feinfühlig, emotional, authentisch
Das Glück hat vier FarbenVon Anfang an bekommen wir einen guten Einblick in Flannerys Leben. Sie hat es nämlich nicht leicht. Sie wohnt mir ihrer Mutter und ihrem kleinen Bruder in einer Sozialwohnung, ihren Vater kennt sie nicht. ...
Von Anfang an bekommen wir einen guten Einblick in Flannerys Leben. Sie hat es nämlich nicht leicht. Sie wohnt mir ihrer Mutter und ihrem kleinen Bruder in einer Sozialwohnung, ihren Vater kennt sie nicht. Die Mutter ist Künstlerin und ihre unkonventionellen Projekte bringen kaum Geld ein. Und wenn sie doch einmal Geld hat, gibt sie es lieber für völlig Unvernünftiges aus als zum Beispiel die Stromrechnungen oder das Biobuch, das Flannery dringend für die Schule braucht, zu bezahlen.
So muss Flannery schon viel mehr Verantwortung übernehmen, als es es für eine 16-jährige sein sollte. Dazu kommt, dass ihre beste Freundin plötzlich lieber die Zeit mir ihrem Freund verbringt, der wohl ein Keil zwischen die beiden Mädchen treiben möchte. Einziger Lichtblick ist Tyron, den Flannery schon immer kennt und in den sie total verliebt ist.
Als sie dann mit ihm zusammen ein Schulprojekt auf die Beine stellen soll, hat sie grosse Hoffnungen. Schnell muss sie jedoch erkennen, dass sich Tyron wirklich stark verändert und ganz andere Prioritäten hat als sie.
Wenn man die Inhaltsangabe von "Das Glück hat vier Farben" liest, erwartet man eine süsse Liebesgeschichte mit der witzigen Idee, bei einem Schulprojekt Liebestränke zu produzieren, die in der Schule dann einen regelrechten Hype auslösen. Und ja, zu einem Teil erfüllt Lisa Moore auch diese Erwartungen. Doch die Mixturen-Sache kommt erst recht spät ins Spiel und die ganze Geschichte ist nicht wirklich süss, sondern holt einen ganz schnell auf den Boden der Tatsachen zurück.
Dies ist meiner Meinung nach jedoch kein grosser Kritikpunkt, denn Flannerys Geschichte ist ernster und tiefgründiger als man erwarten würde und so bietet "Das Glück hat vier Farben" viel mehr. Es geht um eine Familie, die trotz Problem zusammen hält wie Pech und Schwefel. Es geht um Freundschaften, die sich verändern und dass nicht jeder Lebensabschnitt, jedes Buch mit einem Happy End abschliessen muss, sondern dass es vor allem darum geht, welche Lebenserfahrungen man daraus zieht.
Lisa Moore Schreibstil ist angenehm und erfrischend zu lesen und enthält oft einen ironischen Beigeschmack. Auch wenn "Das Glück hat vier Farben" ausschliesslich aus Flannerys ich-Perspektive geschildert ist, setzt sich die Handlung aus ganz vielen kleinen Geschichten um die verschiedenen Charaktere zusammen, was das Buch zu etwas Besonderem macht.
Fazit:
feinfühlig, emotional, authentisch
"Das Glück hat vier Farben" ist so viel mehr als die erwartete süsse Liebesgeschichte. Lisa Moore beginnt ihre Geschichte ganz schlicht, bringt dann jedoch immer mehr kleine Geschichten rund um ihre lebensnahen und facettenreichen Charaktere ein, so dass die Handlung immer komplexer und scharfsinniger wird und einen richtigen Lesesog ausübt.
Ein Buch, wie es das Leben schreibt.