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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 19.01.2021

Ein wichtiger Titel, mit ein paar kleinen Mängeln

Wenn Worte meine Waffe wären
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Sheherazade leidet. Sie leidet unter ihren Mitschülerinnen, die sie als einzige Muslima an ihrer Schule nicht respektieren, leidet unter ihrer Mutter, die sich seit der Flucht nach Dänemark immer mehr ...

Sheherazade leidet. Sie leidet unter ihren Mitschülerinnen, die sie als einzige Muslima an ihrer Schule nicht respektieren, leidet unter ihrer Mutter, die sich seit der Flucht nach Dänemark immer mehr in ihrem Glauben verliert und unter ihrem Vater, der den Krieg nicht loswird, obwohl er ihn in einem anderen Land zurückgelassen hat. Doch dann lernt sie jemanden kennen – und findet dadurch ihre eigene Stimme.
Zu den religiösen Hintergründen des Buchs kann ich persönlich leider wenig sagen. Die von mir gelesenen Rezensionen waren sich aber recht einig, dass die Darstellung der muslimischen Familie zutreffend und nachempfindbar war. Für mich war das ein klarer Pluspunkt, machen die familiären Strukturen und der Druck, den Sheherazade sowohl seitens ihrer Familie als auch seitens ihrer Mitschüler
innen zu spüren bekommt, doch einen Großteil der Storyline aus. Emotional bin ich den Weg Sheherazades permanent mitgegangen, habe mich mehrmals dabei erwischt, wie ich das Buch kopfschüttelnd zur Seite legen musste, um meine Gedanken zu sortieren. Erst recht, weil das Buch sehr viele kontroverse Themen diskutiert (Selbstmord, Homophobie, psychische Gesundheit, Rassismus, sozialer Druck…).
Der Schreibstil ist flüssig, wenn auch zunächst gewöhnungsbedürftig, da er eine etwas andere Erzählstruktur ohne viele beschönigende Beschreibungen bedient. Seine Direktheit passt aber zur Geschichte und transportiert, was transportiert werden soll. Die Illustrationen, die für die Werke Sheherazades stehen, haben das Buch zusätzlich aufgelockert und noch interessanter gemacht sowie persönlicher wirken lassen. Was mich allerdings gestört hat, war, dass abseits von Sheherazade ein Großteil der anderen Figuren recht blass blieb.
Mit der Love Interest wurde ich persönlich nur wenig warm – ihr Charakter an sich war interessant, jedoch konnte ich ihre Handlungen nicht immer nachvollziehen. Außerdem hat das Buch mit seinem Titel und seinem Klappentext in meinen Augen ein paar falsche Erwartungen geweckt. Meines Erachtens nach ging es viel weniger um Sheherazades eigene Worte und Werke, als man vermuten sollte. Das hat mir wirklich etwas gefehlt und ich hätte gerne mehr davon gelesen, wie Sheherazade sich mit ihren Texten ein Stück Freiheit erkämpft.
Das Ende ging mir persönlich dann auch etwas zu schnell. Ich glaube, da hätten ein paar mehr Seiten nicht geschadet, um alles ein wenig runder und tiefgreifender zu gestalten – war das Buch ansonsten doch auch nicht oberflächlich. Alles in allem würde ich sagen, dass „Wenn Worte meine Waffe wären“ eine gelungene Geschichte ist, die erschütternde und ergreifende wie aber auch interessante und spannende Einblicke gewährt, dabei zwar kleinere Mängel aufweist, die dem Leseerlebnis aber keinen Abbruch tun. 4 Sterne.

Veröffentlicht am 13.01.2021

Wunderbare Kunst.

Das sternenlose Meer
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Alle Bücher sind einzigartig. Selbst wenn es Geschichten gibt, die sich ähneln, so werden sie dennoch niemals identisch sein – weil auch die Köpfe, denen sie entstammen, niemals identisch sind. Aber trotzdem ...

Alle Bücher sind einzigartig. Selbst wenn es Geschichten gibt, die sich ähneln, so werden sie dennoch niemals identisch sein – weil auch die Köpfe, denen sie entstammen, niemals identisch sind. Aber trotzdem gibt es als nächste Stufe noch so etwas wie „Das sternenlose Meer“, für das selbst das Wort „einzigartig“ nicht einzigartig genug ist.
Ich weiß immer noch nicht, wie ich das in Worte fassen soll, was ich beim Lesen empfunden und zwischen den Seiten erlebt habe. Das Buch war so besonders, dass ich sofort den unbändigen Drang verspüre, es noch einmal zu lesen, wenn ich länger darüber nachdenke. Immerhin ist es doch eigentlich so viel mehr als ein Buch, als eine Geschichte. Viel eher ist es eine Geschichte in einer Geschichte in einer Geschichte, alle wunderschön verwoben und doch schmerzlich getrennt. Meine Welt wurde von ihnen aus den Angeln gehoben und ich wurde in etwas hineinversetzt, das unbegreiflicher kaum hätte sein können. Poetische Fantasie, ein Traum, eine Schatzsuche. Eben viel mehr als ein Buch. Kunst.
Und trotzdem kann ich verstehen, dass das Buch nicht für jeden etwas ist. Es ist keine Unterhaltung, die man liest, um zu entspannen. Es ist dafür da, Grenzen des Denkens zu sprengen und wird auf eine aufopfernd ausführliche Weise erzählt, die die Aufmerksamkeit ihrer Leser*innen ohne Ausnahme fordert. Es besteht aus Metaphern und Gleichnissen, die schon einen schläfrigen Moment dazu befähigen, dem Lesenden das Verständnis für die gesamte Geschichte zu entziehen.
Wer sich nicht jeder Zeile gänzlich hingibt und sie alle vollends auskostet, droht den Eindruck zu bekommen, das Buch wäre langwierig. Dabei ist es eigentlich etwas ganz anderes: Es ist malerisch, verzaubernd, tiefgründig, komplex, fantastisch, verworren, überfordernd, außergewöhnlich. Kurzum: „Das sternenlose Meer“ ist wunderschön. Eine Hymne auf die Literatur und ihre Kraft, süßer als der beste Honig, von dem ihr jemals gekostet habt (und alle, die das Buch gelesen haben, setzen nun bitte die drei Emoticons hier drunter, die für das stehen, was die Geschichte ausmacht).

Veröffentlicht am 10.01.2021

Gemischte Gefühle

Eve of Man (2)
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[SPOILER BAND 1] Mit „Die Rebellin“ konnte ich endlich erneut in die dystopische Welt von „Eve of Man“ eintauchen. Und das bedeutet so viel wie: In eine Zukunft, in der die Technik weite Schritte nach ...

[SPOILER BAND 1] Mit „Die Rebellin“ konnte ich endlich erneut in die dystopische Welt von „Eve of Man“ eintauchen. Und das bedeutet so viel wie: In eine Zukunft, in der die Technik weite Schritte nach vorn gemacht hat, die Erde aber leidet – und mit ihr die meisten Menschen. Mittendrin befindet sich Eve, die es geschafft hat, dem unterdrückenden Gefängnis ihres bisherigen Lebens zu entkommen. Doch als letzte Frau der Menschheit werden ihre Verfolger alles tun, um sie zurückzubekommen. [SPOILER ENDE]
Einige Aspekte, die die Geschichte rund um Eve mit sich bringt, sind bereits aus anderen dystopischen Erzählungen bekannt – allerdings längst nicht alle. Der zweite Teil von „Eve of Man“ glänzt erneut mit dem Einfallsreichtum von Giovanna und Tom Fletcher, welcher mir immer mal wieder einen kalten Schauer über den ganzen Körper geschickt hat. Zwischendurch war es mir allerdings fast etwas zu viel. Die daraus resultierende Spannung kann aber natürlich nicht von der Hand gewiesen werden, auch wenn sie mich persönlich erst ab der Hälfte wirklich zu fassen bekam. Der Wiedereinstieg in die Geschichte fiel mir nämlich recht schwer, was aufgrund der Kürze des Buchs stärker ins Gewicht fiel, als es sonst vielleicht der Fall gewesen wäre. So fühlte sich das Ende für mich an, als hätte das Buch eigentlich gerade erst angefangen. Eigentlich umso erstaunlicher, dass mich die Emotionen in der Erzählung aber trotzdem so gut mitreißen konnten. Ich habe gelitten, geschwärmt, gehofft, gefeiert und gebangt. Es war wirkliche eine Gefühlsachterbahn, besonders das Ende, weshalb ich trotz meiner offensichtlich gemischten Eindrücke schon jetzt wirklich gespannt auf den dritten Teil bin. Und auch wenn ich einen Teil des Cliffhangers erwartet habe, bleibt er trotzdem das, was er ist: Ein Cliffhanger. Und was für einer!
Alles in allem kann ich also nur sagen: Ein emotionaler und spannender Mittelteil, der etwas schwächer ist als sein Vorgänger, aber einen wunderbaren Grundstein für das Finale legt. 3,5 Sterne von mir.

Veröffentlicht am 05.01.2021

Julia Dippel schafft's einfach immer wieder.

Cassardim 2: Jenseits der Schwarzen Treppe
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„Cassardim – Jenseits der Schwarzen Treppe“ war eine der Neuerscheinungen 2020, deren Erscheinungstermin ich mir direkt nach dem Lesen des Reihenauftakts dick im Kalender angestrichen hatte. Im November ...

„Cassardim – Jenseits der Schwarzen Treppe“ war eine der Neuerscheinungen 2020, deren Erscheinungstermin ich mir direkt nach dem Lesen des Reihenauftakts dick im Kalender angestrichen hatte. Im November war es dann soweit – doch trotz meiner Vorfreude habe ich noch über einen Monat ausgeharrt, bis ich wirklich zu dem Buch gegriffen habe. Einfach, weil ich Angst vor dem Inhalt hatte. Wer Bücher von Julia Dippel kennt, weiß genau, dass sie die Meisterin der Cliffhanger ist. Als ich mich aber endlich überwunden und nach dem Buch gegriffen hatte, konnte ich es kaum mehr aus der Hand legen und habe es binnen zwei Tagen verschlungen.
Julia Dippels Schreibstil funktioniert auf so vielen verschiedenen Ebenen. Sie erschafft unglaubliche Welten, beschreibt sie auf ganz wunderbare Weise und füllt sie mit fantastischen Ideen sowie greifbaren Charakteren. Es kamen weder Spannung noch Emotionen zu kurz. Gerade nach meinem zwischenzeitlichen Fantasy-Tief war es herrlich, mich so leicht in eine Geschichte fallen lassen zu können. Man taucht auf Seite eins zwischen den Zeilen ab und wundert sich, dass man den Kopf erst am Ende des Buchs wieder richtig von der Geschichte befreien kann. Obwohl, selbst dann nicht komplett, sehne ich mich doch nun dem ET von Band 3 entgegen.
Ich muss aber zugeben, dass dieser Teil der Reihe für mich nicht ganz an das Highlight herankam, das sein Vorgänger für mich war. Ich mag den Humor von Julia Dippel, welcher die Handlung noch schneller vorbeiziehen lässt, aber dieses Mal war es mir dann und wann einfach ein kleines bisschen zu viel, sodass die Wucht mancher Eindrücke gehemmt wurde.
Dass das Meckern auf hohem Niveau ist, brauche ich vermutlich niemandem von euch zu sagen. Es gibt auch trotzdem 4,5 Sterne – und so ist „Cassardim – Jenseits der Schwarzen Treppe“ nicht nur ein würdiger zweiter Teil, sondern war auch ein schöner Abschluss von 2020.

Veröffentlicht am 28.12.2020

Spannender Auftakt!

Feuer im Schatten (Das Geheimnis der Schwingen 1)
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Ein Geheimnis, das Schicksale besiegelt. Eine Familie, die am Druck der Verschwiegenheit zu zerschellen droht. Ein Wettbewerb, der noch mehr Gefahren birgt als vermutet. Und mittendrin: Sascha, Mitglied ...

Ein Geheimnis, das Schicksale besiegelt. Eine Familie, die am Druck der Verschwiegenheit zu zerschellen droht. Ein Wettbewerb, der noch mehr Gefahren birgt als vermutet. Und mittendrin: Sascha, Mitglied der Königsfamilie der Schattendrachen, und der Teil der Gleichung, der für alles verantwortlich ist.
Intrigen, Schicksalsschläge, verbotene Gefühle. „Feuer im Schatten“ bietet seinen Leser*innen eine explosive Mischung, die mich binnen der ersten Seiten gefesselt hat. Schnell wurde klar, dass dieses Buch einiges mit sich bringt – nur keine Langeweile. Ich bin förmlich durch die Seiten gerauscht und sie binnen zwei Tagen verschlungen. Das lag mitunter an dem angenehmen, leichten Schreibstil der Autorin, aber auch an den Charakteren, die mir schnell ans Herz gewachsen sind und die ich unheimlich gerne begleitet habe. Es gab für mich zwar keine großen Überraschungen bezüglich der Rollenverteilungen, doch das hat der Geschichte keinen Abbruch getan. Dafür wurde genug anderes erzählt, was der Geschichte einen guten Spannungsbogen und ordentlich Tempo verlieh. Das Ende fühlte sich an, als hätte man mich mit Eiswasser übergossen, denn ich war gar nicht dazu bereit, schon aufzuhören! Mir brennen noch so viele Fragen unter den Fingernägeln, ihr glaubt es kaum.
Aurelia schafft es auf jeden Fall, einen neugierig zu machen. Wobei ich sagen muss, dass ich mir an manchen Stellen ein paar Zusatzinfos gewünscht hätte. Liebend gerne hätte ich mehr über die Welt erfahren, in der Menschen und Drachen gemeinsam leben. Auch hatte ich vor allem am Ende das Gefühl, dass der ein oder andere interessante Aspekt unter den Tisch gefallen ist. Besonders bei einer Sache habe ich mich gefragt, wieso die Charaktere selbst da nicht nachgehakt haben. Ich hoffe, dass das in Band 2 nachgeholt wird! Zum Glück erscheint der schon im Januar, denn die Geschichte ist so spannende und leicht zu lesende Romantasy, dass man nicht lang warten möchte.