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Fannie

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Veröffentlicht am 21.02.2023

Dieser Roman hat alles, was ein guter Krimi braucht!

Die letzte Party
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Ein klirrend kalter Neujahrsmorgen am Llyn Drych, dem Mirror Lake, durch den die Grenze zwischen Wales und England verläuft: Die Einwohner des walisischen Dörfchens Cwm Coed haben sich zum traditionellen ...

Ein klirrend kalter Neujahrsmorgen am Llyn Drych, dem Mirror Lake, durch den die Grenze zwischen Wales und England verläuft: Die Einwohner des walisischen Dörfchens Cwm Coed haben sich zum traditionellen Neujahrsschwimmen versammelt. Doch die gute Stimmung wird bald getrübt, denn im See treibt eine Leiche – zweifelsfrei ein Mordopfer. Der Tote ist der aus Cwm Coed stammende Opernsänger Rhys Lloyd, der in seine Heimat zurückgekehrt ist, um am Llyn Drych das protzige Ferienparadies „The Shore“ für Gutbetuchte zu bauen. Die Luxus-Lodges und seine Bewohner stoßen im Dorf auf wenig Gegenliebe – doch ist das der Grund für den Mord an Rhys Lloyd?

Clare Mackintoshs Kriminalroman „Die letzte Party“ (Originaltitel: "The Last Party") ist der Auftaktband zu einer Reihe um die walisische Ermittlerin Ffion Morgan – und was für einer! Von der ersten Seite an glaubt man sich mitten in der Idylle im Grenzland zwischen Wales und England. Die Autorin lässt dank ihrer atmosphärischen Beschreibungen gestochen scharfe Bilder vor dem geistigen Auge ihrer Leserschaft entstehen. Und ebenso lebendig sind auch Clare Mackintoshs Charaktere, allen voran natürlich ihre Protagonistin Ffion Morgan, die gemeinsam mit DC Leo Brady von der englischen Polizei nach dem Mordmotiv und dem Täter sucht. Dabei ist die Ermittlerin eigentlich befangen, denn sie selbst lebt in Cwm Coed. Kompetenzgerangel und Parteilichkeit sind jedoch nur ein Aspekt der Geschichte.

Clare Mackintosh hat quasi zwei Welten erschaffen, die Lichtjahre voneinander entfernt zu sein scheinen, tatsächlich jedoch lediglich durch den See getrennt werden: Da sind einerseits die einfachen Leute aus Cwm Coed und die ebenso Schönen wie Reichen in „The Shore“. Doch wenn die Einheimischen meinen, die neuen Anwohner haben ihres Vermögens wegen keine Sorgen, dann irren sie gewaltig. Unverblümt lässt die Autorin ihre Leser hinter den schönen Schein blicken und man erfährt nach und nach, dass in „The Shore“ weiß Gott nicht alles Gold ist, was glänzt.

Clare Mackintosh, die selbst zwölf Jahre lang in Diensten der britischen Kriminalpolizei stand, bevor sie sich dem Schreiben zuwandte, führt ihre Leser in ihrer Story auf Irrwege, streut falsche Verdächtigungen und baut gekonnte Twists ein.

Schon bald meint man, nahezu jeder hätte ein Motiv für den Mord an Rhys Lloyd. Zackige Dialoge und ein mit derben Spitzen durchwirkter Humor machen diesen Whodunnit-Krimi zu einem echten Lesevergnügen. Meine anfänglichen Befürchtungen, dass der Lesefluss womöglich durch zu viele und zu komplizierte walisische Begriffe beeinträchtigt werden könnte, bestätigte sich übrigens nicht. Die Autorin setzt Walisisch homoöpathisch dosiert ein.

Ein großes Lob für den zudem sprachlich hervorragenden Roman gebührt nicht nur Clare Mackintosh, sondern auch der Übersetzerin Sabine Schilasky.

Fazit: Ein Wahnsinns-Setting, originelle Charaktere, Spannung bis zum Schluss, ein toller Schreibstil und eine glaubhafte Auflösung: „Die letzte Party“ hat wirklich alles, was ein verdammt guter Kriminalroman braucht!

Ich fiebere schon jetzt dem zweiten Teil entgegen, auch wenn es vermutlich noch eine ganze Weile dauert, bis dieser in Deutschland erscheint. Die englische Originalausgabe des zweiten Bands mit dem Titel „A Game Of Lies“ kommt am 3. August 2023 auf den Markt.

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Veröffentlicht am 10.11.2022

Alles kommt vom Bergwerk her

Die Sehnsucht nach Licht
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Bedrückende Enge, Hitze, Finsternis und Staub – unter Klaustrophobie darf man als Bergmann nicht leiden. Und doch haben sich die Mitglieder der Familie Steiner aus dem erzgebirgischen Bad Schlema über ...

Bedrückende Enge, Hitze, Finsternis und Staub – unter Klaustrophobie darf man als Bergmann nicht leiden. Und doch haben sich die Mitglieder der Familie Steiner aus dem erzgebirgischen Bad Schlema über Generationen hinweg all diesen Widrigkeiten ausgesetzt, um dem Berg seine Schätze abzutrotzen.

Heute sind die Schächte stillgelegt und anstelle der Bergleute fahren Touristen und Interessierte ein, um sich im Besucherbergwerk ein Bild vom Leben unter Tage zu machen. Luisa, mit 30 Jahren das jüngste Mitglied der Bergarbeiterfamilie Steiner, vermittelt den Gästen im Schacht 15IIb mit Enthusiasmus, wie es einst unter der Erde zugegangen ist. Dabei kann sie auf Informationen und Erinnerungen aus erster Hand zurückgreifen, denn ihr Vater, ihr Großvater, ihr Urgroßvater und sogar ihr Ururgroßvater waren Bergleute. Auch ihr Großonkel Rudolf gehörte dieser Zunft an – bis er eines Tages nicht mehr von der Schicht nach Hause kam. Luisa beschließt, sich auf die Spuren ihres Großonkels zu begeben und lüftet dabei ungewollt so manches Familiengeheimnis …

Dem Erscheinen von „Die Sehnsucht nach Licht“ habe ich voller Ungeduld entgegengefiebert. Ich wohne nur 15 Kilometer entfernt von Bad Schlema, dem Hauptschauplatz des Romans und gleichzeitig dem Wohnort der fiktiven Familie Steiner, und finde Regionalgeschichte absolut fesselnd. Am 25. Oktober 2022 wurde „Die Sehnsucht nach Licht“ bei HarperCollins veröffentlicht – und ich habe das Buch im Rekordtempo gelesen!

In sich abwechselnden Kapiteln erzählt Autorin Kati Naumann von der Vergangenheit der Familie Steiner, beginnend im Jahre 1908, und der heutigen Zeit, die im Herbst 2019 angesiedelt ist. Ich bin ehrlich beeindruckt, wie viel Geschichte und Geschichten die Autorin auf 416 Seiten platziert hat, ohne dabei jemals oberflächlich zu sein.

Jede Zeit, jede Epoche im Roman hat ihre ganz eigene, charakteristische Atmosphäre, die Kati Naumann für ihre Leser lebendig und greifbar macht. Spielend leicht versetzt die Autorin einen in die Kaiserzeit, in entbehrungsreiche Kriegsjahre, in die 40 Jahre währende DDR bis in die Gegenwart. Auch die Traditionen kommen nicht zu kurz: Von den Rauhnächten über die Mettenkerze bis hin zum Schwibbogen lässt die Autorin erzgebirgisches Brauchtum in ihre Geschichte einfließen.

Den einzelnen Sohlen in einem Bergwerk ähnlich, beleuchtet Kati Naumann Generation für Generation der Steiners, gibt ihnen eine Stimme, lässt sie aus ihrem Leben erzählen, das sich im Laufe der Zeit genauso wandelt wie der einst so mondäne Kurort. Der Stammbaum der Familie ganz am Anfang des Buchs erweist sich als äußerst hilfreich, sonst würde man bei fünf Generationen früher oder später den Überblick verlieren.

„Die Sehnsucht nach Licht“ ist nicht nur eine Familiensaga, bei der die „kleinen“ Leute im Mittelpunkt stehen, sondern auch die Biografie eines Ortes, der im Laufe der Jahrzehnte immer wieder sein Gesicht verändert hat.

Selbst als „Hiesige“ habe ich beim Lesen von „Die Sehnsucht nach Licht“ eine Menge Neues erfahren. Spannend erzählt, kombiniert Kati Naumann gründlich recherchierte (Bergbau-)Geschichte mit mitreißendem Familienroman. Ich übertreibe nicht, wenn ich sage: Es war ein Genuss, dieses Buch zu lesen!

Und spätestens, wenn man dann nach 416 Seiten das Buch zuklappt, weiß man, warum sowohl für die Familie Steiner als auch für das Erzgebirge gilt: „Alles kommt vom Bergwerk her.“

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Veröffentlicht am 01.11.2022

Einmal Popstar und zurück

Die Träume anderer Leute
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Eins vorweg: Ein klassisches „Wir sind Helden“-Fangirl war ich nie. Ich mochte ihre Lieder ganz gern, habe die Band einmal live gesehen, aber das war´s dann auch schon. Dennoch wollte ich Judith Holofernes‘ ...

Eins vorweg: Ein klassisches „Wir sind Helden“-Fangirl war ich nie. Ich mochte ihre Lieder ganz gern, habe die Band einmal live gesehen, aber das war´s dann auch schon. Dennoch wollte ich Judith Holofernes‘ Buch „Die Träume anderer Leute“ unbedingt lesen, da ich eine Schwäche für Musiker-Biografien habe.

Einen passenderen Titel als den gleichnamigen „Wir sind Helden“-Song aus dem Jahr 2010 hätte deren ehemalige Frontfrau für ihr Buch nicht wählen können. Sie beschreibt darin die kreative Enge in den Mühlen der Musikindustrie, in der Verkaufszahlen alles sind und der Künstler nicht mehr ist als ein Produkt. Judith Holofernes legt in "Die Träume anderer Leute" den Schwerpunkt aber nicht auf die schillernden Momente ihrer Karriere mit den Helden, sondern auf die Zeit danach. 2012 trennten sich die Wege der Band und die Musikerin stand nun vor der schwierigen Aufgabe, sich neu zu erfinden. An kreativen Ideen mangelte es ihr nicht, aber eines stand für sie fest: Sie wollte nicht länger die Träume anderer Leute träumen.

Zu Beginn war es ein wenig schwierig, mich an den Schreibstil von Judith Holofernes zu gewöhnen. In manchen Passagen wirkte der hektisch und ein bisschen überdreht. Aber einmal im Flow, machte es mir immer mehr Spaß, dieses Buch zu lesen und ihr zuzuhören. Ja, zuzuhören – und das bei einem Printbuch! Denn mit der Zeit kommt es einem tatsächlich so vor, als würde man neben der erzählenden Judith Holofernes auf dem Sofa sitzen. Sie spart dabei nicht an Wortwitz und verfügt über einen schier unerschöpflichen Wortschatz – langweilig wird es also nie.

Die Musikerin zeigt ihre verletzliche Seite und gewährt Einblicke in ihr Familienleben, das so gar nicht rockstarmäßig, sondern erschreckend normal ist. Ganz offen beschreibt Judith Holofernes, wie sie schließlich krank wird, nicht mehr funktioniert und erst nach einer Weile wieder auf die Beine kommt.

Besonders liebenswert an „Die Träume anderer Leute“ ist, wie herrlich uneitel die Autorin über sich selbst schreibt.

„Ich sehe an schlechten Tagen aus wie die verwirrte Lieblingstante von Boy George.“
(Seite 182)

Neben allem Hadern und Zweifeln, wie sie sich eine neue Karriere aufbauen kann, ohne dabei immer auf die Frontfrau von „Wir sind Helden“ reduziert zu werden, kommt Judith Holofernes eins zum Glück nie abhanden: Ihr Humor.

Ergo: Definitiv lesenswert für alle Musikinteressierten und Künstler!

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Veröffentlicht am 12.04.2022

Unterhaltsamer Rückblick auf die Geburtsstunde deutscher Demokratie

Die Frauen vom Reichstag: Stimmen der Freiheit
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Zugegeben, ich habe ein wenig gezögert, bevor ich mich bewusst für die Lektüre des Romans „Die Frauen vom Reichstag – Stimmen der Freiheit“ entschieden habe. Frauenwahlrecht, Weimarer Republik, Entente: ...

Zugegeben, ich habe ein wenig gezögert, bevor ich mich bewusst für die Lektüre des Romans „Die Frauen vom Reichstag – Stimmen der Freiheit“ entschieden habe. Frauenwahlrecht, Weimarer Republik, Entente: Ich fürchtete, dieser Exkurs in die deutsche Geschichte könnte womöglich ein bisschen langatmig sein. Aber da hatte ich die Rechnung ohne Autorin Micaela A. Gabriel gemacht. Die gebürtige Hanseatin hat sowohl unter ihrem Mädchennamen Micaela Jary als auch dem Pseudonym Michelle Marly große literarische Erfolge vorzuweisen.

In ihrem aktuellen Roman „Die Frauen vom Reichstag – Stimmen der Freiheit“, erschienen am 22.03.2022 bei Rowohlt Polaris, nimmt sie die Leser mit in die ausgehende Kaiserzeit und den Aufbruch in die Demokratie. Im Zentrum steht dabei die fiktive Figur Marlene von Runstedt, die als eine der ersten 37 Parlamentarierinnen Deutschlands in den Reichstag einzieht. Die Juristin ist fest entschlossen, sich als Mitglied der Deutschen Demokratischen Partei (DDP) für die Rechte der Frauen einzusetzen. Ihre einstige Freundin Sonja Grawitz, inzwischen ein gefeierter Theaterstar, tritt für die kaisertreue Deutschnationale Volkspartei (DNVP) an. Doch es sind nicht nur die unterschiedlichen politischen Ansichten der beiden Frauen, die die einstigen Freundinnen entzweien – sie konkurrieren vor allem um einen Mann. Der Offizier Justus von Ostwald ist kein Kostverächter und fühlt sich zu beiden Frauen hingezogen. Mit Sonja unterhält er eine über Jahre andauernde Affäre, aber die strebsame Marlene ist es, an die er sein Herz verloren hat. All dies spielt sich vor der Kulisse eines von Aufständischen umkämpften und unruhigen Berlin ab; zwischen Kriegsmüdigkeit und Neubeginn.

Mit anspruchsvollem Duktus, dabei dennoch unterhaltsam führt Micaela A. Gabriel ihre Leserschaft durch die Geschichte und zeichnet anhand von zahlreichen Rückblicken insbesondere den beruflichen, aber auch den privaten Werdegang Marlenes und Sonjas nach. Mit ihrem anschaulichen Schreibstil gelingt es ihr eindrucksvoll, bewegte Bilder vor das geistige Auge des Lesers zu projizieren und ihn mitzunehmen in eine Zeit, in der Pferdehufe über das Kopfsteinpflaster donnerten und Automobile noch eine Rarität waren.

Mein Respekt gilt vor allem der aufwendigen Recherche, die Micaela A. Gabriel für ihr Buch betrieben hat. Die Autorin sagte in einem Online-Hintergrundgespräch mit einigen Bloggern, zu denen auch ich gehören durfte, sie sei eine gute Kundin des Online-Antiquariats ZVAB (Zentrales Verzeichnis Antiquarischer Bücher).

Und die Recherchearbeit dürfte auch aktuell noch einen Gutteil der Zeit der Autorin beanspruchen, denn „Die Frauen vom Reichstag“ ist als Trilogie angelegt. Teil 2 mit dem Titel „Die Frauen vom Reichstag – Ruf nach Veränderung“ erscheint am 16.08.2022 und führt die Leser mit der Protagonistin Sophie Maytrott von der Zentrumspartei zurück in das Jahr 1927. Im Fokus des dritten Teils der Parlamentarierinnen-Reihe „Die Frauen vom Reichstag – Schritte in eine neue Welt“ steht die SPD-Abgeordnete Paula Hagedorn im Jahre 1941. Dieser dritte und letzte Band erscheint am 15.11.2022. Eine echte Saga also über einflussreiche Frauen, die für ihre Sache einstehen.

Für mich steht fest, dass ich auch die kommenden beide Teile lesen werde. Die Figuren, die Micaela A. Gabriel entworfen hat, sind äußerst interessant und lebendig und ich bin schon sehr gespannt auf die kommenden Protagonistinnen. Nur an einigen wenigen Stellen erinnert der Roman an ein Sachbuch, nämlich dann, wenn politische Zusammenhänge einen Tick zu gewissenhaft geschildert werden.

Insgesamt ist „Die Frauen vom Reichstag – Stimmen der Freiheit“ eine Lektüre, die einen packt, lehrt, fabelhaft unterhält und nicht zuletzt daran erinnert, dass vieles, das wir heute als normal empfinden, noch vor gut einhundert Jahren alles andere als gang und gäbe war.

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Veröffentlicht am 31.05.2021

Locker-fluffiges Lesevergnügen, nicht nur für Garten-Fans

Liebe treibt die schönsten Blüten
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So hatte sich das Entomologin Svea nicht vorgestellt: Anstatt an ihrer Doktorarbeit über Insektenforschung zu feilen, leitet sie nach dem Schlaganfall ihres Vaters plötzlich dessen Gartenbau-Firma. Doch ...

So hatte sich das Entomologin Svea nicht vorgestellt: Anstatt an ihrer Doktorarbeit über Insektenforschung zu feilen, leitet sie nach dem Schlaganfall ihres Vaters plötzlich dessen Gartenbau-Firma. Doch nicht nur der berufliche Sprung ins kalte Wasser sorgt für Wirbel in ihrem Leben, auch der gut aussehende Lars aus dem Rückenkurs lässt Sveas Gefühle Achterbahn fahren. Und plötzlich begegnen sie sich auch abseits der Turnmatte – nämlich im städtischen Grünflächenamt. Dort arbeitet Lars nämlich – und betreut einen Gestaltungswettbewerb, den Jungunternehmerin Svea unbedingt gewinnen will – und muss. Ob das gut gehen kann?

Valerie Korte legt mit „Liebe treibt die schönsten Blüten“ inzwischen ihren zweiten Roman vor. Nachdem mich die 1977 geborene Autorin mit ihrem Debüt „Aus allen Wolken fällt man auch mal weich“ köstlich unterhalten hatte, erwartete ich ihr neues Buch sehnsüchtig. Am 26. März 2021 war es dann so weit: Der 415-seitige Roman erschien bei Bastei Lübbe.

Meine (zugegeben recht hohen) Erwartungen wurden absolut nicht enttäuscht. Auch in „Liebe treibt die schönsten Blüten“ erzählt Valerie Korte eine kurzweilige Geschichte mit Witz, Esprit und Romantik. Hauptfigur Svea ist eine ganz normale junge Frau, mit der sich sicherlich viele Leserinnen identifizieren können: Sie zweifelt mitunter ein bisschen zu viel an sich selbst, kann schlecht Nein sagen und ist eine, die in der Schlange an der Theke gern mal übersehen wird – dabei ist sie witzig, warmherzig und authentisch. Auch die anderen Figuren sind echte Charakterköpfe. Es ist unschwer zu erkennen, mit wie viel Liebe zum Detail die Autorin bei der Erschaffung ihrer Darsteller zu Werke geht. Konturlose Figuren gibt es bei Valerie Korte nicht: Sie formt lebendige Persönlichkeiten, von denen man die meisten gerne zum Freund bzw. zur Freundin hätte.

Ihr Schreibstil ist fluffig-federleicht, ohne dabei oberflächlich zu sein. „Liebe treibt die schönsten Blüten“ ist eines dieser Bücher, bei denen man komplett die Zeit vergisst und die sich fast von selbst lesen.

Auch das Lokalkolorit kommt nicht zu kurz: Die in Köln lebende Autorin zeigt stolz das große „Hätz“ (für alle Nicht-Kölner: Herz), das ihre Heimatstadt unbestritten hat.

Besonders charmant finde ich, dass jedem Kapitel ein passendes Zitat aus dem 9. Band von „Brehms Tierleben“ vorangestellt ist. Außerdem gibt es ein winzigkleines Wiedersehen mit einer Hauptfigur aus ihrem Erstling – aber keine Sorge, dafür muss man das Debüt nicht gelesen haben. Allerdings empfehle ich auch die Lektüre von „Aus allen Wolken fällt man auch mal weich“ von ganzem Herzen.

Ebenso wieder hevorragend gelungen ist das Cover. Dafür zeichnet wie schon beim ersten Buch Sandra Taufer aus München verantwortlich. Der liebevoll gestaltete Einband passt wie die Faust aufs Auge auf den Roman: Sehr süß, ein bisschen anheimelnd, verspielt und originell.

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