Profilbild von Fornika

Fornika

Lesejury Star
offline

Fornika ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Fornika über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 07.07.2021

Trilogieauftakt mit Schwächen

Tiefer Fjord
0

Kinderarzt Haarvard verliert in der Notaufnahme nur selten seinen kühlen Kopf, doch der Tod eines kleinen Jungen setzt ihm besonders zu, scheint dieser doch an den Folgen elterlicher Misshandlung gestorben ...

Kinderarzt Haarvard verliert in der Notaufnahme nur selten seinen kühlen Kopf, doch der Tod eines kleinen Jungen setzt ihm besonders zu, scheint dieser doch an den Folgen elterlicher Misshandlung gestorben zu sein. Auch Haarvards Frau Clara ist entsetzt, kämpft sie doch auf politischer Ebene darum, misshandelte Kinder besser zu schützen. Als der Vater des Jungen ermordet aufgefunden wird, gerät auch das Ehepaar auf die Verdächtigenliste.
Lillegravens Roman befasst sich mit dem aufwühlenden Thema der Kindesmisshandlung, das von der Autorin einfühlsam, aber auch schonungslos dargestellt wird. Ich fand den Ansatz sehr spannend, sowohl einen Einblick in die politischen wie auch in die medizinischen Aspekte zu bekommen. Die Handlung entwickelt sich nur mäßig spannend, trotzdem will man als Leser schon wissen wie es weitergeht. Klare Schwachpunkte hat die Geschichte für mich in der Charaktergestaltung; ich fand beide Hauptfiguren unsympathisch und ein bisschen stereotyp; Clara ist eindeutig die interessantere Figur. Neben den beiden wird ab und an noch aus anderen Perspektiven erzählt, was der Geschichte gut tut und etwas Abwechslung bringt. „Tiefer Fjord“ ist kein Thriller, sondern ein Spannungsroman, trotzdem hätte etwas mehr Spannung ruhig sein dürfen. Der Stil ist typisch nordisch-nüchtern, etwas düster und depressiv, was aber natürlich sehr gut zur Story gepasst hat.
„Tiefer Fjord“ ist der erste Band einer Trilogie über Clara; mir fällt es etwas schwer mir eine Fortsetzung vorzustellen, sowohl Fall als auch Claras Geschichte wirken auf mich auserzählt. Ich bin noch unschlüssig, ob ich die Folgebände lesen werde, da mich dieser hier nicht vollständig überzeugen konnte.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 30.06.2021

Netter Streifzug durch Paris

Und dann war es Liebe
0

Aus Versehen landet Hannah im falschen Zugabteil; mit unangenehmen Folgen, denn statt in Amsterdam pünktlich zur Hochzeit ihrer Quasi-Schwägerin einzutreffen, steht sie nun in Paris. Sie ist nicht die ...

Aus Versehen landet Hannah im falschen Zugabteil; mit unangenehmen Folgen, denn statt in Amsterdam pünktlich zur Hochzeit ihrer Quasi-Schwägerin einzutreffen, steht sie nun in Paris. Sie ist nicht die Einzige, der dieses Malheur passiert ist, denn auch Musiker Léo steht nun verloren am Bahnhof. Anstatt nun die Wartezeit auf dem tristen Bahngleis abzusitzen, nimmt Léo sie mit auf einen Kurztrip durch die Stadt der Lichter.

Ich bin eigentlich kein Leser von Liebesromanen und nur eher zufällig an dieses Buch geraten; im Endeffekt war ich recht positiv überrascht, auch wenn mich die Geschichte nicht 100%ig überzeugen konnte. Hannah ist eine sympathische Hauptfigur, auch wenn sie mir ab und an gewollt chaotisch daherkam. Ihr fehlt es zudem an Selbstbewusstsein und ihre duckmäuserische Art ist auch etwas gewöhnungsbedürftig. Zum Glück gibt es Léo als Gegenpart, der zwar zunächst unnahbar und verschlossen wirkt, das Herz aber am rechten Fleck hat. Mir ist schon klar, dass diese Charakterkonstellation typisch für das Genre ist, wahrscheinlich auch genau weil Leser*innen es so mögen, ich fand es leider eher stereotyp und nicht ganz so gelungen. Sehr gut gefallen hat mir dagegen der Kurztrip durch Paris an sich. Die beiden streifen alle großen, aber auch kleine und gut versteckte Highlights der Stadt; als Leser ist man voll dabei, die Autorin hat einen tollen Stil, der einen sofort mitnimmt in die Stadt an der Seine. Überhaupt ist der Erzählstil sehr locker und angenehm, die Dialoge sind witzig und lebendig. „Und dann war es Liebe“ ist ein schöner Roman für Fans des Genres, aber auch für genrefremde Leser, die ein bisschen leichten Urlaubsflair mögen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 26.05.2021

Fall 7 für Leon Ritter

Verhängnisvolles Lavandou (Ein-Leon-Ritter-Krimi 7)
0

Heftige Regenfälle haben in Le Lavandou nicht nur das Frühsommerfeeling ruiniert, sondern auch die Leiche eines kleinen Jungen an den Strand gespült. Leon Ritter übernimmt nicht nur die Obduktion, sondern ...

Heftige Regenfälle haben in Le Lavandou nicht nur das Frühsommerfeeling ruiniert, sondern auch die Leiche eines kleinen Jungen an den Strand gespült. Leon Ritter übernimmt nicht nur die Obduktion, sondern klinkt sich auch in die Ermittlungen ein, die ihn weiter zurück in die Vergangenheit führen als erwartet.
Vorliegender Krimi ist schon Teil 7 der erfolgreichen Reihe, aber er lässt sich auch problemlos ohne Vorwissen lesen. Sowohl Ritter als auch das Ermittlerteam werden ausreichend eingeführt, sodass man persönliche Beziehungen und Spannungen auch als Neuleser schnell durchschaut hat. Ich mochte Leon wieder sehr, er benutzt seinen eigenen Kopf und setzt sich im richtigen Moment auch mal über lästige Vorschriften hinweg. Auch sein Handeln im Privaten ist immer besonnen, gerade der Umgang mit seiner Ziehtochter hat mir sehr gut gefallen. Nicht ganz so gepackt hat mich wie sonst das Provencefieber; zwar spielen Land und Leute wieder eine große Nebenrolle, aber irgendwie waren für mich Farben, Gerüche u.ä. nicht ganz so greifbar wie in vorherigen Bänden. Der Kriminalfall hingegen überzeugt auf ganzer Linie, Eyssen zeichnet hier ein grausiges Szenario, das verdeutlicht, dass trotz Sonne, Sommer und Meer menschliche Abgründe nie weit entfernt sind. Trotz abartigen Hintergründen werden die Schilderungen nie reißerisch, sondern lassen den Opfern einen Rest Würde. Der Erzählstil des Autors kann ebenfalls wieder punkten, sodass der Krimi wieder viel zu schnell ausgelesen war. Teil 8 darf gerne kommen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 13.05.2021

Das Schweigen

Letzte Ehre
0

Fariza Nasri ermittelt im Fall einer 17Jährigen, die nach einer Party im Haus des mütterlichen Lebensgefährten spurlos verschwand. Spuren gibt es keine, doch Nasri ist nicht umsonst die Königin des Zuhörens, ...

Fariza Nasri ermittelt im Fall einer 17Jährigen, die nach einer Party im Haus des mütterlichen Lebensgefährten spurlos verschwand. Spuren gibt es keine, doch Nasri ist nicht umsonst die Königin des Zuhörens, in ihren Verhören gibt jeder mehr Preis als geplant. So durchleuchtet sie Stück für Stück Finjas Leben und stößt dabei auf Ungereimtheiten, die immer größere Schrecken hervorbringen.
Fariza hätte man bereits aus beispielsweise „All die unbewohnten Zimmer“ kennen können, doch auch ohne Vorkenntnisse lässt sich dieser literarische Krimi gut lesen. Er wird aus Farizas Sicht erzählt, was es auch dem Neuleser leicht macht sich mit der Figur zu identifizieren. Ich mochte diese Figur ganz gerne, ihre Schwächen und Fehler machen sie sehr menschlich, und gerade ihre Reaktionen auf die persönlichen Verstrickungen fand ich sehr authentisch, sie haben Fariza lebendig gemacht. Die „Bösewichte“ dieses Romans haben es in sich, auch wenn die Häufung der unterschiedlichsten menschlichen Abgründe fast schon etwas redundant daher kommt. Trotz aller Scheußlichkeiten sollte man von „Letzte Ehre“ keinen reinen Krimi erwarten, da der Fokus immer auf den Charakteren und weniger auf dem Verbrechen liegt. Ich wurde mit Anis Stil leider nicht so richtig warm, sodass mich zwar die beklemmende Handlung fesseln konnte, aber die Ausführung nicht gar so sehr.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 21.04.2021

Ungewöhnlich, aber gut

Die vierte Schwester
0

Privatermittler Jackson Brodie soll den Vermisstenfall der kleinen Olivia aufklären, sie ist aus dem heimischen Garten spurlos verschwunden; vor knapp 30 Jahren. Jetzt haben ihre Schwestern neue Spuren ...

Privatermittler Jackson Brodie soll den Vermisstenfall der kleinen Olivia aufklären, sie ist aus dem heimischen Garten spurlos verschwunden; vor knapp 30 Jahren. Jetzt haben ihre Schwestern neue Spuren aufgetan und hoffen auf das Geschick des Detektivs. Das wird noch von anderen in Anspruch genommen wie von dem Exanwalt Theo, der auch nach 10 Jahren noch den Mörder seiner Tochter sucht oder Shirley, die verzweifelt nach ihrer Nichte fahndet. Brodie muss alle Bälle in der Luft halten und gerät dabei selbst ins Visier.
Vorliegender Roman ist schon vor einigen Jahren herausgekommen und wird gerade neu aufgelegt. Umso besser, denn sonst wäre mir die Reihe um Jackson wahrscheinlich entgangen, die mich mit diesem ersten Teil wirklich überzeugen konnte. Der Aufbau der Handlung ist ungewöhnlich und verschachtelt, in kurzer Zeit werden sehr viele Personen eingeführt, und so ist es auch mir nicht immer leicht gefallen, den Überblick zu behalten. Aber Dranbleiben lohnt sich, denn Jacksons Fälle haben es in sich. Es handelt sich mitnichten um einen einfachen Krimi, sondern auch um einen Blick hinter so einige vermeintlich heile Familienfassaden. Vieles kam unerwartet, manches klärt sich erst ganz zum Schluss, und so bauen die verschiedenen Erzählstränge einen unwahrscheinlichen Lesesog auf, dem ich mir nur schwer entziehen konnte. Atkinsons Schreibstil hat mir schon an ihren anderen Romanen gefallen, und so war ich auch hier wieder davon begeistert. Ein britischer Humor mischt sich ebenso unter wie auch immer wieder unverhofft fast schon absurde Figuren auftauchen, langweilig wird hier gar nichts und jede Seite hält neue Überraschungen bereit. Atkinson spielt mit ihren Figuren und dem Leser, wirft einen neckischen bis bitterbösen Blick auf die britische Gesellschaft und unterhält dabei scheinbar mühelos. Mir hat Brodies ungewöhnlicher erster Auftritt sehr gut gefallen und so bin ich auf seine weiteren Fälle mehr als gespannt.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere