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Veröffentlicht am 20.09.2021

Resilienz in der Familie

Uns haut so schnell nichts um
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Schon kurz nach dem Einzug in mein Bücherregal, habe ich "Uns haut so schnell nichts um" zweimal gelesen. Leandra Vogt bietet mir so viel Input und das sogar auf mehreren Ebenen.

Als Mutter zweier Töchter ...

Schon kurz nach dem Einzug in mein Bücherregal, habe ich "Uns haut so schnell nichts um" zweimal gelesen. Leandra Vogt bietet mir so viel Input und das sogar auf mehreren Ebenen.

Als Mutter zweier Töchter habe ich ein großes Interesse meinen Kindern möglichst viel Kraft und Stärke mit auf den Weg zu geben. Krisen und negative Erlebnisse sind Teil des Lebens und wir können uns und unsere Kinder nicht davor schützen. Was wir tun können: ihnen einen guten Rucksack voll Kraft, Fähigkeiten und Hilfsmitteln packen. Zusammengefasst ist dieser Rucksack das, was Resilienz macht.

Als Resilienztrainerin und Pädagogin verfüge ich schon über einiges Basiswissen im Bereich Resilienz. "Uns haut so schnell nichts um" empfinde ich als Bereicherung, als Ergänzung und Vertiefung zu meiner Arbeit, aber besonders als sehr gutes Hilfsmittel für mein Mutterleben.

Leandra Vogt bietet eine gute Einführung in das Thema, die auch für diejenigen verständlich ist, die noch nie was von Resilienz gehört oder sich näher damit beschäftigt haben. Sie erläutert die 7 Schlüssel der Resilienz, sowie einen weiteren, den sie durch ihre Erfahrung, ihre Arbeit mit Familien für wichtig erachtet. Alle Schlüssel der Resilienz werden ausgiebig und gut verständlich erläutert.

Mit einer ganz besonderen Leichtigkeit geht Leandra Vogt in die Tiefe der eigenen Erfahrungen, der eigenen Kindheit, ihrer Leserschaft. Welche sozialen Gefüge, welche Glaubenssätze, welche Erziehungsmethoden prägen unsere Elternschaft? Welche können wir gut weiterführen und welche besser überdenken, um unsere Kinder in eine resiliente Kindheit zu begleiten?

Resilienz ist trainierbar. Jeder Zeit. Von uns allen. Das zeigt Leandra Vogt im Praxisteil ihres Buches. Ausführlich und gut umsetzbar, ideenreich und so zugeschnitten, das Eltern und Kinder erreicht werden, gibt sie Tipps, um von Zuhause aus eine stärkere Resilienz zu erarbeiten.

Super gerne mag ich das Layout des Buches. Die Kapitel kommen in aktuellem und einladendem Look daher, freundlich und sympathisch. Hier wurde gut gearbeitet, um das Gesamtkonzept aus Inhalt und Optik auf einen Nenner zu bringen, der auf den ersten Blick die Verbundenheit vermittelt, mit der Vogt mich auch inhaltlich anspricht.

Ich konnte nicht nur als Mutter ganz viel aus Vogts Texten und Anleitungen mitnehmen, sondern auch als Resilienztrainierin. Einige Dinge konnte ich aus einem anderen Blickwinkel betrachten und bekomme gute Methoden für meine Arbeit mit an die Hand. Ich fühle mich von Leandra Vogt gestärkt und sicher begleitet. In meiner Arbeit, in meinem Mutter sein und in meinem eigenen Ich.


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Veröffentlicht am 14.09.2021

Spannend, fantasievoll, ideenreich

Victor Flec – Jagd durch die Stadt der Geister
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Es war so eine Freude "Victor Flec. Jagd durch die Stadt der Geister" zu lesen und ich wünsche mir sehr, dass es von ganz, ganz vielen kleinen und großen Leserinnen und Lesern gelesen wird.

Victor Flec ...

Es war so eine Freude "Victor Flec. Jagd durch die Stadt der Geister" zu lesen und ich wünsche mir sehr, dass es von ganz, ganz vielen kleinen und großen Leserinnen und Lesern gelesen wird.

Victor Flec ist ein sehr tolpatschiger Junge. So sehr, dass er von seinen Eltern einen Schutzanzug bekommen hat, um sich nicht ständig zu verletzen. Seine Anzahl an Freunden ist überschaubar. Seit einiger Zeit trifft er sich mit Ciel, die eine ziemlich berühmte Großmutter hat und ne richtg coole Socke ist. Ciel ist unter Geistern aufgewachsen. In Ghostend, einem echten Geisterviertel, in dem Victor seit kurzem einen Nebenjob bei einem Antiquitätenhändler-Geist hat. Als er auf dem Weg zur Arbeit über Lex Cordicio stolpert, gerät sein Leben ganz schön durcheinander...

Das coolste am Roman (der eigentlich durchweg so richtig, richtig cool ist) sind seine Figuren. Angefangen bei Victor, der so liebenswert tolpatschig und sehr klug ist, über eine Hexengehilfin und einen Gangstersohn, bis hin zu Ciel Moon, die so großartig ist in ihrer frechen und mutigen Art (sie hat ein bisschen was von Pippi und Ronja und ist dabei so individuell, dass sie einfach nur ein mega Idolcharakter für alle Leserinnen ist).

Sowohl bei den Charakteren, als auch der Handlung lässt Angela Kirchner ihrer Fantasie ihren Lauf. Die kennt scheinbar keine Grenzen. Ist ideenreich und bunt.

Von der Sprache bin ich sehr angetan. Ich lese gerne Kinderbücher, bin aber häufig gelangweilt, weil die Schreibe so banal ist. Angela fordert ihre Zielgruppe und kann damit auch sehr gut erwachsene Leser:innen erreichen. Nichts ist vorhersehbar und kurz vorm Ende gibt es nochmal...ach, am besten liest du das selbst.

Ganz große Leseempfehlung für Victor Flec, das mich mit wunderbaren, kreativen Ideen, Spannungen, einer richtig guten Schreibe und so liebenswerten Charakteren absolut begeistern konnte. Zum Glück ist der zweite Band schon in der Mache.

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Veröffentlicht am 11.06.2021

Absolut liebenswerte Geschichte

Mr. Parnassus' Heim für magisch Begabte
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Don't judge a book by it's cover... das hat mir der Heyne Verlag eindrücklich bewiesen. Ich wollte Mr. Parnassus nämlich ursprünglich überhaupt nicht lesen, weil ich das Cover nicht mochte und ganz oberflächlich ...

Don't judge a book by it's cover... das hat mir der Heyne Verlag eindrücklich bewiesen. Ich wollte Mr. Parnassus nämlich ursprünglich überhaupt nicht lesen, weil ich das Cover nicht mochte und ganz oberflächlich davon ausging, dass es deshalb keine gute Geschichte sei. Was hätte ich nur verpasst!! Glücklicherweise konnten mich einige Blogger:innen davon überzeugen, dass es ein absolutes Highlight ist. Dem kann ich absolut zustimmen.

Ich glaube ich habe noch keine Geschichte aus dem Fantasygenre gelesen, die so herzig ist. Von den Charakteren über das Setting bis hin zur Handlung ist einfach alles liebenswert.

Linus Baker lebt seit Jahren nur für seinen Job. Er hält sich an alle Regeln und Vorschriften (davon gibt es ziemlich viele) und führt seine Arbeit sehr gewissenhaft aus. In seiner Tätigkeit als Prüfer von Heimen für magische Kinder und Jugendliche trägt er eine große Verantwortung für das Wohlergehen des magischen Nachwuchses, der sicherheitshalber in Heimen untergebracht ist, um die normalen Mitmenschen nicht zu gefährden.

Für Linus Baker eine ernste Angelegenheit, für mich als Leserin so absurd, dass ich ihn schütteln und aufwecken möchte. Linus, siehst du denn nicht, dass es rassistische Handlungen übelster Sorte sind? Eine sehr ernste Thematik, die mir während des Lesens durchaus bewusst ist und von Klunes sarkastischem Unterton untermalt wird. Und trotzdem ist die Geschichte von einem tollen Humor und Herzlichkeit gezeichnet.

Als Linus Baker einen Sonderauftrag auf einer abgelegenen Insel erfüllen soll, trifft er auf magische Begabte der ganz besonderen Sorte. Unter ihnen der Sohn des Teufels, der Baker in regelmäßigen Abständen mit dem Höllenfeuer bedroht. Betreut werden die Kinder von Arthur Parnassus, einem so unglaublich sympathischen Pädagogen, der sein Herz öffnet für diejenigen, die Ablehnung erfahren. Die Bewohner des Heims sind zwar anders, als ihre Mitmenschen, aber es sind Kinder. Mit den gleichen Bedürfnissen und Ängsten, die alle Kinder haben.

Liebevoll, klug und sehr charmant schreibt Klune die Geschichte von Linus Baker, der in seinem Alltagstrott die wichtigen Dinge und vor allem sich selbst aus den Augen verloren hat. Er erkrankt am System, am Wunsch nach Leistung und Anerkennung und begegnet zum ersten Mal in seinem Leben etwas, das wohl als Hass bezeichnet werden kann. Aber auch der bedingungslosen Zuneigung, der Kraft der Freundschaft, des Miteinanders und der Fähigkeit offen und ohne Vorurteile auf andere zuzugehen.

"Mr. Parnassus' Heim für magisch Begabte" ist watteweich und öffnet trotzdem die Augen für ein ernstes Thema. Auch, wenn ich nicht nur Wohlfühlgeschichten lesen könnte, ist Klunes Roman perfekt und holt mich (sozusagen als ehemalige Kollegin von Linus Baker) mit einer humorvollen Schreibe, absolut liebenswerten, aber ausgefallenen Charakteren und einer richtig guten Message total ab.

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Veröffentlicht am 01.06.2021

Spannender Ausflug in die Vergangenheit

Im Schatten des Turms
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Vom Irrsinn befallen.
Besessen.
In Teufels Händen.
Im 18. Jahrhundert gibt es viele Begriffe würde Menschen mit psychischen Abweichungen. Dass es sich dabei um Erkrankungen und nicht selbst verschuldete ...

Vom Irrsinn befallen.
Besessen.
In Teufels Händen.
Im 18. Jahrhundert gibt es viele Begriffe würde Menschen mit psychischen Abweichungen. Dass es sich dabei um Erkrankungen und nicht selbst verschuldete Rache eines bösen Wesens ist, begriff man erst sehr viel später. Dass es vielleicht die Möglichkeit geben könnte, diese Verfassung zu heilen, darüber denken Mediziner und Gelehrte schon nach. In Wien wird deshalb der Narrenturm errichtet. Schon der Begriff ist negativ behaftet. Der Umgang mit den Insassen noch viel mehr.

Historische Grausamkeiten werden mir immer erst dann bewusst, wenn ich damit konfrontiert werde. Bisher habe ich mir wenig Gedanken darüber gemacht, mit welchen Vorurteilen und Leiden sich Menschen mit psychischen Erkrankungen oder Behinderungen in der Vergangenheit auseinandersetzen mussten. Mir ist in Etwa klar wie es im Nationalsozialismus ablief, dass es aber lange davor noch viel weniger Verständnis und Ängst gab, die Gewalt und Hass hervorriefen, davor habe ich bis dato scheinbar die Augen verschlossen.

René Anour greift diese Thematik in seinem Roman "Im Schatten des Turms" auf und verwebt sie in eine extrem spannende Geschichte, die einem Krimi in nichts nachsteht. Lügen, Intrigen, Mordaufträge und Gefahren, eingebettet in historische Fakten und Ereignisse.

Im Fokus stehen zwei sympathische Hauptfiguren. Die junge Adelige Helene, die anders, als die jungen Frauen ihrer Zeit, mehr Interesse am Erlernen von Lesen, Schreiben, Geschichte und Mathematik, als an höfischem Gehabe und eleganten Tänzen, und Medizinstudent Alfred. Ein junger Mann, der zielstrebig auf seinen Abschluss als Mediziner hinarbeitet, obwohl er aufgrund mangelnder finanzieller Rücklagen mit vielen Widrigkeiten zu kämpfen hat. Neben der Schwierigkeit Studiengebühren, Miete und Lebensmittel zu zahlen, ist es auch das fehlende gesellschaftliche Ansehen, dass ihm Hindernisse beim Ausüben der Tätigkeit als Mediziner Steine in den Weg legt. Sein Wunsch sich für die Menschen im Narrenturm einzusetzen, lässt ihn feststellen, dass Leben und Überleben willkürlich ist und einzig vom gesellschaftlichen Stand beeinflusst wird.

Als er sich ausgerechnet in Helene verliebt, schafft er sich eine Gegnerin, die mächtiger und einflussreicher, aber auch intriganter und hinterhältiger ist, als er geahnt hat. Eine Jagd auf Leben und Tod beginnt.

Innerhalb von zwei Tagen habe ich "Im Schatten des Turms" weggesuchtet. Gefesselt vom Spiel aus Machtgier und Kontrolle, auf wechselnde Wege geführt von überraschenden Handlungen. Neben einem hoch hinausragenden Spannungsbogen, sind es auch die tiefgründigen Themen, die mich begeistern konnten. Welchen Blick werfen wir auf Menschen, die anders sind, als wir selbst? Wir sehr werden Menschen in ihrem geistigen Wachstum begrenzt, in der Demokratie eingeschränkt? Welchen Einfluss hat die Herkunft? Welchen Rahmen bietet die Gesellschaft? Funktioniert sie beschneidend oder unterstützend? Ergänzt durch historische Fakten über Monarchen, Kriege und Medizin, ist "Im Schatten des Turms" ein absolut lesenswerter historischer Roman, den ich gerne weiterempfehle.

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Veröffentlicht am 31.05.2021

Kat und Easy

Die Geschichte von Kat und Easy
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Beim Lesen von Susann Pásztors Roman "Und dann steht einer auf und öffnet das Fenster" wusste ich, dass ich mehr von der Autorin lesen möchte. Es ist, als ob sie in eine Menschenmenge hinein geht, zwei ...

Beim Lesen von Susann Pásztors Roman "Und dann steht einer auf und öffnet das Fenster" wusste ich, dass ich mehr von der Autorin lesen möchte. Es ist, als ob sie in eine Menschenmenge hinein geht, zwei oder mehrere Personen herausgreift und beginnt deren Lebensgeschichte aufzuschreiben. Es ist ihr Blick fürs Detail, für die kleinen Sehnsüchte, für die feinen Nuancen, die mich so begeistern. So, als könne sie den Menschen in die Seele schauen.

In ihrem Erzählstil kommt sie ganz ohne Action aus und weiß die kleinen Dinge des Alltags, die scheinbar banalen Abläufe des Lebens in Szene zu setzen. Clever, humorvoll, authentisch.

"Die Geschichte von Kat und Easy" ist die Geschichte zweier Sommer. Schnittpunkte vieler Lebensgeschichten, die voneinander beeinflusst werden. In ihrer Jugend verbringen Kat und Easy, die bis dato noch Isi war, viel Zeit miteinander. Easy bewundert Kat. Ihre erwachsene Haltung, ihr Wissen darüber, wie das Leben so läuft. Kat bewundert Frippe. Möchte dazugehören und doch nicht. Individuell sein ist das non plus ultra. Gefallen wollen das, was tief drinnen der Antreiber ist.

50 Jahre später treffen Kat und Easy wieder aufeinander. Easy hat ihre alte Freundin gesucht, hat sie nie vergessen, während Kat ihr Leben lebte, ohne einen Gedanken an Easy zu verschwenden. Doch jetzt sind sie beide da, auf dieser Insel in Griechenland, wo Easy scheinbar die Heimat gefunden hat, die sie jahrelang in Beziehungen suchte. Es ist ein Treffen zur Aufarbeitung dessen, was damals geschah. 1973, als viel zu viel gekifft wurde, Easy sich darin verlor erwachsen sein zu wollen und Kat in der Eloquenz Fripps. Dem jungen Mann, der ihrer beider Leben durcheinander wirbelte.

Es hat etwas von Coming of Age, denn in meinem Bauch ist sofort dieses Gefühl des Erwachsen seins, das auch ich mit 15/16 hatte. Heute kann ich darüber lachen, früher wollte ich vor allem ernst genommen werden. Dazugehören, gefallen wollen. Den Freundinnen, denen, an denen wir unser Herz verloren, denen, von denen wir glaubten, dass wir ohne sie nicht leben könnten. In einer Zeit, in der wir von Theatralik und Sehnsüchten geleitet werden, gerieten Kat und Easy in eine Spirale, die sie fünfzig Jahre später noch begleitet.

Susann Pasztór springt zwischen den Zeiten. Erzählt mal aus den 70ern (in denen eindeutig zu viel gekifft wurde) und mal aus der Gegenwart. Ich weiß gar nicht, welche Ebene ich mehr mag. Beide faszinieren mich. Das Zusammenspiel beider Lebenszeiten ist es, was diese Geschichte so besonders, so fesselnd machen. Welche Abzweigungen im Leben sorgen dafür, dass wir dort landen, wo wir heute sind? Wie viel davon haben wir selbst in der Hand? Wo lassen wir uns mitreissen? Wo treiben? Belastet uns irgendwann ein "was wäre wenn?" oder gelingt es uns loszulassen? Abzuschließen? Zu verarbeiten?

Susann Pasztór hat mal wieder einen sehr klugen Roman geschrieben über eine Geschichte, die so tatsächlich hätte passiert sein können. Meiner Nachbarin, meiner Oma, der Mutter meiner besten Freundin. Eine Geschichte, die mich begeistert, mitnimmt, die mir Stoff zum Nachdenken bietet. Es lohnt sich sehr Kat und Easy kennenzulernen.

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