Ich mag Tanzen und starke Frauen - daher hatte ich das Buch angefordert. Letztlich war es eine runde Geschichte, die viele Dinge richtig macht und daher irgendwie unauffällig war.
Der Reihe nach.
Rezi ...
Ich mag Tanzen und starke Frauen - daher hatte ich das Buch angefordert. Letztlich war es eine runde Geschichte, die viele Dinge richtig macht und daher irgendwie unauffällig war.
Der Reihe nach.
Rezi enthält Spoiler.
Worum geht es?
Unsere Hauptfigur ist Anfang 20 und steckt in einer Krise: Ihr dominanter Vater muss die Leitung der Tanz- und Schauspiel-Schule wegen einer Krebserkrankung abgeben und sie ist damit überfordert. Außerdem hat sie infolge eines Schicksalsschlags die Freude am Tanzen verloren. Als sie auf Straßentänzer Jaz trifft, prallen Welten aufeinander. Fast.
Meine Meinung
Ich fand das Buch überwiegend interessant und ohne Längen. Die Frauenfigur hat mit gut gefallen, weil sie ihr Leben in die Hand nimmt und auch in den wenigen Erotikszenen selbstbewusst auftritt.
Allerdings wirkten ihre Probleme manchmal zuviel - vielleicht ist das so, wenn man eine Tanzschule führt, aber ich fühlte mich manchmal überwältigt, eher gestresst. Außerdem mochte ich nicht, dass sie den Mann, mit dem sie gelegentlich schläft, nicht über die Beziehung zu Jaz informiert - ich denke, dass das besser für die Beziehung der beiden gewesen wäre, wenn sie offen darüber reden.
Schwierig fand ich, dass der Konflikt um Jaz Herkunft eher von anderen ausgelöst wird - das Umfeld findet es nicht gut. Dass auch die Lebenseinstellungen und Interessen unterschiedlich sind, dass man Probleme anders löst, wenn man auf der Straße lebt oder beim verwitweten Vater aufwächst, das wird gar nicht angesprochen. Ich fand das Thema daher etwas oberflächlich.
Der Mann als freundlicher Ruhepol war ein guter Kontrast zur weiblichen Hauptfigur.
Die Nebencharaktere haben das gut ergänzt, besonders die Clique um Jaz brachte interessante Aspekte in den Roman. Weniger gut fand ich, dass unsere Heldin nicht bemerkt, dass ihr Assistent in sie verliebt ist ...
Positiv aufgefallen ist mir, dass die Figuren aus den anderen Romanen erwähnt werden, aber nicht zu deutlich sind. Ich hatte nicht das Gefühl, den Anschluss verpasst zu haben. Auch wenn sich andeutet, dass jede Figur ihren Deckel findet. Das war etwas altmodisch.
Das Tanzen als Kernthema ist bei mir wenig angekommen, weil ich es nicht nachfühlen konnte. Kunst, die eher haptisch ist, mit Worten wiederzugeben, das ist schwer. Und hier ist das nicht gelungen. Das liegt vor allem daran, dass Tanzen für mich mit Bewegungen und Emotionen verknüpft ist. Die Szenen im Buch werden eher technisch geschildert, mit einigen Fachbegriffen, die ich nicht kannte. Und der Höhepunkt, an dem die Hauptfigur das Tanzen wieder findet, das war für mich überladen mit Emotionen - ein bisschen zu kitschig.
Fazit
Wenn man einen guten Liebesroman möchte, dann ist dieser Text eine gute Wahl. Er zeichnet ein relativ modernes Frauenbild, hat Spannung und trotz einiger Klischees trieft er nicht vor Zuckerguss. Trotzdem sind die Probleme oberflächlich behandelt und der Roman hat mich weder thematisch noch handwerklich länger beschäftigt.
Ich hatte das Buch angefordert, weil ich Jillian als Figur interessant fand und ihre Vorliebe für Kunst. Bekommen habe ich ein Kammerspiel dreier Figuren, die weniger an der Beziehung als an der Gesellschaft ...
Ich hatte das Buch angefordert, weil ich Jillian als Figur interessant fand und ihre Vorliebe für Kunst. Bekommen habe ich ein Kammerspiel dreier Figuren, die weniger an der Beziehung als an der Gesellschaft interessiert sind und die aus meiner Sicht nicht zusammen passen. Für mich war es ein mitreißendes Buch, das man jedoch nicht lesen muss.
Worum geht es?
Um eine Dreiecksbeziehung. Jillian und Baba sind seit 25 Jahren befreundet und treffen sich mehrmals die Woche zum Tennnisspielen. Als Baba seiner Freundin Paige nach über einem Jahr einen Heiratsantrag macht, stellt diese ein Ultimatum: Er muss die Beziehung zu Jill beenden.
Meine Meinung
Subjektiv betrachtet mochte ich das Buch sehr - denn ich habe bereits einige Menschen wie Jill erlebt, die auf den ersten Blick zu unangepasst sind, um sie sympatisch zu finden und die, obwohl sie ihr bestes geben, alles nur noch schlimmer machen. Und auch den Baba-Typus kenne ich - Menschen, die so sehr in sich versunken sind, dass sie es nicht mitbekommen.
Und dann Paige - eine Frau, die von einigen Rezensenten als Antagonist betrachtet wird, weil sie Jill plump als Bedrohung empfindet und JEDE Geste Jills als Affront gegen sich sieht. Ich finde, dass Paige übertreibt, aber wenn der Partner sich dreimal wöchentlich für mehrere Stunden mit der besten Freundin trifft, würde ich das ansprechen.
Objektiv betrachtet eint alle Figuren, dass sie nicht über ihre Beziehung reden. Alle drei sind froh, dass sie einen Partner gefunden haben - besonders Baba, der sich mit fast fünfzig freut, nicht als "seltsam, schwul, emotional instabil" zu gelten. Er begehrt Paige körperlich, aber er sagt nie, dass er sie liebt. Auch Jill wägt nie das Für und Wider der Beziehung ab, sondern es ist ihr wichtig, gesellschaftlich "korrekt" zu handeln. Ich glaube, dass sie Figuren ihre Gefühle nicht erkennen können.
Das Tennisspiel wird zum Symbol der Verbindung zwischen Jill und Baba. Und es wird ersetzt durch den "Aufrechten Kronleuchter", der dem Buch im Englischen seinen Namen gibt. In diesem Kunstwerk hat Jill Relikte ihrer Vergangenheit eingebunden und diesen später Paige und Baba als Hochzeitsgeschenk gegeben. Während Jill mit dieser Aufopferung die Beziehung zu Baba, deren Untergang sich bereits andeutet, retten will, sieht ihn Paige als ultimative Provokation, als Sinnbild ihrer Feindin. Für Baba ist er in der ersten Phase der Trennung eine Zuflucht. Ich glaube, dass man aus dem "Aufrechten Kronleuchter" ein gutes Theaterstück machen könnte.
Jill und Baba denken viel und das in Metaphern in Schachtelsätzen. Sie denken aber unterschiedlich - während Baba die beste Lösung eines Problems im Blick hat, sucht Jill die gesellschaftlich akzeptierte Lösung.
Fazit
Wenn man das Buch auf seine Handlung herunterbricht, passiert nicht viel. Das Buch lebt von den Figuren und der Hoffnung, dass sie das Geflecht der unausgesprochenen Worte auflösen. Wahrscheinlich ist das bei Kammerspielen so. Ich glaube, dass das manche Leser langweilig finden.
Ich hatte das Buch angefordert, weil auch ich eine typische Gossip-Leserin war, die Tokio Hotel nur aus den Medien kennt und immer ein bisschen belächelt hat - zu laut, zu berühmt, zu viel geschminkt. ...
Ich hatte das Buch angefordert, weil auch ich eine typische Gossip-Leserin war, die Tokio Hotel nur aus den Medien kennt und immer ein bisschen belächelt hat - zu laut, zu berühmt, zu viel geschminkt. Und dann waren plötzlich Bills Haare ab, die Musik elektronischer und alles wirkte gewollt. Hinzu kam noch der Rummel, der um das Buch veranstaltet wurde - es gibt nur wenige bekannte Medien, die keine "Rezension" darüber geschrieben haben. Ich war gespannt, einen Blick hinter die Kulissen zu werfen.
Erkenntnisse am Anfang: Was die Band in 5 Jahren erlebt hat, wieviel sie gearbeitet hat, das würde sich kaum jemand freiwillig antun. Dass sie das in einer Zeit getan hat, in der man sich normalerweise ausleben kann, macht es umso bitterer. Ich musste aber auch feststellen: Für eine Biografie ist es wohl noch zu früh. Kaulitz konnte sich erst mit Anfang, Mitte 20 von dem Trubel lösen und zu einer Persönlichkeit werden und ich merkte, dass viele Dinge noch zu nah sind, um reflektiert darüber zu sprechen. Daher ist besonders das letzte Drittel sehr oberflächlich.
Fakt ist aber auch: Es hat mich bewegt.
Worum geht es?
Um Bill Kaulitz. Weniger um Tokio Hotel, weniger um Kunst, manchmal um die Beziehung zu Bruder Tom. Überwiegend um Bill.
Das titelgebende Thema "Karriereselbstmord" wird immer wieder aufgegriffen und ist ein loser, roter Faden. Prägnant ist das Thema "Freiheit"
Inhalt
Im ersten Drittel erzählt Kaulitz von seiner Kindheit in der Wendezeit, was ich sehr interessant fand. Die Beziehung zu seiner Mutter ist tief und die Angst, sie zu verlieren, war groß. Genauso wie die Angst, später wieder am Existenzminimum leben zu müssen. Gleichzeitig erweisen sich die Brüder in Kombination als erstaunlich - sie ecken überall an, schaffen es aber durch geschickte Kooperationen, durch den Schulalltag zu kommen.
Zum Nachdenken gebracht hat mich, dass sich Kaulitz in der Schule, aber auch im Montessori-Kindergarten, nicht frei genug fühlte - ich vermute, dass die Methoden damals noch anders waren. Heutzutage gibt es Einrichtungen, die Kinder teilweise individuell fördern können. Allerdings ist Kaulitz' Schlussfolgerung "Für mich ist die DDR eh eines der größten Verbrechen" - ziemlich drastisch. Ich denke, dass manche Taten des Staates Verbrechen darstellen können, besonders, was die Überwachung und die Einschränkung mancher Rechte betrifft. Andererseits war die Intention damals nicht, der Bevölkerung zu schaden. Hinzu kommt der Generationenkonflikt - während die Eltern im System aufgewachsen sind und es ein Stück akzeptiert haben, sahen die Kinder die Folgen der Wende und den beginnenden Kapitalismus. Es ist eine These, über die man herrlich diskutieren kann. Sie zeigt aber auch, dass mangelndes Reflexionsvermögen eine Schwachstelle des Buches ist. Ich kann mir aber vorstellen, dass das ein Teil von Kaulitz' Persönlichkeit ist - geradlinig, immer nach vorn, wenig zurück.
Komischerweise findet die Mutter später kaum noch statt - nachdem Tokio Hotel durchgestartet waren, erfahren wir nur wenig. Auch das ist ein roter Faden.
Schwierig fand ich, dass Kaulitz ausführlich erzählt, dass er und seine Mitschüler sich ausprobiert haben. Und dass manche Mädchen mit sehr vielen Jungs rumgemacht haben - ich hatte an einer Stelle das Gefühl, dass er das belächelt oder ein bisschen negativ findet.
Eine weitere intensive Zeit mit vielen Infos war Tokio Hotel - mir war gar nicht bewusst, dass alle von der Situation überfordert waren und selbst die Eltern, von denen man als Außenstehender denkt, dass sie ihre Kinder schützen, die Brüder nicht schützen können, weil sie keine Erfahrung haben. Das, was als Spaß beginnt, wird schnell zum öden Alltag, in dem genau das fehlt, was Kaulitz so wichtig ist - Freiheit. Nicht vor die Tür gehen zu können, keine Erfahrungen machen dürfen, aus Angst, dass die Presse davor erfährt, das stelle ich mir schrecklich vor.
Interessant war, dass Kaulitz weder sein Aussehen noch seine Sexualität oder sein Gender thematisiert - er wollte Kunst machen und rechtfertigt sich nicht. Ich fand das gut, weil es zeigt, wie nebensächlich das ist.
Negativ in der Tokio Hotel-Passage fand ich, dass er erwähnt, die Verträge mit der Plattenfirma seien teilweise sittenwidrig gewesen, aber das nicht ausführt. Außerdem spielen nach dem Zusammenbruch aufgrund der Zysten auf den Stimmbändern die anderen Jungs der Band keine Rolle mehr.
Das letzte Drittel beschäftigt sich mit dem Fall und Wiederaufstieg. Hier kippte die Stimmung für mich ein bisschen. Einerseits entdeckt sich Kaulitz selbst, was ich toll fand, und er behält dabei seine Bescheidenheit. Ich dachte, dass er jetzt endlich erwachsen werden darf. Andererseits hoffte ich, mehr über ihn als Künstler zu erfahren. Die Begegnungen mit Karl Lagerfeld und Wolfgang Joop waren Lichtblicke, die aber schnell verschwanden, weil die Passagen so kurz sind. Ich hatte gehofft zu lesen, was Kaulitz bewegt, außer die Angst zu scheitern und andere zu enttäuschen. Leider gab's dazu wenig.
Ich habe aber Respekt davor, dass die Brüder ihr erstes eigenes Album fast allein auf die Beine gestellt haben - Musik machen ist nicht leicht.
Auf den letzten 30 Seiten implodiert das nicht-vorhandene Reflektieren - ja, man kann ihn wirklich arrogant finden; ich glaube aber, dass er manches verschweigt. Mich hat total irritiert, dass die Band nach dem Comeback-Album ein ähnliches Presse-Pensum erfüllt wie früher. Und anstatt zu gucken, wie man das bewältigen kann, ohne im nächsten Burn-Out zu landen, meckert Kaulitz darüber, wie langweilig das ist und wie anstrengend, wenn man verkatert zu Interviews erscheint. Weil er jetzt Party im Berghain macht. Und wie gut es ihm gelungen ist, immer die Fassade aufrecht zu erhalten. Ich habe mich gefragt, wie hart das Leben sein muss, wenn man nichts anderes zu tun hat, außer Party zu machen.
Dafür gibt's nette philosophische Sprüche über das Leben.
Das Thema Liebe kommt immer wieder auf, bleibt aber leider an der Oberfläche.
Schreibstil und Optik
Kaulitz schreibt sehr flüssig, geradlinig, nahbar. Ich empfand das Buch nicht als verkrampft erzählend, nicht als jemand, der unbedingt eine Botschaft vermitteln will, sondern wie jemand, der einfach nur plaudert. Manchmal duzt er den Leser, was ich unnötig fand. Aber ich sehe das als Mittel, um Nähe zum Leser herzustellen - das kann gefallen.
Probleme hatte ich mit den Zeitsprüngen, die besonders im letzten Drittel zunehmen. Beim Thema "toxische Beziehung" setzt Kaulitz mehrmals an, bricht aber immer wieder ab. Ich verstehe, dass das zu belastend ist, um darüber zu reden, vor allem öffentlich. Aber ich hätte es besser gefunden, wenn er die Beziehung nicht angesprochen hätte - denn das fördert die Neugier des Lesers und lenkt davon ab, was Kaulitz eigentlich zu sagen hat.
Und ja, Kaulitz spart nicht mit vulgären Ausdrücken. Kann man erregend finden, kann man abstoßend finden. Ich fand's unnötig, aber nicht extrem störend. Immerhin hat man mit 300 Seiten seinen Jahresvorrat an "lecken", "saugen", "kotzen" verbraucht.
Sehr benutzerfreundlich ist, dass die Fotos nach den Kapitelüberschriften gesetzt sind, nicht als extra Anhang, und dass sie unabhängig von der Schriftgröße sind - ich hatte keine Probleme bei der Darstellung als E-Book. Auch die Quellen sind direkt im Text angegeben.
Fazit
"Career Suicide" war weder so oberflächlich, wie ich anfangs gedacht hatte, noch so tiefgründig, wie ich in der Mitte gehofft hatte. Letztlich fand ich die Passage der Kindheit am stärksten. Sie zeigt, dass Kaulitz ein sensibler Mensch ist, der sich und vor allem andere beschützen will und von vielen Ängsten getrieben ist. Ein Mensch, der immer voran will, in die Praxis will, der sich aber schnell eingeschränkt fühlt. Letztlich ist Bill Kaulitz ein Mensch wie jeder von uns. Das hat das Buch immerhin gezeigt. Ich war trotzdem nicht komplett glücklich damit. Aber es war eine intensive Erfahrung und ein Buch, das im Gedächtnis bleibt.
PS: Das Vorwort hätte man sich sparen können. Künstlerisch abgehackte Bandwurmsätze, deren Inhalt schwer zu erfassen ist, waren weder gut noch passen sie zum Buch.
Ich hatte das Buch angefordert, weil ich mir Spannung erhoffte, eine selbstbewusste Frau, die mit List an ihr Ziel kommt, die Verbrecher zur Strecke zu bringen. Elegant sind im Buch vor allem die Klamotten, ...
Ich hatte das Buch angefordert, weil ich mir Spannung erhoffte, eine selbstbewusste Frau, die mit List an ihr Ziel kommt, die Verbrecher zur Strecke zu bringen. Elegant sind im Buch vor allem die Klamotten, wirklich spannend, wie ich es von einem Krimi erwarte, ist der Text nicht. Dafür überzeugt das Setting.
Im Englischen heißt das Buch "War Widow", was nicht nur ein gutes Wortspiel ist, sondern auch auf eines der Hauptthemen verweist. "Die Jägerin" verheißt Spannung, die nicht da ist.
Rezi enthält Spoiler!
Worum geht es?
Billie Walker war im Zweiten Weltkrieg Reporterin in Europa und hat ihren Mann verloren. Im Jahre 1946 hat sie die Detektei ihres toten Vaters übernommen und hält sich mit Scheidungsfällen über Wasser. Als Nettie Brown ihren Sohn vermisst, sieht alles nach einem klaren Fall aus. Doch bald häufen sich die Zufälle und auch Billie bleibt nicht verschont.
Der Text wird dabei meist aus Billies Sicht erzählt, einige Szene auch aus der Perspektive des vermissten jungen Mannes.
Schwerpunkte
Sydney: Das Buch spielt in Australien, das ich bisher nicht mit dem Krieg in Verbindung brachte. Es zeigt, wie sich die Stadt verändert hat und dass der Reichtum der Oberschicht schwindet, dass alles nur Schein ist. Gleichzeitig befinden wir uns am Beginn einer wirtschaftlichen Krise. Hinzu kommt, dass die Stadt überflutet ist von Kriegsheimkehrern, die körperlich und seelisch verletzt sind und nun ihren Platz suchen. Von Frauen wird erwartet, dass sie die Jobs, die sie während des Krieges von den Männern übernommen haben, aufgeben und "zurück an den Herd" kehren. Außerdem hat sich die Medizin im Laufe der Jahre weiterentwickelt - Soldaten können besser behandelt werden als zehn Jahre zuvor. Ich finde den Handlungsort und die Zeit sehr interessant, denke aber, dass Leute, die damit vertraut sind, nicht soviel Neues lernen.
Frauen: Billie ist keine Ermittlerin, die eine männliche Rolle übernimmt, sondern (feminine) Kleidung ist ihr wichtig und sie wehrt sich mit den Waffen einer Frau z.B. einer Hutnadel. Allerdings wird sehr häufig erwähnt (und nur selten gezeigt), dass sie als Frau im Beruf nicht ernst genommen wird. Das war etwas nervig. Das Thema "Liebe" spielt eine Rolle, aber es ist keine Liebesgeschichte. Das hat mir gefallen.
Aufbau und Spannung
Die Geschichte lebt von der Umgebung, wird aber gebremst von den ausführlichen Beschreibungen. Überspitzt formuliert: Bis ich herausgefunden habe, welche Farbe die Blumen auf der Tischdecke auf dem Tisch in der Mitte des Wohnzimmers der Verdächtigen haben, habe ich bereits vergessen, wer gerade spricht und was er sagt. Es fühlte sich nicht langatmig an, aber das, was auf 307 Seiten passiert, hätte man auch in 150 erzählen können.
Der Perspektivwechsel auf das Opfer gibt dem Text Spannung, und es gibt eine Verfolgungsjagd. Auf dem Höhepunkt fehlte mir jedoch das Überraschungsmoment. Es gibt noch ein Nachleuchten, aber ich habe nicht mitgelitten.
Der Täter und das Motiv sind bekannt: Ein Nazi, der in der Verwaltung eines KZ saß und den Schmuck und die Gemälde seiner Opfer nach Australien geschafft hat, wo er sich damit, und mit dem Missbrauch junger Aborigine-Mädchen, sein Leben finanziert. Für mich war das nicht spannend, das WIE wäre es gewesen.
Immerhin ist das Krimi-Noir-Feeling vorhanden.
Fazit
Für mich ist das Buch als Krimi langweilig, auch wenn ich die Umgebung mag. Das Potential für Fortsetzungen ist da, einige Fragen sind noch offen. Aber ich fand die Stimmung nicht mitreißend.
Ich hatte das Buch angefordert, weil ich einen humorvollen Cosy-Krimi lesen wollte und das Thema "Bildung" derzeit sehr präsent ist. Letztlich war es ein Roman, der an seiner Hauptfigur krankt.
Rezi enthält ...
Ich hatte das Buch angefordert, weil ich einen humorvollen Cosy-Krimi lesen wollte und das Thema "Bildung" derzeit sehr präsent ist. Letztlich war es ein Roman, der an seiner Hauptfigur krankt.
Rezi enthält Spoiler!
Worum geht es?
Um einen Mathe-Physik-Lehrer, der aus dem Fenster gestürzt ist. Und einen Deutsch-Geschichts-Lehrer, der sich in sein Spiegelbild verlieben würde, wenn er einen Spiegel aus dem passenden Jahrhundert finden würde.
Die Hauptfigur
Ich glaube, Gregor Horvath darf man hassen und das habe ich getan. Ich tat es jedoch nicht mit Freude und ich bin mir nicht sicher, ob es an der Figur liegt oder am Handwerk. Denn Gregor ist mit seiner Vorliebe für alte Klamotten und alte Musik so deutlich, dass es langweilig wird. Wenn er nicht gerade über den Täter spekuliert, beschreibt er sich selbst und seine Besonderheiten - man sieht ihn aber selten daran an seiner Umwelt scheitern. Ganz im Gegenteil: Mit den Schülern kommt er gut klar, mit einer Viererclique besonders. Feinde hat er nicht. Er mag starke Gefühle nicht, woran auch seine Beziehung zerbrochen ist. Vergleicht man Gregor mit ähnlichen Figuren wie den Sherlock-Darstellungen in "Sherlock" und "Elementary", dann fällt auf, dass Gregor weder besonders intelligent noch witzig ist noch dass er ein besonders schweres Päckchen oder eine interessante Vergangenheit mit sich herumträgt. Er ist "nur" aus der Zeit gefallen und hat leicht autistische Züge. Und er mag Tai-Chi. Und natürlich löst eine Frau plötzlich starke Gefühle in ihm aus. Ich habe aber kein Bedürfnis, ihn nochmal 180 Seiten über sich dozieren lesen zu wollen.
Die Schul-Referenzen waren nett, aber ich hatte mit einem Böhmermann-Video in 20 Minuten mehr Spaß und Aha-Momente als auf 180 Seiten.
Die anderen Figuren
Der Autor hat ein gutes Gefühl für Namen - jede Figur hat einen Namen, der passt. Ob Lokalpolitiker oder betrunkener Familienvater, ob Sonderling oder Polizist - ich fand das sehr stimmig.
Allerdings erinnerte mich Kriminaltechnikerin Betty zu sehr aus "Abby" aus "Navy CIS" - das war überdeutlich.
Die Spannung
Als erfahrene Krimiguckerin war mir bereits früh klar, dass das Tatmotiv, das 140 Seiten lang aufgebaut wird, nicht das richtige ist. Die Auflösung war überraschend, aber nicht sehr. Ein paar falsche Fährten werden gelegt, aber glaubwürdig war es nicht.
Problematisch ist, dass es nur einen Handlungsstrang gibt. Dadurch verpufft die Spannung.
Fazit
Das Buch ist einen nette Lektüre, aber kein Muss. Es gibt belletristische Bücher, die das Thema besser aufbereiten. Gregor, ich hab leider nur ne 3 mit Sternchen für dich.