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Veröffentlicht am 14.03.2021

Atemberaubender Schreibstil, aber blasse Charaktere

Flaming Clouds – Der Himmel in deinen Farben
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Das Cover des Buches ist wirklich gelungen und sticht dadurch unter anderen Büchern aus der Masse hervor. Ich liebe die Kombination aus Rosa, Lila und der goldenen Schrift. Das alles passt so wunderbar ...

Das Cover des Buches ist wirklich gelungen und sticht dadurch unter anderen Büchern aus der Masse hervor. Ich liebe die Kombination aus Rosa, Lila und der goldenen Schrift. Das alles passt so wunderbar zum Inhalt, wie es kaum anders möglich wäre.

Die Story an sich klang erst einmal gut: Olivia Green ist Flugbegleiterin, eigentlich wartet sie aber nur auf die Zusage von Oxford, um endlich Mathematik studieren zu können. Sich auf einen Mann einzulassen, ist das letzte, das sie will, vor allem wenn es sich dabei um Nicholas Saint James handelt. Nick, der sie mit seinen bunten Augen und seinem intensiven Blick vollkommen aus der Bahn wirft und der es immer wieder schafft, sie mit seiner Ehrlichkeit aus der Reserve zu locken. Nick, der seine Kunst aufgegeben hat, um Pilot zu werden, den sie schon seit der Schule kennt und der sie an die schlimmste Zeit in ihrem Leben erinnert. Doch sie lässt sich mehr und mehr auf ihn ein, bis genau diese Vergangenheit sie wieder einholt…

Nachdem ich gefühlt überall von diesem Buch gelesen und gehört habe, wollte ich es unbedingt lesen. Dabei hat mich vor allem das Cover angesprochen, ich fand aber auch das Setting extrem interessant. Die Welt der Flugbegleiter:innen und der Pilot:innen wirkt immer ein wenig magisch und fast schon romantisch, sodass ich wirklich gespannt war, was das Buch für ein Bild zeichnet und war nach dem Lesen irgendwie enttäuscht. Vielleicht weil ich keine komplett andere Geschichte erwartet habe, vielleicht weil ich so meine Schwierigkeiten hatte, so richtig mit den Charakteren warm zu werden.

Das größte Problem und gleichzeitig der größte Pluspunkt ist dabei wahrscheinlich der Schreibstil, denn mit diesem lebt und stirbt die gesamte Geschichte. Wenn man diesen nicht mag oder sich nicht darauf einlässt, wird es schwierig, irgendeinen Zugang zu dem Buch zu finden. Ich bewundere die Art, wie Gabriella Santos de Lima schreibt, wie sie es schafft, Situationen, Gegebenheiten und Szenen zu beschreiben und dadurch aufleben zu lassen. Sie hat eine besondere Art, genau das in einer poetischen Art zu schildern, die einem wirklich im Gedächtnis bleibt, aber ich hatte trotz meiner Anerkennung große Probleme, mich vor allem zu Beginn des Buches in die Geschichte zu kommen. Ich habe zuletzt eher Bücher gelesen, die einen einfachen, leichten Stil hatten, der einen durch die Seiten fliegen lässt, ohne dass man lange an einem Satz hängen bleibt. Hier war das nicht möglich, weil man jeden Satz, jede Zeile und jedes Wort genau lesen muss, um bloß nichts zu verpassen. Das war auf die Dauer wirklich anstrengend und hat es mir schwer gemacht, überhaupt etwas außerhalb des Schreibstils wahrzunehmen, alles andere tritt dahinter zurück: Das Setting, die Figuren und die Handlung im Allgemeinem.

Leider sind all diese aber auch so blass, dass sie dem Schreibstil ohne Probleme den Vortritt lassen. Ich mag Olivia und Nick durchaus, aber ich glaube nicht, dass ich sie nach diesem Buch kenne. Es werden immer nur Szenen aus ihrem Leben geschildert, kleine Eindrücke, die zwar durchaus für die Gefühle der Protagonisten und deren Geschichte wichtig sind, aber keinerlei Hinweise auf die wirkliche Persönlichkeit der beiden liefern. Dabei fand ich die Grundidee so interessant. Ich mochte die Idee der Flugbegleiterin, die das eigentlich nur macht, um genug Geld zu verdienen, um dann endlich, endlich zum Mathematikstudium nach Oxford zu gehen und dem jungen Piloten, der nur fliegt, weil das von ihm erwartet wird, dessen Herz aber an der Kunst hängt, obwohl diese soviel von ihm verlangt. Ich hätte einfach so gerne mehr davon erfahren, wie sich das Fliegen anfühlt, wie die beiden das immer voneinander getrennt sein aushalten und wie das mit den Beziehungen zwischen Piloten und Flugbegleiterinnen wirklich ist, aber all das spielt keine Rolle. Vielmehr kreisen Olivia und Nick in ihren kleinen Szenen immer um sich und ihre Gefühle, die aktuellen und die vergangenen, doch so richtig in die Tiefe geht es dann letztlich doch nicht. Immer wenn man an wichtigen Punkten ankommt, die ihrer Beziehung eine neue Tiefe geben könnte, wird das nicht weiter erforscht, sondern irgendwie in der Schwebe gelassen. So ist das auch am Ende. Es wird wirklich lange auf ein Ziel hingearbeitet und dann bleibt es einfach mehr oder weniger offen. Natürlich ist es der Auftakt zu einer Reihe, aber es spielen ja nicht Nick und Olivia die Hauptrolle im zweiten Teil, sondern Lilah und Jonah, sodass ich mir ein bisschen mehr vom Ende erwartet habe, einen klareren Abschluss, der wichtige Punkte noch einmal aufwirft und dann auch klärt.

Alles in allem bin ich nach dem Lesen des Buches wirklich unsicher, was ich wirklich davon halten soll. Ich bewundere die Art und Weise, wie Gabriella Santos de Lima zu schreiben vermag, wie sie es schafft, Szenen und Augenblicke in einer schwärmerischen, melancholischen Art und Weise zu beschreiben, die es einem schwer macht, einfach durch die Seiten zu fliegen, die einem aber laut und deutlich im Gedächtnis bliebt. Das schaffen die Charaktere und die Story aber genau durch diesen starken Schreibstil nicht, weil sie von diesem irgendwie verschluckt werden und dadurch blass bleiben. Vielleicht wäre hier eine andere Genrezuweisung passend gewesen. Ich finde es ist trotz des Alters der Figuren weniger ein New Adult Roman als vielleicht eher anspruchsvollere Belletristik, schon allein weil einem der Schreibstil viel abverlangt, die Story aber eher szenisch und kunstvoll beschrieben wird.

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Veröffentlicht am 11.03.2021

Gelungenes Finale

Diamond Empire - Forbidden Royals
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Spoiler für alle, die die ersten beiden Teile nicht gelesen haben

Das Cover ist, genau wie die der ersten Teile, wirklich hervorragend gelungen. Ich mag auch hier die schlichte Eleganz, die es ausstrahlt ...

Spoiler für alle, die die ersten beiden Teile nicht gelesen haben

Das Cover ist, genau wie die der ersten Teile, wirklich hervorragend gelungen. Ich mag auch hier die schlichte Eleganz, die es ausstrahlt und die wirklich perfekt zu Emilia und ihrer Geschichte passt.

Auch die Story hat mich dieses mal deutlich mehr überzeugen können als im letzten Teil: Emilia Lancaster ist alles andere als ein normales Mädchen, vielmehr ist sie die jüngste Monarchin der Welt und, nach allem, was nach dem Tod ihres Vaters passiert ist, verdammt einsam. Sie vermisst den ihr vertrauten Pressesprecher Simms, ihre Stiefschwester Chloe und vor allem ihren Stiefbruder Carter schrecklich, weiß aber nicht, wie sie ihnen jemals verzeihen soll, dass sie sie gemeinsam mit ihrer Stiefmutter Octavia manipuliert haben. Gleichzeitig muss sie alle Aufgaben als neue Königin wahrnehmen und natürlich einen perfekten Ehemann finden, doch das gestaltet sich nicht so einfach, kann sie Carter doch nicht vergessen…

Ich war von dem ersten Teil wirklich begeistert und habe mich echt gefreut, die Reihe weiterlesen zu können, doch der zweite Teil hat meine Euphorie ein wenig zerstört, sodass ich bei diesem Buch entsprechend skeptisch war. Ich wollte dennoch schon wissen, wie die Geschichte ausgeht und ob Emilia und Carter eine Zukunft haben. Zum Glück hat mich dieses Buch wieder ab der ersten Seite abgeholt. Ich bin wieder einmal begeistert, wie genial Julie Johnson zu schreiben vermag. Es gibt zwar ein paar Autor*innen deren Schreibstil ich bewundere, aber es schaffen dennoch wenige, die es schaffen, eine solche Sogwirkung zu erschaffen und die einen schon fast dazu zwingt, das Buch nahezu atemlos in einem Zug durchzulesen.

Die Storyline hat es in diesem Buch deutlich besser geschafft, mich zu überzeugen als es noch im zweiten Band der Fall gewesen ist. Das liegt vielleicht auch ein bisschen daran, dass dieser Teil deutlich mehr Seiten hat und sich die Story deswegen deutlich gemächlicher entwickeln kann als das vorher der Fall war. Vielleicht ist es auch so, dass ich einfach akzeptiert habe, dass die Geschichte nicht wirklich realistisch ablaufen wird und deswegen keine Maßstäbe angelegt habe, die das Buch nicht erfüllen konnte. Ich fand es tatsächlich ziemlich interessant, die Geschichte aus der Sicht der Königin zu lesen: Wie sie Entscheidungen trifft, aber auch wie schwer es ihr fällt, sich an die Aufgaben als Königin zu gewöhnen. Ich fand es spannend zu sehen, wie sehr Emilia an dieser Aufgabe gewachsen ist, sie ist von einem impulsiven, vielleicht manchmal verurteilenden Mädchen zu einer klugen, überlegten Frau geworden ohne, dass ich diese Entwicklung im Ansatz unglaubwürdig fand, sondern es war vielmehr eine logische Folge der Sachen, die sie bisher erlebt hat.

Die Beziehung zwischen Emilia und Carter (oder das Fehlen einer Beziehung) fand ich ebenso nachvollziehbar. Ich hatte das Gefühl bei jedem neuen Problem, bei jeder Trennung und bei jedem Wiedersehen den Schmerz der beiden zu spüren und habe mir gewünscht, dass sie es schaffen, das ganze irgendwie zu überwinden. Allerdings war es mir zwischendurch auch etwas zu viel Drama, zu viele Versuche sich zu trennen, um dann doch wieder zueinander zu finden und sich unter vielen drastischen Handlungen zu trennen. Ich hätte es vielleicht besser gefunden, wenn es nicht ein dauerndes Hin und Her gegeben hätte, sondern sie sich einfach voneinander ferngehalten hätten, auch wenn man wirklich in jedem Satz gemerkt hat, dass genau das ihnen nicht möglich ist.

Alles in allem gefiel mir der Abschluss der Reihe wirklich gut, ich habe jede Seite genossen und wirklich mit Emilia und Carter gelitten. Allerdings fand ich das Ende des Buch zu abrupt, fast schon zu erzwungen und für mich nicht wirklich zufriedenstellend nach all dem Drama, das die beiden zusammendurchmachen mussten.

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Veröffentlicht am 09.03.2021

Emotionale Liebesgeschichte mit wunderbarem Schreibstil

Feels like Love
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Das Cover des Buches gefällt mir überhaupt nicht. Weder die Farbkombination aus hellbraun und türkis noch die Knitteroptik des Hintergrundes oder die geschwungene Schrift kann mich überzeugen. Hätte ich ...

Das Cover des Buches gefällt mir überhaupt nicht. Weder die Farbkombination aus hellbraun und türkis noch die Knitteroptik des Hintergrundes oder die geschwungene Schrift kann mich überzeugen. Hätte ich nicht gewusst, wie gut die Autorin schreiben kann und dass sie hervorragende Geschichten erzählen kann, hätte ich dem Buch keinen zweiten Blick gegönnt, zu lieblos gestaltet wirkt das Cover insgesamt. Der Titel hingegen ist hervorragend gewählt und passt für mich perfekt zum Inhalt.

Die Story an sich klang ganz gut, wenn auch nicht besonders innovativ: Als Emilia Farber die Zusage für ein Teilstipendium in Medizin an der LMU in München bekommt hat, hätte sie niemals gedacht, dass das dazu führt, dass sie nach dem fünften Semester noch einmal die Uni wechseln müsste, um weiterstudieren zu können, doch genau das passiert. Nahezu Hals über Kopf zieht Mila vom Süden nach Berlin, wo auch ihr Bruder als Arzt arbeitet. Von der hektischen Betriebsamkeit und der Kälte der Hauptstadt ist sie heillos überfordert und es fällt ihr schwer, Anschluss zu finden bis sie in der Küche ihrer WG auf Leonardo Wagner trifft. Dieser will sich eigentlich mit seiner Ex-Freundin, Milas Mitbewohnerin Ivana, treffen, doch er ist von der Studentin direkt beeindruckt und sie verbringen mehr und mehr Zeit miteinander. Leo zeigt Mila sein Berlin und auch sein Modelable, das er zusammen mit Ivana und zwei anderen Freunden betreibt. Mit jedem Tag kommen die beiden sich näher, doch ein Schicksalsschlag überschattet ihre gemeinsame Zeit und bedroht ihre Liebe…

Der Schreibstil ist wirklich gut, aber etwas anderes habe ich wirklich nicht erwartet. Ich finde ihn nicht ganz so poetisch und rund wie in den anderen Werken, aber er ist dennoch wunderbar leicht und flüssig, sodass man wirklich durch die Seiten fliegt. Ich habe es dadurch wirklich genossen, das Buch zu lesen.

Auch die Charaktere machen es einem einfach, sie zu mögen. Sowohl Mila als auch Leo waren mir ab den ersten Seiten unglaublich sympathisch ohne dass ich sie irgendwie langweilig fand. Mila wirkt auf den ersten Blick erst einmal eher zurückhaltend, vielleicht sogar etwas reserviert, aber im Umgang mit Leo, seinen Freunden und ihrer Familie merkt man, wie einfühlsam sie ist und wie sehr sie für die Menschen kämpft, die ihr wichtig sind, selbst wenn das für sie schwierig ist. Ich habe diese Eigenschaften vor allem im Verlauf des Buches wirklich zu schätzen gelernt. Auch Leo ist ein echt toller Kerl. Ich mag, dass er immer ehrlich zu ihr ist, besonders was die Beziehung zu Ivana angeht. Normalerweise sind die Ex-Freundinnen entweder nicht mehr auf der Bildfläche oder fiese Mädels, die ihren Freund unbedingt zurückhaben wollen. Deswegen fand ich es durchaus interessant, wie es anders funktioniert. Zwar ist Ivana keineswegs eine nette, zuvorkommende Mitbewohnerin, die Mila ab der ersten Seite ins Herz schließt, sondern auf ihre Art durchaus manipulativ, aber man merkt, wie sehr beiden die Beziehung aber deren Ende beiden zusetzten. Ich hatte immer wieder das Gefühl, dass die beiden einfach nicht zueinander passten, auch wenn sie einander vielleicht sogar wirklich geliebt haben. Ich fand einfach die Kombination der Charaktere und wie sie miteinander umgehen wirklich gelungen. Auch Jason und Alessa, Leos Freunde und Partner in seinem Label, waren super gelungen. Beide sind einfach tolle Freunde, egal wie gut oder schlecht es gerade läuft.

Für mich war auch das Setting wirklich gelungen. Ich mag die Young Adult Romane, die in Großbritannien und den USA spielen, aber ist dennoch auch mal ganz schön, wenn man einen Roman hat, der in einer bekannten Umgebung spielt. Man versteht das Feeling in Berlin einfach deutlich besser als in einer fiktiven, amerikanischen Stadt.

Mein größtes Problem mit dem Buch war, dass ab einem gewissen Zeitpunkt und ab einer gewissen Entwicklung, auf die ich hier nicht genauer eingehen will, alles dahinter zurückbleibt. Jason, Alessa und auch Ivana spielen dann eine sehr untergeordnete Rolle und ihre Geschichte wird nicht einmal am Rande weitererzählt. Zudem bleibt auch die charakterliche Entwicklung von Leo und Mila ein wenig auf der Strecke, was bei allem, was passiert, nachvollziehbar ist, mich aber dennoch irgendwie frustriert hat. Ich hoffe einfach, dass sich das im zweiten Teil der Reihe ein bisschen ändert, dass offene Fragen geklärt werden und man auch ein bisschen klarer sehen kann, wie Leo und Mila außerhalb ihrer Beziehung zueinander sind.

Alles in allem war das Buch ab einem gewissen Punkt unglaublich emotional und mitreißend, was ich so nicht erwartet habe. Ich mochte die Geschichte von Leo und Mila wirklich gerne, auch wenn sie vielleicht alles andere ein bisschen zu sehr in den Hintergrund drückt.

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Veröffentlicht am 08.03.2021

Nicht mehr als ein durchschnittlicher Krimi

Nordwesttod
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Das Cover gefällt mir ausgesprochen gut, auch wenn es in der Reihe der deutschen (Regional-)Krimis nicht gerade aus der Masse heraussticht. Ich mag dennoch die Kombination aus dem dunklen Himmel und dem ...

Das Cover gefällt mir ausgesprochen gut, auch wenn es in der Reihe der deutschen (Regional-)Krimis nicht gerade aus der Masse heraussticht. Ich mag dennoch die Kombination aus dem dunklen Himmel und dem aufgewühlten Meer, die einem direkt das Gefühl vermittelt, dort zu sein.

Der Inhalt klingt auf den ersten Blick ebenfalls sehr vielversprechend: Anna Wagner ist froh, dass sie nach einer schwierigen Scheidung von München nach Kiel versetzt werden wird, um dort eine im Landeskriminalamt eine Stelle aufzubauen, die auf Vermisstenfälle spezialisiert ist. Gleich ihr erster Fall führt sie nach St. Peter-Ording, wo Nina Brechtmann spurlos verschwunden ist, nachdem sie in ihrem Urlaub ihre Familie besuchen wollte. Diese ist eine der erfolgreichsten Hoteliersfamilien an der Nordsee und hat schon seit Jahren keinen Kontakt mehr zu Nina, die sich für den Umweltschutz einsetzt und in der Seehundsstation arbeitet. In dem Küstenort erhält Anna Unterstützung von dem neuen Dienststellenleiter Hendrik Norberg, einem ehemaligen Mordermittler, der nach dem Tod in seinem Heimatort zurückgekehrt ist, um sich um seine Söhne zu kümmern. Neben allerlei privaten Problemen versuchen die beiden die junge Frau zu finden oder ist es dafür vielleicht schon zu spät?

Ich bin bei dem Buch etwas zwiegespalten. Ich habe mich echt gefreut, mal wieder einen richtigen Krimi zu lesen, doch so richtig überzeugen konnte es mich nicht. Das fing schon mit dem Schreibstil an. Ich hatte am Anfang wirklich Probleme, in die Geschichte zu finden, weil dieser irgendwie sehr sperrig war. Vor allem die Dialoge wirkten extrem gestellt und in keinster Weise real. Auch, dass Charaktere immer wieder mit Vor- und Nachnamen angesprochen werden und vorgestellt werden, fand ich super irritierend. Vor allem wenn Hendrik Norberg immer wieder von Corinna Heckler spricht, wenn er seine Schwiegermutter spricht, hat mich zu Beginn des Buches sehr gestört. Natürlich ist es nur eine Kleinigkeit, steht aber exemplarisch für den Schreibstil im gesamten Krimi. Mit der Zeit habe ich mich allerdings dann doch daran gewöhnt und konnte das Buch letztlich recht schnell durchlesen.

Die Charaktere an sich mochte ich recht gerne, auch wenn mir das bei Anna deutlich leichter fiel. Sie ist wirklich taff und hartnäckig, gleichzeitig aber auch einfühlsam. Mir gefiel, dass sie nicht die ganze Zeit wehmütig an ihren Ex und München zurückdenkt, sondern sich auf den Neuanfang und das Leben in Schleswig-Holstein freut. Dadurch stellt sie einen guten Ausgleich zu Hendrik Norberg dar, der noch immer mit dem Tod seiner Frau und dem dadurch erzwungenen Wechsel und Abstieg vom angesehenen Mordermittler zum Dorfpolizisten hadert. Zwar liebt er seine Söhne und bereut nicht, nun für sie da sein zu müssen, aber er erkennt auch, wie viele Probleme vor allem sein älteres Kind Lasse noch immer hat, den Tod seiner Mutter zu verarbeiten. Vor allem diese Alltagsprobleme Norbergs werden für mich in diesem Buch zu sehr in den Fokus genommen. Ich kann verstehen, warum das so wichtig ist, aber es spielt für den Fall halt einfach keine Rolle und der ist ja vor allem, warum man einen Krimi lesen will. Durch diesen verschobenen Fokus dauert es gefühlt ewig bis der Fall mal ins Rollen kommt und man hat fast das Gefühl, dass zu Beginn überhaupt nicht ermittelt wird, weil eben sehr wenig in dieser Hinsicht passiert. Dementsprechend durchschnittlich fand ich auch den Fall im Ganzen. Dadurch, dass man dauernd verschiedene Perspektiven hatte, wusste man immer mehr als die Kommissare, was ich super unnötig fand. Ich hätte es deutlich besser gefunden, wenn eben die Kommissare als Protagonisten im Mittelpunkt gestanden und nicht immer mal wieder die möglichen Tatverdächtige auch Raum bekommen hätten. Ich habe durch diese Perspektiven rein gar nichts gewonnen, weil sie teilweise nicht einmal wichtig für den Handlungsablauf waren und sich vieles einfach letztlich in der Vernehmung wiederholt hat. Das hat mich an manchen Stellen schon genervt, zumal es für mich dadurch eher zum Spannungsabbau beigetragen hat.

Zudem ist das Setting eigentlich extrem gut gewählt, die Umsetzung war aber auch hier allenfalls durchschnittlich. Ich liebe das Meer und habe mich deswegen auf dieses Feeling gefreut. Ich wurde aber mit SPO nicht so richtig warm. Vielleicht weil ich nie dort war und mir die vielen Straßennamen, die immer wieder genannt wurden, so gar nichts sagten, ebenso wenig wie die Sehenswürdigkeiten. Zwar werden das Meer und der Strand immer mal wieder erwähnt, aber bei mir kam das Gefühl, sich dort zu befinden, leider nicht an. Ich fand das super schade, weil man ja gerade durch Anna Wagner, die aus München kommt, den Ort und das Setting im Allgemeinen mitentdecken könnte. Doch selbst wenn sie denn dann mal durch den Ort läuft, kommt für mich das Gefühl von St. Peter-Ording und der Nordseeküste leider so gar nicht an.

Alles in allem habe ich das Buch an einem Nachmittag durchgelesen, mochte die Protangonisten und wurde durchaus unterhalten, mehr aber leider auch nicht. Für mich hat sich nicht wirklich Spannung aufgebaut, der Fall war (zumindest für mich) sehr vorhersehbar, der Schreibstil vor allem am Anfang sehr gewöhnungsbedürftig und die vielen Perspektiven recht unnötig. Auch das Setting hat mich leider nicht wirklich abgeholt, sodass ich den zweiten Teil der Reihe sehr wahrscheinlich nicht lesen werde.

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Veröffentlicht am 05.03.2021

Punktgenauer Werk über 'das Bürgertum', das vielleicht eine Spur zu kompliziert gestaltet ist

Komplett Gänsehaut
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Das Cover gefällt mir auf jeden Fall recht gut, weil es ein bestimmtes Lebensgefühl vermittelt, das auch für das Buch an sich von essenzieller Bedeutung ist. Vor allem auch der gelbe Farbschnitt der Erstauflage ...

Das Cover gefällt mir auf jeden Fall recht gut, weil es ein bestimmtes Lebensgefühl vermittelt, das auch für das Buch an sich von essenzieller Bedeutung ist. Vor allem auch der gelbe Farbschnitt der Erstauflage ist wirklich gelungen, weil er das Buch zu etwas Besonderem und einem echten Hingucker im Regal macht.

Ich habe schon ‚Alte weiße Männer‘ von Sophie Passmann gelesen und mochte vor allem die Intention des Buches wirklich gerne. Ein Dialog mit ebenjenen (mehr oder weniger) alten weißen Männern und die Entlarvung derer Strategien, aber auch den Austausch mit ihnen über Feminismus. Hier geht sie mit dem Bürgertum an sich ins Gericht und lässt sich selbst dabei nicht außenvor. Man will bloß nicht werden wie die anderen, bloß nicht wie die Eltern und eigentlich auch nicht wie man schon längst ist. Ich kenne Sophie Passmann natürlich vor allem aus dem Internet und verschiedenen anderen Formaten, bei dem ich vor allem immer wieder ihren klaren Blick und die klaren Worte zu verschiedensten Themenbereichen bewundere. Deswegen habe ich auch bei diesem Buch auf Ähnliches gehofft, das traf aber nicht so wirklich auf dieses Buch zu.

Zunächst einmal bewundere ich ihre Fähigkeit zu formulieren. Ich habe immer wieder innegehalten und die Art bewundert, wie die Sätze gebaut sind und wie treffend sie gleichzeitig die Umgebung beschreiben. Dennoch liegt in dieser Art des Schreibens für mich auch das größte Problem des Buches, denn durch den sehr anspruchsvollen Schreibstil werden Menschen, die nicht der gebildeten Sprachelite angehörig sind, ausgeschlossen. Mir ist natürlich bewusst, dass die Zielgruppe eben vor allem im Bürgertum zu finden ist, dennoch gibt es viele Menschen, die die Autorin eben aus dem Internet kennen und auch aus diesem Grund das Buch lesen wollen. Für einige dieser Menschen (und an manchen Stellen auch für mich) ist der Schreibstil zu kompliziert. Ich musste manche Sätze wirklich mehrfach lese und war mir danach noch immer nicht sicher, ob ich verstanden habe, was da gerade stand.

Dennoch fand ich viele Beobachtungen extrem witzig, fühlte mich an manchen Stellen selbst ertappt oder kenne Menschen, auf die diese Sachen zutreffen. Ich mochte die Aufteilung des Buches, das von der Wohnung über die Straße in die Stadt geht und so nicht nur die kritische Haltung zu sich selbst und zu den Menschen um sich herum verdeutlicht, sondern auch eine gesamtgesellschaftliche Kritik formuliert. Diese war mir an manchen Stellen vielleicht noch ein wenig zu zahm, zu sanft ausgedrückt und hätte mir manchmal gewünscht, dass einiges schärfer, vielleicht überspitzter formuliert worden wäre.

Alles in allem mochte ich das Buch gerne, weil ich doch immer wieder über die Beschreibungen ‚des Bürgertums‘ grinsen oder den Kopf schütteln musste, weil sie so zutreffend waren. Ich hätte mir aber manchmal mehr klare Worte anstatt der umständlichen Formulierungen gewünscht.

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