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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 13.11.2019

Auch Band 2 ist ein Genuss

Der Lehrmeister (Faustus-Serie 2)
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Sechs Jahre sind seit der schrecklichen Begegnung mit seinem alten Lehrmeister Tonio vergangen. Jahre, in denen Faust mit seiner Tochter Greta und seinem Adlatus Karl durch die Lande zog, Vorstellungen ...

Sechs Jahre sind seit der schrecklichen Begegnung mit seinem alten Lehrmeister Tonio vergangen. Jahre, in denen Faust mit seiner Tochter Greta und seinem Adlatus Karl durch die Lande zog, Vorstellungen gab, sich als Gaukler und Zauberer einen Namen machte. Dieser Ruf führt nun dazu, dass niemand geringerer als der Bamberger Fürstbischof ein Horoskop bei Faust bestellt. Doch der hat eigentlich ganz andere Sorgen, denn ungute Erinnerungen an Tonio werden wach. Oder sind es nicht nur Erinnerungen?

Oliver Pötzsch haucht den wenigen Fakten, die über Faust bekannt sind, gehörig Leben ein. Das Leben als Gaukler und Zauberer ist schon spannend genug, der Pakt mit dem Teufel setzt natürlich noch einen drauf. Die Grenzen zwischen Magie, Mystik und Glauben verwischen immer mehr, was mehr als einmal für Überraschungen sorgt. Ich habe mich mit diesem tollen Roman keine Sekunde gelangweilt. Pötzsch schreibt sehr lebendig, sowohl die bunte Welt der Gaukler wie auch die dunklen Seiten sind sehr bildlich dargestellt; egal ob in Bamberg oder im fernen Rom, man fühlt sich dank der detailreichen Beschreibungen immer sehr gut aufgehoben. Natürlich dürfen auch diesmal Zitate und Anspielungen auf Goethes Faust nicht fehlen, wer es genau wissen will, kann im Anhang den entsprechenden Quellenverweis finden. Ich habe in diesem Band etwas von Fausts Gelehrsamkeit vermisst, seine Experimente und Forschungen nehmen nicht so großen Raum ein wie zuvor. Aber dafür trifft er… na, das werde ich jetzt natürlich nicht verraten. Mir hats auf jeden Fall gefallen ; )
„Der Lehrmeister“ hat für mich weitergeführt, was im Spielmann begonnen wurde: eine fantastische und spannende Reise auf den Spuren von Johann Georg Faustus. Akribisch recherchiert, mitreißend erzählt, einfach wunderbare Unterhaltung.

Veröffentlicht am 12.11.2019

Filmografie & mehr

Tim Burton
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Wer seine Filme mag, der wird auch dieses Buch lieben. Anders kann es gar nicht sein.
Mark Salisbury veröffentlicht in diesem Buch diverse ausführliche Interviews mit Tim Burton; diese sind zudem mit interessanten ...

Wer seine Filme mag, der wird auch dieses Buch lieben. Anders kann es gar nicht sein.
Mark Salisbury veröffentlicht in diesem Buch diverse ausführliche Interviews mit Tim Burton; diese sind zudem mit interessanten Hintergrundinfos ergänzt, sodass ein sehr rundes Bild entsteht. Die ersten stammen aus einer Zeit vor Burtons großen Kinoerfolgen, aus einer Zeit als er noch vom massenhaften Zeichnen kitschiger Fuchsaugen (ein Zitat ; )) bei Disney traumatisiert war; aus der Zeit als noch keine Erwartungen an ihn, und sein Schaffen dadurch auch eben ein Stück freier war. Man lernt seine Arbeit sehr gut kennen, auch über ihn persönlich erfährt man einiges, der Fokus liegt aber definitiv auf seinen Werken. Jedem Film wird ein eigenes Kapitel gewidmet, Zeichnungen Burtons‘, Fotos von Dreharbeiten oder auch Filmszenen liefern das richtige Feeling. Das Buch ist schon vor einigen Jahren erschienen, „Alice im Wunderland“ ist der letzte ausführlich besprochene Film, sodass es über die neueren Werke leider nichts zu erfahren gibt. Trotzdem liefert dieses Buch quasi alles was das Fanherz begehrt, sodass ich Filme wie „Dark shadows“ oder den zweiten Alicefilm kaum vermisst habe. Ich habe viel Neues gelernt, mich an kleinen Zeichnungen erfreut und nach Ende der Lektüre sofort wieder große Lust auf die Filme gehabt. Ein wirklich tolles Sachbuch.

Veröffentlicht am 09.11.2019

Hochspannung in Crimson Lake

Missing Boy
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Ein 8jähriger Junge verschwindet aus seinem Hotelzimmer, die Eltern sind in heller Aufregung. Zusätzlich zu den Einsatzkräften der Polizei beauftragen sie Amanda und Ted, in der Hoffnung ihren Sohn lebend ...

Ein 8jähriger Junge verschwindet aus seinem Hotelzimmer, die Eltern sind in heller Aufregung. Zusätzlich zu den Einsatzkräften der Polizei beauftragen sie Amanda und Ted, in der Hoffnung ihren Sohn lebend wiederzusehen. Ein Wettlauf gegen die Zeit beginnt.

Amanda und Ted sind schon ein spezielles Paar, das man mögen muss. Sie wirkt immer ziemlich durchgeknallt, eckt an jeder noch so kleinen Sache an, kann ihren vorlauten Mund nie halten; dafür ist sie aber auch mit einer genialen Kombinationsgabe gesegnet. Er könnte ein ganz normaler Durchschnittstyp sein, wäre da nicht immer noch die Tatsache, dass er der Vergewaltigung einer Minderjährigen verdächtigt wird. Der Leser weiß, dass Ted unschuldig ist, doch die Anfeindungen und das Misstrauen der Bevölkerung in seinem kleinen australischen Kaff prägen nach wie vor seinen Alltag. Dieser Hass wird von der Autorin nicht aufgebauscht, trotzdem gibt es immer wieder brenzlige Situationen, bei denen es einen eiskalt erwischt. Vor diesem Hintergrund entspinnt sich dann auch noch ein wirklich dramatischer Kriminalfall, der erst mal einfach klingt, aber hochemotional und spannend ist. Ich mag den Stil der Autorin sehr gerne, mit Ted als Erzählerstimme hat sie alles richtig gemacht. Und so war Missing Boy ähnlich wie seine Vorgänger wieder viel zu schnell ausgelesen.

Veröffentlicht am 03.11.2019

Wunderbar

Die Ewigkeit in einem Glas
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Bridget Devine, genannt Bridie, bestreitet ihren Unterhalt im viktorianischen London mit Privatermittlungen. An ihrer Seite ihre übergroße Haushaltshilfe Cora; und seit neuestem der Geist eines toten Boxers. ...

Bridget Devine, genannt Bridie, bestreitet ihren Unterhalt im viktorianischen London mit Privatermittlungen. An ihrer Seite ihre übergroße Haushaltshilfe Cora; und seit neuestem der Geist eines toten Boxers. Letzterer könnte auf den Genuss von zu viel Tabakkraut zurückzuführen sein, zumindest klammert sich Bridie an diese Erklärung. Eine Erklärung wird auch für die Entführung der jungen Christabel gesucht; und vor allem dafür, warum der Vater in dieser Sache die Polizei außen vor lassen möchte.
Jess Kidd hat mich schon mit ihren beiden vorherigen Romanen begeistert, dementsprechend hoch waren die Erwartungen an diesen hier. Enttäuscht wurde ich nicht. Der Stil der Autorin ist sicherlich speziell und dürfte nicht jedem gefallen, ich mochte ihn sehr. Mit großer Fantasie und einem Sinn für kleine, feine Details entführt Kidd den Leser nach London. Die Atmosphäre stimmt, die Bilder sind sehr real und stehen einem beim Lesen sofort vor Augen. Die Geschichte wirkt z.T. märchenhaft, undefinierbar magisch und ist dabei noch sehr fesselnd. Bridie, Cora und ihr toter Boxer sind dem Leser sofort sympathisch, auch Nebenfiguren werden sehr schön ausgearbeitet. Ich will nicht zu viel verraten, aber Christabel ist immer für eine Überraschung gut. Ich fand Kidds Ideen dazu ganz wunderbar. „Die Ewigkeit in einem Glas“ ist ein außergewöhnlicher Mix aus Krimi, Magie und dem richtigen Gespür fürs Detail. Ich habe ihn sehr genossen.

Veröffentlicht am 01.11.2019

Und plötzlich ist alles anders

Für eine kurze Zeit waren wir glücklich
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Im heißen Sommer von 1961 fängt alles Elend mit der Leiche des kleinen Bobby Cole an. Die Brüder Frank und Jake wachsen bisher eigentlich sehr behütet auf, der Vater ist Prediger in der Gemeinde, jeder ...

Im heißen Sommer von 1961 fängt alles Elend mit der Leiche des kleinen Bobby Cole an. Die Brüder Frank und Jake wachsen bisher eigentlich sehr behütet auf, der Vater ist Prediger in der Gemeinde, jeder kennt hier jeden. Doch im Laufe des Sommers wird klar, dass die heile Welt von New Bremen nicht so heil ist, wie es zunächst scheint.
Kruegers Roman versetzt den Leser gekonnt in die 60er Jahre zurück, das Gefühl ist beim Lesen sofort da. Überhaupt hat er ein sehr gutes Händchen für die Atmosphäre, und so streift man mit den Brüdern durch die Hitze, schnippst Steine am Fluss und lässt die Beine von der Brücke baumeln. Frank fungiert als Erzähler, ihn lernt man besonders gut kennen und schnell auch schätzen. Im Laufe des Sommers muss der 13jährige erwachsen werden, und der Leser ist hautnah dabei. Seine Entwicklung zu verfolgen hat mindestens genauso viel Spaß gemacht wie den Tätern der Freveltaten auf die Spur zu kommen. Der Kriminalfall ist spannend, drängt sich aber nie in den Vordergrund. Der Fokus liegt meist auf den Beziehungen der Figuren untereinander. Es ist eher ein Roman der leisen Töne, der trotzdem sehr eindringlich und mitreißend ist. Das Leid, das sich durch die Familien dieses Städtchens zieht ist sehr vielgestaltig, erst nach und nach versteht man alle Zusammenhänge. Ich habe diesen Roman trotz des schweren Themas sehr genossen, denn Krueger lässt in allem Elend auch immer ein Fünkchen Hoffnung durchblitzen.