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Veröffentlicht am 27.06.2019

Ganymed erwacht

Ganymed erwacht
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Vorm Lesen hatte ich ein wenig Bedenken, ob mir "Ganymed erwacht" nicht vielleicht ein wenig zu wissenschaftlich oder zu technisch angehaucht sein könnte. Aber die Leseprobe hatte mir schon verraten, dass ...

Vorm Lesen hatte ich ein wenig Bedenken, ob mir "Ganymed erwacht" nicht vielleicht ein wenig zu wissenschaftlich oder zu technisch angehaucht sein könnte. Aber die Leseprobe hatte mir schon verraten, dass die Schreibe des Autors Grund genug ist die persönliche Lesekomfortzone zu verlassen.

"Ganymed erwacht" spielt in einem spannenden politischen Setting. Es gibt keine Regierung mehr, wie wir sie kennen. Große Konzerne haben sich zusammengeschlossen und nun gibt es vier große Konzernmachten, die eigentlich alles Wirtschaftliche steuern. Diesen Gedankengang finde ich richtig interessant. Schon jetzt sind wir von vielen Konzernen abhängiger, als wir glauben. Konzerne geben Studien in Auftrag, die sich mit Gesundheit beschäftigen und manipulieren uns damit so, dass wir uns in die von ihnen gewünschte Richtung bewegen. Und wenn ich daran denke, welche Macht ein Konzern wie Nestlé in Hinblick auf die Wasserversorgung eines ganzen Landes ausübt, wird mir ganz übel. Der Background der Geschichte ist also nicht von ungefähr hergeholt, sondern eher ein "Was wäre wenn in der Zukunft...?"

Ja, was wäre wenn in der Zukunft Konzerne all ihre Macht und ihr Geld ausspielen? Dann könnten diese einfach mal eine Astronautin hin- und herschieben wie sie möchten, untereinander mit deren Leben handeln und ihr einen Auftrag erteilen, den sie nicht ablehnen kann.

Neben Astronautin Rachel Ferreira gibt es eine weitere Gruppe an Charakteren, die im Mittelpunkt stehen. Das Söldnerteam rund um Theodore, der vom Autor so entwickelt wurde, dass er in einer Verfilmung perfekt von einem jüngeren Bruce Willis dargestellt werden könnte. Theodore ist hart, lässig und hat Herz.

Joshua Tree erzählt auf zwei Ebenen. Im Mittelpunkt der einen Ebene steht Rachel Ferreira, die als einzige Überlebende einer Expedition gezeichnet ist vom monatelangen Aufenthalt im Weltall und eine sehr sympathische Protagonistin ist. Die andere Ebene begleitet Theodore und ist vom Spannungsfeld deutlich höher. Ein bisschen so geschrieben, wie ich es mir von guten Actionfilmen wünsche, ohne dabei flach zu werden.

Das Ende von "Ganymed erwacht" lässt erahnen, dass der zweite Band "Ganymeds flüstern" auf keinen Fall weniger spannend ist.

Veröffentlicht am 27.06.2019

Spannende Reise in die Hanse-Zeit

Das Handelshaus
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"Das Handelshaus" ist die im 16. Jahrhundert angesiedelte Geschichte der fiktiven Familie Loytz, die wie ihr reales Vorbild - Familie Loitz aus Stettin - dank vielerlei Schuldner dem Bankrott entgegensieht ...

"Das Handelshaus" ist die im 16. Jahrhundert angesiedelte Geschichte der fiktiven Familie Loytz, die wie ihr reales Vorbild - Familie Loitz aus Stettin - dank vielerlei Schuldner dem Bankrott entgegensieht und um das eigene Überleben und dem des florierenden Handels, der seit mehreren Generationen in der Familie angesiedelt ist, kämpfen muss. Erschwert wird ihnen das Überleben durch die Fahrigkeit ihrer launenhaften Geschäftspartner, Zwist und Streit in der eigenen Familie und den Dreikronenkrieg, der 7 Jahre lang zwischen Dänemark und Schweden herrschte und den ganzen Norden beeinträchtigte.

"Das Handelshaus" ist mein erstes Buch des deutschen Autors Axel S. Meyer, der bereits einige historische Romane veröffentlichte, die durch viele positive Leserstimmen ausgezeichnet wurden. Verständlicherweise, denn Meyer versteht es Spannung und Historie so geschickt zu kombinieren, dass eine fesselnde Geschichte daraus wird.

Dank Meyer hörte ich zum ersten Mal vom Dreikronenkrieg, reiste zum ersten Mal in den Norden der Hanse-Zeit. Seine klare Sprache erleichterten mir die Vorstellung davon, wie sich das Leben im 16. Jahrhundert dort abgespielt haben musste. Der Einblick in die deutsche/polnische/dänische Geschichte war sehr interessant und zu keiner Zeit trocken oder langweilig.

Ganz im Gegenteil. Trotz der über 600 Seiten ist "Das Handelshaus" ein sehr kurzweiliges Vergnügen. Meyer versteht es durch geschicktes Setzen der Kapitel und steten Wechsel der Handlungsorte einen fesselnden Spannungsbogen aufzubauen. Hundert Seiten lassen sich leicht am Stück lesen und die Rückreise in die Gegenwart fiel mir eher schwer.

Für erhöhte Spannung sorgen auch die drei Protagonisten, die Loytzen Brüder Michael, Stephan und Simon. Drei sehr unterschiedliche Figuren, die durch ihre unterschiedlichen Charakterzüge immer wieder für Überraschungen und explosive Dialoge sorgten. Der Aufbau dieser, sowie einiger Nebenfiguren, hat mir besonders gut gefallen und zeigt dass der Autor sein Handwerk versteht und nicht nur durch Handlungen für Spannung sorgt, sondern mit vielschichtigen Charakteren für die nötige Tiefe sorgt. Keiner der Protagonisten ist vorhersehbar und hat mich manches Mal aufs Glatteis geführt, wenn ich dachte, ich könne den nächsten Schritt dieser Figur vorhersehen.

"Das Handelshaus" hat mir spannende wie informative Lesezeit beschert. Ich werde mir ganz sicher auch noch weitere Bücher des Autors kaufen und kann diesen Roman, der in der Hanse-Zeit spielt, nur jeder Leserin und jedem Leser ans Herz legen, die/der auch nur ein bisschen Interesse daran hat, zu erfahren wie sich das Leben in einer anderen Zeit abgespielt hat. Neben individuellen Schicksalen kommt hier auch die politische Vergangenheit Deutschlands, sowie Teile Polens und Dänemarks, nicht zu kurz.

Veröffentlicht am 22.06.2019

Dry

Dry
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Im Umgang mit den Ressourcen der Natur müssen wir alle umdenken. Umsichtiger werden. Weniger egoistisch sein. Genau dies macht Neal Shusterman zum Thema der Dystopie "Dry", die er gemeinsam mit seinem ...

Im Umgang mit den Ressourcen der Natur müssen wir alle umdenken. Umsichtiger werden. Weniger egoistisch sein. Genau dies macht Neal Shusterman zum Thema der Dystopie "Dry", die er gemeinsam mit seinem Sohn Jarrod geschrieben hat.

Was wäre, wenn wir kein Wasser mehr hätten? Wenn Wasser rationiert wäre und gleichmäßig zwischen Menschen verteilt werden müsste?

In Süd-Kalifornien ist ein Tap-Out ausgesetzt worden. Es kommt kein einziger Tropfen Wasser mehr aus den Leitungen. Wer schnell genug reagiert, kann letzte Trinkwasserreserven aus dem Supermarkt holen. Doch dort ist die Hölle ausgebrochen. Jeder hat Angst nicht schnell genug zu sein. Jeder hat Angst vorm Verdursten. Schnell herrscht gähnende Leere in den Regalen und erste Kämpfe, um das kostbare Gut beginnen. Die Katastrophe nimmt ihren Lauf.

"Dry" ist beängstigend. Deshalb, weil es nicht so dystopisch ist, wie wir es uns vielleicht wünschen. Weil es verdeutlicht wie wichtig Wasser für uns ist. Und wie verschwenderisch wir damit umgehen.

Anhand von mehreren Jugendlichen, die als Protagonistinnen und Protagonisten begleitet werden, anhand von verschiedenen Erzählperspektiven, skizzieren die Autoren wie stark der Wassermangel Leben im Einzelnen, aber auch in Systemen wie z.B. Dorfgemeinschaften, beeinflusst. Wie sehr alles in unserem Leben von Wasser abhängig ist. Begonnen bei Trinkwasser über Körperhygiene bis hin zu Landwirtschaft und der Produktion von Alltagsgegenständen.

Es ist erschrecken, was alles passieren könnte.

Neben dem subtilen Tod durch verdursten, würden Epidemien und Kriege ausbrechen. Kriege, in denen jeder einzelne ums Überleben kämpft, aber auch Kriege, die auf anderen Ebenen ausgetragen werden. In denen soziale Ungleichheit eine maßgebliche Rolle spielen würde. Es ist erschreckend wie schnell Menschen verwahrlosen, wie schnell aus Gewalt angewandt wird, wenn das eigene Überleben auf der Waagschale liegt und wie schnell Macht ausgenutzt wird, ohne auch nur ansatzweise an Gerechtigkeit zu denken.

Neal und Jarrod Shusterman haben ein sehr reales Setting geschaffen, das bedrückend und beängstigend ist. Dass uns warnen möchte und hoffentlich einige von uns zum Überdenken des Wasserkonsums bewegen kann.

Ich finde es extrem gut, dass Vater und Sohn sich dieses Themas angenommen haben, und hoffe, dass die aufrüttelnde Dystopie viele Leserinnen und Leser findet. Ich persönlich habe allerdings so meine Schwierigkeiten mit Shustermans Idee von Spannung. Wie auch schon die "Vollendet" - Reihe, konnte "Dry" mich zwar durch den konstruktiven Inhalt begeistern, jedoch nicht mit ausgefeilter Spannung.

Veröffentlicht am 22.06.2019

Spannende Zeitreise ins viktorianische Schottland

Hurentochter - Die Distel von Glasgow
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"Hurentochter" ist eins dieser "nur noch ein Kapitel" Bücher, über dem mir dann die Augen zufallen, weil es plötzlich viel später geworden ist, als geplant. Ganz schnell haben mich die Figuren eingenommen ...

"Hurentochter" ist eins dieser "nur noch ein Kapitel" Bücher, über dem mir dann die Augen zufallen, weil es plötzlich viel später geworden ist, als geplant. Ganz schnell haben mich die Figuren eingenommen und die Handlung ist voller spannender und überraschender Wendungen, die mich ebenso fesseln, wie die darin verwobenen historischen Fakten.

Emily wächst in einem Bordell auf. Als ihre Mutter 16 Jahre zuvor ohne Erinnerungen auf der Straße gefunden wird, ist sie schwanger. Die einzige Möglichkeit ihre Tochter gesund zur Welt zu bringen, ist der Schutz des Freudenhauses. Im Kreis der Frauen findet Ines ein neues Zuhause für sich und ihre Tochter. Doch dann erfolgt ein Schicksalsschlag nach dem nächsten. Emily ist nicht mehr sicher, denn ein dunkles Geheimnis folgt ihr wie ein Schatten. Gemeinsam mit ihrem besten Freund und Liebhaber Liam flieht sie und versucht auf eigenen Beinen zu stehen. Keine leichte Aufgabe als Frau, im viktorianischen Schottland, mit einem Leben im Bordell als Vergangenheit.

Emily ist nur eine von vielen sympathischen Figuren dieser Geschichte. Schnell habe ich einen Zugang zu ihre gefunden, habe mit ihr gelitten und gebangt und mir gewünscht, dass sie niemals die Hoffnung verliert. Genau so ergeht es mir mit Liam. Sein Handeln ist nicht immer so besonnen, wie ich es erwartet habe, aber er ist ein feiner Kerl und dass Emily sich in ihn verliebt, kann ich gut nachvollziehen.

Eigentlich mag ich es gar nicht so gerne, wenn in einem historischen Roman große Liebesgeschichten vorkommen, aber die von Emily und Liam ist einfach nur schön und überlagert den Rest der Geschichte kein bisschen.

Es sind fast Krimiartige Züge, die der Teil des Romans mitbringt, der sich mit Emilys Familiengeheimnis beschäftigt. Tabea König legt den Aufbau des Romans so an, dass ich als Leserin recht schnell ahne, woher Ines und Emily kommen. Umso spannender ist es zu verfolgen wie sie selbst die Vergangenheit aufdecken. Die größte Überraschung war für mich das Ende. Die Auflösung des Geheimnis hätte mit banalen Handlungen erfolgen können, aber König legt hier nochmal einen drauf und schreibt ein wirklich großartiges Finale, in dem die Spannung nochmal bis zum Zerbersten ansteigt.

"Hurentochter" lässt mir so gut wie keinen Raum für Kritik. Ich habe die Geschichte so gerne gemocht wie ihre Figuren (die Antagonisten habe ich natürlich abgrundtief gehasst) und war von der Handlung so gefesselt, dass ich durch den Roman nahezu durchgeflogen bin. Umso erfreuter bin ich, dass es einen zweiten Teil ("Hurenmord. Die Rose von Whitechapel" | ET: September 2019) geben wird, in dem wir auf eine alte Bekannte treffen.

Veröffentlicht am 21.06.2019

Berührend, nachdenklich, sensibilisierend

Drei Schritte zu dir
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"Drei Schritte zu dir" fällt in das Subgenre Sick Lit, das ich lange Zeit mied, weil ich das Gefühl hatte, dass sich die Geschichten ein ums andere wiederholen. Manchmal ist jedoch nicht das Was, sondern ...

"Drei Schritte zu dir" fällt in das Subgenre Sick Lit, das ich lange Zeit mied, weil ich das Gefühl hatte, dass sich die Geschichten ein ums andere wiederholen. Manchmal ist jedoch nicht das Was, sondern das Wie entscheidend, um von einer Geschichte berührt zu werden.

Stella und Will leiden beide an Mukoviszidose. Während Stella sehr sorgfältig mit ihrer Krankheit umgeht, ihren Tag durchstrukturiert und mit Hilfe eines YouTube Kanals für Aufklärung über die Krankheit sorgt, verhält sich Will scheinbar sorglos. Provoziert eine Verschlimmerung seiner Krankheit regelrecht. Doch was steckt wirklich hinter Wills Rebellion? Was hinter Stellas Verhalten?

Mit ganz viel Fingerspitzengefühl nimmt uns Autorin Rachael Lippincott mit in das Leben von Patienten mit der Diagnose einer Krankheit, die einen tödlichen Verlauf nimmt. Anders als in vielen anderen Sick Lit Romanen steht hier nicht nur die Geschichte zwischen den beiden Jugendlichen im Vordergrund, sondern was das Leben ausmacht. Ich frage mich mehr als einmal, wie ich wohl damit umgehen würde, wenn ich wüsste, dass ich in naher Zukunft sterben würde. Wie ich als Jugendliche damit umgegangen wäre und was wohl der "richtige" Weg ist. Auf ein paar Jahre verzichten und dafür intensiv leben? Oder ein paar Jahre mehr, um diese mit den Menschen zu verbringen, die ich liebe? Und wie berechenbar ist unser Leben überhaupt?

Ganz sanft, aber eindringlich nähern sich Will und Stella der Frage, was das Leben überhaupt lebenswert macht. Begegnen dabei mehr und mehr sich selbst. Nähern sich an, ohne sich nahe kommen zu dürfen. Schreiben ihre eigene Geschichte, die mich zu Tränen rührt.

Maximiliane Häcke, Synchronsprecherin und Schauspielerin aus Köln, spricht mit ganz viel Feingefühl die nachdenkliche Stella. Sympathisch wirken die beiden, werden eins, und berühren mich. Auch die Wahl von Wills Stimme ist mit Dirk Petrick, deutsche Stimme von Cole Sprouse, der den Will in der Verfilmung spielt, perfekt besetzt. Trotz seiner rauen Art mit seiner Krankheit umzugehen, ist Will ein sensibler Mensch, was von Petrick sehr gut verdeutlicht wird.

"Drei Schritte zu dir" ist die berührende Geschichte zweier Herzen, die füreinander schlagen, aber vom Schicksal davon abgehalten werden einander zu berühren. Der Roman von Rachael Lippincott basiert auf dem Drehbuch zu "Five Feet Apart", das von Mikki Daughtry geschrieben und von einer wahren Geschichte inspiriert wurde.

"Drei Schritte zu dir" ist mehr, als eine Liebesgeschichte. Es ist ein Sprachrohr für Krankheiten wie Mukoviszidose. Es ist eine Geschichte über Gefühle und Miteinander und eine Geschichte, die nachdenklich stimmt und sensibilisiert für das, was im Leben wichtig ist.