Spannend
Four Dead QueensWas wäre, wenn wir uns in unserem Leben auf eine Sache fokussieren müssten? Wenn wir nur Technik oder nur Natur zulassen dürften? Alles, um des Friedens Willen, also um ein höheres Ziel zu verfolgen, uns ...
Was wäre, wenn wir uns in unserem Leben auf eine Sache fokussieren müssten? Wenn wir nur Technik oder nur Natur zulassen dürften? Alles, um des Friedens Willen, also um ein höheres Ziel zu verfolgen, uns selbst aber möglicherweise dafür aufgeben müssten. Es sind diese Gedanken, die Astrid Scholte mit ihrem Phantastik Roman bei mir anstößt. Gedanken, die mich auch nach dem Lesen begleiten und das Buch nachhaltig werden lassen.
Grund dafür ist das Setting. Vier Königreiche, jedes mit einem bestimmten Fokus, abhängig voneinander, weil sie nur als Ganzes funktionieren. Um den Frieden zu wahren, herrscht über jedes Königreich eine Königin, die im Königreich ihrer Geburt, aber nicht in unmittelbarer Nähe zur Mutter aufwachsen muss. Alle vier Königinnen leben in einem Palast, um dort unabhängig, aber gemeinsam zu regieren.
Als eine der Königinnen ermordet wird, gerät der Palast in Aufruhr. Gibt es einen Maulwurf? Hatte die Königin Feinde? Sind möglicherweise auch die anderen Königinnen in Gefahr?
Der Palast der Königinnen ist nur eine Erzählebene. Die andere ist die Geschichte der Taschendiebin Keralie Corrington, die von den Morden erfährt. Scheinbar ist es schon zu spät noch etwas zu tun und eigentlich würde sie die Sache am liebsten vergessen. Doch es steckt mehr Herz in ihrem harten Kern, als sie ahnt. Gemeinsam mit dem Boten Varin sucht sie nach dem Mörder / der Mörderin.
Scholte schafft es eine komplexe Geschichte sehr süffig zu erzählen. Keine Schnörkel, keine Ausführungen, in die ich mich verlieren kann, sondern Tiefe, Spannung, Überraschungen.
Die Figuren sind extrem eingängig, auch wenn ich an einem gewissen Punkt nicht mehr wusste, wem ich noch glauben soll. Keralie ist eine Heldin, wie ich sie mag. Kantig, mutig, mit dem Herz am rechten Fleck.
Die Königinnen sind sehr interessante Protagonistinnen. Während des Lesens geistert die Frage in meinem Kopf herum wie gut wohl eine Herrscherin sein kann, wenn sie ohne die Wärme der eigenen Familie aufwächst? Wenn sie das eigene Kind hergeben und keinen Kontakt dazu hat? Wenn sie einen Partnerin lediglich zur Fortpflanzung wählen darf, aber keine emotionale Bindung eingehen darf?
Wie empathisch kann solch eine Königin herrschen? Oder ist Empathie gar nicht nötig, um für das Wohl und die Sicherheit eines Volkes zu sorgen, sondern rationales Denken?
Ich mag es sehr, dass Scholte mich so zum Nachdenken bringt und bin ein bisschen traurig darüber, dass sie diese Gedanken etwas wenig in die Auflösung der Geschichte einfließen lässt. Es ist okay, aber meiner Meinung nach wäre mehr drin gewesen. Trotzdem ist "Four Dead Queens" ein spannender Fantasyroman mit starken Frauenfiguren und guten Ideen, den ich sehr gerne gelesen habe und genauso gerne weiterempfehle.