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Veröffentlicht am 08.12.2019

Ofelia und der Faun

Das Labyrinth des Fauns
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Im Spanien der 1940er steht Ofelias Welt vor großen Veränderungen: der geliebte Vater ist gestorben, die Mutter sieht keinen anderen Ausweg als sich an einen hartherzigen Kommandant zu hängen. Erfolgreich, ...

Im Spanien der 1940er steht Ofelias Welt vor großen Veränderungen: der geliebte Vater ist gestorben, die Mutter sieht keinen anderen Ausweg als sich an einen hartherzigen Kommandant zu hängen. Erfolgreich, denn sie erwartet sein Kind. Hochschwanger muss sie mit Ofelia zu ihm ziehen, mitten in ein Waldgebiet, das von Rebellen besetzt ist. Als wäre das noch nicht genug, begegnet Ofelia dort einem magischen Waldwesen, einem Faun. Aber hat der nur Gutes im Sinn?

„Das Labyrinth des Faun“ ist quasi das Buch zum Film „Pans Labyrinth“. Hat man diesen gesehen, so kann man sich alles sehr gut vorstellen. Hat man ihn nicht gesehen… ja, ich denke schon, dass manche Dinge unklar bleiben, obwohl die Autorin durchaus sehr bildlich schreiben kann. Nur tut sie das leider nicht überall, wo es nötig gewesen wäre. Die Geschichte selbst ist voller düsterer, aber auch hoffnungsvoller Magie. Dem gegenüber die aussichtslose Lage der Bevölkerung, die Grausamkeit des Kommandanten. Ich fand den Gegensatz zwischen Realität und Märchen immer sehr ausgewogen, es wird nicht unnötig blutrünstig, aber auch nichts beschönigt. Mir haben die kleinen Einschübe gut gefallen, die ähnlich einer Sage einige Elemente der Handlung hervorheben (Vidals Uhr, der Kröterich, etc.). Das gab dem Ganzen etwas mehr Tiefe, und ich fand es sehr gelungen. Die Charaktere sind so dargestellt, dass sie ihre Funktion erfüllen, viel mehr aber auch nicht. Selbst Ofelia bleibt recht blass, gerade sie als DIE Hauptfigur hätte definitiv etwas mehr Innenleben benötigt. Und so ist dieses Buch zwar eine Hommage an den erfolgreichen Film, bleibt aber doch hinter meinen Erwartungen zurück. Für Fans sicherlich mal ganz nett, für alle anderen aber kaum der große Fantasykracher, den man zwingend gelesen haben muss.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 04.12.2019

Krieg

Scythe – Das Vermächtnis der Ältesten
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Der Untergang von Endura hat viele Menschenleben gefordert, doch die Diktatur von Scythe Goddard fordert fast noch mehr. Feinde werden einfach nachgelesen, unbequeme Mitmenschen ebenso. Der Thunderhead ...

Der Untergang von Endura hat viele Menschenleben gefordert, doch die Diktatur von Scythe Goddard fordert fast noch mehr. Feinde werden einfach nachgelesen, unbequeme Mitmenschen ebenso. Der Thunderhead ist um das Wohl der Menschen besorgt, darf aber nicht eingreifen. Kann vielleicht der einzige Mensch, der noch mit dem Thunderhead sprechen darf, die Macht der Scythe brechen?

Neal Shusterman hat mit diesem Band seiner Trilogie… naja, nicht unbedingt die Krone auf-, aber schon einen guten Schlusspunkt gesetzt. Ich war gerade zu Beginn mit den Perspektiv- und Szenewechseln nicht so glücklich, es wirkte eher gestellt als dass es die Handlung vorangetrieben hätte. Zudem nimmt der Thunderhead zwangsläufig eine kleinere Rolle ein, gerade seine Gedanken mochte ich in den Vorbänden aber eben besonders gerne lesen. Trotzdem gab es natürlich genug Figuren, deren Schicksal man gerne verfolgt hat; allen voran natürlich Citra und Rowan, deren Ausgangslage aber nicht schlechter sein könnte. Totenähnlich, auf dem Meeresboden… doch natürlich findet das Gute immer einen Weg ; ) Shusterman schreibt flüssig und spannend, er überrascht immer wieder mit neuen Ideen und Wendungen. Die Trilogie ist insgesamt sehr rund und auch die letzten losen Fäden werden hier sinnvoll verknüpft. Ich mochte auch diesen letzten Teil sehr gerne und werde die Scythe sicherlich ein bisschen vermissen.

Veröffentlicht am 29.11.2019

Guter Anfang, zäher Verlauf

Washington Black
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Wash wird in die Sklaverei geboren und muss schon als kleiner Junge auf einer Plantage schuften. Seine Mutter hat er nie kennen gelernt, ein bisschen Trost erfährt er durch die ältere Sklavin Big Kit. ...

Wash wird in die Sklaverei geboren und muss schon als kleiner Junge auf einer Plantage schuften. Seine Mutter hat er nie kennen gelernt, ein bisschen Trost erfährt er durch die ältere Sklavin Big Kit. Doch sein grausiges Schicksal scheint sich zu ändern, als der Bruder des Plantagenbesitzers auftaucht. Titch ist ein Forscher und Entdecker, tüftelt für sein Leben gern, und erkennt in dem kleinen Sklavenjungen ein großes Talent. Oder ist der doch nur Mittel zum Zweck?

Washs schwerer Start ins Leben nimmt einen als Leser sofort mit. Die harte Arbeit unter der sengenden Sonne von Barbados, die Grausamkeiten die seinen Alltag bestimmt, die Willkür seines Masters… schwer vorzustellen wie man das als Kind überleben kann. Ich fand die Schilderungen der Autorin sehr gut gewählt, sie beschönigt nichts, verweilt aber auch nicht übertrieben lange bei all dem Schrecklichen. Big Kit als Lichtblick bleibt irgendwie unnahbar, erfüllt ihre Funktion aber durchaus. Wash selbst mochte ich sehr, zumindest in der ersten Hälfte. Denn die Handlung entwickelte sich zunehmend unerwartet, wurde langatmig und zäh. Ich konnte mich nicht so recht auf den Umschwung einlassen und habe ein wenig die Leselust verloren. Auch mit dem Ende der Geschichte hadere ich etwas, sodass meine anfängliche Begeisterung doch sehr abgekühlt wurde. Insgesamt ist Washington Black eine recht eigentümliche Mischung aus Sklavenroman, Entdeckerabenteuer und… keine Ahnung was das am Schluss sollte. Eine gute Idee, die zu einer unrunden Geschichte wurde.

Veröffentlicht am 27.11.2019

Der Trip

Das Licht
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Doktorand Fitz ist live dabei als der berüchtigte Professor Tim Leary seine Bewusstseinsexperimente aufnimmt. Mithilfe von LSD soll allerdings nicht nur das Bewusstsein erweitert werden, sondern auch die ...

Doktorand Fitz ist live dabei als der berüchtigte Professor Tim Leary seine Bewusstseinsexperimente aufnimmt. Mithilfe von LSD soll allerdings nicht nur das Bewusstsein erweitert werden, sondern auch die Gesellschaft und ihre Zwänge in Frage gestellt werden. Fitz und seine Frau Loanie verlieren sich immer mehr in den Experimenten, die bald eher einem einzigen großen Trip gleichen als seriösen Forschungen.

T.C. Boyle nimmt sich in diesem Roman die wahren Ereignisse rund um Learys Forschungen in den 1960ern vor. Davon hatte ich grob gehört, aber keine genaue Vorstellung. Zu Beginn war ich wirklich sehr angetan von Boyles Schilderungen, die Experimente wirken fast schon zu fantastisch; sind aber alle so durchgeführt worden. Sowohl das Leben in Harvard, als auch die Entwicklungen in Mexiko und später Millbrook werden in psychedelisch bunten Farben geschildert, Boyle hat eine scharfe Beobachtungsgabe und das macht beim Lesen großen Spaß. Auch die Charaktere, allen voran das fiktive Ehepaar, sind sehr genau gezeichnet; Leary taucht zwar immer mal wieder auf, bleibt aber doch etwas verschwommen. Ab einem gewissen Punkt hatte ich irgendwie genug vom nächsten Trip, von der nächsten Partnertauschaktion und dem nächsten Morgen danach. Da wäre mir weniger lieber gewesen, die Handlung hat durch die Wiederholungen eher gelitten als neue Einsichten gewonnen. Trotzdem hat mir „Das Licht“ ganz gut gefallen, es gibt spannende Einblicke in die Welt der etwas skurrileren Forschungen und schickt den Leser auf einen bunten Trip; ganz ohne Nebenwirkungen.

Veröffentlicht am 20.11.2019

Eskarina

Das Erbe des Zauberers
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Der achte Sohn eines achten Sohnes ist prädestiniert dazu einmal ein großer Zauberer zu werden. Und so ist Zauberer Drum Billet mehr als froh, dass er in einer unscheinbaren Schmiede genau in dem Moment ...

Der achte Sohn eines achten Sohnes ist prädestiniert dazu einmal ein großer Zauberer zu werden. Und so ist Zauberer Drum Billet mehr als froh, dass er in einer unscheinbaren Schmiede genau in dem Moment auftaucht als das achte Kind geboren wird. Denn Billet hat nur noch kurz zu leben, und muss sich beeilen sein Erbe weiterzugeben. Blöd nur, dass sich im Nachhinein der vermeintlich achte Sohn als Mädchen herausstellt. Denn jeder weiß doch, dass Mädchen keine Zauberer werden können. Oder doch?

Terry Pratchetts Geschichten aus der Scheibenwelt haben mich noch nie enttäuscht, und so war ich auch in diesem Buch sofort wieder von seinem Humor und seiner Fantasie angetan. Das kleine Mädchen Eskarina gefällt mir richtig gut, sie ist nicht auf den Mund gefallen, mutig und hat einen schlauen Kopf. Sie mischt die Welt der Magier, Hexen und Zauberer gehörig auf, und es macht einfach Spaß dabei zuzusehen wie altehrwürdige Traditionen auf den Kopf gestellt werden, und die Emanzipation in die Scheibenwelt einzieht. An ihrer Seite keine Geringere als Granny Wetterwachs, die in ihrer unnachahmlichen Art natürlich auch einige große Momente hat. Die Handlung ist etwas vorhersehbar, hat aber auch einige Überraschungen parat. Das Ende hat mir nicht so zugesagt, aber die Story vorher entschädigt für den kleinen Dämpfer zum Schluss. Eine schöne Geschichte aus der Scheibenwelt; definitiv nicht meine Letzte.