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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 12.03.2024

Wahrheit vs. Lüge

Honesty. Was die Wahrheit verbirgt
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Es ist ein friedliches, aber streng reglementiertes Leben in Sestiby im 24. Jahrhundert. Der Staat wurde nach der großen Pandemie und dem Krieg gegründet und fußt auf dem Prinzip der absoluten Wahrheit ...

Es ist ein friedliches, aber streng reglementiertes Leben in Sestiby im 24. Jahrhundert. Der Staat wurde nach der großen Pandemie und dem Krieg gegründet und fußt auf dem Prinzip der absoluten Wahrheit und der Kontrolle durch eine KI und verschiedene Überwachende. Alle Menschen müssen VeriTab einnehmen, das sie zwingt, immer die Wahrheit zu sagen, und das gewisse Gefühle unterbindet.

Doch bei Mae funktioniert das nicht, irgendetwas an ihr ist „falsch“, und ihre Familie unternimmt alles, um dies zu vertuschen und sie vor etwaigen negativen Konsequenzen zu schützen. Ein neues Partnerschaftsprogramm reißt Mae jedoch aus ihrem geschützten Umfeld, und plötzlich muss sie erschütternde Wahrheiten erfahren.

Dystopie-Queen Franzi Kopka hat nach Gameshow eine neue Reihe und eine neue dystopische Welt erschaffen. Tatsächlich ist es ihr gelungen, auch hier wieder ein geniales Szenario erstehen zu lassen mit interessanten Charakteren. Besonders gelungen fand ich, dass mir lange Zeit nicht klar war, wer der Love Interest von Mae sein wird, das machte die Geschichte für mich wirklich spannend.

Am Anfang einer jeden Reihe steht natürlich das Worldbuilding. Sestiby als Staat mit strenger Hierarchie ist ein beängstigendes Setting. Allerdings hatte ich anfangs ein wenig Mühe, alle Regeln genau zu erfassen. Gerade der Katalog der zugelassenen oder unterdrückten Gefühle war nicht ganz durchschaubar, da hätte ich mir ein paar genauere Erläuterungen gewünscht.

Das weitere Ausbreiten der Handlung war tatsächlich äußerst spannend, und zum Ende gab es rasante Entwicklungen und den Cliffhanger des Todes, so dass ich nun voller Ungeduld auf die Fortsetzung dieser wirklich aufregenden Dystopie warte!

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Veröffentlicht am 09.03.2024

Herzschmerz in Noten

The Breakup Tour – Der Sound unserer Liebe
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Riley Wynn ist die Breakup-Queen, die mit ihren Trennungssongs zum Superstar geworden ist und riesige Stadien füllt. Aber natürlich sind nicht alle ihrer Trennungen einvernehmlich verlaufen. Insbesondere ...

Riley Wynn ist die Breakup-Queen, die mit ihren Trennungssongs zum Superstar geworden ist und riesige Stadien füllt. Aber natürlich sind nicht alle ihrer Trennungen einvernehmlich verlaufen. Insbesondere die zerbrochene Ehe mit einem berühmten Schauspieler hängt ihr noch nach, weil er an ihrem Ruhm teilhaben will. Genau deshalb sucht sie ein Gesicht aus ihrer Vergangenheit auf: Max war die Vorlage für „Until you“, ihren größten Hit, und gleichzeitig ist er eine Wunde auf ihrer Seele, die niemals ganz geheilt ist. Diese Wunde trägt auch Max auf seiner Seele, und plötzlich wird diese wieder aufgerissen.

Die Story beginnt wirklich goldig mit dem Wiedersehen von Max und Riley. Einst verliebte Jugendliche, nun ist sie ein Superstar und er leitet ein Altersheim. Die Dialoge fand ich witzig, die Konflikte spannend.

Vielversprechend war auch die Idee, dass Max mit Riley auf Tour geht und sie bei „ihrem“ Trennungssong auf dem Klavier begleitet. Und tatsächlich entspinnt sich eine schöne Geschichte um die Tour durch die größten und genialsten Stadien der USA, Nächte im Tourbus, Lampenfieber, nächtliche Schreibsessions und sehr viel Musik. Dieser Aspekt der Geschichte gefiel mir außerordentlich gut und war wirklich mitreißend geschildert.

Der weitere Verlauf ließ mich allerdings die Charaktere verlieren. Natürlich ist bekannt, dass Riley als Hommage an Taylor Swift konzipiert ist, aber die Geschichte und Rileys Charakter verkamen hier regelrecht zur rosaroten Fanfiction, die als eigentliche Erzählung einfach nicht viel hergab. Auch die Gefühle zwischen Max und Riley konnten nicht wirklich überzeugen oder berühren, sondern muteten streckenweise wie eine Geschichte für sehr junge Jugendliche an und erging sich nur in Glorifizierungen von Taylor, äh Riley.

Trotz schöner Ansätze konnte mich diese Geschichte leider nicht abholen.

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Veröffentlicht am 06.03.2024

Der Wert der kleinen Dinge

Datteleis und Sternenfunkeln
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Der Zwischenstopp auf dem Weg zu ihrem Traumjob in New York heißt für Isabelle Tel Aviv. Nicht dass sie wirklich viel Ahnung von Israel hätte, aber die braucht sie auch gar nicht, denn schließlich ist ...

Der Zwischenstopp auf dem Weg zu ihrem Traumjob in New York heißt für Isabelle Tel Aviv. Nicht dass sie wirklich viel Ahnung von Israel hätte, aber die braucht sie auch gar nicht, denn schließlich ist Tel Aviv einfach nur das Sprungbrett, das sie schließlich zu ihrem Ziel New York katapultieren wird. Immerhin hat sie lange und hart für diesen Traum gearbeitet. Eine zufällige oder eher schicksalhafte Begegnung mit dem Barkeeper Eilon lässt sie dann jedoch alles in Frage stellen, vor allem ihre eigenen Ziele im Leben. Denn Eilon lebt ein anderes Tempo, er lebt für den Moment und für die kleinen Dinge.

Diese wunderbar erzählte Geschichte pulsiert regelrecht von Gegensätzen. Hier prallen Welten aufeinander mit der deutschen Karrierefrau und ihrer inneren Leere auf der einen Seite und dem gechillten, in sich ruhenden israelischen Beachboy auf der anderen Seite. Aber dieser Zusammenprall führt nicht etwa zur Explosion, sondern zu einer ganz wundervollen Verschmelzung und gegenseitigen Bereicherung der Charaktere und der Kulturen. Isabelle und Eilon begeben sich gemeinsam auf den Weg, lernen den jeweils anderen näher kennen, und vor allem Isabelle beginnt ihre eigene Haltung zu hinterfragen – dies mit zunehmender Dringlichkeit, weil in ihrem Business ein Feierabend kaum vorgesehen ist, während das Leben direkt vor ihrer Tür stattfindet. Und es ist ein ganz wunderbares Leben in Tel Aviv mit traumhaften Genüssen, köstlichen Geschmäckern, verzaubernden Düften – und Eilon. Die Erzählung spricht wirklich alle Sinne an. Mehr als einmal ist mir beim Lesen das Wasser im Mund zusammengelaufen und ich hatte Sehnsucht nach Hummus, Tahine und würde zu gerne einmal Datteleis kosten. Aber auch die Kultur wird beim Lesen nähergebracht, die einzigartige Landschaft in Israel mit dem Toten Meer. Die politische Lage wird angesprochen, aber angemessen und zurückhaltend bewertet.

Insgesamt habe ich den Roman als perfekt abgerundetes Leseerlebnis empfunden, ich konnte so großartig in diese Geschichte und ihre besondere Atmosphäre eintauchen, und vor allem hat auch diese Erzählung wie immer bei der Autorin eine wertvolle Botschaft.

Große Leseempfehlung aus tiefstem Herzen!

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Veröffentlicht am 05.03.2024

Roadtrip mit Großvater

You, with a View
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Darf ich vorab bitte festhalten, wie sehr mich dieser Roman begeistert hat?

Noelle ist gescheitert. Anders kann sie es gar nicht sehen. Arbeitslos, motivationslos, wohnt wieder bei den Eltern. Bei einer ...

Darf ich vorab bitte festhalten, wie sehr mich dieser Roman begeistert hat?

Noelle ist gescheitert. Anders kann sie es gar nicht sehen. Arbeitslos, motivationslos, wohnt wieder bei den Eltern. Bei einer Aufräumaktion entdeckt sie im Nachlass ihrer geliebten Großmutter ein Foto mit einem fremden Mann und einen Liebesbrief. Nicht von ihrem Großvater wohlgemerkt! Noelle lädt einen Aufruf auf TikTok hoch, der überraschend viral geht. Und noch viel überraschender stellt sich heraus, dass ihr ehemaliger Klassenkamerad und härtester Konkurrent in der Schule der Enkel des Mannes auf dem Foto ist! Theo Spencer ist heute erfolgreicher CEO eines selbst gegründeten Unternehmens. Und Paul ist sein Großvater und der geheimnisvolle Mann auf dem Foto. Welche Geschichte verbirgt sich dahinter? Völlig unerwartet findet sich Noelle auf einem verrückten Roadtrip mit zwei Männern auf den Spuren einer früheren Liebe.

Jaaa, die Handlung klingt auf den ersten Blick ein wenig gewollt, aber die Autorin erzählt die Geschichte einfach so wunderbar, dass man sich ganz und gar darauf einlassen kann. Und vor allem hat der Roman einen riesigen Joker: Grandpa Paul, den nicht nur Noelle, sondern auch ich ganz bald ins Herz geschlossen haben. Es ist ein spannender Trip zu aufregenden Orten, aber zugleich auch eine Reise in die Vergangenheit und überraschenderweise zu sich selbst.

Mich konnten die Charaktere rundum überzeugen und begeistern, auch die Nebenfiguren wie Noelles verrückte Familie, die irgendwie immer betrunken feiert, dazu gabs herrliche Landschaftsbeschreibungen und wunderbar pointierte Dialoge. Und nicht zuletzt eine ordentliche Portion Spice und noch viel innigere Gefühle.

Ein großartiges Wunderpaket von Roman, für das ich gerne eine Leseempfehlung ausspreche!

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Veröffentlicht am 02.03.2024

Aufziehendes Unheil

Die Fabrik der süßen Dinge – Helenes Träume
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Im zweiten Band der Süßwaren-Saga rund um Fabrikantentochter Helene sind wir in den 1930er Jahren angekommen. Die Wirtschaftskrise schlägt zu und die sich stark braun verfärbende politische Landschaft ...

Im zweiten Band der Süßwaren-Saga rund um Fabrikantentochter Helene sind wir in den 1930er Jahren angekommen. Die Wirtschaftskrise schlägt zu und die sich stark braun verfärbende politische Landschaft hinterlässt deutliche Spuren im Alltagsleben. Auch privat geht es bei Helene turbulent zu, doch da gehe ich nicht weiter in die Details, um niemanden zu spoilern.

Mir hat dieser Fortsetzungsband noch einmal viel besser gefallen als der Auftakt. Dieser zweite Band war in seinen Emotionen, den politischen Schilderungen und den zwischenmenschlichen Beziehungen so viel stärker ausgearbeitet und emotional noch tiefer und hat mich völlig positiv überrascht. Es war ein wahres Vergnügen, den Fortgang der Erzählung zu verfolgen, und dieses Mal konnte ich mich noch viel mehr in die Protagonist*innen hineinversetzen. Ich konnte so sehr mit Helene hoffen und leiden, dieser Charakter bekam in diesem Band einen wesentlichen Zugewinn an Tiefe, ebenso wie einige Nebencharaktere. Besonders gut gefiel mir, dass die Aufteilung in Gut und Böse durchbrochen wird, indem Motivationen und Gefühle erläutert und verständlich gemacht werden.

Dazu fand ich die politischen Veränderungen wahnsinnig stark geschildert, nämlich nicht durch drastische Formulierungen, sondern das Grauen schleicht sich hier langsam ein, und man bekommt beim Lesen wirklich eine Gänsehaut, weil sich viele Vorgänge und Äußerungen ganz aktuell wiederholen.

Eine wirklich gelungene Fortsetzung der Romanreihe, die auf weitere Teile hoffen lässt!

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