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Veröffentlicht am 05.03.2021

Punktgenauer Werk über 'das Bürgertum', das vielleicht eine Spur zu kompliziert gestaltet ist

Komplett Gänsehaut
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Das Cover gefällt mir auf jeden Fall recht gut, weil es ein bestimmtes Lebensgefühl vermittelt, das auch für das Buch an sich von essenzieller Bedeutung ist. Vor allem auch der gelbe Farbschnitt der Erstauflage ...

Das Cover gefällt mir auf jeden Fall recht gut, weil es ein bestimmtes Lebensgefühl vermittelt, das auch für das Buch an sich von essenzieller Bedeutung ist. Vor allem auch der gelbe Farbschnitt der Erstauflage ist wirklich gelungen, weil er das Buch zu etwas Besonderem und einem echten Hingucker im Regal macht.

Ich habe schon ‚Alte weiße Männer‘ von Sophie Passmann gelesen und mochte vor allem die Intention des Buches wirklich gerne. Ein Dialog mit ebenjenen (mehr oder weniger) alten weißen Männern und die Entlarvung derer Strategien, aber auch den Austausch mit ihnen über Feminismus. Hier geht sie mit dem Bürgertum an sich ins Gericht und lässt sich selbst dabei nicht außenvor. Man will bloß nicht werden wie die anderen, bloß nicht wie die Eltern und eigentlich auch nicht wie man schon längst ist. Ich kenne Sophie Passmann natürlich vor allem aus dem Internet und verschiedenen anderen Formaten, bei dem ich vor allem immer wieder ihren klaren Blick und die klaren Worte zu verschiedensten Themenbereichen bewundere. Deswegen habe ich auch bei diesem Buch auf Ähnliches gehofft, das traf aber nicht so wirklich auf dieses Buch zu.

Zunächst einmal bewundere ich ihre Fähigkeit zu formulieren. Ich habe immer wieder innegehalten und die Art bewundert, wie die Sätze gebaut sind und wie treffend sie gleichzeitig die Umgebung beschreiben. Dennoch liegt in dieser Art des Schreibens für mich auch das größte Problem des Buches, denn durch den sehr anspruchsvollen Schreibstil werden Menschen, die nicht der gebildeten Sprachelite angehörig sind, ausgeschlossen. Mir ist natürlich bewusst, dass die Zielgruppe eben vor allem im Bürgertum zu finden ist, dennoch gibt es viele Menschen, die die Autorin eben aus dem Internet kennen und auch aus diesem Grund das Buch lesen wollen. Für einige dieser Menschen (und an manchen Stellen auch für mich) ist der Schreibstil zu kompliziert. Ich musste manche Sätze wirklich mehrfach lese und war mir danach noch immer nicht sicher, ob ich verstanden habe, was da gerade stand.

Dennoch fand ich viele Beobachtungen extrem witzig, fühlte mich an manchen Stellen selbst ertappt oder kenne Menschen, auf die diese Sachen zutreffen. Ich mochte die Aufteilung des Buches, das von der Wohnung über die Straße in die Stadt geht und so nicht nur die kritische Haltung zu sich selbst und zu den Menschen um sich herum verdeutlicht, sondern auch eine gesamtgesellschaftliche Kritik formuliert. Diese war mir an manchen Stellen vielleicht noch ein wenig zu zahm, zu sanft ausgedrückt und hätte mir manchmal gewünscht, dass einiges schärfer, vielleicht überspitzter formuliert worden wäre.

Alles in allem mochte ich das Buch gerne, weil ich doch immer wieder über die Beschreibungen ‚des Bürgertums‘ grinsen oder den Kopf schütteln musste, weil sie so zutreffend waren. Ich hätte mir aber manchmal mehr klare Worte anstatt der umständlichen Formulierungen gewünscht.

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Veröffentlicht am 22.02.2021

Durchaus spannende Geschichte, die ein bisschen an den unsympathischen Charakteren krankt

Darling Rose Gold
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Bei dem Cover bin ich sehr zwiegespalten. Einerseits gefällt mir das fast schon schmutzige Rosa eher weniger, andererseits passt es in seiner Gesamtheit nahezu perfekt zum Inhalt des Buches. Es erweckt ...

Bei dem Cover bin ich sehr zwiegespalten. Einerseits gefällt mir das fast schon schmutzige Rosa eher weniger, andererseits passt es in seiner Gesamtheit nahezu perfekt zum Inhalt des Buches. Es erweckt den Anschein einer alten Tapete, die jedoch nur unzureichend verschiedene Makel und Fehler überdecken kann. Auch der aufgespießte Schmetterling verweist schon dezent darauf, dass in der Geschichte eben nicht alles okay ist, vielleicht sogar eher im Gegenteil.

Diese ist zumindest mal ungewöhnlich: Rose Gold Watt hat keine normale Kindheit, vielmehr war sie seit frühester Jugend schwerkrank und musste zeitweise sogar zwangsernährt werden. Ihre Mutter Patty kümmert sich rührend um das Mädchen und wird in dem kleinen Ort sehr geschätzt bis herauskommt, dass Rose gar nicht an einem Chromosomen-Defekt leidet, sondern jahrzehntelang von ihrer Mutter vergiftet wurde. Patty wird verurteilt und kommt für fünf Jahre ins Gefängnis. Nach ihrer Haftentlassung kommt sie bei ihrer Tochter unter, die zusammen mit ihrem kleinen Sohn Adam in dem Haus lebt, in dem Patty in ihrer Kindheit die Hölle durchmachen musste. Während sie versucht, nach und nach wieder die Kontrolle über ihre Tochter zu erlangen, hat Rose bereits einen Plan geschmiedet, um sich an ihrer Mutter zu rächen…

Ich war wirklich gespannt auf die Geschichte, weil es mal etwas anderes war als die typischen Romane, auch wenn ich durch den Klappentext und andere Beschreibungen gedacht habe, dass es eher in Richtung Thriller gehen würde, sodass ich vielleicht doch etwas mehr Spannung erwartet hätte. Der Schreibstil ist allerdings wirklich gut. Man kommt ohne Probleme in die Geschichte, die nicht etwa mit Rose Golds Kindheit startet, sondern mit Pattys Haftentlassung, auch wenn es immer wieder Rückblicke in die Vergangenheit gibt. Vielleicht hätte ich es besser gefunden, wenn man diese Erinnerungen nicht nur aus Pattys, sondern auch aus Rose Golds Sicht erlebt hätte, weil so die Sicht etwas einseitig gerät. Das Problem ist dabei vor allem, wie narzisstisch Patty ist. Sie ist fest davon überzeugt, in ihrem Leben alles richtig gemacht zu haben und dass ihre Tochter ohne sie niemals klargekommen wäre. Deswegen kann sie auch jetzt nicht verstehen, warum Rose noch immer auf Distanz zu ihr geht. Klar hatte auch Patty eine schwierige Kindheit, aber das mir fällt es dennoch extrem schwer, ihre Handlungsweisen nachvollziehen zu können. Dadurch, dass ich aber auch gewisse Schwierigkeiten mit Rose hatte, fand ich das Buch im Gesamten nicht ganz so überzeugend. Sie ist vor allem zu Beginn eher das ruhige, zurückgezogene Mädchen, das durch ihre Kindheit nicht so ganz in der richtigen Welt klarkommt, aber mit Verlauf des Buches zeigen sich noch andere Eigenschaften, die ich zwar theoretisch verstehen konnte, die mir es aber schwermachten, sie zu mögen. Dadurch fehlte mich ein bisschen die Bezugsperson, weil ich normalerweise zumindest irgendwen mag, das hier aber vollkommen wegfällt.

Durch den sehr lockeren, fließenden Schreibstil habe ich das Buch wirklich schnell durchgelesen, auch weil ich unbedingt wissen wollte, wie es ausgeht, aber so ganz rund fand ich die Story letztlich dann nicht. Durch den Spannungsaufbau habe ich die ganze Zeit mit einer spektakulären Wendung gerechnet und richtig daraufhin gefiebert, aber ich war im Endeffekt ein bisschen enttäuscht, weil ich so einen ähnlichen Verlauf relativ früh erwartet habe.

Alles in allem mochte ich das Buch vor allem wegen des Schreibstils extrem gerne und würde definitiv noch ein Buch der Autorin lesen wollen, obwohl ich hier nicht so richtig mit den unsympathischen Charakteren klarkam und man vielleicht auch etwas mehr aus der Story hätte herausholen können.

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Veröffentlicht am 12.02.2021

Für die große Liebe reichen fünf Minuten

Between Your Words
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Das Cover gefällt mir ausgesprochen gut. Es ist zwar schlicht, sticht aber dennoch aus der Masse heraus. Die Grautöne und die blaue Schrift harmonieren hervorragend miteinander und ich freue mich schon ...

Das Cover gefällt mir ausgesprochen gut. Es ist zwar schlicht, sticht aber dennoch aus der Masse heraus. Die Grautöne und die blaue Schrift harmonieren hervorragend miteinander und ich freue mich schon darauf, es neben den anderen Büchern von Emma Scott in meinem Regal stehen zu sehen.

Auch die Story klingt wirklich gut: Jim Whelan beginnt neu als Hilfspfleger im Blue Ridge Sanatorium, das auf die Betreuung von Bewohnern mit Gehirnverletzungen spezialisiert ist. Dort trifft er auf Menschen, die mit Posttraumatischen Belastungsstörungen oder Schwindelanfällen zu kämpfen haben und auf Thea. Er ist auf den ersten Blick von der fröhlichen, jungen Frau fasziniert und kann sich gar nicht vorstellen, dass sie eine der Bewohnerinnen sein soll, doch Thea hat die zweitschlimmste jemals diagnostizierte Amnesie der Welt. Nach einem Autounfall verliert sie alle fünf Minuten ihr Kurzzeitgedächtnis und vergisst alles, was sie in dieser Zeit erlebt und besprochen hat. Während alle um sie herum, selbst ihre Schwester Delia, nicht daran glauben, dass sich daran jemals etwas ändern wird, will Jim sich nicht damit abfinden, dass es so gar keine Möglichkeit geben soll, ihre Situation zu verbessern. Er ist der einzige, der erkennt, dass in den Kunstwerken der jungen Frau versteckte Hilferufe zu finden sind und versucht alles, um mit ihr in Kontakt zu kommen. Zwischen den beiden entwickelt sich trotz der Amnesie eine tiefe Verbindung und als sich eine neue Behandlungsmethode auftut, besteht endlich die Chance die echte Thea kennenzulernen, doch die neuen Medikamente sind nicht ohne Nebenwirkungen…

Der Schreibstil von Emma Scott ist auch in diesem Buch wieder gewohnt poetisch, emotional und mitreißend. Schon ab dem ersten Satz wird man dadurch in die Geschichte gezogen und kann sich nur schwer wieder daraus befreien. Man fliegt einfach nur so durch die Kapitel und fiebert, leidet und freut sich mit den Charakteren. Diese Intensität, die der Schreibstil vermittelt, findet man nur bei wenigen Autor*innen, deswegen sind die Bücher von Emma Scott auch immer etwas Besonderes.

Die Story an sich hatte von Anfang an das Potenzial, mein Herz zu brechen und das hat sie tatsächlich auch gemacht, obwohl sie mich im Ganzen nicht so überzeugen konnte wie die All in-Dilogie. Im Prolog lernt man Thea in den Stunden vor dem Unfall kennen. Sie ist unglaublich quirlig, fröhlich und liebenswert, auch wenn sie ihre Schwester mit genau dieser Art in den Wahnsinn treibt. Dennoch mochte ich sie ab der ersten Seite und deswegen fand ich es umso schlimmer, diese Thea zu verlieren. Zwar hat sie immer noch Charakterzüge der Frau vor dem Unfall, aber dadurch, dass sie immer nach fünf Minuten wieder fast alles vergisst, selbst Dinge vor dem Unfall, macht es schwer, ihre gesamte Persönlichkeit zu erfassen. Dadurch hatte ich manchmal das Gefühl, dass Jim aber auch ich sie ein wenig idealisiert haben und es mir deswegen schwerfiel, gewisse Handlungen zu akzeptieren und zu verstehen.

Bei Jim hingegen habe ich diese gemischten Gefühle nicht. Er ist ab der ersten Seite ein unglaublich starker, manchmal vielleicht zu netter Protagonist. Trotz seiner furchtbaren Kindheit und Jugend ist er nicht verbittert und gemein, sondern eher unsicher und zurückhaltend. Vor allem zu Beginn hängt er noch sehr in seiner Vergangenheit und wird immer wieder mit Erinnerungen konfrontiert, sodass es ihm schwerfällt, sich durchzusetzen. Durch Thea und den Umgang mit ihr hingegen muss er über seinen Schatten springen und ich habe es geliebt, wie er es langsam aus seinem Schneckenhaus schafft, um sich endlich ein richtiges Leben aufzubauen.

Während der Anfang des Buches noch recht gemächlich aufgebaut ist, entwickelt sich die Story zum Ende hin für mich ein wenig zu schnell und teilweise sogar zu unglaubwürdig. Ich verstehe die Gründe dafür sogar, es fiel mir dennoch schwer, einiges einfach so akzeptieren, dazu gehörten auch einige Charakterentwicklungen, die möglicherweise sogar sehr realistisch wären, die Protagonisten für mich aber ein wenig unsympathisch erscheinen lassen. Nichtdestotrotz hat mich das Buch immer wieder mit der vor allem im ersten Teil vorherrschenden leise, angenehmen Art Jims, seine Geschichte zu erzählen, berührt und ich habe nicht nur die Protangonisten, sondern auch die Nebencharaktere in mein Herz geschlossen. Ich mochte die eher ungewöhnliche Story, auch wenn sie mir an manchen Stellen vielleicht eine Spur zu unglaubwürdig, zu schnell erzählt wird und bin mir nicht sicher, ob mir nicht vielleicht sogar ein anderes Ende besser gefallen hätte.

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Veröffentlicht am 10.02.2021

Starkes feministisches Buch, das einen wütend zurücklässt

Kim Jiyoung, geboren 1982
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Ich finde das Cover unglaublich gelungen. Zunächst gefiel mir die Gestaltung einzig wegen der leuchtenden Farben und der fast schon plastischen Aufmachung. Nachdem ich das Buch gelesen habe, fand ich aber ...

Ich finde das Cover unglaublich gelungen. Zunächst gefiel mir die Gestaltung einzig wegen der leuchtenden Farben und der fast schon plastischen Aufmachung. Nachdem ich das Buch gelesen habe, fand ich aber auch die Botschaft hinter dem Cover sehr passend gewählt. Dadurch, dass der Name und das Geburtsjahr über dem Gesicht der dargestellten Figur positioniert ist, wirkt die Protagonistin austauschbar und als Stellvertreterin für alle Frauen Koreas, vielleicht sogar für alle weltweit stehen kann.

Die Story des Buches an sich klang erstmal nicht besonders spektakulär: Kim Jiyoung führt ein ganz normales Leben in der südkoreanischen Hauptstadt Seoul. Sie hat gerade erst ihren Job in einer Marketingfirma aufgegeben, um sich um ihre kleine Tochter zu kümmern, während ihr Mann weiterhin von morgens bis in die Nacht hinein für eine IT-Firma arbeitet. In der letzten Zeit nimmt ihr Mann allerdings eine Veränderung an ihr wahr, immer häufiger scheint sie in die Rollen anderer Menschen zu schlüpfen und stellt ihn dadurch auch vor seiner Familie bloß. Daraufhin sucht der verzweifelte Ehemann einen Psychiater auf, der nun auch die Geschichte Kim Jiyoungs erzählt. Er beginnt mit ihrer Kindheit, in der sie und ihre ältere Schwester immer wieder hinter ihrem jüngeren Bruder zurückstecken müssen, erstreckt sich über die Schulzeit, in der Lehrer die Mädchen immer wieder darauf hinweisen, wie ‚vernünftige‘ Schulkleidung auszusehen hat bis hin zu ihrer Arbeit, in der Männern immer wieder die besseren Projekte zugeteilt werden. Nach der Geburt ihrer Tochter wird zudem erwartet, dass sie ihren Job aufgibt und sich ganz dem Haushalt widmet, sodass sie nun trotz guter Ausbildung ihre Zeit vor allem mit ihrer kleinen Tochter verbringt.

Der Schreibstil gefällt mir ausgesprochen gut, obwohl er so ganz anders ist als das, was ich sonst mag. Ich bin normalerweise ein großer Fan von einem poetischen, leichten Schreibstil, der einen zwar durch die Seiten fliegen lässt, aber gleichzeitig auch einen großen Eindruck hinterlässt. Hier ist es eher so, dass der Schreibstil hinter die Geschichte zurücktritt, was für die Message des Buches perfekt ist. Da die Geschichte nicht aus der Sicht von Kim Jiyoung erzählt wird, sondern von ihrem Psychiater, ist der eher nüchterne, fast schon klinische Blick auf ihr Leben perfekt. Es sorgt dennoch nicht dafür, dass man durch das Buch stolpert, sondern vielmehr fliegt man durch die einzelnen Szenen, fast schon ein bisschen atemlos.

Ich weiß nicht, was ich von de Buch erwartet habe und vielleicht hat es mich gerade deswegen so überzeugt, weil ich mir vorher keine genaueren Vorstellungen gemacht habe. Zwar kommt man den dargestellten Figuren durch die distanzierte Erzählweise emotional nicht besonders nahe, das ändert aber nichts daran, dass man Kim Jiyoungs Leben dennoch zumeist mit Interesse, aber auch mit sehr viel Wut und fast schon Hilflosigkeit verfolgt. Schließlich liegt der Fokus dieses Buches auf der Ungerechtigkeit zwischen Männern und Frauen in Südkorea. Dieses zeigt sich schon in der frühesten Kindheit der Protagonistin, in der sie und ihre ältere Schwester sich häufig Reste teilen müssen, während der Bruder immer zuerst etwas vom Essen oder neuen Sachen erhält. Die Mädchen sehen an diesem Umstand allerdings nichts Verwerfliches, sondern nehmen es vor allem in der Kindheit ohne es zu hinterfragen hin und akzeptieren es. Wenn Jiyoungs ältere Schwester dann doch einmal rebelliert, akzeptiert deren Mutter das dann sogar und versucht eine Lösung zu finde ohne dass sich aber letztlich etwas ändert. Diese ist eigentlich Hausfrau, durch ihren intelligenten Umgang mit dem Geld der Familie und durch harte Arbeit ist sie es allerdings die dafür sorgt, dass es allen drei Kindern möglich ist, zu studieren. Auch der Vater der Familie ist kein aufbrausender Tyrann oder Patriarch, sondern ein durchaus sympathischer Mann, der allerdings ebenso wie alle anderen Mitglieder der Familie immer wieder in die Muster der Gesellschaft zurückfällt.

Auch später ändert sich nichts für Kim Jiyoung und die anderen Frauen in ihrem Umfeld, egal wie hart sie arbeiten und wie gut ihre Noten in der Uni waren, immer werden ihnen Männer vorgezogen, gerne mit dem Grund, dass die Frauen ja eh bald nicht mehr zur Verfügung stehen würden, wenn sie denn erst eine Familie gegründet hätte. Viele der beschriebenen Szenen kennt man als Frau auch aus seinem eigenen Alltag und sind keinesfalls exemplarisch für die koreanische Gesellschaft, auch wenn dort die Ungleichheiten noch viel größer sind als in europäischen Ländern. Auch die Tatsache, dass selbst ‚gute Männer‘, die es eigentlich besser wissen müsste und so gut wie alle Frauen des Buches immer wieder in die alten Muster der patriarchalischen Gesellschaft zurückfallen, hat besonders zum Ende hin wirklich wütend gemacht, sorgt gleichzeitig allerdings auch dafür, dass mir das Buch lange im Gedächtnis bleiben wird.

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Veröffentlicht am 30.01.2021

Selbst für Anfänger unglaublich motivierend

Homefarming
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Das Cover finde ich persönlich perfekt gewählt, weil es so super idyllisch wirkt, wie der perfekte Traum vom eigenen Bauernhof und im Prinzip ist genau das auch der Inhalt dieses Buches. Ich mag die warmen ...

Das Cover finde ich persönlich perfekt gewählt, weil es so super idyllisch wirkt, wie der perfekte Traum vom eigenen Bauernhof und im Prinzip ist genau das auch der Inhalt dieses Buches. Ich mag die warmen Farben und durch den gefühlten Gemüsekorb hat man direkt mehr Lust, das Buch zu lesen.

Ich war mir ehrlich gesagt nicht sicher, was ich von dem Buch erwarten sollte, aber da ich das Thema super interessant finde und Judith Rakers schon immer sehr sympathisch fand, wollte ich zumindest mal reingeschaut haben. Ich wurde auch wirklich nicht enttäuscht. Ich mag die Art, wie sie erzählt. Sie beginnt erstmal damit, wie wenig Ahnung sie vom Gärtnern aber auch vom Kochen und auch von der Hühnerhaltung hatte und dass niemand damit gerechnet hätte, dass sie jemals ein Buch über Homefarming schreiben würde. Schon in dieser kurzen Einleitung wird immer wieder ihr leichter Humor deutlich, der sich durch das ganze Buch zieht und mich immer mal wieder zum Schmunzeln gebracht hat. Das hat auch dafür gesorgt, dass ich jedes Kapitel wirklich gerne gelesen habe, egal welches Thema es jetzt behandelt hat. Zudem wirkt es zu keiner Zeit belehrend oder von oben herab, sondern man hat immer das Gefühl, dass die Autorin hier vor allem ihre Begeisterung für das Thema vermitteln wird, was auch bei mir das Interesse auslöst, mich mehr mit dem Thema auseinanderzusetzten.

Ich mag, dass die Kapitel immer recht kleinschrittig aufgebaut sind ohne sich dabei allerdings dauerhaft zu wiederholen. Man bekommt so zunächst einmal einen Überblick über die grundlegenden Voraussetzungen, die man erfüllen muss, um anfangen zu können. Dabei wird deutlich, wie wenig tatsächlich von Nöten ist und dass fast jeder mit einem kleinen Balkon oder einer kleinen Terrasse ein paar Gemüsesorten anbauen kann. Doch auch die richtige Erde und Arbeitsmaterialien werden thematisiert, sodass einem genau die Fragen beatwortet werden, die man sich zwar eigentlich (vor allem als absoluter Anfänger) stellt, aber häufig nicht in vollem Umfang beantwortet werden. Auch dass nicht einfach davon ausgegangen wird, dass man einen Garten besitzt, sondern immer mehrere Möglichkeiten aufgezeigt werden wie man ein Beet anlegen kann, gefiel mir ausgesprochen gut. Es wird zwar deutlich, dass ein großer Garten und ein solides Grundbudget es einfacher machen, zum Selbstversorger zu werden, aber dennoch gibt es auch gute Tipps, die sich für jeden umsetzten lassen, der dies in Betracht zieht. Super ist zudem, dass es am Ende eines jeden Kapitels immer wieder eine kurze Zusammenfassung gibt, in der noch einmal die wichtigsten Punkte aufgeführt werden, sodass man auch nach dem Lesen des gesamten Buches es auch mal wieder einfach nur durchblättern muss, um die wichtigsten Punkte zu finden. Das ist natürlich keine neue Idee, aber dennoch auch hier sehr hilfreich und es macht das Buch noch einmal übersichtlicher. Ebenso wie die sehr passend gewählten Bilder, die zwar manchmal eine Spur zu gestellt wirken, aber dem gesamten Buch eine Art Leichtigkeit verleihen und so die Texte ein bisschen auflockern.

Alles in allem weckt das Buch selbst bei mir als absoluter Gartenarbeitsmuffel den Wunsch, mir mal ein kleines Beet mit Möhren oder Kartoffeln anzulegen, einfach weil Judith Rakers das wirklich zu lieben scheint. Diese Begeisterung, die in jeder Silbe und jedem Bild des Buches mitschwingt ist ebenso besonders wie die detaillierten Erklärungen, die es auch einem Anfänger erlauben, sich mal intensiver mit der Materie zu beschäftigen.

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