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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 19.03.2017

komplex, aussergewöhnlich, magisch

Ein Meer aus Tinte und Gold (Das Buch von Kelanna 1)
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Noch vor dem ersten Kapitel erfahren wir einiges über eine Welt namens Kelanna, eine wundervolle und schreckliche Welt aus Wasser, Schiffen und Magie. Die Menschen waren wie wir, doch sie konnten weder ...

Noch vor dem ersten Kapitel erfahren wir einiges über eine Welt namens Kelanna, eine wundervolle und schreckliche Welt aus Wasser, Schiffen und Magie. Die Menschen waren wie wir, doch sie konnten weder lesen noch schreiben, es wurde nie ein Alphabet entwickelt. Wichtige Geschichten wurden von Mund zu Mund weitergegeben, andere gerieten in Vergessenheit. Und dann gab es eine Geschichte über ein geheimnisvolles Ding namens Buch, das einen grossen Zauber barg.

Sefias Eltern wurden schon früh ermordet. Seither kämpft sie mit ihrer Tante Nin ums Überleben. Als diese dann jedoch entführt wird, macht sie sich alleine auf, um Nin zu befreien und ihre Eltern zu rächen. Sie glaubt, dass alles mit dem geheimnisvollen Paket, das einzige, was ihr von ihren Eltern geblieben ist, zusammenhängt. Darin findet Sefia nämlich ein sagenumwobenes, verbotenes Buch.

Sefia ist eine sehr eigenwillige Protagonistin, die ich jedoch schnell ins Herz geschlossen hatte. Zwar konnte ich nicht alle Entscheidungen gut heissen, doch sie hat Ecken und Kanten und das mag ich sehr.
An ihrer Seite kämpft Archer. Er hat eine wirklich schlimme Vergangenheit. Seine Ausbildung zum todbringenden Kämpfer rettet Sefia und ihm jedoch einige Male das Leben. Gemeinsam geben sie ein sehr interessantes Gespann ab, das sich sehr gut ergänzt.
Neben den beiden Protagonisten bietet uns Traci Chee noch eine breite Palette an Charaktere, die die Geschichte gehörig durcheinander wirbelt.

Eine Welt zu erschaffen, in der die Menschen nicht lesen können, ist ja für uns Lesebegeisterte recht fies. Doch als ich dann realisierte, dass genau von so einem verbotenen Buch die Magie ausgeht, war ich schnell fasziniert.
Ganz toll ist auch die Geschichte in der Geschichte. Zum einen ist sie im Buch optisch hervorgehoben und zum anderen lässt die Autorin diese geschickt in die eigentliche Handlung einfliessen.
Optisch ist "Ein Meer aus Tinte und Gold" ein richtiges Highlight. Schon von aussen sticht einem das Goldstück sofort ins Auge, aber auch mit der Innengestaltung hat sich der Verlag einiges überlegt. Wunderbar!

"Ein Meer aus Tinte und Gold" ist kein einfaches Buch. Mit seinen verschiedenen Handlungssträngen und Zeitsprüngen ist es sehr komplex. Einige Dinge hätten sicherlich etwas genauer erklärt werden können. So muss man sich Zeit zum Lesen nehmen, sich auf die Welt Kelanna einlassen und wird dann mit einem geschickt eingefädelten Plot und einem magischen Märchen belohnt.

Der Schreibstil von Traci Chee ist märchenhaft poetisch, schon fast literarisch. Er liest sich zwar flüssig, ist für ein Jugendbuch jedoch recht anspruchsvoll.
Die meiste Zeit verfolgen wir zwar Sefia bei ihrer Suche, doch immer wieder machen wir auch einen Abstecher zu einem anderen Charakter.
Durch den personalen Erzählstil bleibt die Protagonistin etwas auf Distanz. Ich hätte sehr gerne einen etwas tieferen Blick in ihre Gedankenwelt geworfen.

Fazit:
"Ein Meer aus Tinte und Gold" ist nicht nur optisch ein Goldstück. Sobald man sich einen Überblick über die komplexe Welt Kelannas und die verschiedenen Handlungssträngen geschaffen hat, bekommt man eine ganz aussergewöhnlich Geschichte geboten, die mit viel Fantasie und einem Hauch Magie zu verzaubern vermag.

Veröffentlicht am 19.03.2017

unterhaltsam und humorvoll

Paula und Pelle - Der beste Hund der Welt
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Dass Paula und Pelle zusammengehören, war allen sofort klar, als der Hund am Tag von Paulas Geburt einfach vor der Tür sass, die Fussmatte frass und sich weigerte, wieder zu gehen. Im Gegenteil: Als Papa ...

Dass Paula und Pelle zusammengehören, war allen sofort klar, als der Hund am Tag von Paulas Geburt einfach vor der Tür sass, die Fussmatte frass und sich weigerte, wieder zu gehen. Im Gegenteil: Als Papa ihn ins Haus liess, legte er sich neben Paulas Wiege und wich nicht mehr von ihrer Seite. Von da an machten Paula und Pelle alles gemeinsam. So entdeckten sie auch zusammen das Plakat, auf dem ein Wettbewerb angekündet wurde. Gesucht wurde der beste Hund der Welt. Für Paula stand sofort fest, dass die nur Pelle suchen konnten und schnell rannten die beiden Richtung Stadthalle. Doch leider konnten sie nicht einfach so reinmarschieren und den 1. Preis abholen.

Zu viel möchte ich von der Geschichte nicht verraten, nur so viel: Das Buch hat eine sehr schöne Aussage. Man muss nicht anderen nacheifern und sich verbiegen um zu gefallen. So wie man selbst ist, ist es am besten.

"Paula und Pelle - Der beste Hund der Welt" ist für mich kein Erstlesebuch mehr, sondern eher ein 'Zweitlesebuch'. Sobald die Kinder etwas Routine im Lesen haben und sich auch an eine etwas kleinere Schrift und etwas mehr Text wagen, ist dieses Buch genau das Richtige. Paula und Pelle sind ein richtig tolles Gespann und begeistern bestimmt alle Kinder. Zudem ist die Geschichte zwar einfach und kindgerecht geschrieben, aber mit einer guten Portion Humor angereichert, so dass die Geschichte nicht nur unterhaltsam sondern auch sehr lustig ist.

Meike Haberstock hat ihr Buch auch gleich selber illustriert. Die einfachen, farbenfrohen Bilder sprechen die Kinder sofort an, komplettieren die Geschichte und motivieren zum Weiterlesen.

Fazit:
"Paula und Pelle - Der beste Hund der Welt" von Meike Haberstock ist ein sehr unterhaltsames und humorvolles Kinderbuch, das auch mit seinen farbenfrohen Bildern punkten kann. Paula und Pelle sind ein richtig tolles Gespann und so macht (vor-)lesen gleich doppelt Spass.

Veröffentlicht am 19.03.2017

Fantasy mit italienischem Flair

Young Elites (Band 1) - Die Gemeinschaft der Dolche
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Marie Lus neue Reihe "Young Elites" ist im Fantasybereich angesiedelt. Ihre Welt erinnert mich etwas an die Römer, denn die meisten Namen stammen aus dem Italienischen und auch vom Setting her hatte ich ...

Marie Lus neue Reihe "Young Elites" ist im Fantasybereich angesiedelt. Ihre Welt erinnert mich etwas an die Römer, denn die meisten Namen stammen aus dem Italienischen und auch vom Setting her hatte ich immer eine mediterrane Stadt vor Augen.
In Kennattra herrschen aber brutale Zeiten. Nach dem Blutfieber, das mich an die Pest erinnert, überleben nur wenige Kinder. Diese sind gekennzeichnet und können über übernatürliche Kräfte verfügen. Diese Malfettos haben keine Rechte und werden oft von Inquisitoren abgeholt und öffentlich verbrannt. Kein Wunder also, dass sich einige reiche und einflussreiche Malfettos zur Gemeinschaft der Dolche zusammenschliessen.

Die Idee und die Welt von Marie Lu ist sehr gut durchdacht, detailliert geschildert und wird mit einer Karte untermauert. Das hat mir alles ausgesprochen gut gefallen. "Young Elites - Die Gemeinschaft der Dolche" konnte mich schnell in seinen Bann ziehen, denn die Geschichte geht ohne grosses Vorgeplänkel los und die Autorin beweist einmal mehr ihr Können. Sie hat einen klasse Schreibstil, der mich immer wieder begeistert.

Im Kinder- und Jugendbuchbereich malen die Autoren meist schwarz-weiss. Marie Lu zeigt uns, wie facettenreich und interessant Grau sein kann. Sie wollte uns für einmal auch keine Heldin mit blütenweisser Weste auftischen, sondern eine düstere, böse Protagonistin. Meiner Meinung nach ist ihr dies jedoch nicht ganz gelungen, denn genau mit Andelina lässt sie mich sehr zwiegespalten zurück.
Adelina hat durch ihre Zeichnung und durch ihren Vater eine harte Kindheit, was erst Mitleid und Verständnis beim Leser weckt. Sie ist zwar recht unsicher, aber man entdeckt in ihr ein starker Wille, der gefällt. Sie könnte eine taffe Protagonistin, eine raffinierte Schurkin werden, doch irgendwie kann sie sich einfach nicht entscheiden. Wir durchleben mit ihr ein Hin und Her, das meine Nerven doch ab und zu etwas strapaziert hat.

Auch der am Anfang so schöne Spannungsbogen erlitt im Mittelteil den einen oder anderen Durchhänger. Dazu kam, dass mir der Fantasyaspekt in dem Bereich zu viel Platz einnahm. Doch dann kommt eine überraschende Wendung und Marie Lu nimmt wieder alle Fäden in die Hand und beweist, dass sie schreiben kann. Ein überaus spannendes letztes Drittel und ein vielversprechender Epilog schüren das Interesse auf die Fortsetzung.

Fazit:
"Young Elites - Die Gemeinschaft der Dolche" ist ein besonderes Buch, das mich aber auch ein bisschen zwiegespalten zurücklässt. Marie Lu hat eine eindrucksvolle Welt geschaffen, mit der sie mich sofort in den Bann ziehen konnte. Adelina ist eine sehr spannende, für einmal nicht nur gute, Protagonistin, die aber nicht immer meine Sympathie bekommen hat.
Die Autorin trumpft gegen das Ende mit einer überraschenden Wendung auf, so dass man sich auf einen fantastischen zweiten Teil freuen kann.

Veröffentlicht am 28.01.2017

unkonventionell, frech, witzig

Hier kommt Oma
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Bei Oma wird man bekanntlich immer etwas verwöhnt. Es gibt mehr Süsses zum Naschen, man darf etwas länger aufbleiben und vielleicht auch Dinge tun, die sonst nicht erlaubt sind. Und so soll es ja auch ...

Bei Oma wird man bekanntlich immer etwas verwöhnt. Es gibt mehr Süsses zum Naschen, man darf etwas länger aufbleiben und vielleicht auch Dinge tun, die sonst nicht erlaubt sind. Und so soll es ja auch sein.
Auf eine sehr überspitzte und provokante Art zeigt uns Stefan Boonen, was bei Oma los sein kann, wenn Mama und Papa weg sind.

Einmal im Jahr holt Oma nämlich ihre zehn Enkel mit ihrem alten Klapperbus ab und sie fahren übers Wochenende zum alten Haus im Wald, das wie ein Drache aussieht. Hier dürfen sie reden wie sie möchten und Oma erzählt unheimliche Geschichten von zahnlosen Zombies oder schmutzigen Hexen in Badewannen voll Schleim. Gemeinsam erleben sie viele Abenteuer und Oma geht immer mit grossen Schritten voraus.
Und auch wenn Oma am Tag etwas spröde und vor allem cool ist, setzt sie sich nachts mit den Enkeln, die nicht schlafen können aufs Dach und kuschelt. Und der jährliche Besuch an Opas Grab darf auch nicht fehlen.

An "Hier kommt Oma" ist wirklich alles unkonventionell: die Geschichte selbst, der Schreibstil und auch die comicartigen Illustrationen von Melvin, die den Text ergänzen. Zusammen ergeben sie jedoch ein sehr witziges und unterhaltsames Ganzes, das bei den Kindern sehr gut ankommt.

Empfohlen wird das Buch ab 8 Jahren und ich denke, ab da ist es auch gut aufgehoben, denn es ist wild, frech und provokant - genau wie manch ein Junge in dem Alter.

Leider ist der Besuch bei Oma viel zu schnell vorbei, doch die Enkel wissen, in einem Jahr werden sie wieder mit dem Klapperbus abgeholt.

Fazit:
Um "Hier kommt Oma" vorzulesen, braucht es als Mutter doch etwas Mut, denn es ist total überspitzt und provokant. Aber genau das kommt beim Publikum ab 8 Jahren sehr gut an. Eine Oma, bei der man alles darf und die bei jedem Blödsinn dabei ist, klingt ja auch sehr abenteuerlich und witzig. Vor allem Jungs werden von der skurrilen Geschichte mit den comicartigen Illustrationen begeistert sein.

Veröffentlicht am 13.12.2016

authentisch, tiefgründig, einzigartig

Vierzehn
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Mit "Vierzehn" hält man ein ganz besonderes Buch in der Hand. Es ist nicht nur optisch wunderschön gestaltet, sondern weiss auch inhaltlich zu faszinieren und zu begeistern.

Wir begleiten die vierzehnjährige ...

Mit "Vierzehn" hält man ein ganz besonderes Buch in der Hand. Es ist nicht nur optisch wunderschön gestaltet, sondern weiss auch inhaltlich zu faszinieren und zu begeistern.

Wir begleiten die vierzehnjährige Beh und erleben ihren ersten Schultag - vom Aufwachen über den Schulweg, das Zusammentreffen nach den Ferien bis hin zum Schwimmbadbesuch und dem 'Gute Nacht'. Wir erleben den ganz normalen Alltag mit seinen Höhen und Tiefen, mit der ganzen Bandbreite an Gefühlen. Und eigentlich könnte man denken, dass dies zu normal, zu langweilig ist, doch Tamara Bach weiss zu fesseln.

Sie legt nämlich einen aussergewöhnlichen Schreibstil an den Tag. Die Du-Perspektive ist immer etwas Besonderes, doch Tamara Bach lebt diesen Erzählstil. Es gibt Sequenzen, da beginnt sie fast ausschliesslich mit 'Du'. Dazu kommen ihre kurzen, prägnanten Sätze, so dass "Vierzehn" schon fast poetisch anmutet.
Sicherlich muss man sich erst etwas an den Schreibstil gewöhnen, doch dann wird nur schon die Sprache zum Lesegenuss.

"Vierzehn" ist ein ruhiges Buch, das jedoch nur schon durch den Schreibstil fasziniert. Dazu kommen Andeutungen, so dass man sich bei der Lektüre immer fragt, was da in der Vergangenheit los war, was da wohl noch kommt. Und als der Tag um ist und Beh zu Bett geht, ist man fast ein bisschen wehmütig, dass die gemeinsam Zeit um ist, denn dieses Mädchen hätte man gerne noch etwas besser kennengelernt. Doch so ist das Leben. Manchmal bekommt man nur einen Einblick ....

Fazit:
authentisch, tiefgründig, einzigartig
Tamara Bach hat es in "Vierzehn" geschafft, den ganz normalen Alltag auf eine sehr besondere Art einzufangen. Mit ihrem ganz eigenen Schreibstil ist ihr ein stilistisches Meisterwerk gelungen.