Fantastische Neuinterpretation von Peter Pan
Wendy & Peter. Verloren im NimmerwaldDas Cover mag ich wirklich gerne, weil es wirklich gut zu der Geschichte passt. Es wirkt geheimnisvoll und recht düster, aber durch die Darstellung von den Silhouetten von Wendy und Peter wird schon ein ...
Das Cover mag ich wirklich gerne, weil es wirklich gut zu der Geschichte passt. Es wirkt geheimnisvoll und recht düster, aber durch die Darstellung von den Silhouetten von Wendy und Peter wird schon ein subtiler Hinweis auf den Inhalt gegeben. Ich mag das Cover des Originals allerdings noch eine Spur lieber, einfach weil mir die Farben deutlich besser gefallen.
Die Geschichte klang sehr vielversprechend: Schon fünf Jahre ist es her, dass Wendy zusammen mit ihren Brüdern Michael und John im Wald verschwand und alleine zurückkehrte. Noch immer hat Wendy keinerlei Erinnerungen an die Zeit im Wald und leidet darunter nicht zu wissen, was mit ihren Brüdern passiert ist. Als nun wieder Kinder verschwinden, muss sie sich mit den Dämonen ihrer Vergangenheit auseindersetzen und erhält dabei unerwartet Hilfe von Peter Pan, den sie aus den Erzählungen ihrer Mutter kennt und den es eigentlich gar nicht geben dürfte.
Ich finde es immer spannend, wenn bekannte Märchen oder Geschichten neuinterpretiert werden, deswegen wollte ich auch dieses Buch unbedingt lesen und wurde zum Glück nicht enttäuscht. Das liegt auch an dem poetischen, leichten Schreibstil. Ich musste mich zwar zu Beginn daran gewöhnen und habe ein wenig gebraucht, um so richtig in die Geschichte zu finden, aber nach ein paar Kapiteln habe ich mich an die Art der Erzählung gewöhnt und bin vollkommen in die Geschichte eingetaucht.
Das liegt auch an der wirklich gelungenen Atmosphäre, die in dem Buch erzeugt wird. Sie zeigt sehr deutlich, dass es sich hierbei um keine Geschichte für Kinder handelt oder eine bloße Erzählung eines Märchens. Ich mochte, dass es fünf Jahre nach Wendys Abenteuern in Nimmerland spielt, auch wenn sie sich nicht daran erinnert und es lange im Unklaren bleibt, ob das alles wirklich passiert ist oder nicht. Genau das macht die Geschichte so besonders, man fragt sich immer, was mit Wendy im Wald passiert ist, warum sie solche Angst hat und was genau mit ihren Brüdern passiert ist. Ich habe ein wenig gebraucht, um mit Wendy warm zu werden, weil ihr eben ein großes Stück ihrer Erinnerung fehlt und sie dadurch oft nicht weiß, ob sie sich selbst vertrauen kann. Doch sie ist mir mit jeder Seite mehr ans Herz gewachsen und ich habe mit ihr mitgelitten, auch weil sie es schafft, ihre Ängste immer wieder zu überwinden und gegen sie anzukämpfen. Ich fand das unglaublich mutig, weil sie sich selbst so oft zurücknimmt, obwohl sie Angst hat, nur um anderen dadurch helfen zu können. Bei Peter fiel es mir nicht ganz so leicht, vielleicht auch weil ich in den Geschichten sonst eher nicht mochte. Ich konnte nie so richtig verstehen, wie man so wenig Verantwortung für etwas übernehmen konnte, sodass ich ihn immer eher als rücksichtslos wahrgenommen habe. In diesem Buch ist das aber anders, vielleicht auch weil er altert und sich notgedrungen mit manchen Szenarien auseinandersetzen muss, vielleicht auch weil er eine besondere Beziehung zu Wendy hat.
Die Interpretation der Geschichte ist an sich nichts Neues, besonders nicht, wenn man sich mit Neuinterpretationen von Märchen oder Mythen auseinandergesetzt hat, aber die Umsetzung ist dennoch besonders. Die Emotionalität, die Zerbrechlichkeit der Charaktere und das atmosphärische Erzählen geben der Geschichte einen Rahmen, der zugleich fesselt und emotional mitreißt.