachtslieder der Welt, aber wer kennt schon den Komponisten und die Geschichte hinter dem Song?

Der jüdische Songwriter Irving Berlin stammt aus einfachsten Verhältnissen und hat es durch harte Arbeit und mit viel Talent an den Broadway geschafft, wo er erfolgreich Revuen schreibt. Ein Dinner führt zur Bekanntschaft mit der reizenden Ellin, und der Funke zwischen den beiden springt augenblicklich über. Leider trennen die beiden nicht nur viele Lebensjahre, sondern auch gesellschaftliche Welten. In den 1920er Jahren in New York hat die Millionenerbin die einzige Aufgabe, sich standesgemäß zu verheiraten. Und ein jüdisch-stämmiger Komponist passt definitiv nicht in dieses Raster. Dennoch zeigt sich zwischen Irving und Ellin schnell eine starke Verbindung.

Die Erzählung spielt auf zwei Zeitebenen, nämlich dem Kennenlernen der beiden in den 1920er Jahren, das vor allem aus Ellins Sicht geschildert wird, und im Dezember 1937, als Irving wegen eines beruflichen Engagements das Weihnachtsfest einsam in Los Angeles verbringt und sich nach dem kalten New Yorker Zuhause sehnt. Das Lebensgefühl vor allem der 20er Jahre ist hervorragend und lebendig gezeichnet, und wir begleiten Ellin auf ihrem Streben nach einem selbstbestimmten Leben, wie es Frauen nicht zugestanden wurde. Dabei schwankt sie zwischen Pflichtbewusstsein und ihrer großen Liebe zu dem begabten Komponisten. Beim Lesen leidet man mit Ellin unter all den Steinen, die ihr und ihrem Glück in den Weg gelegt werden.

Ich fand das Buch nicht nur historisch äußerst interessant – ab jetzt werde ich auch diesen Weihnachtssong mit anderen Ohren hören, wenn es da heißt „May your days be merry and bright and may all your Christmases be white.“

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Veröffentlicht am 12.12.2022

Die Aristokratin und der Auferstehungsmann

Anatomy
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Hazel möchte Ärztin werden. Das wäre an sich ein ganz normaler und legitimer Wunsch. Wenn es sich bei der jungen Dame nicht um Lady Hazel Sinnett und das Jahr 1817 handeln würde. Diese Umstände machen ...

Hazel möchte Ärztin werden. Das wäre an sich ein ganz normaler und legitimer Wunsch. Wenn es sich bei der jungen Dame nicht um Lady Hazel Sinnett und das Jahr 1817 handeln würde. Diese Umstände machen die Erfüllung ihres Wunschtraums für die von der Medizin und vor allem der Chirurgie besessene kluge Hazel unmöglich. Wirklich unmöglich? Denn Hazel ist auch äußerst willensstark und vollbringt tatsächlich das Kunststück, mit dem legendären Medizindozenten Dr. Beecham in Edinburgh eine Wette einzugehen: Wenn sie es schafft, die Medizinprüfung zu bestehen, lässt er sie zum Studium zu. Fachliteratur kann Hazel sich beschaffen, aber was ist mit den praktischen Studien zum Sezieren? Wie gut, dass der Auferstehungsmann Jack Currer ihren Weg kreuzt. Er verdient sein Geld mit dem Ausgraben von Leichen und deren Weiterverkauf an die Medizin. Bald sind die unerschrockene Hazel und Jack in verbotener Mission unterwegs und kommen sich dabei unwillkürlich näher, obwohl Hazel doch eigentlich standesgemäß verlobt ist.

Dieser Roman hat mich von der ersten Seite an völlig begeistert! Wer viel liest, kommt unweigerlich an den Punkt, wo sich Themen und Konstellationen wiederholen und ein gewisser Überdruss einsetzt. Hier kommt endlich einmal eine frische, innovative Geschichte mit einer hinreißenden, unkonventionellen und vor allem selbstbewussten Heldin. Verpackt in einen Jugendroman, ist die aufregende Story dennoch auch für Erwachsene lesenswert. Historisch interessant und realitätsnah geschildert mit vielen medizinischen Details und einer klug beobachteten Schilderung der Gesellschaft und ihrer Konventionen, entwickelt sich eine temporeiche und aufregende Geschichte rund um Hazels Ambitionen und Ungereimtheiten, die sich bei der Exhumierung der angeblich am Römischen Fieber verstorbenen Leichen ergeben.

Ohne zu spoilern sei verraten, dass am Ende ein wahrer Knaller wartet!

Für mich war dieser Jugendroman eine absolute Entdeckung zum Jahresende und ich kann eine begeisterte Leseempfehlung aussprechen, wobei ich aufgrund der Altersangabe von 14 Jahren auf die anschaulichen anatomischen Details hinweisen möchte.

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Veröffentlicht am 09.12.2022

Der Club der betrunkenen Dichter

Ein Schuss Whiskey
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Janus möchte ein Buch schreiben. Dafür ist er sogar nach Dublin gezogen, der Inspiration wegen. Weil auch das nicht helfen will, versucht er die Muse durch einen Vollrausch herbeizulocken und trinkt sich ...

Janus möchte ein Buch schreiben. Dafür ist er sogar nach Dublin gezogen, der Inspiration wegen. Weil auch das nicht helfen will, versucht er die Muse durch einen Vollrausch herbeizulocken und trinkt sich durch sämtliche Dubliner Pubs. Kaum hat er diesen Zustand erreicht, keineswegs jedoch die literarische Inspiration gefunden, strandet er am Ufer der Liffey und wird dort Zeuge des Mordes an einer wunderschönen Frau, die Literatur zitierend erschossen wird. Weil ihm die Garda, die Dubliner Polizei, keinen Glauben schenkt, ermittelt er auf eigene Faust. Damit wird eine regelrechte Kettenreaktion in Gang gesetzt. Janus kommt der geheimen „Drunken Poet Society“ auf die Spur, deren wahre Motivation und Ziele zunächst nebulös sind.

Ein guter Whiskey besteht ja aus ganz vielfältigen Aromen wie beispielsweise Beeren, Holz, Vanille oder weißem Pfeffer. Irgendwie ist es mit diesem Buch ähnlich, es ist eine aufregende Mischung aus einem Kriminalroman, hingebungsvollen Schwärmereien über die irische Literatur, Einblicke in Dublin und seine Destillerien und vor allem eine Liebeserklärung an den irischen Whiskey. Der Einstieg in die Story gelang mir nicht ganz reibungslos, da ich den Aufbau, die Geschehnisse und Gruppierungen anfangs recht undurchsichtig fand. Die verschiedenen Perspektiven und das Konstrukt des „Romans im Roman“ trugen auch nicht zum raschen Erfassen der Zusammenhänge bei. Im Verlauf der Geschichte konnte sich die Handlung jedoch wie ein guter Whiskey im Glas entfalten und in allen Facetten präsentieren. Mit den teilweise recht skurrilen Mitgliedern der Drunken Poet Society erinnerte der Roman in weiten Strecken herrlich ans absurde Theater, was nach turbulenten Entwicklungen in einem furiosen Finale mündete. Mein Favorit war übrigens Janus´ Vater mit seinen SMS, die mich jedes Mal schallend auflachen ließen!

Der Roman ist das dritte Buch des Autors zu verschiedenen Drinks, wobei es sich nicht um eine Reihe im eigentlichen Sinn, sondern um unabhängig voneinander lesbare Geschichten handelt. Typisch für die Reihe und auch hier ein besonderes Highlight sind die eingeschobenen Passagen zur Geschichte und Herstellung des irischen Whiskey.

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Veröffentlicht am 07.12.2022

Wenn es ganz anders kommt

Bleib bei mir, Sam
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Julie und Sam sind seit 3 Jahren zusammen und glücklich, haben gemeinsame Träume und Zukunftspläne. Doch plötzlich wird Sam bei einem schrecklichen Verkehrsunfall mitten aus dem Leben gerissen, und Julie ...

Julie und Sam sind seit 3 Jahren zusammen und glücklich, haben gemeinsame Träume und Zukunftspläne. Doch plötzlich wird Sam bei einem schrecklichen Verkehrsunfall mitten aus dem Leben gerissen, und Julie bleibt ganz allein zurück.
Der Jugendroman setzt unmittelbar nach Sams Tod ein, als sich Julie in einer Art Schockstarre befindet. Sie zieht sich völlig zurück, bricht jeglichen Kontakt zur Außenwelt ab und geht nicht einmal zur Beerdigung. Ihre Freunde reagieren teilweise mit Unverständnis, fühlen sich von ihr zurückgestoßen und als ob sie nicht nur Sam, sondern auch Julie verloren hätten.
Da geschieht das Unglaubliche: In ihrer Verzweiflung wählt Julie Sams Nummer auf dem Handy, und der geht tatsächlich auch dran!

Es sind verschiedene Stufen der Trauer, die Julie durchläuft. Nicht alle sind wirklich nachvollziehbar oder nachfühlbar, besonders wenn sie andere Menschen vor den Kopf stößt und sich immer wieder von der Welt zurückzieht und stattdessen krampfhaft an der Vergangenheit, an Sam und den Telefonaten mit ihm festhält und ihn nicht loslassen will. Aber jeder trauert nun einmal anders. Das müssen Julies Freunde und Familie erkennen, das erkennen auch wir beim Lesen.

Leider schöpft die Geschichte ihr Potenzial nicht völlig aus, vor allem im langen Mittelteil hätte ich mir ein wenig mehr Tiefe gewünscht. Da wird auch gerade in den Telefonaten viel Zeit für Alltäglichkeiten verwendet anstatt unter die Oberfläche zu den wirklich wichtigen Themen einzutauchen. Ich selbst habe mir beim Lesen die Frage gestellt, was ich bei so einem Gespräch sagen würde. Schwierig, aber ich bezweifle sehr, dass ich wie Julie über den aktuellen Klatsch aus der Schule reden würde. Zum Glück kriegt die Geschichte im letzten Viertel aber die Kurve bzw. mehr Tiefgang, und es kommt zu einem tatsächlich sehr emotionalen Ende.

Alles in allem ein außergewöhnliches Jugendbuch, das die trauernde Julie auf dem Weg zurück ins Leben begleitet.

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Veröffentlicht am 30.11.2022

Verzweifelte Suche nach Seelenfrieden

Dunbridge Academy - Anytime
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Als Abschluss der Dunbridge Academy erwartet uns eine aufregende Enemies-to-Lovers-Story. Olive hatten wir in den ersten beiden Bänden als verschlossen und abweisend erlebt. Nun nach dem verheerenden Brand ...

Als Abschluss der Dunbridge Academy erwartet uns eine aufregende Enemies-to-Lovers-Story. Olive hatten wir in den ersten beiden Bänden als verschlossen und abweisend erlebt. Nun nach dem verheerenden Brand in der Dunbridge, dessen Opfer sie geworden ist, hat sich dies nicht wirklich gebessert. Da gerät sie mit Colin Fantino, dem Neuen, an genau den Richtigen. Der Promi-Sohn aus den USA hat nur im Sinn, wie er schnellstmöglich aus dem schottischen Internat fliegen kann. Doch dann stellt sich heraus, dass sich hinter der zynischen Oberfläche ein Mensch mit Ängsten und Sehnsüchten befindet. Und auch Olives Mauern bekommen in Colins Gegenwart Risse.

Für mich war dieser Teil eindeutig der beste der Reihe, was sicher vor allem den beiden Protagonisten zu verdanken ist. Olive und Colin sind keine Vorzeigeschüler wie Emma und Henry, sondern sie haben Ecken und Kanten, ernste Probleme und auch mal schlechte Laune. Das macht sie als Charaktere glaubwürdig, sympathisch und spannend! Beide sind Getriebene, deren Leben alles andere als auf Schienen verläuft, beide verletzt auf die ein oder andere Weise. Sie suchen Seelenfrieden, Versöhnung mit sich selbst und vor allem Halt im Leben. Bei den frechen Dialogen zwischen Olive und Colin fliegen die Fetzen, und bald prickelt und knistert es herrlich zwischen den beiden Einzelgängern, und man spürt, wie sich Nähe und Vertrauen entwickeln.

Der New Adult-Roman bietet eine aufregende Lovestory mit viel Gefühl, dazu junge Protagonisten, die sich verschiedenen Herausforderungen und Problemen zu stellen haben, und vor allem viel wahre Freundschaft an der Dunbridge Academy. Genau so geht New Adult!!!

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