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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 13.09.2023

Berührende Erzählung

Das dritte Licht
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Im heißen irischen Sommer wird ein Mädchen bei kinderlosen Verwandten untergebracht, denn daheim gibt es zu wenig Platz, zu wenig Zeit, zu wenig Geld, zu viele Geschwister. Das nächste ist schon unterwegs, ...

Im heißen irischen Sommer wird ein Mädchen bei kinderlosen Verwandten untergebracht, denn daheim gibt es zu wenig Platz, zu wenig Zeit, zu wenig Geld, zu viele Geschwister. Das nächste ist schon unterwegs, da muss das namenlose Mädchen weichen. Bei den bis dato unbekannten Kinsellas erfährt sie, wie Familienleben sein kann, und muss sich fragen warum sie das von daheim nicht kennt.

Keegans Erzählung hat mich wirklich berührt. Ihre reduzierte Sprache schafft trotzdem eine sehr stimmungsvolle, doch auch drückende Atmosphäre. Tristesse, aber auch Hilflosigkeit springt einen von jeder Seite aus an. Die Kleine kann es selbst nicht gut in Worte fassen, doch ganz viel findet sich auch zwischen den Zeilen. Man hat Mitleid mit ihrer Figur, eigentlich mit allen Figuren. Die Mutter, die zu viel aufgehalst bekommt, der Vater, der mit einer Spielsucht kämpft, auch die Kinsellas haben ihr Päckchen zu tragen. Die Autorin punktet aber nicht nur mit ihrer Figurenzeichnung, sondern auch mit ihrer Darstellung der Landschaft, in die die Handlung feinfühlig eingebettet wird. „Das dritte Licht“ ist eine kurze Erzählung, sagt aber doch mehr aus als andere Autoren es auf deutlich mehr Seiten vermögen.

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Veröffentlicht am 24.06.2023

Hen Party

One of the Girls
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Auf der kleinen griechischen Insel Aegos sollen Lexis letzten Tage in „Freiheit“ gebührend begangen werden. Zusammen mit fünf engen Freundinnen feiert sie ihren Junggesellinnenabschied und spannt mal so ...

Auf der kleinen griechischen Insel Aegos sollen Lexis letzten Tage in „Freiheit“ gebührend begangen werden. Zusammen mit fünf engen Freundinnen feiert sie ihren Junggesellinnenabschied und spannt mal so richtig aus. Nicht alle Frauen kennen sich, doch es wird bald klar, dass selbst die langjährigen Freundinnen untereinander Geheimnisse zu hüten haben. Geheimnisse, die jetzt ans Licht drängen.

Clarke verbreitet bei aller Spannung auch echtes Urlaubsfeeling. Die kleine fiktive griechische Insel steht dem Leser bildlich vor Augen, man riecht die Wildkräuter, spürt die sengende Sonne auf der Haut. Die Atmosphäre ist sehr lebendig, die Autorin hat einen guten Blick fürs Detail. Überhaupt hat mir ihr Stil sehr gefallen, sie kann sowohl Stimmung wie auch Spannung aufbauen, auch die Figuren sind authentisch gelungen. Die sechs Frauen sind sehr unterschiedlich, und haben augenscheinlich nur die Freundschaft zur Braut gemeinsam. Die Autorin enthüllt nach und nach die Hintergründe und Geheimnisse der Protagonisten. Da ebenfalls aus den sechs unterschiedlichen Perspektiven berichtet wird, darf der Leser auf einige Überraschungen gefasst sein; denn nicht alles ist so, wie es auf den ersten Blick scheint. Clarke erzählt wirklich mitreißend und punktet mit einigen unerwarteten Wendungen; letztendlich war für mich nur der Schluss im Vergleich etwas schwach, doch das fällt insgesamt tatsächlich nicht so wirklich ins Gewicht.

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Veröffentlicht am 02.04.2023

Fünf Winter

Fünf Winter
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Ein grausamer Doppelmord beschäftigt Joe McGrady von der Honolulu PD. Die Opfer haben nicht nur Verbindungen zu höchsten amerikanischen Offizierskreisen, sondern auch nach Japan. Dorthin verfolgt Joe einen ...

Ein grausamer Doppelmord beschäftigt Joe McGrady von der Honolulu PD. Die Opfer haben nicht nur Verbindungen zu höchsten amerikanischen Offizierskreisen, sondern auch nach Japan. Dorthin verfolgt Joe einen Verdächtigen, gerade als über Pearl Harbour die ersten Bomben fallen. Und so verbringt er seine nächsten Jahren nicht mit der Suche nach einem Mörder, sondern taucht ab. Doch die Morde bleiben unvergessen…
Kestrels Thriller hat mich sofort in seinen Bann gezogen, und das nicht unbedingt weil er permanent nervenzerreibende Spannung liefert (das tut er nämlich nur in wohldosierten Mengen). Aber der Autor schafft eine Atmosphäre, die den Leser nicht mehr loslässt. Die historischen Ereignisse werden authentisch geschildert und zeigen sehr gut wie jeder Einzelne davon überrollt wurde. Joes Situation ist einzigartig, gebeutelt von den Kriegsentwicklungen, die er natürlich kein Stück beeinflussen kann. Er hat einerseits eine zielstrebige Art seine Arbeit zu tun, kommt aber auch erstaunlich gut damit klar, wenn ihm das Heft über sein komplettes Leben aus der Hand genommen wird. Diese innere Anspannung, das nervenzermürbende Warten, Joe scheint es halbwegs mühelos wegzustecken. Doch trotz aller Nüchternheit zeigt er auch immer wieder sein Innenleben, was ihn sehr sympathisch macht.
Der Erzählstil wirkt etwas distanziert, doch gerade dadurch bekommen Kestrels lebensnahe Schilderungen mehr Wucht. Er versteht es jedoch auch actionreiche Szenen zu schildern und Tempo vorzulegen. Ich mochte seine Art zu erzählen sehr. „Fünf Winter“ ist sicherlich kein klassischer Thriller, aber ein wirklich toller Roman, der Krimi und historisches Setting quasi perfekt vereint.

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Veröffentlicht am 08.01.2023

Blüte der Zeit

Blüte der Zeit
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Paulus kämpft an der Seite seines Jugendfreundes Prinz Wilhelm für die Verteidigung seines Landes, denn die Franzosen stehen quasi schon vor den Toren der Stadt. Das Land ist gebeutelt, für viele steht ...

Paulus kämpft an der Seite seines Jugendfreundes Prinz Wilhelm für die Verteidigung seines Landes, denn die Franzosen stehen quasi schon vor den Toren der Stadt. Das Land ist gebeutelt, für viele steht alles auf dem Spiel.
Auch die Familie von Max hat alles verloren: den Vater, einen erfolgreichen Landschaftsgärtner, von dem Max viel gelernt hat. Ihre Heimat. Ihr bescheidenes Vermögen. Er sieht nur einen Ausweg: die Flucht zur Schwester seiner Mutter nach Brandenburg. Doch die beiden Schwestern haben sich einst überworfen, und alte Wunden sitzen tief. Ist ein Neuanfang möglich?
Nach dem Bau der Amsterdamer Grachten und dem Hamburger Michel, lässt sich im dritten Teil der Reihe nun einiges über Gartenanlagengestaltung lernen. Klingt vielleicht für den ein oder anderen altbacken und langweilig, aber das vermittelte Wissen über Prunk- und Prachtgärten fand ich sehr spannend. Die Anlagen sind teilweise ja noch heute zu bewundern, haben die Zeit überdauert, sodass der Lektüre der ein oder andere Ausflug folgen kann. Mit welchen Mitteln und Tricks gearbeitet werden musste, aber auch welche Mühen und Wege auf sich genommen wurden, um kleinste Pflänzchen und Samen vom anderen Ende der Welt zu beschaffen, vieles davon hätte ich mir so nicht vorgestellt. Sabine Weiß erzählt sehr ansprechend und lebendig; gerade die Gartenanlagen, Blumen und Pflanzen für den Leser zu beschreiben ohne dröge zu klingen, aber trotzdem ein exaktes Bild zu schaffen war sicherlich nicht immer leicht. Auch sonst liest sich der Roman sehr unterhaltsam. Der Übergang von Max zu Paulus war für mich manchmal etwas abrupt, die Handlungsstränge laufen über lange Zeit nebeneinander her ohne sich zu berühren. Das fand ich etwas schade, und es hat dem Lesefluss ab und an Steinchen in den Weg gelegt. Die Figuren und ihre Entwicklung haben mich trotzdem immer mitgerissen und begeistert, von kleinen Ausnahmen wie der etwas stereotypen Annabelle abgesehen. Max‘ Erzählstrang und seine Familie haben mich meist mehr interessiert als das Geschick Paulus‘, doch dank dessen Einsatz an vorderster Front (in mehr als einer Hinsicht) wird der geschichtliche Hintergrund perfekt mitgeliefert. Die Mischung aus historischem Geschehen und Fiktion funktioniert sehr gut, und so war „Blüte der Zeit“ für mich ein Lesegenuss, den man sich trotz kleiner Abstriche nicht entgehen lassen sollte.

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Veröffentlicht am 07.12.2022

Köstlicher Krimi

Die Dreitagemordgesellschaft
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In Mallowan Hall ist Haushälterin Phyllida Bright gerade besonders gefragt: mehrere Gäste sind zu einer Festgesellschaft im Hause der berühmten Schriftstellerin Agatha Christie geladen. Da müssen nicht ...

In Mallowan Hall ist Haushälterin Phyllida Bright gerade besonders gefragt: mehrere Gäste sind zu einer Festgesellschaft im Hause der berühmten Schriftstellerin Agatha Christie geladen. Da müssen nicht nur Haus und Personal auf Hochglanz getrimmt werden, sondern auch allerlei kleine und große Unannehmlichkeiten bewältigt werden. Ein Toter in der Bibliothek ist Phyllida in ihrer Karriere bestimmt noch nie begegnet, trotzdem nimmt sie sich auch dieser Aufgabe an. Schließlich ist sie ein begeisterter Fan von Hercule Poirot und hat von diesem sicherlich mehr gelernt als die versammelten Dorfpolizisten zusammen.
Colleen Cambridge hat bei mir mit diesem Auftaktband einen Volltreffer gelandet, dabei bin ich weder ein großer Fan von Agatha Christie, noch stürze ich mich regelmäßig auf Cosy Crimes. Bei der Dreitagemordgesellschaft war ich aber schon nach wenigen Seiten begeistert. Ein köstlicher Humor zieht sich durch die Seiten, der Stil der Autorin erinnert an A.C., kopiert ihn aber nicht mutwillig. Bezüge zu deren Krimis gibt es einige, aber erfreulicherweise wirkt das natürlich und nicht unbedingt gewollt. Natürlich taucht die berühmte Autorin immer mal wieder auf den Buchseiten auf, aber der Fokus liegt ganz klar auf Phyllida und dem übrigen Hauspersonal. Phyllida ist clever, schlagfertig und weiß ihren Kopf ebenso anzustrengen, wie sie sich zurücknehmen kann, wenn es ihrer Sache dient. Ich mochte sie sehr, und bin natürlich gespannt welche Geheimnisse aus ihrer Vergangenheit noch ans Tageslicht kommen werden. Denn Phyllida ist eine Dame, die sich nicht gerne durchschauen lässt, auch wenn Butler Dobble das zu gerne täte. Er ist ihr in der Hausordnung ebenbürtig, und so herrscht zwischen beiden ein liebevoll gepflegter Zwist. Die kleinen Sticheleien (erfreulicherweise ganz kitschfrei) amüsieren immer wieder. Überhaupt hat es mir sehr gefallen, dass das Hauspersonal so viel Raum bekommt, die Gäste, ja selbst Hausherr und –herrin sind eher nebensächlich. Man erfährt einiges über Struktur und Organisation des Haushalts, ebenso wie über gesellschaftliche Normen. Bei alledem kommt aber der Kriminalfall mitnichten zu kurz, im Gegenteil. Cambridge entspinnt einen sehr cleveren Mordfall, der trotz der großen Figurenfülle nicht verwirrt, sondern beständig an Spannung gewinnt (mit Minidämpfer im letzten Drittel) und mich hervorragend unterhalten hat. Miträtseln lässt es sich ganz wundervoll, trotzdem lässt man sich von der Autorin immer wieder auf falsche Fährten locken oder von kleinen Informationshäppchen in ganz neue Richtungen lenken. Ein wirklich hervorragend konstruierter Fall, der vermutlich auch den berühmten und von Phyllida so verehrten Hercule Poirot in Atem gehalten hätte. Die nächsten Bände werde ich definitiv lesen.

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