Miroloi
MiroloiAuf einer kleinen Insel im Meer lebt eine verschworene Gesellschaft. Mit einfachsten Mitteln bestreiten sie ihren Alltag, Frauen haben ihren Männern zu gehorchen, die wiederum halten sich an die hausgemachten ...
Auf einer kleinen Insel im Meer lebt eine verschworene Gesellschaft. Mit einfachsten Mitteln bestreiten sie ihren Alltag, Frauen haben ihren Männern zu gehorchen, die wiederum halten sich an die hausgemachten Gesetze des Ältestenrats. Dazwischen findet sich ein namenloses Mädchen, das als Sündenbock für die ganze Gesellschaft herhalten muss. Nicht einmal einen Namen gestehen sie ihr zu, und nur ihrem Ziehvater verdankt sie etwas Schutz. Doch eines Tages bröckeln die alten Strukturen; zumindest ein bisschen.
Karen Köhlers Roman liest sich wirklich intensiv. Man muss sich zunächst an den eigenwilligen Stil gewöhnen, einfache, aber dennoch ausdrucksstarke Sätze bestimmen die Geschichte. Als Erzählerin fungiert das namenlose Mädchen, deren mangelnde Bildung sich eben auch in ihrer Sprache wiederfindet; vieles kann sie nicht benennen, denkt sich dafür neue Worte aus, Gefühle kann sie oft gar nicht in Worte fassen. Ihr Leben ist wirklich hart, die sinnlose Ächtung der Dorfbewohner spürt man mit jeder Zeile, der Autorin gelingt es hervorragend jedes noch so kleine bisschen Schmerz schonungslos an den Leser weiterzugeben. Mich hat ein wenig gestört, dass Veränderungen der Situation immer nur von außen angestoßen wurden bzw. von recht vorhersagbaren Ereignissen, die manchmal doch eher künstlich herbeigeführt wurden. So lebt der Roman weniger von überraschenden Wendungen, sondern eher von den transportierten Emotionen und eben auch davon, dass man als Leser gehörig ins Grübeln kommt. Insgesamt bleiben mir am Ende zu viele Fragen unbeantwortet; ein offenes Ende finde ich völlig in Ordnung, aber das ein oder andere Warum hätte die Autorin für meinen Geschmack noch beantworten müssen. So bleibt die gehaltvolle Geschichte leider etwas im luftleeren Raum hängen. Schade.