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Veröffentlicht am 19.04.2020

Unglaublich fesselnd, aber auch unglaublich frustrierende Charaktere

All Saints High - Die Prinzessin
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Das Cover mag ich unglaublich gerne, weil mir die Farbkombination sehr, sehr gut gefällt und durch das pastellige Rosa auch hervorragend zu Daria. Außerdem springt es dadurch direkt ins Auge und man widmet ...

Das Cover mag ich unglaublich gerne, weil mir die Farbkombination sehr, sehr gut gefällt und durch das pastellige Rosa auch hervorragend zu Daria. Außerdem springt es dadurch direkt ins Auge und man widmet dem Buch auch mehr als nur einen Blick.

Die Geschichte klingt erstmal interessant: Daria Followhill gilt als die unumstrittene Prinzessin der All Saint High und ist all das, was jeder gerne wäre: Captain des Cheerleader-Teams, wunderschön, beliebt und reich. Doch seit sie vor mehr als drei Jahren das Leben der damals 14-jährigen Via aus Eifersucht zerstört hat, zerfressen sie die Schuldgefühle, die sie hinter ihrer perfekten Maske versteckt. Diese bekommt allerdings Risse, als Vias Bruder Penn bei den Followhills einzieht, nachdem seine Mutter gestorben ist und er aus seinem Haus geworfen wurde. Penn hat Daria damals geholfen, die Aufnahmebestätigung seiner Schwester für eine bekannte Balletakademie zu zerreißen, ohne zu wissen, worum es sich handelt, sodass seine Schwester weglief und er bis heute nicht weiß, wo sie ist. Seit diesem Tag hasst er Daria und das ändert sich auch nicht nur, weil er sie unglaublich anziehend findet…

Ich hatte schon vor einiger Zeit den ersten Teil der Sinners-of-Saint-Reihe angefangen und mich tierisch über den Protagonisten Vicious aufgeregt, dass ich es nicht zu Ende lesen konnte. Ich fand aber den Schreibstil nicht schlecht, sodass ich der Autorin hier noch einmal eine Chance geben wollte. Mir war allerdings nicht klar, dass es sich hier um die Kinder der damaligen Protagonisten handelt, sonst hätte ich das Buch vermutlich nicht gelesen, allerdings kann ich nicht direkt sagen, dass ich es bereue, weil ich die Faszination für die Bücher nun teilweise nachvollziehen kann. Mann muss die Sinners-of-Saint-Reihe nicht unbedingt gelesen haben, um dieses Buch zu verstehen, aber ich hatte dennoch die ganze Zeit das Gefühl, dass es mir geholfen hätte. So wurde besonders am Anfang dauernd mit irgendwelchen Namen um sich geworfen, ohne dass ich verstanden habe, wer wie zusammengehört oder wie die Beziehungen zwischen den Menschen sind. Das wirkte wie eine Art Insiderwitz, den ich einfach nicht verstehen konnte und das hat mich am Anfang unglaublich gestört, auch wenn es im Verlauf des Buches besser wurde.

Auch der Schreibstil hat es mir zu Beginn des Buches schwer gemacht, weil ich es sehr anstrengend fand, wie oft aufgezählt wird, was genau Daria besitzt und wie sie was trägt. Das hat alles andere überschattet und mich so sehr gestört, dass ich das Buch nach wenigen Seiten abbrechen wollte. Doch genauso wie Darias eiskalte Maske bröckelt, werden auch die Aufzählungen der materiellen Güter weniger und man kann sich besser mit der Art des Schreibens anfreunden.

Das hat bei den Figuren ein wenig länger gedauert. Ich habe die Leseprobe gelesen, die einen Ausschnitt aus dem Prolog des Buches darstellt, der fast vier Jahre vor der eigentlichen Handlung spielt. Dieser ist aber so gar nicht repräsentativ für das Buch, weil sich vor allem Daria, aber auch Penn in dieser Zeit stark verändert haben und ich diese Entwicklung gar nicht erwartet habe. Daria ist so gar keine Sympathieträgerin: Sie ist eifersüchtig, arrogant und, besonders wenn sie sich bedroht fühlt, eiskalt. Damit bin ich am Anfang gar nicht klargekommen, weil ich es doch gewohnt bin, dass Protagonisten so angelegt werden, dass man sie mag. So aber war ich schon nach zwei Kapiteln sehr stark geneigt, dass Buch einfach nicht weiterzulesen, weil mich so darüber aufreget habe, wie gemein und eiskalt sie sich alle Menschen in ihrer Umgebung gegenüber verhält. Letztlich bin ich aber froh, dass ich es nicht gemacht habe, weil mich das Buch dann doch nach und nach in den Bann gezogen hat. Ich fand Penn von Anfang an etwas sympathischer, auch wenn sein Verhalten nicht unbedingt nachvollziehbarer war. Die beiden hassen sich angeblich, küssen sich dauernd und duschen nackt miteinander. Das fiel mir auch im Hinblick darauf, dass Daria zu diesem Zeitpunkt noch Jungfrau ist, schwer zu verstehen, andererseits sind ihnen ihre Gefühle zueinander ja auch nicht wirklich klar. Dieses Hin und Her, das Heiß und Kalt der beiden war mir zum Ende hin dann definitiv eine Spur zu viel, die Wendungen zu unglaubwürdig, zu extrem.

Doch je mehr man Daria kennenlernt, desto mehr kann man ihr Verhalten nachvollziehen und desto mehr leidet man auch mit ihr. Sie fühlt sich weder in der Schule noch Zuhause wirklich wohl und akzeptiert, sodass sie sich nur durch eine eiskalte Maske zu helfen weiß, die erst durch Penn so richtig eingerissen wird. Die Entwicklung der Gefühle zwischen den beiden ist erstaunlich glaubwürdig, weil es keinen Punkt gibt, an dem sie umschlagen, sondern sie sich langsam, immer wieder mit Rückschlägen entwickeln, sodass ich mich ab der Mitte immer wieder erwischt habe, wie ich mit Daria und Penn mitgefiebert habe und ihnen ein Happy End gewünscht habe. Dieses zog sich meiner Meinung nach am Ende allerdings viel zu lange hin, man hätte definitiv rund 50 Seiten und die eine oder andere Wendung weglassen können, das hat mich zum Schluss dann eher genervt, als dass ich das spannend fand.

Alles in allem kann ich den Hype rund um die Bücher von L.J. Shen nun deutlich besser verstehen, weil sie es wirklich schafft, mit ihrem Buch eine Sogwirkung zu erschaffen, der man sich nur sehr schwer erwehren kann, allerdings sind die Figuren alle sehr speziell und deren Handlungen teilweise sehr unlogisch gestaltet, dass es einem schwerfällt, sie wirklich zu mögen, auch wenn man durchaus mit ihnen mitfiebert. Nach diesem Buch bin ich mir noch nicht sicher, ob ich die Sinners-of-Saint-Reihe nicht doch noch einmal versuchen sollte und ich bin fast wider Willen neugierig, wie die Geschichten von Knight und Vaughn weitergehen.

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Veröffentlicht am 19.04.2020

Die Geschichte hält nicht, was das wunderschöne Cover verspricht

Das Licht von tausend Sternen
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Ich liebe das Cover. Sowohl der Buchdeckel als auch der -rücken sind wunderschön gestaltet und machen sich hervorragend im Regal. Sie sind ehrlich gesagt einer der Gründe warum ich das Buch überhaupt gekauft ...

Ich liebe das Cover. Sowohl der Buchdeckel als auch der -rücken sind wunderschön gestaltet und machen sich hervorragend im Regal. Sie sind ehrlich gesagt einer der Gründe warum ich das Buch überhaupt gekauft habe, aber auch die Geschichte klingt verheißungsvoll:

Harpers Leben besteht aus ihrem Studium und der Betreuung ihres autistischen Bruders Ben, für den sie ihre komplette Freizeit opfert bis sie auf Ashton trifft. Dieser spricht sie in der Bibliothek an und interressiert sich ab dem ersten Moment für sie. Doch Harper weist ihn immer wieder zurück, auch wenn sie erkennt, dass sie ihn wirklich mag und endlich auch mal Zeit außerhalb ihrer Familie zu verbringen. Doch der Spagat zwischen Ash und ihrem Bruder wird für Harper zunehmend zur Zerreißprobe, bis ein Unglück geschieht…

Bei diesem Buch war ich nach der Leseprobe vollkommen fasziniert von dem Buch und wollte es unbedingt lesen, doch es kann mich leider nicht wirklich überzeugen. Das liegt vor allem daran, dass ich wahrscheinlich einfach mehr erwartet habe. Die Geschichte hat wirklich Potenzial zu einer Geschichte, die einem das Herz brechen kann und es dann ganz langsam wieder zusammensetzt, aber dieses Potenzial wird nur zum Teil genutzt. Am Anfang war ich noch optimistisch, weil ich Harper und Ash irgendwie süß zusammenfand und es auch mochte, dass er so hartnäckig blieb. So richtig verstehen, warum er sie so toll fand, er kennt sie überhaupt nicht und ist plötzlich in sie verliebt, das ging mir dann irgendwie zu schnell. Harper, die vorher immer akzeptiert hat, dass sie nachmittags sofort nach Hause muss und einen großen Teil der Betreuung ihres Bruders übernimmt, entscheidet sich wegen Ash plötzlich sich gegen all das zu stellen und mehr Selbstbestimmung einzufordern. Im Prinzip gefiel mir das, aber hier war mir das zu abrupt, es fehlten die Emotionen in der Sache. Das war für mich das Hauptproblem. Ich war trotz des sehr angenehmen Schreibstils, der dafür sorgte, dass ich das Buch innerhalb kürzester Zeit durchgelesen habe, zu keinem Zeitpunkt emotional von der Geschichte berührt. Vor allem Ashtons Geschichte mit seiner kleinen Schwester Emma, aber auch Bens Autismus und inwiefern er Harpers Leben beeinflusst, hätten absolut das Potenzial, Gefühle zu wecken, aber es passiert einfach nicht. Vielmehr ist die Story besonders zu Ende hin sehr klischeebeladen und wie die typische Teenie-Lovestory, die das Buch ja eigentlich nicht sein will.

Alles in allem habe ich das Buch trotz aller Kritik durchaus gerne gelesen und es scheitert vermutlich vor allem an meinen hohen Erwartungen. Es ist eine nette Geschichte, die am Ende leider mit zu vielen Klischees aufwartet und es nie so richtig schafft, das komplette Potenzial zu entfalten.

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Veröffentlicht am 27.03.2020

Unglaubliches Debüt, das einen verstört und beeindruckt zurücklässt

Das wirkliche Leben
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Das Cover hat mich auf den ersten Blick ehrlich gesagt nicht so wirklich angesprochen, weil der pinke Hase auf dem hellen Hintergrund zwar auffällt, aber das Buch dadurch vielleicht ein wenig so wirkt ...

Das Cover hat mich auf den ersten Blick ehrlich gesagt nicht so wirklich angesprochen, weil der pinke Hase auf dem hellen Hintergrund zwar auffällt, aber das Buch dadurch vielleicht ein wenig so wirkt wie viele französische Romane. Nach dem Lesen allerdings erscheint mir die Wahl außerordentlich passend, ohne zuviel Preis geben zu wollen.

Die Geschichte klingt erstmal gar nicht so eindrucksvoll, reißt einen dann aber doch ab der ersten Seite mit: Ein zehnjähriges Mädchen lebt mit ihrem kleinen Bruder Gilles und ihren Eltern in einer Reihenhaussiedlung. Zwar leben sie im größten und hellsten Haus der Siedlung, doch das Leben des Mädchens ist von Gewalt und der Dominanz des Vaters geprägt. Dieser liebt neben Fernsehen und Whiskey vor allem die Jagd und hat ein ganzes Zimmer voller Trophäen, von einem Elefantenstoßzahn bis zu einer ausgestopften Hyäne ist alles dabei. Doch wenn er nicht jagen kann, lässt er seine Wut und seinen Frust an seiner Familie, besonders an seiner Frau aus, sodass das Mädchen versuchen muss, ihren kleinen Bruder vor der Gewalt zu Hause zu schützen. Häufig zieht es die beiden im Sommer vor allem auf einen Autoschrottplatz und zum Eiswagen, wo sie für wenigen Augenblicke die Hitze genießen können. Doch ausgerechnet dort ereignet sich eines Tages eine Tragödie, die Gilles sein Lachen raubt. Von da an versucht das Mädchen mit unerschütterlichem Ehrgeiz und Zuversicht ihren Bruder zu retten, während sie selbst immer mehr in den Blick des Vaters gerät.

Ich habe schon die Leseprobe verschlungen und war ziemlich beeindruckt von dem Schreibstil, aber ich hätte trotzdem nicht damit gerechnet, dass mich das Buch so sehr begeistern würde. Der Schreibstil ist ungewöhnlich, sehr präzise und kühl für das Thema des Buches, aber dennoch mitreißend, dass man nur so durch die Seiten fliegt. Das Buch wird aus der Sicht des namenlosen Mädchens erzählt, sodass besonders die Gewalt durch den Vater und das traumatische Erlebnis, das sowohl sie, vor allem aber ihren Bruder Gilles nachhaltig beeinflusst, eindringlich geschildert werden. Gerade diese Schilderungen sind es vermutlich auch, die das Buch so außergewöhnlich machen. Das Mädchen lässt ihre eigenen Gefühle eher selten und zumeist nur im Bezug auf ihren Bruder zu und erkennen, schildert aber ihr Umfeld sehr genau und detailliert. Schon in jungen Jahren erkennt sie genau, welche Strategien ihre Mutter anwendet, um der Gewalt des Vaters zu begegnen und dass sie nicht so werden will. Neben dem Schreibstil ist auch interessant, dass die Autorin Namen als Stilmittel benutzt, weder die Mutter, die als Amöbe bezeichnet wird, noch der Vater oder die Nachbarn werden mit ihren Vornamen benannt, sondern erhalten Bezeichnungen, die ihren Charakter oder ihr Aussehen beschreiben, lediglich Kinder oder erwachsene Helferfiguren, wie der Physiklehrer des Mädchens erhalten einen Namen und somit eine differenzierteren Charakter, der nicht aus einer einzigen Zuschreibung besteht.

Ich kann gar nicht so genau beschreiben, was mich an dem Buch so sehr gefesselt hat, dass ich es innerhalb weniger Stunde komplett durchgelesen habe, vermutlich ist es ein Zusammenspiel aus fast schon morbider Faszination für die Abläufe im Haus des Mädchens und ein Funken Hoffnung, dass es ihr irgendwann besser gehen wird. Man wünscht sich, dass sie ihren Intellekt, ihre Begabung für Physik und ihren unbedingten Willen dazu nutzen kann, aus der lieblosen Umgebung zu fliehen und ihren Bruder zu retten, während man sich gleichzeitig vor dem Ende fürchtet.

Alles in allem habe ich schon lange kein Buch mehr gelesen, dass mich ab der ersten Minute derart gefesselt und in den Bann gezogen hat, dazu trägt auch der außergewöhnliche, eher sachliche Schreibstil bei, der es dennoch hervorragend schafft, einen auch emotional in seinen Bann zu ziehen. Zudem werden die Protagonisten auch ohne Namen zu unvergesslichen Figuren, für die man sich mehr wünscht als das Leben, das sie im Moment führen.

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Veröffentlicht am 27.03.2020

Klischeehafte Geschichte ohne Highlights

Rendezvous in zehn Jahren
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Das Cover gefällt mir nicht so richtig gut, auch wenn ich es nicht furchtbar finde. Es wirkt vor allem wie jeder andere 08/15 Liebesroman der letzten Jahre.

Somit passt es dann auch irgendwie ganz gut ...

Das Cover gefällt mir nicht so richtig gut, auch wenn ich es nicht furchtbar finde. Es wirkt vor allem wie jeder andere 08/15 Liebesroman der letzten Jahre.

Somit passt es dann auch irgendwie ganz gut zur Geschichte: Ted und Valerie lernen sich in einem kleinen Café in Amsterdam kennen und erzählen sich ihre größten Sehsüchte, die unterschiedlicher kaum sein könnten, denn während der Holländer Ted die Berge über alles liebt, will die Münchenerin Valerie nur ans Meer. Als sie sich nach zwei Stunden trennen müssen, hält sie es für eine gute Idee sich in zehn Jahren erneut genau hier wiederzutreffen und sich auf ein Date mit dem attraktiven Ted zu verabreden. Dieser erkennt schon kurze Zeit später, dass er sich in die lebenslustige Frau verliebt hat, doch er kann sie nicht finden. Über Jahre hinweg versuchen sie immer wieder sich gegenseitig zu finden, doch das Schicksal lässt sich nicht so leicht überlisten.

Ich habe nicht so viel von der Geschichte erwartet, außer vielleicht einer angenehmen und unterhaltsamen Geschichte ohne viel Anspruch, aber ich wurde dennoch enttäuscht. Die Idee der Story ist nicht neu, man hätte aber mit sympathischen, liebevoll gestalteten oder einer innovativen Storyline eine durchaus gute Geschichte schaffen können, aber mich hat nichts davon überzeugt. Der Schreibstil war ebenfalls nicht wirklich überzeugend, ich habe besonders zu Beginn immer wieder gestoppt und im Kopf die Sätze umgestellt, weil sie mir zu umständlich, zu schlecht formuliert vorkamen. Zum Schluss wurde es besser, weil ich mich zum einen daran gewöhnt hatte und zum anderen nicht mehr so genau gelesen habe. Was mich aber noch viel mehr gestört hat, sind die ständigen Perspektivwechsel. Dass man die Geschichte abwechselnd aus der Sicht von Ted und Valerie erlebt, ist glaubwürdig und auch sehr sinnvoll, aber der Blick anderer Menschen auf die Geschichte, egal ob Valeries Schwester Anne oder Teds Freund Roman, ist zu viel. Natürlich spielen alle diese Menschen eine wichtige Rolle im Leben der beiden, man muss aber nicht jeden zu Wort kommen lassen, sondern hätte das einfach weglassen können oder es aus der Sicht eines auktorialen Erzählers berichten lassen können, so wirkt es häufig sehr gezwungen.

Auch die Geschichte an sich ist zu unglaubwürdig und zu gezwungen. Immer wieder laufen die beiden derart knapp aneinander vorbei und verpassen sich so knapp, dass man sich immer wieder an den Kopf fasst. Ich habe durchaus schon Bücher mit einem ähnlichen Plot gelesen, wo mich das nicht so sehr gestört hat wie bei diesem Buch. Hier lag es vermutlich vor allem daran, dass es keinen richtigen Konflikt der Protagonisten gab. Beide kommen zwar gerade aus längeren Beziehungen, die ihnen noch immer nachhängen und aus der Ted auch einen Sohn hat, aber beide sind zum Zeitpunkt des Treffens ungebunden und hätten sich durchaus noch einmal treffen können, deswegen habe ich auch nicht verstanden, warum sie es nicht getan haben, sondern eben dieses Date in zehn Jahren ausmachen. Das wirkte so konstruiert, dass mich das vermutlich auch bei dem Rest der Geschichte gestört hat. Ich mochte die Figuren, besonders Ted und auch die Nebencharaktere durchaus und habe mir auch gewünscht, dass sie endlich zueinander finden, aber wie das schließlich passiert, hat mich extrem gestört, auch wenn ich hier nicht genauer in die Tiefe gehen will.

Alles in allem hätte das Buch eine nette Unterhaltung für Zwischendurch seien können, aber mich haben im Endeffekt so viele Kleinigkeiten gestört, dass ich das Buch zu keinem Moment so richtig genießen konnte, sondern ich immer wieder genervt den Kopf geschüttelt und die Augen verdreht habe, weil die ganze Geschichte vor allem konstruiert und unglaubwürdig wirkte.

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Veröffentlicht am 19.03.2020

Poetischer Schreibstil, starke Frauen

Die Tanzenden
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Ich mag das Cover wirklich gerne, weil es durch die lebendigen Farben und die Darstellung einer Tänzerin zunächst so gar nicht zu der Geschichte zu passen scheint, es aber nach der Lektüre doch tut und ...

Ich mag das Cover wirklich gerne, weil es durch die lebendigen Farben und die Darstellung einer Tänzerin zunächst so gar nicht zu der Geschichte zu passen scheint, es aber nach der Lektüre doch tut und vielleicht auch dadurch aus der Masse heraussticht.

Die Geschichte ist anders als man auf den ersten Blick denkt: Eugénie de Cléry passt nicht so richtig in das Bild, das ihr Vater gerne von ihr hätte, weil sie weder heiraten noch sich mit der Rolle als ruhige Hausfrau zufrieden geben will, vor allem aber weil sie mit Toten reden kann. Als sie sich ihrer Großmutter anvertraut, steckt ihr Vater sie, um den Ruf der Familie zu wahren, in die ‚Irrenanstalt‘ Salpêtrière. Dort trifft sie auf die Insassin Louise und die Aufseherin Genèvieve, die sie bittet, sie zu befreien und ihr die Möglichkeit zu geben, in die Gesellschaft zurückzukehren. Auch wenn diese sich zunächst weigert, gipfeln die Ereignisse in dem berühmten Ball vom Salpêtrière, wo die reichen Bürger einen Blick auf die verrückten Frauen werfen wollen und diese sich endlich wieder normal fühlen können…

Ich habe eigentlich gar nichts von der Geschichte erwartet, weil ich weder aus dem Klappentext noch aus der Leseprobe so richtig erfahren konnte, in welche Richtung sich das Buch entwickeln wird und habe ehrlich gesagt mit einer Familiengeschichte gerechnet. Mich hat vor allem das Cover gereizt weniger die Geschichte an sich und bei dieser habe ich auch eine ganze Zeit gebraucht, um wirklich in die Story einzutauchen. Das liegt vor allem daran, dass man sich erst einmal an den Schreibstil gewöhnen muss, besonders wenn man normalerweise andere Literatur liest. Dieser ist sehr leicht, sehr poetisch und lässt einen jeden Satz überlegen. Einen so anderen und gleichzeitig ausdrucksstarken Schreibstil habe ich schon lange nicht mehr erlebt.

Auch die Geschichte an sich ist nach einer Gewöhnungsphase durchaus spannend und interessant. Der Gedanke, dass Frauen im 19. Jahrhundert einfach eingesperrt werden konnten, wenn sie nicht mit den Anforderungen der Gesellschaft konform sind, lässt einen auch darüber nachdenken, inwiefern sich das in der Gegenwart geändert hat oder ob die Mittel vielleicht nicht nur andere geworden sind. Ich habe mit den Protagonistinnen mitgelitten und für alle auf ein besseres Leben gehofft, auch wenn mir von Anfang an klar war, dass es sich nicht für alle erfüllen wird. Besonders die ruhige, zumeist besonnene Art von Genèvieve fand ich sehr angenehm.

Mein größter Kritikpunkt an dem Buch ist wahrscheinlich, dass es wirklich sehr, sehr dünn ist. Man braucht bestimmt ein Drittel des Buches, um in die Geschichte zu finden und dann ist es schon fast wieder vorbei. Vor allem im letzten Abschnitt entwickelt sich die Handlung viel zu schnell, zu abrupt und letztlich auch ein wenig unglaubwürdig. Man hätte die Charaktere vielleicht ein bisschen behutsamer aufbauen und entwickeln können. Dennoch gefiel mir das Ende, weil es die Geschichte perfekt abrundet.

Alles in allem gefiel mir das Buch vor allem wegen des ausdrucksstarken Schreibstils und der ungewöhnlichen Geschichte. Victoria Mas schafft es eindrucksvoll, Frauen eine Stimme zu geben, die eigentlich keine haben und aufzuzeigen, wie schwer es war (vielleicht auch noch immer ist) eine Frau zu sein, die außerhalb einer Norm lebt.

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