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Veröffentlicht am 06.06.2019

Solide

Arrowood - Die Mördergrube
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Eigentlich würde Privatdetektiv Arrowood sich lieber noch ein bisschen darüber aufregen, dass er im Schatten des großen Sherlock Holmes steht. Doch da wird ein besonderer Auftrag an ihn herangetragen: ...

Eigentlich würde Privatdetektiv Arrowood sich lieber noch ein bisschen darüber aufregen, dass er im Schatten des großen Sherlock Holmes steht. Doch da wird ein besonderer Auftrag an ihn herangetragen: er soll eine verlorene Tochter finden. Die ist nach ihrer Heirat im neuen Heim untergetaucht, hat jeden Kontakt zu den Eltern abgebrochen. Oder wird sie dazu von ihrer neuen Familie gezwungen? Arrowood und Barnett gehen der Sache auf den Grund.

Mick Finlay hat mich mit seiner vorherigen Geschichte über Arrowood und dessen Assistenten Barnett sehr gut unterhalten. Eine stimmige Atmosphäre, spannende Entwicklungen im viktorianischen London, kleine, spitze Seitenhiebe auf Sherlock Holmes. Das meiste davon findet man auch in „Die Mördergrube“ wieder. Mich hat Arrowood in diesem Band leider unangenehm an den ebenfalls berühmten Detektiv Nero Wolfe erinnert, und dessen Eigenarten kann ich irgendwie so gar nicht leiden. Wahrscheinlich ging mir Arrowood auch deswegen in diesem Krimi des Öfteren mal auf die Nerven. Zum Glück gibt es ja Norman Barnett, der die Geschichte nicht nur aus seiner Perspektive erzählt, sondern auch sonst eine sehr sympathische Figur ist. Auch Ettie, Neddy und andere bereits bekannte Figuren haben die Handlung belebt und lebendig gehalten. Leider hat sie trotzdem die eine oder andere Länge ausgebrütet, zwar gibt es in der Story keinen echten Stillstand, dennoch hatte ich ab und an das Gefühl, dass Dinge nur passieren, damit halt irgendwas auf den Seiten steht. Die Ermittlungen führen in eine recht interessante Richtung, spannend wird es natürlich auch mal, aber so richtig gefesselt war ich nicht. Insgesamt wird die Handlung dann noch rund, kann aber mit dem wirklich gut gelungenen ersten Band nicht ganz konkurrieren.

Veröffentlicht am 05.06.2019

Nummer 9

Blutrausch - Er muss töten (Ein Hunter-und-Garcia-Thriller 9)
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Eine junge Frau wird brutal ermordet, Hände und Füße der Leiche abgetrennt. Schnell werden Hunter und Garcia von der UV-Einheit mit dem Fall betraut. Doch die haben ihre Ermittlungen kaum begonnen, da ...

Eine junge Frau wird brutal ermordet, Hände und Füße der Leiche abgetrennt. Schnell werden Hunter und Garcia von der UV-Einheit mit dem Fall betraut. Doch die haben ihre Ermittlungen kaum begonnen, da stellt sie dieser Fall vor ganz besondere Herausforderungen.

„Blutrausch“ ist bereits der neunte Band der sehr erfolgreichen Reihe rund um Hunter & Garcia. Carter bleibt seinem Muster treu, legt ein zügiges Tempo vor und spart nicht an grausigen Details. Gepaart mit einem sehr angenehmen und spannenden Schreibstil, hat mich auch dieser Band wieder sehr gut unterhalten. Der Autor legt einige falsche Spuren, und ich bin ihm natürlich in die Falle getappt. Dementsprechend gab es einige Überraschungen, die so nicht vorhersehbar waren. Selbst mit dem allerletzten Kapitel lässt Carter es sich nicht nehmen, dem Leser schon mal den Mund für Band 10 wässrig zu machen. Ich mag Hunter, aber ich würde mir doch wünschen, dass er nicht so extrem präsent im Vordergrund steht. Garcia ist eine tolle Figur und hätte doch etwas mehr Platz auf den Seiten verdient. Nichtsdestotrotz habe ich diesen Band gerne gelesen, und freue mich schon auf den nächsten.

Veröffentlicht am 26.05.2019

Anders

Mein Leben als Sonntagskind
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Jasmijn war schon immer ein verschlossenes Kind. Sie spricht eigentlich nur mit den Eltern und Großeltern, und mit Senta, ihrer Hündin natürlich. Ihr seltsames Verhalten eckt oft unfreiwillig an, wird ...

Jasmijn war schon immer ein verschlossenes Kind. Sie spricht eigentlich nur mit den Eltern und Großeltern, und mit Senta, ihrer Hündin natürlich. Ihr seltsames Verhalten eckt oft unfreiwillig an, wird mit einem „die ist halt so“ abgetan. Erst im Erwachsenenalter erfährt sie den wahren Hintergrund: sie leidet am Asperger Syndrom. In ihrem Roman erzählt sie vom Aufwachsen in ihrer ganz eigenen Welt.

„Mein Leben als Sonntagskind“ ist ein autobiographischer Roman. Zu wissen, dass viele der Szenen tatsächlich so passiert sind, macht das Geschehen noch beklemmender. Judith/Jasmijn wächst in den 80er und 90er Jahren auf; auch wenn das Bewusstsein für psychische Störung damals sicherlich noch ein anderes war, fragt man sich im Verlauf der Handlung immer wieder, warum niemand auf die Idee kam, das Verhalten von Jasmijn zu hinterfragen. Es wird abgetan als seltsam, arrogant oder auch schwer erziehbar. Das etwas anderes der Grund sein könnte, das scheint dem Denken sämtlicher Erwachsener, sei es Familie, sei es Erziehern bzw. Lehrern völlig fremd zu sein. Das macht beim Lesen natürlich traurig und betroffen. Trotzdem ist der Roman nicht nur düster. Die Autorin erzählt oft mit großer Leichtigkeit, gerade von den wenigen Freundschaften und positiven Erlebnissen zehrt sie sehr. Auch empfindet sie viele Situationen ganz anders als ihre Umgebung, was sie sehr gut zu transportieren weiß. Und so sieht man das Erlebte oft noch einmal mit anderen Augen. Der Roman handelt naturgemäß viel von Kindergarten und Schule, Sandkastenfreundschaften und der ersten Liebe. Auch wenn die Protagonistin eine besondere ist, schleicht sich immer wieder Jugendbuchfeeling ein. Kann man mögen, muss man aber nicht, denn der Roman punktet eben mit vielen anderen Dingen. Mir hat er sehr gut gefallen, da er Einblicke in eine sehr verschlossene Welt gewährt ohne zu sehr auf die Mitleidsschiene zu geraten.

Veröffentlicht am 18.05.2019

Katharina

Die Zarin und der Philosoph (Sankt-Petersburg-Roman 2)
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Katharina die Große scheint fest auf dem russischen Zarenthron zu sitzen. Zwar war ihr Weg zur Macht nicht ganz koscher, doch jetzt wird sie auch von den anderen großen Herrschern Europas respektiert. ...

Katharina die Große scheint fest auf dem russischen Zarenthron zu sitzen. Zwar war ihr Weg zur Macht nicht ganz koscher, doch jetzt wird sie auch von den anderen großen Herrschern Europas respektiert. Friedrich II schickt ihr, der gebildeten und philosophisch Interessierten, gar seinen Haus- und Hofphilosophen Stephan Mervier. Der wollte mit seiner Frau eigentlich in Paris und Wien glücklich werden, doch die russische Gesellschaft nimmt die beiden bald auf.

Die Geschichte großer Herrscherinnen ist immer eine besondere, da das „schwache“ Geschlecht oft besonders kämpfen muss, um Anerkennung und Rückhalt im Volk und der oberen Zehntausend zu finden. Martina Sahler behandelt in ihrem Roman nur eine kurze Zeitspanne von Katharinas Regentschaft, doch auch die hat es schon in sich. Intrigen, Geheimnisse, angespannte Verhältnisse, Kriege… langweilig wird es nicht in St. Petersburg. Die Autorin spricht viele kleine und große historische Fakten an, trotzdem steht klar immer die fiktive Handlung im Vordergrund. Vielleicht war es das, was mich im Endeffekt davon abgehalten so richtig in der Geschichte aufzugehen. Die vielen fiktiven Figuren leben ihr Leben, das mich aber samt und sonders nicht so richtig interessiert hat. Egal ob es die Oberschicht ist oder der aufständische Bauer, so recht konnte mich keiner überzeugen und so hat mich ihr Schicksal oft unfreiwillig kalt gelassen. Die Einblicke blieben mir auch zu oberflächlich, gerade der Blick auf die drohende Rebellion gerät äußerst flüchtig. Zwar habe ich dank Sahlers angenehmen Erzählstil unterhaltsame Lesestunden gehabt, trotzdem hat mich der Inhalt einfach nicht richtig überzeugen können.

Veröffentlicht am 12.05.2019

Eher Mittelmaß

Dark Call - Du wirst mich nicht finden
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Holly Wakefield arbeitet als Psychologin in einer Anstalt, unterrichtet zusätzlich am College. Sie fällt aus allen Wolken, als die Ermittler in einem Mordfall sie als Profilerin hinzuziehen wollen. Eine ...

Holly Wakefield arbeitet als Psychologin in einer Anstalt, unterrichtet zusätzlich am College. Sie fällt aus allen Wolken, als die Ermittler in einem Mordfall sie als Profilerin hinzuziehen wollen. Eine bestialisch zugerichtete Leiche wurde gefunden, für die Ermittler perfekt in Szene gesetzt. Schnell wird klar, dass auch ein weiterer Mord auf dasselbe Konto geht. Holly soll den Serienmörder stoppen helfen.

Dark call ist sicherlich kein schlechter Thriller. Aber auch keiner, der sich irgendwie aus der breiten Masse abheben kann. Der Mörder ist brutal, die Beschreibungen mittelgrausam, die Profilerin natürlich klug und mit einer düsteren Vergangenheit gesegnet. Der Ermittler ist natürlich ebenfalls smart, hat aber auch sein Päckchen zu tragen. Die Ermittlungen spielen in London, wo es naturgemäß meist regnet oder schneit. Ich kann nichts Außergewöhnliches an diesem Thriller finden, eher so als würde hier der übliche Einheitsbrei mit dem üblichen „furioses Debüt“ beworben. Geschrieben ist das Buch nicht schlecht, Griffin schreibt sehr gefällig und auch spannend. Da überliest man schon auch mal die eine oder andere Logiklücke (ein Beispiel: eine Leiche wird ca. 2 Tage nach dem Mord gefunden, weil dem Ermittler das Blut ins Gesicht tropft; das natürlich noch quietscherot ist und natürlich nicht gerinnt. Sonst wäre ja der theatralische Effekt kaputt.) Vielleicht bin ich von dieser Art Story etwas übersättigt. Vielleicht ist Dark call aber wirklich einfach nicht so sonderlich anders als das Gros der anderen Thriller.