Nicht spannend
Wolke Sieben ganz nahWolke 7
Dieses Buch hat für mich vor allem am Anfang und am Ende geglänzt. Ich hatte mich auf eine witzige Geschichte im Jenseits gefreut, aber in der Mitte haben mich die Klischees gebremst. Es gibt ...
Wolke 7
Dieses Buch hat für mich vor allem am Anfang und am Ende geglänzt. Ich hatte mich auf eine witzige Geschichte im Jenseits gefreut, aber in der Mitte haben mich die Klischees gebremst. Es gibt aber Leute, die genau diese Feel-good-Stimmung mögen.
Rezi enthält Spoiler.
Worum geht es?
Delphie führt ein zurückgezogenes langweiliges Leben. Doch als sie an einem Cheeseburger erstickt, kommt sie ins Wartezimmer des Jenseits und bekommt die Chance, zehn Tage zurückzukehren und dabei ihre große Liebe zu finden. Stattdessen erlebt die, dass ihr Vorurteile und Ängste unbegründet waren, und dass es da draußen tatsächlich die große Liebe gibt.
Wie hat mir das Buch gefallen?
Die ersten 30 % habe ich sehr schnell gelesen, weil mich Delphie mit ihrer sarkastischen Art und Wächterin Merrit mit ihren verrückten Gedanken fasziniert haben. Auch Delphies Hintergrundgeschichte hat mich berührt und ich denke, dass sich viele Leser:innen damit identifizieren können. Nachdem Delphie ihre Aufgabe erklärt wurde, steuerte das Buch von einem Klischee ins nächste. Denn natürlich findet Delphie Freunde, jede noch so absurde Maßnahme geht gut aus.
Auf wirkliche Hindernisse trifft die Protagonistin nicht, daher war die Spannung ziemlich gering. Es sind eher Stolpersteinchen, bei denen klar ist, dass sie sie bewältigt. Außerdem fiel mir auf, wie negativ Delphie ihre Welt sieht. So sehr ich ihr Trauma nachvollziehen kann: Wenn sie hinter jeder noch so kleinen Geste eine Ablehnung vermutet, dann möchte ich nicht mit ihr befreundet sein.
Auch die Liebesgeschichte ist entsprechend oberflächlich. Und wie so häufig reden sich Figuren ein, es sei nur Sex. Mich haben die “erotischen” Szenen hier sogar gestört, weil es nicht zur rosa-roten Geschichte über eine Heldin passte, die vom Mobbingopfer zur sozial-kompatiblen Person wird. Das Körperliche hätte es nicht gebraut, ein Konflikt entsteht daraus auch nicht.
Die Antagonistin ist natürlich eine Influencerin, die für ihre Gemeinheiten mit eine Mann bestraft wird, der nicht da ist und die sich bereits nachmittags betrinken muss. Immerhin wird der Konflikt um die beiden nett gelöst. Trotzdem: Mit dem Thema Mobbing macht die Autorin ein großes Fass auf, das nur mäßig gut aufgelöst wird.
Gut war, dass sich die Mutter, die ihre Tochter vernachlässigt, durch das ganze Buch zieht. Trotzdem hätte ich mir mehr Fokus auf dem Bereich gewünscht.
Delphies Zeichentalent ist ein Punkt im Buch, aber auch das wirkte irgendwie oberflächlich.
Gut gelungen sind die Nebenfiguren, die ein bisschen skurill, aber liebenswert sind. Besonders der stumme Mr Yoon verweist gut auf die zunehmende Vereinsamung alter Menschen - ein wichtiges Thema!
Ich mag auch, dass die Figuren ab der Hälfte präsenter sind und man sie gut auseinander halten kann.
Das Love-Interest geht leider etwas unter, aber das war für die Handlung nicht so wichtig.
Überrascht hat mich der Wendepunkt am Ende. Aber leider sind die Konsequenzen daraus eher mau, ein paar Fragen bleiben offen.
Vielleicht sollte das Buch auch eine Parodie eines Liebesromans sein, bewusst überzeichnet. Denn am Ende gibt es eine Diskussion darüber, was einen typischen Liebesroman ausmacht.
Übrigens finde ich auch den deutschen Titel schwer einzuprägen und nichtssagend. Im Gegensatz zum Original “The Love of my Afterlife”
Fazit
Die Grundidee ist gut, aber letztlich mangelte es dem Buch an Spannung und Tiefe.