Profilbild von Fantasie-und-Traeumerei

Fantasie-und-Traeumerei

Lesejury Profi
offline

Fantasie-und-Traeumerei ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Fantasie-und-Traeumerei über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 22.07.2019

Ganz viel echtes Leben

Die Liebe im Ernstfall
0


Was mich an "Die Liebe im Ernstfall" am meisten begeistert hat? Es steckt voller Leben. Voller echtem Leben. Geschichten, Schicksale, Wege, die das Leben schreibt. Die ich, du, wir vielleicht schon mal ...


Was mich an "Die Liebe im Ernstfall" am meisten begeistert hat? Es steckt voller Leben. Voller echtem Leben. Geschichten, Schicksale, Wege, die das Leben schreibt. Die ich, du, wir vielleicht schon mal erlebt haben oder erleben könnten. Gefühle, die mir bekannt sind. Träume, Hoffnungen, Sehnsüchte, die real und authentisch sind.

Paula, Judith, Brida, Malika und Jorinde sind Frauen wie du und ich. Sie versuchen den Alltag zu meistern. Mit all seinen Hürden und verschlungenen Pfaden. Manchmal gelingt es ihnen einen Abgrund zu umschiffen, manchmal rutschen sie genau hinein. Das Glück der einen ist der Alptraum der anderen. Sie sind unterschiedlich und doch haben sie etwas gemein: das Leben schenkt ihnen nichts.

Im Klappentext wird es schon angesprochen - sie suchen nach Freiheit. Jede auf ihrem Weg. Der Wunsch nach Freiheit ist unterschiedlich ausgeprägt und manch eine hat einen engeren Rahmen, als die andere. Ziele, die sie beflügeln, aber auch einschränken.

Während sich eine von Kreativität angetrieben sieht, sich nicht einengen lassen kann, vom Rahmen einer Ehe, sieht die andere dort ihren sicheren Hafen, verliert sich dabei aber auch selbst. Während die eine versucht die Liebe zu berechnen, runterzubrechen, um sie besser zu kontrollieren, verliert sich die andere völlig darin der Liebe nachzujagen.

Krien zeigt wie schwierig die Sache mit der Freiheit ist und ich denke darüber nach wie oft wir doch Kompromisse eingehen. Wie sehr das Leben aus Kompromissen besteht, wenn man Verantwortung für mehr als eine Person - sich selbst - hat und selbst dann ist es schwierig frei zu sein. Oder ist alles nur eine Frage der Einstellung?

Kriens Schreibe empfinde ich als direkt und klar und trotzdem würde ich bei einem zweiten Lesen wieder neue Gedankengänge entwickeln, neues entdecken. Vieles versteckt sich in den verschlungenen Pfaden der Leben, die von den Protagonistinnen betreten werden, vieles in ihren Sehnsüchten.

Ich mochte das Buch sehr. Mochte wie greifbar die Figuren und ihre Geschichten sind. Kriens Debüt "Irgendwann werden wir uns alles erzählen" steht zum Glück noch ungelesen im Regal. Es soll laut Hören-Sagen noch besser sein. Ich freu mich drauf.

Veröffentlicht am 17.07.2019

Die Königin der Schatten

Die Königin der Schatten
0

Ich muss gestehen: nach den ersten Seiten habe ich mich gefragt warum alle so begeistert von "Die Königin der Schatten" sind? Die Schreibe ist direkt, liest sich schnell, ist aber eher einfach, fast banal. ...

Ich muss gestehen: nach den ersten Seiten habe ich mich gefragt warum alle so begeistert von "Die Königin der Schatten" sind? Die Schreibe ist direkt, liest sich schnell, ist aber eher einfach, fast banal. Mir fehlt es an Komplexität, meiner Meinung nach gibt es einige Widersprüche in der Beschreibung der Protagonisten, besonders was die Hauptfigur betrifft bin ich unsicher, ob ich sie eher mutig oder eher unbeholfen dargestellt werden soll. Zum Glück werde ich überredet weiterzulesen.

Im Buch gibt es einen optischen Wechsel. Das "Zweites Buch" beginnt. Die Handlung nimmt rasant an Spannung zu und birgt Geheimnisse, die mich überraschen und mit Wucht treffen. Johansen ist nicht zimperlich. Es fließt Blut, die Stimmung wird düsterer, fast bedrückend. Das Königreich Tearling wird beherrscht von Gewalt. Vor allem von Gewalt, die sich gegen Frauen und Kinder richtet. Hier findet die direkte Sprache ihre Heimat und verhilft zu schockierenden Momenten und bringt die Fantasie übel in Gang.

Obwohl Johansen eher nicht komplex schreibt, stößt sie viele Gedanken und Ideen an. Beginnend beim Setting, das eher ungewöhnlich ist, eigentlich historisch anmutet, aber in einer Zukunft spielt, in der alle Technik aus der Welt verbannt wurde. In der Erfindungen verschleppt und zerstört wurden. Das löst bei mir so ein "Was wäre wenn..."-Gefühl aus und ich frage mich, ob die Historie des Landes Tearling wohl noch eine tragende Rolle spielen wird.

Die Rollen der Frauen im Buch sind auf verschiedene gesellschaftliche Ebenen verteilt. Es gibt besonders starke, aber auch solche, die ganz klar aufzeigen, dass auch unter einer weiblichen Führungskraft ein Patriarchat herrschen kann. Mit Kelsea startet die Autorin in ein eher feministisches Gedankengut, das sie auch gut vermitteln kann, ohne den Zeigefinger zu erheben.

Die Autorin wurde von einer Rede Obamas über Freiheit zu ihrem Buch inspiriert und das dies eins ihrer zentralen Themen ist, wird ganz klar deutlich. Verschiedene Stufen von Freiheit, verschiedene Arten von Freiheit finden hier Raum. Einige werden sehr direkt dargestellt, andere sind schon eher versteckt und können von Leserinnen und Lesern als Gedankenanstoss aufgenommen werden.

Mit der Sprache der Autorin hadere ich leider bis zum Ende. Trotzdem konnte sie mich mit dem Auftakt ihrer Trilogie fesseln. Da sie einige Ideen angestoßen hat, sind meine Erwartungen an Band 2 und 3 allerdings sehr hoch. Mal schauen, ob diese erfüllt werden können.

Veröffentlicht am 17.07.2019

Genialer zweiter Band!

Die Verzauberung der Schatten
0

Was für ein zweiter Band!! Ich bin schwer begeistert. Und völlig gefangen von Schwabs magischer Trilogie, ihrer Fähigkeit Figuren zu konzipieren und eine Welt, die komplex und vielschichtig ist, düster ...

Was für ein zweiter Band!! Ich bin schwer begeistert. Und völlig gefangen von Schwabs magischer Trilogie, ihrer Fähigkeit Figuren zu konzipieren und eine Welt, die komplex und vielschichtig ist, düster und bunt zugleich.

Mit dem Hörbuch zu "Vier Farben der Magie" habe ich vorm Lesen nochmal mein Gedächtnis aufgefrischt. Band 1 hat es mir anfangs etwas schwer gemacht. Ich konnte die Ausführung nicht direkt in Bilder umzusetzen und fühlte mich daher zunächst etwas Orientierungslos. Da es aber auch schon eine Weile her ist, dass ich "Vier Farben der Magie" las, war das Hörbuch eine gute Option, um eine Brücke zwischen den beiden Büchern zu schlagen.

In "Die Verzauberung der Schatten" bin ich sofort mit ganzer Kraft der schriftstellerischen Fähigkeiten Schwabs hineingezogen worden. Von der ersten Seite an entsteht eine große Spannung, hervorgerufen durch Delilah Bart, die einfach eine richtig gute Figur ist und die ich in all ihrer Verrücktheit mag. Sie ist etwas Größenwahnsinnig, aber auch rastlos. Angetrieben vom Wunsch zu wissen wer sie ist, hat sie auf einem Piratenschiff angeheuert und segelt damit von einem Abenteuer zum Nächsten. Und so ist es nicht verwunderlich, dass auch sie ins Rote London gelangt, während sich dort alles um das Turnier der Magier dreht.

Was auf den ersten Blick wie ein Kräftemessen der mit Magie begünstigten wirkt, ist tatsächlich aber auch ein Spielball der Politik, weshalb es von Nöten ist, gewisse Regeln einzuhalten. Von Regeln hält jedoch weder Delilah viel, noch Prinz Rhy. Möglicherweise beschwören sie damit - ohne es zu wollen - etwas hinauf, das in Band 3 "Die Beschwörung des Lichts" seinen Lauf nimmt.

Während mich Band 1 mit einem holprigen Einstieg empfing, ließ mich "Die Verzauberung der Schatten" kaum gehen. Ich war so gefesselt vom Verlauf der Geschichte, so fasziniert von Schwabs Fähigkeit Wege zu bauen, die erkennbar und gleichzeitig überraschend sind, dass ich nach beenden des Romans fast in ein Lesetief fiel. Ich kann es kaum erwarten Band 3 zu lesen, habe aber gleichzeitig Angst davor. Ich möchte so gerne noch einmal in die Magie von Schwabs Geschichte eintauchen, aber eigentlich will ich es auch immer und immer wieder erleben. Ganz große Fantasy, die ich wirklich von Herzen empfehlen möchte.

Veröffentlicht am 08.07.2019

Meine Zeit mit Eleanor

Meine Zeit mit Eleanor
0

Dies ist die mögliche Liebesgeschichte der Reporterin Lorena Hickock und Eleanor Roosevelt, der Frau von Präsident Franklin D. Roosevelt. Die Geschichte entstammt der Fantasie von Autorin Amy Bloom, ist ...

Dies ist die mögliche Liebesgeschichte der Reporterin Lorena Hickock und Eleanor Roosevelt, der Frau von Präsident Franklin D. Roosevelt. Die Geschichte entstammt der Fantasie von Autorin Amy Bloom, ist aber historisch korrekt was Chronologie und einige der darin vorkommenden Figuren angeht. Den Protagonistinnen wurde schon zu Lebzeiten eine Affäre nachgesagt, die aber nie bestätigt wurde.

Ich ging völlig blauäugig an den Roman "Meine Zeit mit Eleanor", ohne irgendwelches Vorwissen über die Familie von Franklin D. Roosevelt oder seine Person, geschweige denn seine Frau zu haben. Das war einerseits von Vorteil, weil ich vorurteilsfrei an die Erzählung rangehen konnte, andererseits habe ich mich aber oft gefragt, was davon fiktiver und was realer Natur ist. Die Frage stellte ich mir vor allem in Bezug auf die Charaktereigenschaften der Autorin. Am Ende des Romans geht Bloom kurz darauf ein, dass alles, was sie geschrieben hat fiktiv ist. Das versöhnt mich nicht so richtig mit der Frage, ob z.B. Eleanor Roosevelt die großzügige Frau mit unbegrenzter Herzensgüte war, als die sie hier dargestellt wurde. Das hat während des Lesens immer wieder an meinem Lesevergnügen gekratzt, das ansonsten sehr hoch war. "Meine Zeit mit Eleanor" hat mir noch besser gefallen, als Blooms Roman "Wir Glücklichen".

Wenn ich davon ausgehe, dass alle Charaktereigenschaften fiktiv sind, hat Bloom zwei Frauen erschaffen, die von unterschiedlicher Struktur sind. Hick ist rau, abweisend und direkt, geprägt durch ihre karge Vergangenheit, die durchzogen ist von Gewalt und Entbehrungen, von Demütigungen und Ablehnung. In Eleanor findet sie ihren Ruhepol, ihr quiet place, den Menschen, der ihre Wunden heilt, obwohl Eleanor selbst mit Demütigung und Verletzung zu kämpfen hat. Ihr Mann ist ein Schürzenjäger. Geht Affären ein. Langfristig, wenn sie von Nutzen sind, kurzfristig, wenn ihm danach ist. Eleanor - ganz die First Lady - steht weiterhin hinter ihm. Sie repräsentieren die Ehe als Institution, als wichtiges Bindeglied zwischen Volk und Regierung.

Die Liebesgeschichte zwischen Hick und Eleanor ist wunderschön. Frei von Kitsch, aber gezeichnet von der Sehnsucht jemanden zu haben, der die Hand reicht, ohne, dass man darum bitten muss, und berührt, ohne zu berühren. Obwohl Hick ihrer Eleanor nicht ihre gesamte Vergangenheit und damit auch nicht alle Narben ihrer Seele offenbart - zu Eleanors Schutz?

Es ist die Verbundenheit zweier Frauen in einer Zeit, in der viele Dinge hinter vorgehaltener Hand geschehen, in der man die Augen vor der Wahrheit verschließt und drohendes Unheil wegfeiert. Die Atmosphäre der 20er und 30er Jahre wird von Amy Bloom anhand der Erlebnisse, des Alltags der beiden Frauen lebendig dargestellt.

Eine festliche Zeitreise, die sich durch Atmosphäre und Emotionen, versteckte Andeutungen auszeichnet und die ich sehr genossen habe.

Veröffentlicht am 03.07.2019

Das Böse, es bleibt

Das Böse, es bleibt
0

Das Böse, es bleibt - egal wie sehr du dagegen ankämpfst. Hat es erst einmal Blut geleckt, kommt es auch wieder zurück. Auch dann, wenn es sich lange Zeit versteckt hat oder verdrängt werden konnte. Du ...

Das Böse, es bleibt - egal wie sehr du dagegen ankämpfst. Hat es erst einmal Blut geleckt, kommt es auch wieder zurück. Auch dann, wenn es sich lange Zeit versteckt hat oder verdrängt werden konnte. Du kannst versuchen dir das Böse zu Nutze zu machen. Doch du bist auf sein Wohlgefallen angewiesen. Es lässt sich nicht zwingen, nicht versklaven. Und irgendwann kehrt es sich um und richtet sich gegen dich.

D'Andrea kreiert verschiedene Figuren, deren Wege sich kreuzen. Sie alle haben bereits eine Begegnung mit dem Bösen hinter sich. Mal mehr, mal weniger intensiv. Mal mehr, mal weniger aktiv. Aber man begegnet sich immer zweimal im Leben und so ist es auch mit dem Bösen.

D'Andrea hat eine Atmosphäre erschaffen, die mir unter die Haut kroch. Bedrückend, beängstigend, spannend durch geschickte Handhabung von Andeutungen und dem Spiel mit der Fantasie. Ich hätte das Buch am liebsten in einem Rutsch gelesen, weil es D'Andrea mit Hilfe dieser Stilmittel so sehr gelungen ist, mich zu fesseln. Die bedrückende Atmosphäre des Romans hat mich noch tagelang verfolgt.

Außerdem ist mir die Protagonistin trotz ihrer Makel in dem Maß ans Herz gewachsen, wie ich andere Figuren des Romans verabscheue oder fürchte.

Die Figuren sind es allerdings auch, die ich als größten Kritikpunkt sehe. Sie sind auf Konstrukten aufgebaut, die Klassiker aus dem Psychologielehrbuch sein könnten. Sie handeln zwar nicht immer vorhersehbar, aber ihre Handlungen werden dann, wenn man die Lebensgeschichten dazu erfährt, so einleuchtend, dass sie schon fast banal und künstlich wirken.

Dennoch habe ich es nicht bereut das Buch zu lesen. Oder vielleicht doch. Ich werde nie mehr einen Südtiroler Erbhof in der Dunkelheit betreten können...