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Evy_Heart

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Veröffentlicht am 02.01.2019

Komplexität ist ...

Die Stadt der Zukunft
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Die Autoren haben es geschafft, ein interessantes und gesellschaftlich wichtiges Thema mit Fachsprache auszutrocknen. Das war sehr anstrengend.

Aber ich mag das Cover - es ist ein tolles Design, das die ...

Die Autoren haben es geschafft, ein interessantes und gesellschaftlich wichtiges Thema mit Fachsprache auszutrocknen. Das war sehr anstrengend.

Aber ich mag das Cover - es ist ein tolles Design, das die Brücke zwischen "Comic" und digitalem Zeitalter schlägt. Es transportiert das Thema sehr gut!

Inhalt

Das Buch beschäftigt sich mit dem Zustand der Städte, im letzten Drittel mit der Entwicklung zur Smart City.

Gestaltung

Obwohl der Text in grobe Abschnitte gegliedert ist, die mit einem Foto untermalt werden, konnte ich schwer einen roten Faden erkennen. Die Autoren beschreiben vieles und bauen philosophische Überlegungen ein. Es gibt (fast) keine Erklärungen, aber viele Fußnoten. Das ist besondes bitter, weil die Menschen in der Stadt leben - aber der "gemeine" Bürger das Buch nicht versteht. Und nur selten das Thema Bürgerbeteiligung angeschnitten wird.

Ich hatte vermutet, dass es sich um einen Essay handelt - aber dazu fehlt der fordernde Unterton. Es sind viele Beschreibungen, Analyen enthalten.

Dennoch schaffte es das Buch, mir eine Gefühl für die "Stadt" zu geben - welche Interessengruppen beteiligt sind, welche Auswirkungen die Gestaltung eines Platzes hat, wie sich die Gliederung der Städte verändert hat. Umso trauriger war, dass nur wenig ausgeführt wird.

Die Sprache

Der Text enthält viele Fremdwörter und komplexe Satzkonstruktionen. An wenigen Stellen wird er humorvoll, am Ende sogar pathetisch: "Die öffentliche Hand darf nicht resignieren. Sie muss sich – nicht zuletzt mittels gut ausgebildeter und engagierter Menschen – den Herausforderungen stellen." (S. 283)

Ich hatte nicht das Gefühl, dass der Text bewusst Füllwörter und Phrasen einsetzt, aber die wissenschaftliche Sprache bläst den Text auf. Ich glaube, er reflektiert über Fakten, fügt ihnen aber nichts Neues hinzu.

Wenn man das Buch lesen will, sollte man eine wissenschaftliche Vorbildung haben oder mit der Sprache vertraut sein. Laien empfehle ich das Buch nicht.

Fazit

Für mich ein Flop-Buch. Der Text ist unnötig kompliziert und ich bezweifle, dass Neues erzählt wird. Trotzdem hat er ein Bewusstsein geschaffen für die Komplexität des Themas. Es tat mir weh, dass das schöne Thema unterging.

Veröffentlicht am 25.12.2018

Abgefahren lahm.

Willkommen im Real Life
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Als ich LeFloid zum ersten Mal gesehen habe, stand er in seinem Wohnzimmer. Die Möbel waren dunkel, das Licht schien hinein. LeFloid erklärte witzig die Welt, mit ein paar Explosionen als gut gewähltes ...

Als ich LeFloid zum ersten Mal gesehen habe, stand er in seinem Wohnzimmer. Die Möbel waren dunkel, das Licht schien hinein. LeFloid erklärte witzig die Welt, mit ein paar Explosionen als gut gewähltes Stilmittel. Das war vor Merkel, vor dem Hype um ihn. Heute wirken seine Videos auf mich sehr provokant, nicht facettenreich. Und er hat zwei Firmen, arbeitet 80 Stunden in der Woche in einem schick eingerichteten Studio. Was ist passiert? Und was ist die Verbindung?

Funfact: Der Co-Autor des Buches hat "Bernd das Brot" erfunden.

Worum geht es?

Das Buch besteht aus Fragen, die LeFloid im Laufe eines mehrtägigen Interviews (so wirkt es) gestellt wurden und seinen Antworten. Sie sind in unterschiedliche Bereiche zusammengefasst und mit einer Feststellung des Autors überschrieben bzw. einer Eingangsfrage.

Zentrale Themen im Buch sind Youtube, Politik, Werte. Und ein bisschen Vergangenheit.

Gestaltung, Stil usw.

Im Buch gibt es ein paar Anekdoten aus LeFloids Vergangenheit, die ich interessant und teilweise witzig fand. Mir fiel auf, dass er früher aus Trotz gehandelt und gern provoziert hat, was heute seine Videos ausmacht. Auch seine Erfahrungen aus der Arbeit im Bereich Schulpsychologie fand ich spannend! Und seine Anmerkungen über sein Beinahe-Burnout (?) nach seiner Weltreise habe mich traurig gemacht. Das Bild des erfolgreichen, perfekten Youtubers noch ein bisschen mehr zerstört :) Leider gab es keine Tipps, wie er es geschafft hat, besser zu werden.

Bei den Themen Politik und Japan blühlt LeFloid auf, diese Themen nehmen viel Raum ein.

Was auffällt ist, dass LeFloid gern über Werte und Politik redet, den Bereich Privates oft ausklammert oder ablenkt, gern auch mit Anglizismen und Neologismen und Superlativen. Daher fand ich es interessant, dass der Fragesteller an den passenden Stellen eingreift z.B. auf S. 143: "NACH DEM ERSTEN Tag unseres Marathoninterviews hatte ich eine Menge über LeFloid erfahren, aber viel zu wenig über den privaten Flo. [...] Beim abendlichen Durchschauen des Videomaterials fiel mir aber auf, dass er sich bei Definitionsfragen über Begriffe, Werte und dergleichen tatsächlich wie von selbst öffnete."

Trotzdem sieht man im Buch eher LeFloid als Florian Mundt. Einerseits verstehe ich das, weil er als Youtuber weiß, wie man sein Privatleben schützen soll. Andererseits macht es das Buch inhaltsleer, weil man vieles aus Videos kennt.

Es wäre übrigens schön, wenn man Links zu weiterführenden Videos eingefügt hätte.

Schreibstil

LeFloid "spricht" im Buch, wie man ihn kennt - wenige Anglizismen nutzt er sehr häufig und andere "jugendtypische" Begriffe. Der Text enthält keine Füllworte, wie man sie im komplett gesprochenen Text findet, aber ich fand das ein bisschen anstrengend.

Dennoch war es ein Buch, das ich gern gelesen habe und das sich für mich leicht lesen lies. LeFloid redet nicht besonders kompliziert und ich fand es interessant eine Biografie zu lesen.

Der schwierige Teil

Auf S. 12 notiert LeFloid darüber, was er nicht ist: "Ich bin auch kein Infoportal, kein Newsfeed [...] Stattdessen würde ich das, was ich tue, so beschreiben: Alles, was du in den letzten drei Tagen zu diesem Thema gehört hast, reflektiere ich auf meinem Kanal noch mal. Aber Achtung, ich habe dazu eine Meinung, die sich vielleicht von dem unterscheidet, was du bisher gesehen oder gelesen hast." Auch wenn es "nur" eine Beschreibung ist, ist das Ziel sehr hoch. Und er wird dem an manchen Stellen nicht gerecht. Oder vielleicht war nicht genügend Platz? Bei der Gema-Youtube-Frage wird bespielsweise erklärt, dass Gema-Bashing doof ist, aber er die Gema unsympatisch findet, obwohl sie ihre Berechtigung hat. Und dass er das umgeht, in dem er das über Bezahlung freier Kreativer usw. regelt. Die Selbstreflexion ist gut, aber das Thema hat soviele Fascetten. Es gibt z.B. Musiker, die von ihren Gema-Einnahmen leben können. Und das Medium spielt wahrscheinlich eine Rolle.

Auch die Idee, Themen statt in Talkshows mit echten Experten zu disktutieren, auch wenn es länger dauert, mag ich. Aber er vergisst, dass sich viele Experten nur innerhalb ihres Fachgebietes ausdrücken können. Für die Öffentlichkeit müsste das "übersetzt" werden?

Für mich ist das Buch an vielen Stellen zu kurz. Andererseits: Vielleicht benötigt das der "typische LeFloid-Zuschauer" - keine Pro-Contra-Aufstellung, sondern eine Gegenmeinung, damit er aus seiner Filterblase kommt?

Außerdem entfaltet das Buch im letzten Drittel tatsächlich einen Sog - wenn LeFloid wiederholt betont, wie doof Trump ist und wie wichtig Wählen ist, dann animiert das sicher dazu, wählen zu gehen.

Ich habe aber oft das Gefühl, dass inmitten der Provokation der Sinn für das wirkliche Diskutieren untergeht. Ähnliches in den Videos.

Fazit

Der Titel passt überhaupt nicht, aber: Wer LeFloid möchte, bekommt ihn in diesem Buch. Man kann sich stattdessen ein paar Videos angucken, dann wirkt es authentischer und tiefer. Aber es ist ein Buch, mit dem ich Spaß hatte.

Trotzdem frage ich mich, wer die Zielgrppe ist: Leute, die seine Videos gucken, lernen nichts Neues. Leute, die seinen Namen gehört haben, bekommen einen guten Überblick, könnten aber von der Sprache abgeschreckt sein. Warum sollte man dieses Buch lesen? Ich weiß es nicht.

Veröffentlicht am 19.12.2018

Bitte aufwärmen!

Coming Soon
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Ein Zitat, das dieses Buch für mich charakterisiert, ist "Der Aufwand umfasst mehrmaliges Üben pro Woche, und das über drei Monate." (S. 33; Auszug aus einer Beratung einer Patientin) - Sex ist erlernbar, ...

Ein Zitat, das dieses Buch für mich charakterisiert, ist "Der Aufwand umfasst mehrmaliges Üben pro Woche, und das über drei Monate." (S. 33; Auszug aus einer Beratung einer Patientin) - Sex ist erlernbar, Orgasmen sind erlernbar. Das DASS wird erklärt, aber weniger das WIE. Der Reihe nach.

Inhalt im Groben



Das Buch ist (für mich) unterteilt in Anatomie (= anfassen), "Wo stehe ich?" (= anfassen, mit mehr Hintergrundwissen), Vergangenheit (= Wie man sich erregt hat und das zukünftig machen sollte + Gesellschaftskritik), Bewegung (= Bewegung beim Sex), Beckenboden, Fantasien (+ Stichwort Erregungsreflex), Beckenschaukel, Egoismus, Partner.

Schwerpunkte sind: sich selbst entdecken und bewegen, besonders die Beckenschaukel.

Mein Eindruck ist, dass es weniger um VAGINALE Orgasmen geht als um Orgasmen allgemein.

Gestaltung und Auswirkungen

Das Buch kombiniert Erklärungen, häufig gestellte Fragen und praktische Beispiele. Es gibt kaum wissenschaftliche Zitate, keine Fußnoten, aber ein Literaturverzeichnis und weiterführende Links. Das macht das Buch für mich weniger zu einem Sachbuch als zu einem Meinungsbild. Zwischendurch auch die Anmerkung, man könne sich an einen Sexualtherapeuten wenden.

Lediglich am Ende gibt es Erregungstypen, aber diese werden negativ geschildert - abgesehen vom letzten Typus, der der vermeintlich beste ist.

Der Schreibstil erinnerte mich an Dr. Sommer und ich bin mir nicht sicher, was die Zielgruppe ist. Der Tonfall wirkt, als würde er zu jungen Mädchen passen, inhaltlich wendet sich das Buch aber an Frauen, die sich bewusst für den vaginalen Orgasmus entscheiden. Aus dem Du-Stil spricht eine Fürsorglichkeit, die für mich trügerisch ist.

Denn der Text wirkt konstruiert. Er betont ein Problem, um die Lösung noch stärker zu betonen. Die Geschichten sind, trotz einiger Rückschläge, erfolgreich.

Richtig gut ist das Buch an Stellen, in denen es um die Analyse von Probleme geht z.B. darum, welche Auswirkung zuviel Spannung hat oder welche Motive hinter dem Sex mit dem Partner stecken. Ich konnte diese Sätze gut nachvollziehen. Leider mündet alles in einer Lösung.

Das Grundthema



Sex ist erlernbar. Im Laufe der persönlichen Entwicklung hat jeder Techniken gelernt, mit denen er zum Orgasmus kommt - und man kann diese um-lernen. Oder "sensibilisieren". Für mich: konditionieren.

Die Autorin gibt dafür ein klares Schema vor: mit üblicher Technik erregen, dann etwas verändern, und sobald die Erregung nachlässt, zur alten Technik zurück kehren.

Ich kann diesen Ansatz schwer nachvollziehen, weil er für mich nicht fließend wirkt, sondern starr. Der Ausgangspunkt ist, sich zu entdecken - aber dieser mündet im "üben" Auf mich wirkt das tatsächlich leistungsorientiert, denn wenn es nicht klappt, muss man wohl nochmehr üben. Und ich fragte mich, wieviel (vaginale) Orgasmen tatsächlich bedeuten. Der Körper als ganzes Instrument, um sich Freude zu verschaffen, wird nicht betont.

Oft wird auf die Metapher des Klavierspielens zurückgegriffen - aber nicht jeder, der gut spielt, tut das mit Leidenschaft. Empfinde ich Freude, weil ich gut spielen kann oder empfinde ich Freude, weil ich mich gern mit dem Klavier beschäftige?

"Immer wieder hören wir von Frauen, bei denen es »einfach so« funktioniert. Aber das ist ein Trugschluss. Entweder sind diese Frauen nicht ganz ehrlich, oder sie haben schlichtweg nicht gemerkt, wie viel sie zuvor geübt haben – vielleicht, weil es sich für sie ganz natürlich angefühlt hat." (S. 24) Auch wenn der letzte Teilsatz ein Stück relativiert, steuert das Buch wieder zum Punkt "Übung macht den Meister" - ich denke aber, dass das Körpergefühl und Bewusstsein förderlich sind. Wer Sport macht oder sich viel mit seinem Körper beschäftigt, dem kann es leichter fallen, eine Verbindung zu sich und seiner Vagina herzustellen. Oder sie haben einen passenden Partner. Ich denke, "üben" sollte man nicht so eng sehen.

Ohnehin werden "Partner" wenig behandelt. Männer bekommen am Ende ihre "Beckenschaukel", sind aber ansonsten diejenigen, die die Veränderung der Frau mit der Angst sehen, die Erektion nicht halten zu können. Weil sie durch die veränderte Technik weniger spüren. Ich denke, manche Männer wollen berührt werden - jenseits ihres Geschlechtsteils. Und Männer finden es, lt. Buch, toll, wenn Frau besser kommt.

Selbst für den Orgasmus verantwortlich sein, das kann Vor- und Nachteile haben. Einerseits entlastet es von Perfektion. Man muss nicht den perfekten Partner mit der perfekten Technik haben und man muss auch nicht in der perfekten Stimmung sein oder das Wetter muss perfekt sein. Ich glaube, dass das manchen Frauen viel Kraft gibt. Andererseits sollte das nicht ins Negative kippen. Wenn ich selbst für meinen Orgasmus verantwortlich bin, wozu der Partner? Welche Teil steuere ich zum GEMEINSAMEN Erleben bei? Das diskutiert das Buch nicht.

Außerdem kann das eine anfängliche Verschlimmerung des Problems auslösen - man konzentriert sich zu sehr auf die Veränderung. Ähnlich wie bei anderen Lern-Prozessen. Man sollte sich fragen, ob man diesen Aufwand auf sich nehmen will.

Fazit



"Coming Soon" ist ein geradliniger Ratgeber, der sich mit Freude seiner Zielgruppe widmet - Frauen, die gern lernen und die Struktur brauchen, die Halt brauchen. Menschen, die eher intuitiv agieren, die Vorkenntnisse mitbringen und Anregungen suchen, würde ich vom Buch abraten. Abgesehen von der Beckenschaukel.

Der Text ist unnötig lang, wiederholt sich, bietet Diskusionsstoff, aber zuwenig Vielfalt. Dennoch konnte ich einige Ansätze mitnehmen.

Es gibt interessante Interviews mit der Autorin und anderen, in denen "Sex lernen" breiter und interessanter geschildert wird. Daher ist es für mich ein Buch, das zu eingeschränkt ist, um die interessanten Ansichten der Autorin wirken zu lassen.

Veröffentlicht am 19.12.2018

Vom schimmeligen Mops

Applepie Stories
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Das Buch war nicht meins. Es fällt mir schwer, wirkliche "Fehler" auszumachen, aber oft hatte ich das Gefühl, dass dem Buch "Biss" fehlt. Und an charismatischen Charakteren. Es ist ein leichtes, oft vorhersehbares ...

Das Buch war nicht meins. Es fällt mir schwer, wirkliche "Fehler" auszumachen, aber oft hatte ich das Gefühl, dass dem Buch "Biss" fehlt. Und an charismatischen Charakteren. Es ist ein leichtes, oft vorhersehbares Buch mit Krimi-Einschlag.

Spoiler am Anfang: Die Fairy Cupcakes lösen ein paar Handlungen aus, spielen aber keine große Rolle.

Und das Cover ist toll - bekanntes Motiv, aber eindrücklich und auffällig.

Worum geht es?



"Applepie Stories" vereint zwei Texte: Im ersten geht es um Lola, deren Freund sie mit ihrer besten Freundin betrügt und die im Liebeskummer (und im Chardonnay) versinkt. Nebenbei führt sie das Café Little Birds, das ihr ihre Oma vererbt hat. Lola findet das Rezept der Fairy Cupcakes und wünscht sich den perfekten Freund. Dieser taucht auf - und ist am nächsten Tag verschwunden. Stattdessen findet sie Patrick - der eigentlich perfekt ist, aber nicht so perfekt wie Jack. Und er hat ein düsteres Geheimnis!

Der zweite Text handelt von Traummann Jack, der von seinem Opa auf eine Reise geschickt wird, denn dieser war die große Liebe von Lolas Oma. Und irgendwie mag Jack Lola, die er nur vom Foto kennt. Und es gibt noch ein paar Verwicklungen und Aufklärungen.

Charaktere



Lola ist ein aufgewecktes Mädchen mit sarkastischer Note. Ich fand sie erfrischend, weil sie Humor hat und nicht zu kitschig wirkt. Ihr Mops Charles ist der eigentliche Star der Handlung, hat aber nicht genügend Platz im Text ... Gut, weil intensiv fand ich die Szenen mit Lolas Ex-Freund.

Melissa ist eine Freundin von Lola. Sie ist relativ jung, wird erwähnt. Die Bindung zwischen Lola und Melissa ist nicht so stark, Lola ist genervt von Melissas impulsivem und trotzigem Verhalten, auch wenn diese es nur gut meint. Ansonsten ist Melissa ziemlich farblos.

Jack ist Lolas Traumprinz und Sänger einer Band. Ich hatte gehofft, dass er entzaubert wird, dass seine (vermeintlich) arroganten Seiten aufgehoben werden. Aber Jack entpuppt sich als wesentlich gefühlvoller als Lola. Er sieht vieles, er fühlt vieles und besonders auf dem Höhepunkt wird der Dialog ständig unterbrochen, weil Jack des vermutet und etwas beobachtet - und dann spricht. Er betont anfangs sehr oft, dass er sich noch nicht verliebt hat, aber er verliebt sich schnell in Lola. Einerseits finde ich es gut, dass die Autorin mit der Erwartungshaltung bricht, andererseits war Jack sehr langweilig.

Betty ist der Bösewicht der Geschichte. Und als Bösewicht mit dramaturgischer Funktion wird Betty sowohl von Jack als auch von Lola gehasst. Jeder findet Betty doof. Das war öde. Betty selbst hat kriminelle Energie und wirkt als grantige, verbitterte Dame ziemlich gut.

Die Figuren sind klar aufgeteilt in Gut und Böse, aber nicht besonders tief.

Sprache



Die Sprache in beiden Texten fand ich flüssig und gut lesbar. Besonders die Dialoge fand ich überwiegend lebensnah und nicht gekünstelt. Nur am Ende, als die Figuren ihre Motive erklären, wird die Sprache trocken und wirkt nicht natürlich.

Nur "widerspiegeln" wird konsequent falsch geschrieben ...

Dramaturgie



Der erste Text plätschert vor sich hin. Getragen von der Frage, was wahr war und was nur der Wunsch, hat der Text ein bisschen Spannung und ein rundes Ende. Die Frage, ob fast-perfekt ausreicht, fand ich gut. Am Ende haben sich die Ereignisse überschlagen und die Logik war nicht stimmig.

Deutlicher war das im zweiten Text. Nach einer Einleitung mit Schwerpunkt Liebe wird das Buch zum Rätselspiel. Es kommen neue Figuren dazu, andere treten in den Hintergrund. Der Übergang war nicht so stimmig. Es wäre besser gewesen, Figuren aus dem zweiten Text im ersten deutlicher auftreten zu lassen. Dass Alfie (der Opa) durch die Augen Jacks geschildert wird, obwohl er eine wichtige Nebenrolle spielt, hat das Gleichgewicht der Figuren kippen lassen. Hinzu kommt Jacks Schwester Emma, die am Ende wichtig wird. Der Aufbau des Rätsels dauert sehr lange, die Auflösung beeinhaltet sehr viele Informationen. Ähnlich wie bei einem guten (?) Krimi lag die Lösung vor einem ... [Spoiler] Es kommt eine Generation hinzu. Wer mit Intrigenspielen aus Soaps vertraut ist, ist im Vorteil. Und ein Happy End muss sein - nicht mit Hochzeit, aber mit Schwangerschaft und Aufschreiben der Lebensgeschichte. [/Spoiler]

Ich hatte zu Jack bereits am Anfang keine Beziehung, weil sein Verhalten nicht nachvollziehbar war. Und die Musik spielt eine untergeordente Rolle - Jack wird ein paar Mal erkannt und er schreibt einen Song, das war es. Ähnlich Lola, die zwischendurch ihre Leidenschaft für's Singen entdeckt, aber erst zum Schluss wieder erwähnt. Dass Rebecca (Lolas Ex-beste-Freundin) am Ende des ersten Textes schwanger ist, spielt im zweiten keine Rolle mehr - man sieht sie nicht als Mutter. Erst am Ende wird wieder erwähnt, dass sie Kinder haben.

Die Fairy Cupcakes spielen kaum eine Rolle. Die Regeln waren kurz, aber ich fand sie komplex. Aber das Rezept ist lecker.

Gut gefallen an beiden Texten haben mir die Ähnlichkeiten - beide Hauptfiguren zeichnen ein ähnliches Fazit, beide vergleichen Betty mit einer Erdbeere, beide haben Haustiere. Die Ähnlichkeiten hatten das richtige Maß und haben beide Texte zusammengehalten.

Als Symbol unter der Kapitel-Nummer wird ein Cupcake mit "Eat me" bzw. eine Flasch mit "Drink me" gezeichnet, was ich eine nette Idee fand. Schade, dass man keinen Bezug zum jeweiligen Kapitelinhalt hergestellt hat.

Fazit



"Applepie Storys" hat kaum Fehler - die Texte sind spannend gezeichnet, gut komponiert, aber die Details und Figuren sind zu lose, als dass man eine Verbindung aufbauen kann.

Ich denke, dass vielen Lesern das Leichte, kombiniert mit dem Krimi-Element, gefällt. Ich fand's nicht angenehm.

Veröffentlicht am 01.12.2018

Und plötzlich ....

Rosenstern – Das Haus der schönen Stoffe
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Ich wollte mich an einer historischen Roman herantrauen und da mir das Cover gefallen hat und Nähen ein interessantes Thema ist, habe ich es gelesen. Leider war der Erzählstil nicht meins.

Das Buch erschien ...

Ich wollte mich an einer historischen Roman herantrauen und da mir das Cover gefallen hat und Nähen ein interessantes Thema ist, habe ich es gelesen. Leider war der Erzählstil nicht meins.

Das Buch erschien 2015 unter dem Titel "Metropolis Berlin - Champagner, Charleston und Chiffon"

Worum geht es?

Elly kommt aus einer Kleinstadt nach Berlin und arbeitet dort beim Kleider-An-und Verkauf Rosenstern. Als der Eigentümer stirbt, wird der Laden zum Modeatelier. Parallel dazu arbeitet sie im renomierten Modekaufhaus "Goldstein & Lange". Außerdem lernt sie den Ex-Kameramann und Firmenchef Joachim kennen. Aber was ist mit dem Personalchef Armin? Für wen entscheidet sie sich?

Die Charaktere

Die Figuren bilden ein buntes Pottpurri: Ellys Bruder Viktor, der keinen Job halten kann, das Pärchen Henriette (ruppig und frech) und Olga (ruhiger), die resolut-mütterliche Ruth Perlmann, die die Vorführdamen im Kaufhaus betreut. Dazwischen Journalistin Martha (mit Geheimnis) und eine mysteriöse Fotografin. Und Filou Armin und der schüchterne Joachim.

Alle Figuren sind einprägsam und haben Auftritte, aber leider keine Geschichten, abgesehen von Viktor. Außerdem habe ich Joachim/Achim und Armin manchmal verwechselt, weil sich die Namen ähneln.

Elenore ist schüchtern und naiv, sie denkt sehr, sehr viel. Sie begeistert sich für Mode - manchmal mehr als ihr Umfeld Komisch fand ich, dass sie sich sehr schnell zum Akt überrumpeln lässt.

Das Flair

Die Schilderung der Historie hat mir sehr gut gefallen - Markennamen und Persönlichkeiten werden genannt, aber nicht betont, sodass man mehr in der Handlung denn als Beobachter wirkt. Das ist sehr gut gelungen!

Berlin wirkt offen, aber der Kontrast zur "Spießigkeit" wird besonders am Ende deutlich. Das war spannend! Außerdem wird die aufkommene NSDAP kurz aufgegriffen bzw. Politisches diskutiert. Gut fand ich, dass das "Sündige" nur an wenigen Stellen erwähnt wird, der Text ist nicht zu düster.

Dramaturgie / Erzählstil / Schreibstil

Der Roman ist interessant geschrieben und nimmt im letzten Drittel Fahrt auf. Das passt, aber ich hätte mir gewünscht, dass manche Ereignisse noch besser geplant sind. Vieles hat sich überschlagen. Außerdem wünsche ich mir mehr Schwerpunkte z.B. die Reimann-Schule und das Leben im Laden. Das Buch wirkt nicht gehetzt, aber es gibt wenig, an dem man sich festhalten kann.

Was mich sehr gestört hat ist, dass viele Absätze abgeschnitten wirken - die Szene wird nicht ausgeleitet, sondern nach dem Wichtigsten wird zur nächsten Szene geblendet. Erinnerte mich an einen alten Film. Außerdem gibt es plötzliche Szenenwechsel und Zeitsprünge.

S. 79/80: [Dialog zwischen Martha und Joachim] "'Nur hilft dir das im Moment wohl kaum weiter.' [Leerzeile] Zurück in seinem Büro, fand Lange eine handgeschriebene Notiz auf seinem Schreibtisch vor:"

S. 207: [Dialog zwischen Elly und einer Kundin] "'Ja. Sie haben genau die richtige Figur dafür!' Während Elly, Olga und Henriette sich gemeinschaftlich über 'Jabuschs gute Wurst' hermachten, saß Martha Goldstein mit knurrendem Magen im Adlon und studierte zum x-ten Mal die Speisekarte."

Schwierigkeiten hatte ich bei einer Szene am Anfang, als Elly das erste Mal mit Armin spricht und sich der Dialog in rascher Folge mit Beschreibungen und ihren Gedanken wechselt. Es war schwer, dem zu folgen.

Und das Ende wirkt plump.

Mir fehlt im Text oftmals Rhythmus. Es fehlt Ruhe, es fehlt Genießen.

Gut gefallen hat mir, dass alte Wörter verwendet werden, aber der Text nicht "alt" wirkt, sondern gut lesbar ist. Die Sprache ist sanft.

Außerdem mochte ich, dass Henriette im ganzen Roman Berliner Dialekt spricht. Ich habe das bisher kaum in Texten gelesen und ich fand das sympatisch. Ich hatte kein Problem damit, das Gesagte zu verstehen. Wer mit Dialekten Probleme hat, für den könnte das aber anstrengend werden.

Fazit

"Rosenstern" hat einen interessanten Ausgangspunkt und viel Liebe zur Materie. Ich fand den Schreibstil angenehm und nicht überladen. Erzählerisch fehlt mir einiges, ich bin bei Szenenenden oft aus dem Takt gekommen. Und es fehlen manchmal Details. Ich denke, mit doppelt sovielen Seiten hätte man mehr erzählen können.