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Veröffentlicht am 26.08.2021

Der alte Mann und der Kaffee

Barbara stirbt nicht
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Das Cover des Buches wirkte auf den ersten Blick für mich ein wenig platt und zu bunt. Beim zweiten Hinsehen allerdings hätte es passt kein besseres Cover geben können. Das sehr plastisch dargestellte ...

Das Cover des Buches wirkte auf den ersten Blick für mich ein wenig platt und zu bunt. Beim zweiten Hinsehen allerdings hätte es passt kein besseres Cover geben können. Das sehr plastisch dargestellte verschüttete Kaffeepulver spiegelt Walters Leben ziemlich perfekt wider und die leuchtenden, bei der eher schweren Thematik fast schon unpassend wirkenden, Farben zeigen erstaunlich gut, wie er sein eigenes Leben wahrnimmt (ob das nun der Realität entspricht oder nicht).

Die Story klang erst einmal gar nicht so außergewöhnlich: Walter Schmidt ist ein Mann alter Schule – sprich: Ein Pedant, ein Rassist und ein Ignorant, der nichts wahrnimmt, was er nicht wahrnehmen will zumindest bis seine Frau Barbara plötzlich umkippt. Von einem auf den anderen Tag muss er sich plötzlich alleine um den Haushalt, den Garten und die Einkäufe kümmern, obwohl er nicht einmal Kaffee kochen kann. Er ist der festen Überzeugung, dass Barbara schon wieder auf die Beine kommen würde, wenn sie nur vernünftig essen würde. Deswegen versucht er sich nach und nach an verschiedensten Rezepten, die er durch den Fernsehkoch Medinski kennenlernt. Von da an kocht Walter jeden Tag für seine Frau und lernt die aufwendigsten Rezepte durch Videos auf YouTube. Doch Barbara geht es zunehmend schlechter…

Ich war mir ehrlich gesagt nicht sicher, was ich von diesem Buch erwarten sollte und vielleicht hat es mir auch deswegen so gut gefallen. Der Schreibstil von Alina Bronsky ist unglaublich eindringlich und gleichzeitig sehr schlicht, was nahezu perfekt zu Walter passt. Er ist jemand, der Gefühle und soziale Gefüge eher schlecht versteht oder ignoriert, folglich spielen diese auch im Schreibstil eine eher untergeordnete Rolle, obwohl mich die Geschichte als solche durchaus emotional berührt hat.

Zu Beginn des Buches fand ich Walter furchtbar. Statt sich um seine Frau zu sorgen, die einfach im Bad umgekippt ist und sogar eine Platzwunde davongetragen hat, ärgert er sich viel mehr darüber, dass er keinen Kaffee bekommt, weil den Barbara sonst immer gekocht hat. Ich fand seine Reaktionen auch im weiteren Verlauf der Geschichte immer wieder sehr befremdlich, habe Walter aber irgendwie trotzdem in mein Herz geschlossen. Ich kann gar nicht so genau, wann das passiert ist, aber habe ich mich in dem einen Moment noch darüber aufgeregt, wie stolz er darauf war, wie gut er seine Frau dazu erzogen hat, ohne Akzent zu sprechen oder ‚vernünftig‘ zu putzen, habe ich im nächsten Moment mit ihm mitgelitten, wenn er wieder verdrängt, wie schwer krank seine Frau ist. Ich habe immer wieder den Kopf geschüttelt, wie ignorant Walter tatsächlich ist und wie unselbstständig, auch wenn er etwas anderes behauptet und auch von sich annimmt. Dennoch steht er als nahezu perfektes Example für eine ganze Generation von Männern, die sich zwar als die Ernährer der Familie und deren Oberhaupt ansehen, sie es aber nicht sind, die die Familie zusammenhalten und für ihr Wohlbehalten sorgen. Vielleicht auch deswegen habe ich es geliebt zu sehen, wie Walter sich Schritt für Schritt aus seiner Tatenlosigkeit löst und versucht, seine Frau auf die einzige Art zu unterstützen, die er meistern kann, durchs Kochen. Das macht einem ein bisschen Hoffnung darauf, dass auch andere Männer dieses Alters noch lernfähig sind und es vielleicht schaffen, selbst auch wenig Teilhabe am Haushalt zu erlangen.

Alles in allem habe ich es trotz des schweren Themas sehr genossen, dieses Buch zu lesen. Der eher emotionslose Schreibstil spiegelt Walters Gemüt perfekt wider, während der beißende Humor das Buch unterhaltsam macht. Zudem habe ich ihn trotz seines Verhaltens ins Herz geschlossen und würde ihm wünschen, dass er seine Frau durch das Kochen retten könnte. Das Ende passte zwar ziemlich perfekt zum Buch, es kam mir aber im Großen und Ganzen ein wenig zu abrupt und ich hätte mir mehr einen Abschluss gewünscht.

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Veröffentlicht am 18.08.2021

Ein spannender Krimi, der mit solider Ermittlungsarbeit besticht

Neben wem du erwachst
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Das Cover mag ich tatsächlich recht gerne, schon allein weil es perfekt zu den ersten beiden Teilen passt. Durch die eher düsteren Farben wirkt es unterschwellig bedrohlich und es wird direkt klar, dass ...

Das Cover mag ich tatsächlich recht gerne, schon allein weil es perfekt zu den ersten beiden Teilen passt. Durch die eher düsteren Farben wirkt es unterschwellig bedrohlich und es wird direkt klar, dass es keine nette Geschichte sein wird.

Die Story klingt vielversprechend: Louise wacht nach einer Partynacht mit ihrer besten Freundin April vollkommen verkatert in ihrem Bett auf und findet prompt einen ihr unbekannten Toten. Sie kann sich nur bruchstückhaft an die Ereignisse der vergangenen Nacht erinnern, hat sie etwas mit dem Tod des Mannes zu tun oder ist sie vielleicht selbst in Gefahr? Das müssen die Detectives Sheen, Hanson und Lightman herausfinden und dabei auch ihre privaten Probleme in den Griff bekommen, um einen Fall zu lösen, der nicht so klar ist, wie er zunächst scheint.

Ich habe bereits die anderen beiden Teile der Reihe verschlungen und war sowohl von dem Spannungsaufbau als auch der ruhigen, bedächtigen Ermittlungsarbeit und den gut gestalteten Figuren begeistert, deswegen hatte ich gehofft, dass mich dieses Buch ebenso begeistern kann. Ich wurde zum Glück nicht enttäuscht, sondern habe die Geschichte an einem Nachmittag durchgelesen, weil ich unbedingt wissen wollte, was denn jetzt passiert ist. Dazu trägt auch der wunderbare Schreibstil bei, der sie zu keinem Zeitpunkt in den Vordergrund spielt, aber durch seine mitreißende Art bin ich nur so durch die Seiten geflogen und habe zwischendurch kaum hochgeschaut.

Ich fand es super spannend, dass die Kapitel immer abwechselnd aus der Sicht der tatverdächtigen Louise und der der Ermittler geschrieben ist, so hat man zwar zu Beginn ein paar Informationen, die die Ermittler nicht haben, aber gleichzeitig nicht so viele, dass man schon direkt weiß, was genau passiert ist. Ich habe ab der ersten Seite versucht, herauszufinden, wer der Täter sein könnte, habe meine Theorien immer wieder verworfen, erneut aufgenommen, nur um sie wieder zu verwerfen. Dabei habe ich auch richtig mit den Figuren mitgefiebert und bei manchen gehofft, dass sie eben nicht der Täter oder die Täterin sind, so auch bei Louise. Sie wirkt zunächst recht oberflächlich und wie ein verwöhntes Partygirl, doch schnell wird klar, dass sie für alle ihre Handlungen einen Grund hat und sie viel mehr als das ist. Gerade das ist es, was diese Krimi-Reihe auch so außergewöhnlich macht. Das Augenmerk wird vor allem auf eine solide, sorgsame Ermittlungsarbeit mit dem Sichten von Videomaterial, Befragung von Zeugen und Sichten der Spuren gelegt wird als auf actionreiche Verfolgungsjagden oder dramatische Alleingänge. Ich mag das super gerne und man hat tatsächlich das Gefühl, als wäre man bei einer Ermittlung dabei.

Meine einzigen Kritikpunkte sind vielleicht, dass es für meinen Geschmack zu viele Perspektiven in diesem Buch gibt. Ich mag Louises Perspektive sehr gerne und finde auch die von Juliette Hanson und Jonah Sheen sehr wichtig und zentral für die Handlung des Krimis, mehr bräuchte ich aber hier nicht. Zudem werden mir die privaten Probleme der Ermittler vielleicht ein wenig zu sehr in den Fokus genommen, sie spielen zum Glück nicht die Hauptrolle, sind aber dennoch omnipräsent und mir an der ein oder anderen Stelle vielleicht ein bisschen zu viel. Das ist allerdings Kritik auf sehr hohem Niveau, weil ich das Buch ansonsten absolut genossen habe.

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Veröffentlicht am 18.08.2021

Emotionaler Schreibstil und tolle Charaktere

Gegen den bittersten Sturm
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Das Cover des Buches mag ich unglaublich gerne, so wie alle dieser Reihe. Mir gefällt aber auch die klare Abgrenzung zum ersten Teil. Das Cover dieses Buches wirkt deutlich heller als das des ersten Bandes ...

Das Cover des Buches mag ich unglaublich gerne, so wie alle dieser Reihe. Mir gefällt aber auch die klare Abgrenzung zum ersten Teil. Das Cover dieses Buches wirkt deutlich heller als das des ersten Bandes und spiegelt dadurch in fast schon perfekter Art und Weise die Persönlichkeiten von Connor und Aaliyah wider.

Die Story ist zum Glück genau wie erwartet: Aaliyah Winters wird in der Nacht von Halloween von ihrer Mitbewohnerin auf eine Party geschleppt, um sich abzulenken, weil sich gerade erst ihr Freund von ihr getrennt hat. Dort lernt sie Connor Roe kennen, der als Captain America verkleidet ist und lässt sich von ihm überreden, diese Nacht mit ihm zu verbringen. Er wettet mit ihr, dass er nur diese Nacht braucht, damit sie sich in ihn verliebt und nimmt sie mit den verschiedensten Orten, von denen er hofft, dass sie diese liebt. Nach dieser Nacht, in der sie sich nicht einmal geküsst haben, trennen sie sich, ohne Namen oder Nummern ausgetauscht haben, doch ganz vergessen können sie einander nicht. Zwei Jahre später treffen sie sich tatsächlich durch einen Zufall wieder und die Anziehung ist noch immer vorhanden, doch es hat sie auch einiges geändert: Connor hat ein eigenes Immobilien-Imperium aufgebaut und gilt als einer der reichsten Männer New Yorks, während Aaliyah sich nichts Sehnlicheres als eine Familie wünscht und mit seinem Teilhaber Jason verlobt ist…

Ich habe mich schon unglaublich auf dieses Buch gefreut, schon allein weil man Connor ja bereits im vorherigen Teil als Teenager gekannt hat und ich war gespannt, wie er als Mann ist. Zum Glück wurde ich weder von ihm noch von der Geschichte enttäuscht. Der Schreibstil ist, wie von Brittainy C. Cherry gewohnt, gleichzeitig flüssig-mitreißend und poetisch-emotional. Zwar fliegt man nur so durch die Seiten und saugt den Inhalt quasi in sich auf, der Inhalt hat mich gleichzeitig emotional ab der ersten Zeile mitgenommen und auch nach dem Ende nicht losgelassen.

Auch die Charaktere habe ich direkt ins Herz geschlossen, Connor sogar schon im ersten Band der Reihe und habe wirklich mit ihnen mitgefiebert. Aaliyah ist ein unglaublich liebenswürdiger und freundlicher Mensch, die die Interessen anderer immer vor ihre eigene stellt. Sie glaubt trotz ihrer Vergangenheit als Pflegekind immer an das Gute in den Menschen, selbst wenn diese sie nicht gut behandeln so wie ihr Verlobter Jason. Meine große Liebe in dem Buch gilt aber Connor. Ich mochte ihn schon als Teenager wirklich gerne. Er war der ideale Freund für Jax in Kentucky gewesen und ist es nun für Aaliyah, die ganz dringend jemanden braucht, der bedingungslos für sie da ist, ohne etwas dafür zu verlangen. Ich liebe einfach, wie Brittainy C. Cherry es jedes Mal wieder schafft, so wunderbare Good Boys zu schaffen, in die man sich ohne Probleme verlieben könnte. Connor ist immer gut gelaunt und glaubt an das Gute in den Menschen, weswegen er keinen Menschen aufgibt. Er unterstützt beispielsweise Damian uneingeschränkt, obwohl dieser von seiner kompletten Umwelt aufgegeben wurde. Ich freue mich schon sehr drauf, mehr über Damian zu erfahren, weil ich ebenso wie die anderen Charaktere wirklich sehr ins Herz geschlossen habe.

Die Story als solche, besonders das Kennenlernen von Aaliyah und Connor mochte ich sehr gerne. Ihre einzige gemeinsame Nacht war einfach wunderschön, fast schon magisch und wunderbar beschrieben, dass man sich fast schon wünscht, diese ebenfalls erleben zu können. Mein einziger Kritikpunkt ist, dass es selbst für Bücher von Brittainy C. Cherrys Bücher dieses eine Spur zu viel Drama, zu viele Probleme und zu viele triggernde Inhalte enthält. Es passt im Großen und Ganzen alles zusammen und sie schafft es, eine runde und authentische Geschichte zu schaffen, das ein oder andere Thema hätte man aber durchaus weglassen können.

Alles in allem habe ich das Buch vor allem wegen des wunderbar poetischen Schreibstils und der liebenswerten Protagonist:innen wirklich genossen. Es hat mich ab der ersten Seite emotional abgeholt und bis zum Schluss nicht mehr losgelassen, auch wenn mir fast schon zu viele Problematiken und Themen angesprochen werden.

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Veröffentlicht am 07.08.2021

Emotionale Liebesgeschichte, die einen noch lange beschäftigt

A Reason To Stay (Intensive New-Adult-Romance von SPIEGEL-Bestsellerautorin Jennifer Benkau) (Liverpool-Reihe 1)
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Das Cover gefällt mir ausgesprochen gut, auch wenn das Cover deutlich kitschiger wirkt als es zu der Geschichte passt. Dennoch ist die Kombination aus Hellblau und wunderschön glitzernden goldenen Elementen ...

Das Cover gefällt mir ausgesprochen gut, auch wenn das Cover deutlich kitschiger wirkt als es zu der Geschichte passt. Dennoch ist die Kombination aus Hellblau und wunderschön glitzernden goldenen Elementen ein absoluter Hingucker im Regal.

Die Story ist in meinen Augen ebenfalls unglaublich gut gelungen: Sibyl, genannt Billy, will einfach nur ihr altes Leben hinter sich lassen und ihren Traumjob als Museumsführerin ausüben. Nie wieder will sie sich dazu zwingen lassen, etwas zu tun, was sie nicht liebt. Deswegen gibt sie alles dafür, ein begehrtes Praktikum im angesehen Liverpooler Museum zu bekommen und geht deswegen auf die vom Museum ausgerichtete Gala, für die ihre beste Freundin Olivia die Karten besorgt hat. Dort trifft sie auch Cedric, dem sie buchstäblich in die Arme läuft. Seine lockere Art, sein Nicht-Lächeln und sein trockener Humor lassen ihr Herz direkt höherschlagen und das obwohl sie wirklich keinen Mann in ihrem Leben will. Sie lässt sich dennoch auf ein Date mit ihm ein, doch dann eröffnet er ihr, dass er nie eine ernstere Beziehung mit einer Frau eingeht, egal wie sympathisch sie ihm ist. Billy ist verletzt, doch dann erklärt Cedric ihr seine Gründe und sie muss sich entscheiden, ob sie mit seiner Dunkelheit umgehen kann oder sich besser von ihm fernhält, um nicht ebenfalls wieder dort hineingezogen zu werden.

Ich habe mich wirklich unglaublich auf diese Geschichte gefreut, hatte aber ein bisschen Angst, enttäuscht zu werden, weil ich die Fantasy-Bücher von Jennifer Benkau sehr geliebt habe und unsicher war, ob diese Geschichte ansatzweise dort heranreichen kann. Doch zum Glück schafft es dieses Buch, mich ebenso zu begeistern. Ihr Schreibstil ist einfach unglaublich: Flüssig und leicht, dabei aber auch poetisch und emotional. Er schafft es, mich ab der ersten Zeile zu fesseln und mich bis zum letzten Satz gefangen zu halten, während ich mit den Figuren mitlache, mitfiebere und mitweine.

Auch die Geschichte als solche finde ich sehr gelungen. Man erfährt schon sehr früh, dass Cedric unter Depressionen leidet und er geht auch und vor allem gegenüber der Frauen in seinem Leben sehr offen damit um. Das ist auch der Grund, warum er sich emotional nicht auf jemanden einlassen will. Ich fand wirklich gut, dass er daraus kein Geheimnis macht, sondern eben sehr offen damit umgeht, selbst wenn es das für ihn nicht unbedingt leichter macht. Dadurch ist die Grundstimmung des Buches zumeist eher düster, obwohl sie immer wieder durch Olivias Verrücktheit oder die Witzeleien zwischen Billy und Cedric aufgelockert wird. Ich finde aber diese Stimmung sehr glaubwürdig und sie verdeutlicht für mich auch, wie es ist, mit Depressionen leben zu müssen, nicht nur für den direkt Betroffenen, sondern auch für dessen Angehörige und Freunde. Ich habe richtig mitgelitten, wenn es Cedric schlecht ging und Billy ihm nicht helfen konnte, weil das eben nicht möglich ist. Als nicht Betroffene wirkte das auf mich wirklich glaubwürdig und hat mich emotional mitgenommen. Ich hätte es aber wichtig gefunden, auch eine wirklich dunkle Phase ganz zu Beginn zu schildern und es nicht nur grob anzureißen, einfach um zu verdeutlichen, welche ‚schlechten Eigenschaften‘ dann in den Vordergrund rücken und wie er sich dann auch den Menschen gegenüber verhält, die ihm eigentlich wichtig sind. Die Geschichte würde dadurch noch eine Spur authentischer werden, aber das ist natürlich Meckern auf hohem Niveau.
Bei Billy mag ich, wie einfühlsam sie ist, sich gleichzeitig aber nichts gefallen lässt und für das kämpft, was ihr wichtig ist. Ich finde den Begriff einer starken Protagonistin immer etwas schwierig, weil es impliziert, dass Personen, die emotional nicht so stabil sind, nicht stark seien können, es trifft aber dennoch bei Billy wirklich zu. Mir gefällt zudem, dass sie eine PoC ist, was an ein oder zwei Stellen auch thematisiert wird, es ist aber nicht der Haupterzählstrang. Ich finde es enorm wichtig, dass nicht immer alle Protagonisten weiß, heterosexuell und privilegiert sind, sodass Protagonist: innen wie Billy einfach die Diversität und die Sichtbarkeit erhöhen. Allerdings finde ich ihr ‚Geheimnis‘ eine Spur zu viel und nicht nötig. Man hätte das entweder schon früher ansprechen können oder einfach weglassen, auch wenn ich über diese Thematik so noch kein Buch gelesen habe.

Alles in allem hat mich das Buch wirklich mitgenommen und mich ab der ersten Seite gefesselt. Vor allem Cedrics Depressionen finde ich eindrucksvoll und emotional geschildert, sodass ich immer wieder schlucken musste. Dennoch oder vielleicht sogar gerade deswegen habe ich Billy und Cedric wirklich geliebt und ihnen verzweifelt gewünscht, dass sie es zusammen schaffen. Auch die Nebenfiguren habe ich direkt ins Herz geschlossen, sodass ich mich schon riesig auf Sawyers Geschichte freue. Er hat ebenso wie seine Freunde ein Happy End verdient.

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Veröffentlicht am 26.07.2021

Eine Geschichte, die viel will, aber nichts so richtig kann

Die Verlorenen
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Das Cover des Buches gefällt mir ausgesprochen gut. Es spiegelt in den Schwarz-Weißtönen und der Abbildung es heruntergekommen Lagerhauses perfekt die bedrückende Atmosphäre des Buches wider.

Die Story ...

Das Cover des Buches gefällt mir ausgesprochen gut. Es spiegelt in den Schwarz-Weißtönen und der Abbildung es heruntergekommen Lagerhauses perfekt die bedrückende Atmosphäre des Buches wider.

Die Story klang zunächst einmal vielversprechend: Jonah Colley bekommt, während er noch mit den seinen Kollegen der Spezialeinheit zusammensitzt, einen Anruf von seinem alten Freund Gavin. Dieser ist ebenfalls Polizist, aber Jonah hat schon seit mehr als zehn Jahren keinen Kontakt mehr zu ihm, genauso lange wie Jonahs Sohn Theo verschwunden ist. Dennoch macht er sich auf den Weg zum Slaughter Quay, um Gavin zu treffen. Doch als er dort eintrifft, ist Gavin tot und Jonah findet noch drei weitere Körper vor. Ein Mädchen ist noch am Leben, doch bevor Jonah sie retten kann, wird er angegriffen und erleidet schwere Verletzungen, obwohl er es schafft, den Angreifer abzuwehren. Als der Polizist im Krankenhaus erwacht, erfährt er, dass Gavins Leiche verschwunden ist und er selbst unter Verdacht steht…

Ich habe mich ziemlich auf dieses Buch gefreut, weil ich vor allem die David-Hunter-Reihe, aber auch die anderen Thriller von Simon Beckett regelmäßig verschlungen habe und fast erwartet habe, dass es mir mit diesem Buch ebenso gehen würde, aber ich wurde leider ziemlich enttäuscht. Der Schreibstil ist auch hier gewohnt gut. Man wird vor allem zu Beginn wirklich in die Geschichte gezogen und möchte unbedingt wissen, wie es weitergeht, aber leider rettet auch das dies die Story im Gesamten nicht.

Das fängt schon mit den Charakteren an. Zunächst mochte ich Jonah Colley noch recht gerne und er tat mir vor allem wegen des Verschwindens seines Sohnes wirklich leid, aber mit zunehmendem Verlauf der Story konnte ich immer nur den Kopf über ihn schütteln. Er verhält sich einfach selten dämlich, egal, was er tut. Dauernd wird er verprügelt, in Fallen gelockt und vernichtet dabei noch fleißig Spuren, egal wohin er geht. Man sollte meinen ein Polizist einer Eliteeinheit sollte besser wissen, wie man zu ermitteln hat, um herauszufinden, wer seinen ehemals besten Freund getötet hat. Ich habe echt dauernd nur noch die Augen verdreht, wenn Jonah mal wieder vollkommen bescheuert gehandelt hat und das waren nicht wenige Anlässe. Auch die anderen Charaktere bleiben extrem blass. Man hätte die ein oder andere Figur wirklich wunderbar als ‚Sidekick‘ von Jonah einführen können, doch es wird sich so auf die (teilweise absurde) Handlung fokussiert, dass überhaupt kein Platz für die Ausarbeitung anderer Charaktere bleibt. Dadurch wirken die Figuren alle irgendwie hohl, wie Figuren ohne Gesicht und Geschichte.

Auch die Story schafft es so gar nicht, mich zu überzeugen. Den Beginn fand ich noch recht spannend. Ein dunkler Lagerraum, zu dem Jonah kommt, um seinen Kumpel zu treffen, nur um ihn und noch drei andere ermordet aufzufinden. Ich wollte unbedingt wissen, was und natürlich vor allem wer dahintersteckt. Doch die Ermittlungen drehen sich immer wieder vor allem um Gavin und Theos Verschwinden. Die anderen Ermordeten spielen eine sehr untergeordnete Rolle, was mich mit zunehmendem Verlauf echt aufgeregt hat. Zudem fragt man sich immer mehr, ob Jonah überhaupt jemals gelernt hat, was Ermittlungsarbeit bedeutet. Er befragt niemanden, stellt keine Recherchen an und tritt nicht einmal mit seinen Kollegen in Kontakt, nur um immer wieder in dämliche Fallen verschiedener Menschen zu rennen.

Alles in allem bin ich echt sauer, nachdem ich das Buch beendet habe und frage mich, ob das wirklich der Simon Beckett geschrieben hat, der mich mit den David-Hunter-Büchern so begeistert hat. Der Schreibstil ist durchaus nicht schlecht, kann die undurchdachte Geschichte aber auch nicht retten. Die Figuren bleiben bloße Namen anstatt zu Charakteren zu wachsen und der Hauptermittler stellt sich selten dämlich an. Das Ende war zugegeben überraschend, aber genauso unlogisch wie der Rest des Falles.

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