Wild
WildWer noch nichts von Tania Witte (Interview) oder Antje Wagner, die gemeinsam als Autorenduo unter dem Namen Ella Blix schreiben und veröffentlichen, sollte das dringend ändern. Beide Autorinnen sind Meisterinnen ...
Wer noch nichts von Tania Witte (Interview) oder Antje Wagner, die gemeinsam als Autorenduo unter dem Namen Ella Blix schreiben und veröffentlichen, sollte das dringend ändern. Beide Autorinnen sind Meisterinnen ihres Fachs. Ihre Geschichten sind handwerklich auf einem sehr hohen Level, was die Freude an den größtenteils mystisch angehauchten Romanen noch mehr erhöht. Ich bewundere ihre Fähigkeit mit Wörtern zu jonglieren und sie so zusammenzusetzen, dass ein Sog von großer Stärke entsteht. Ihre Bücher sind so gut, dass ich gar nicht so genau weiß, wie ich sie mit eigenen Worten beschreiben und meine Begeisterung darüber zum Ausdruck bringen soll. Lest unbedingt ihre Bücher!
Allen voran "Wild", das mich so sehr fesseln konnte, dass ich bis tief in die Nacht hinein gelesen habe. Die Geschichte hat mich bis zur letzten Seite nicht losgelassen. Es war nicht mal unbedingt die Auflösung des Rätsels, sondern die Art wie Wagner und Witte aka Ella Blix ihre Erzählung aufbauen.
Im Vordergrund stehen vier Jugendliche, die in einer Art Boot-Camp ihren Sommer verbringen. Alle vier entgehen durch den Aufenthalt im Camp einer Jugendstrafe. Jeder einzelne hütet ein Geheimnis, um den Grund ihres Aufenthalts. Nach und nach erfahren wir, was hinter der Fassade eines coolen Jungen oder dem Mädchen mit der Smartwatch steckt. Das ist typisch für Ella Blix. Die beiden Autorinnen schreiben keinen oberflächlichen Spannungsroman. In ihren Geschichten geht es um was. Sie geben ihren Figuren Tiefe, erzeugen Nähe zwischen mir und den Protagonistinnen. Menschlichkeit, Authentizität, das wahre Leben. Ich kenne solche Jugendlichen wie Noomi. Dass sie in einen Sci-Fi Thriller geraten, erhöht die Spannung, nimmt den Figuren aber keinesfalls die Glaubwürdigkeit. Ihre persönlichen Geschichten sind teils tragisch, vor allem faszinierend und letztendlich auch ein bisschen dafür da, um Verständnis zu erzeugen für Lebensläufe, die Ecken, Kanten und Risse haben.
Angesprochen von der Nähe zu den Charakteren, ist es aber vor allem die Atmosphäre, die mich einfängt und nicht mehr loslässt. Ich schwöre, hätte ich das Buch im Wald gelesen, wäre ich bei jedem Blätterrascheln aufgesprungen, so sehr stand ich unter Strom. Erzeugt vom handwerklichen Können der beiden Autorinnen, denen es so sehr gelingt eine mystische Stimmung zu erzeugen. Irgendwann war mir klar, um welches Geheimnis sich die Handlung dreht. Erst recht spät und deshalb keinesfalls als negativen Punkt anzukreiden. Ich bin wenig Thrillererfahren und daher ist es möglich, dass ich eine Weile blind war, aber mir sind vor allem die Emotionen wichtig, die Ella Blix bei mir auslösten. Und davon gab es jede Menge. Vor allem solche, die mit erschrecken verbunden werden können... Große Leseempfehlung für "Wild".