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Veröffentlicht am 08.11.2016

dicht, bedrückend, brisant

Falsche Schwestern
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Den Fall Natascha Kampusch haben wohl damals sehr viele mitverfolgt, denn wenn jemand nach so langer Gefangenschaft frei kommt, bewegt das die Leute und wirft viele Fragen auf.
"Falsche Schwestern" wird ...

Den Fall Natascha Kampusch haben wohl damals sehr viele mitverfolgt, denn wenn jemand nach so langer Gefangenschaft frei kommt, bewegt das die Leute und wirft viele Fragen auf.
"Falsche Schwestern" wird aus der Sicht der jüngeren Schwester erzählt, so dass der Leser hautnah miterlebt, wie es ist, wenn die eigene Schwester 13 Jahre vermisst wird und wie es sich anfühlt, wenn diese dann plötzlich wieder auftaucht.

Wenn einer Familie so ein schwerer Schicksalsschlag wie Kindesentführung widerfährt, hinterlässt dies seine Narben. Faiths Eltern haben sich getrennt. Sie lebt bei ihrer Mutter, die über die Jahre alles dafür getan hat, dass der Fall Laurel Logan nie in Vergessenheit geraten ist. Die Wochenenden verbringt sie bei ihrem Vater, der mit seinem Freund zusammen wohnt. Faith hat sich, so gut es geht, mit ihrer Situation arrangiert und versucht, jegliche Aufmerksamkeit zu vermeiden. Das Auftauchen der Schwester lässt sie sehr vieles hinterfragen.

Faith hat es wirklich nicht einfach. Erst muss sie jahrelang mit der Situation zurecht kommen, dass zum einen ihre Schwester vermisst ist, zum anderen muss sie miterleben, wie sich ihre Eltern unter dieser schweren Last verändern. Als Laurel dann wieder auftaucht, ist sie zwiegespalten. Selbstverständlich freut sie sich, dass ihre Schwester wieder da ist, doch sie muss auch erst lernen, mit der neuen Familiensituation umzugehen, vor allem, weil sich nun noch mehr alles um Laurel dreht und die Presse an jeder Ecke lauert.

Cat Clarke hat eine schwierige und brisante Thematik sehr eindringlich umgesetzt. Zudem erzählt Faith sehr fesselnd. Mit "Falsche Schwestern" bekommen wir eine äusserst interessante Charakterstudie und viel unterschwellige Spannung. Die Emotionen beim Lesen schwanken zwischen Neugierde und Beklemmung, so dass man das Buch kaum noch aus der Hand legen kann.

Leider verraten die Inhaltsangabe und vor allem der Titel schon sehr viel über die Geschichte. Doch dies ist nur ein Wermutstropfen, "Falsche Schwestern" ist trotzdem sehr spannend.

Der Schreibstil von Cat Clarke ist ruhig und eindringlich. Allein mit ihren Charaktere und einer unheimlich dichten Atmosphäre schafft die Autorin es, die Leser total an die Seiten zu fesseln. Sie setzt viel mehr auf den psychologischen Blick in Faiths Gefühlswelt als auf actionreiche Szenen.

Fazit:
"Falsche Schwestern" ist ein sehr gelungener psychologischer Spannungsroman. Cat Clarke überzeugt mit facettenreichen Charaktere, einer sehr dichten und bedrückenden Atmosphäre und dem brisanten Thema einer Kindesentführung, die sofort unsere Erinnerungen an den Fall Natascha Kampusch wecken.
Obwohl der Titel leider schon einiges verrät, konnte ich mich dem Lesesog des Buches nicht entziehen und konnte es kaum noch aus der Hand legen. Eine tiefgründige Geschichte, die man nicht so schnell vergessen wird.

Veröffentlicht am 08.11.2016

brillante Fantasy mit einem Schuss Western

AMANI - Rebellin des Sandes
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Nicht nur optisch kann mich "Amani - Rebellin des Sandes" begeistern, auch inhaltlich weiss Alwyn Hamilton zu überzeugen. Sie hat ihre Fantasygeschichte in der Wüstenland angesiedelt und mit einem Hauch ...

Nicht nur optisch kann mich "Amani - Rebellin des Sandes" begeistern, auch inhaltlich weiss Alwyn Hamilton zu überzeugen. Sie hat ihre Fantasygeschichte in der Wüstenland angesiedelt und mit einem Hauch von 1001 Nacht und einem Schuss Western versehen. Wir begegnen Djinis, Nachtmahren, Guhlen, magischen Wüstenpferden und einer Revolverheldin. Das Setting ist einfach grandios und man bekommt das Gefühl, der Sand sickert durch alle Seiten.

Amani ist ein Wüstenkind. Sie liebt die Hitze, den Sand, nur ihren Heimatort Dustwalk will sie hinter sich bringen, koste es, was es wolle. Um an das nötige Geld für ihre Flucht zu kommen, verkleidet sie sich als Junge und nimmt an einem Schiesswettbewerb teil. Dort lernt sie den fremden Jin kennen, der von den Schergen des Sultans verfolgt wird.

Amani ist eine grossartige Protagonistin, die man einfach ins Herz schliessen muss. Nach dem Tod ihrer Eltern lebt sie bei ihrem Onkel, wo sie jedoch nur geduldet wird. Kein Wunder also, dass sie ein klares Ziel vor Augen hat, in der Hauptstadt ein neues Leben zu beginnen. Sie ist taff und nicht auf den Mund gefallen, hat aber auch ihre verletzliche Seite. Und genau diese Attribute machen sie so sympathisch und authentisch. Zudem legt sie während der Geschichte eine tolle Entwicklung hin.

Wir auch Amani ist auch der Leser sofort von Jin fasziniert. Auf der einen Seite ist er hilfsbereit und offen, auf der anderen Seite realisiert man schnell, dass er mehr als nur ein Geheimnis mit sich herumträgt.

"Amani - Rebellin des Sandes" bietet nicht nur sehr viel Spannung sondern zeigt sich auch von der romantischen Seite. Nicht oft kann mich eine Liebesgeschichte in in einer rasanten Story überzeugen, doch Alwyn Hamilton beweist viel Feingefühl, die nötige Leidenschaft und hält diese Balance meisterhaft.

Mit ihrem bildgewaltigen Schreibstil lässt Alwyn Hamilton verzauberte Wüstenpferde auferstehen, lässt einen die Hitze spüren und wirbelt viel Staub auf. Sie entführt in eine atemberaubende Wüstenwelt, die voller Magie und Geheimnissen steckt, und einen erst wieder auftauchen lässt, wenn der Lesedurst gestillt ist.

Fazit:
mitreissend, magisch, grandios
"Amani - Rebellin des Sandes" ist eine excellente Fantasygeschichte mit einem Hauch von 1001 Nacht und einem Schuss Western. Mit viel Spannung, einem atemberaubenden Setting und perfekt dosierter Leidenschaft entführt uns Alwyn Hamilton nach Maraji und wirbelt viel Staub auf.
Unbedingt lesen und die Hitze der Wüste spüren, die Geheimnisse des Sandes aufdecken und sich verzaubern lassen!

Veröffentlicht am 30.10.2016

von Hoffnungen, der bitteren Realität & wahrer Freundschaft

Apple und Rain
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Wir steigen mit Apples erster Kindheitserinnerung in die Geschichte ein. Sie war drei Jahre alt und erwachte weinend in der Nacht. Dann bekam sie mit, wie ihre Mutter sie bei der Grossmutter zurückliess ...

Wir steigen mit Apples erster Kindheitserinnerung in die Geschichte ein. Sie war drei Jahre alt und erwachte weinend in der Nacht. Dann bekam sie mit, wie ihre Mutter sie bei der Grossmutter zurückliess und ging. Nana und Apple haben sich zwar gut arrangiert, doch sie vermisst ihre Mutter trotzdem sehr und möchte vor allem wissen, warum sie sie verlassen hatte.

Dann, nach elf Jahren, taucht ihre Mutter plötzlich wieder auf. Apple ist überglücklich und zieht ganz überstürzt zu ihr. In der neuen Wohnung angekommen, entdeckt sie Rain, ihre Schwester, von der sie keine Ahnung hatte. Aber auch Rain wusste nichts von einer grossen Schwester und so sind die beiden Mädchen sehr skeptisch. Und leider muss sich Apple nach einiger Zeit auch eingestehen, dass sich ihre Mutter wohl doch nicht geändert hat, sondern nur einen Babysitter brauchte. So hatte sie sich ihr neues Leben mit Mum überhaupt nicht vorgestellt.

Apple ist zwar erst 14 Jahre alt, doch sie wirkt für ihr Alter schon sehr reif. Kein Wunder, wenn man bedenkt, was sie schon alles durchgemacht hat. Weder bei ihrer Mutter noch bei ihrem Vater ist sie die oberste Priorität, so dass sie bei Nana aufwächst. Das ist nicht immer einfach, denn diese ist streng und erzieht sie sehr konservativ. Apple ist mir sofort ans Herz gewachsen, denn sie ist ein sehr sympathisches Mädchen, das auf ihre Mutter hofft.

Sarah Crossans Charaktere sind sehr liebevoll gezeichnet und haben Tiefe. Klar hegen wir gegen die eine oder andere Figur auch eine Abneigung, doch so ist das ja auch im richtigen Leben.
In "Apple und Rain" steht die Freundschaft, die Familie und das Erwachsen werden im Mittelpunkt. Mit einer sehr ruhigen Art bringt die Autorin einem die Themen gekonnt und emotional rüber.

"Apple und Rain" ist zwar eine wirklich schöne Geschichte, die ich gerne gelesen habe, doch mir hat noch das gewisse Etwas gefehlt.

Der Schreibstil von Sarah Crossan ist schlicht und ruhig. Trotzdem schafft sie es, mit nur wenigen Worten Emotionen zu transportieren.
Dadurch dass "Apple und Rain" aus der ich-Perspektive von Apple geschrieben ist, kann der Leser sehr gut mit der Protagonistin mitfühlen und versteht sie nur zu gut.

Fazit:
"Apple und Rain" ist eine schöne, ruhige Geschichte ums Erwachsen werden. Obwohl sie sich sehr leicht lesen lässt, schafft es Sarah Crossan gut, in die Tiefe zu gehen. Das Buch ist traurig und schön zugleich und zeigt, wie wichtig Freundschaft ist.

Veröffentlicht am 18.10.2016

berührend, fesselnd, emotional

Worte für die Ewigkeit
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Mit "Worte für die Ewigkeit" bekommen wir gleich zwei Liebesgeschichten in einem.
Zum einen begleiten wir im Jetzt die 16-jährige Hope nach Montana. Ihre Mutter ist Umwelt- und Waldökologin und fährt beruflich ...

Mit "Worte für die Ewigkeit" bekommen wir gleich zwei Liebesgeschichten in einem.
Zum einen begleiten wir im Jetzt die 16-jährige Hope nach Montana. Ihre Mutter ist Umwelt- und Waldökologin und fährt beruflich für einen Monat ins staubige Montana ins Niemandsland, genauer gesagt auf die Broken Bit Ranch. Hope muss einmal mehr mit, obwohl sie dazu überhaupt keine Lust hat. Doch dann lernt sie Cal kennen und findet auf dem Dachboden ein altes Tagebuch. Beide faszinieren sie dermassen, dass sie sich von Cal für eine Trip durch den Gletscher-Nationalpark überreden lässt, der zu einem unvergesslichen Abenteuer wird.

Der zweite Handlungsstrang spielt im Jahre 1867. Die bald 16-jährige Emily ist mit der Kutsche unterwegs nach Montana, denn da soll sie reich verheiratet werden. Ihren zukünftigen Ehemann kennt sie nur aus wenigen Briefen. Es war damals jedoch keine gute Reisezeit für reiche Mädchen. Unzählige Glücksritter waren auf dem Weg zu den Goldminen und Indianer machten den Bozeman Trail unsicher. Doch Emilys Reise findet ein jähes Ende, als die Kutsche auf einer Brücke verunfallt und in die Schlucht stürzt. Ausgerechnet ein Halbindianer rettet sie aus dem Fluss und nimmt sie mit in seine Hütte in der Wildnis.

Die beiden Geschichten wären einzeln schon schön zu lesen, doch Lucy Inglis verknüpft die Schicksale von Hope und Emily so geschickt miteinander, dass sie zusammen ein perfektes Ganzes geben. Obwohl die Handlungsstränge Parallelen aufweisen, wusste ich immer, wen ich gerade begleitete. Die Autorin hat den Schreibstil nämlich gekonnt an die Zeit angepasst. Zudem wurde der Teil von Hope in der dritten Person geschrieben, Emily schildert hingegen in der ich-Perspektive und wendet sich mit ihrer Erzählung an eine ganz bestimmte Person, was sehr besonders ist.

Lucy Inglis hat einen sehr angenehmen Schreibstil und erschafft eine ungewöhnlich dichte Atmosphäre. So hielt ich das Buch schon nach wenigen Seiten völlig fasziniert und gefesselt in den Händen und konnte die bergige Landschaft Montanas direkt vor mir sehen.

Die zwei Liebesgeschichten entwickeln sich langsam und glaubwürdig und sind vor allem überhaupt nicht kitschig. Trotzdem sind sie sehr emotional beschrieben, lassen einen mitleiden, gehen ans Herz.

Die Protagonisten sind alle facettenreich und vor allem sehr sympathisch. Hope hat sich durch ihre resolute Mutter gelernt anzupassen und zieht sich immer mehr in sich zurück. Wir hoffen, dass sie ihre Stärken erkennt, über ihren Schatten - beziehungsweise den ihrer Mutter - springt und an ihre Träume glaubt.
Auch Emily ist schüchtern, doch sie lebt in einer ganz anderen Zeit. Sie zwängt sich jeden Morgen in ein Korsett, Manieren und Anstand sind oberstes Gesetz, der Umgang mit Männern ist ihr völlig fremd. Und so muss sie in den Bergen Montanas lernen, aus ihrem anerzogenen Gefängnis auszubrechen.

Ich kann nicht einmal sagen, wessen Geschichte mir nun besser gefallen hat. Beide haben ihre besonderen Reize. Mit Emily erfährt man einiges über die Siedler und Indianer im 19. Jahrhundert und mit Hope erlebt man dann, was die Geschichte bis heute für Auswirkungen hat.

Fazit:
berührend, fesselnd, emotional
"Worte für die Ewigkeit" verbindet zwei Schicksale, zwei Liebesgeschichten, die Vergangenheit und die Gegenwart.
Mit ihrem besonderen Schreibstil und den zwei faszinierenden Handlungssträngen fesselte mich Lucy Inglis von Anfang an und schenkte mir wunderschöne Lesestunden im wilden Montana. Ich bin begeistert!

Veröffentlicht am 18.10.2016

unterhaltsam & süss

Zimt und weg
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Schöne Bücher lassen mein Herz höher schlagen. Mit "Zimt und weg" war es Liebe auf den ersten Blick, denn es ist nicht nur innen schön gestaltet, sondern verzaubert auch mit dem transparenten Schutzumschlag, ...

Schöne Bücher lassen mein Herz höher schlagen. Mit "Zimt und weg" war es Liebe auf den ersten Blick, denn es ist nicht nur innen schön gestaltet, sondern verzaubert auch mit dem transparenten Schutzumschlag, mit dem man eines der Mädchen wegzaubern kann.
Und genau dieser Punkt passt perfekt zum Inhalt, denn Vicky springt seit ihrem zwölften Geburtstag in Parallelwelten und zwar immer, wenn sie Zimtschnecken riecht. Diese Idee ist so süss, dass ich jedes Mal, wenn ich mich mit dem Buch befasse, selber den Backofen aufheizen muss.

Schöne Bücher lassen mein Herz höher schlagen. Mit "Zimt und weg" war es Liebe auf den ersten Blick, denn es ist nicht nur innen schön gestaltet, sondern verzaubert auch mit dem transparenten Schutzumschlag, mit dem man eines der Mädchen wegzaubern kann.
Und genau dieser Punkt passt perfekt zum Inhalt, denn Vicky springt seit ihrem zwölften Geburtstag in Parallelwelten und zwar immer, wenn sie Zimtschnecken riecht. Diese Idee ist so süss, dass ich jedes Mal, wenn ich mich mit dem Buch befasse, selber den Backofen aufheizen muss.

"Zimt und weg" liest sich locker flockig und hat mir den Alltag mit viel Humor versüsst. Ich kann diesen Auftaktband allen ans Herz legen, die gerne humorvolle Jugendbücher lesen. Ich freue mich schon auf die Fortsetzung "Zimt und zurück", die im Februar 2017 erscheinen wird.

Fazit:
unterhaltsam & süss
Dagmar Bach hat mich mit "Zimt und weg" köstlich unterhalten. Der Trilogieauftakt ist ein humorvolles Jugendbuch allererster Sahne und ehe man sich versieht, ist das Buch auf einmal verschlungen. Ich freue mich schon riesig bis es im Februar weitergeht und werde mir das Warten mit Zimtschnecken versüssen.