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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 18.05.2019

Katharina

Die Zarin und der Philosoph (Sankt-Petersburg-Roman 2)
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Katharina die Große scheint fest auf dem russischen Zarenthron zu sitzen. Zwar war ihr Weg zur Macht nicht ganz koscher, doch jetzt wird sie auch von den anderen großen Herrschern Europas respektiert. ...

Katharina die Große scheint fest auf dem russischen Zarenthron zu sitzen. Zwar war ihr Weg zur Macht nicht ganz koscher, doch jetzt wird sie auch von den anderen großen Herrschern Europas respektiert. Friedrich II schickt ihr, der gebildeten und philosophisch Interessierten, gar seinen Haus- und Hofphilosophen Stephan Mervier. Der wollte mit seiner Frau eigentlich in Paris und Wien glücklich werden, doch die russische Gesellschaft nimmt die beiden bald auf.

Die Geschichte großer Herrscherinnen ist immer eine besondere, da das „schwache“ Geschlecht oft besonders kämpfen muss, um Anerkennung und Rückhalt im Volk und der oberen Zehntausend zu finden. Martina Sahler behandelt in ihrem Roman nur eine kurze Zeitspanne von Katharinas Regentschaft, doch auch die hat es schon in sich. Intrigen, Geheimnisse, angespannte Verhältnisse, Kriege… langweilig wird es nicht in St. Petersburg. Die Autorin spricht viele kleine und große historische Fakten an, trotzdem steht klar immer die fiktive Handlung im Vordergrund. Vielleicht war es das, was mich im Endeffekt davon abgehalten so richtig in der Geschichte aufzugehen. Die vielen fiktiven Figuren leben ihr Leben, das mich aber samt und sonders nicht so richtig interessiert hat. Egal ob es die Oberschicht ist oder der aufständische Bauer, so recht konnte mich keiner überzeugen und so hat mich ihr Schicksal oft unfreiwillig kalt gelassen. Die Einblicke blieben mir auch zu oberflächlich, gerade der Blick auf die drohende Rebellion gerät äußerst flüchtig. Zwar habe ich dank Sahlers angenehmen Erzählstil unterhaltsame Lesestunden gehabt, trotzdem hat mich der Inhalt einfach nicht richtig überzeugen können.

Veröffentlicht am 12.05.2019

Eher Mittelmaß

Dark Call - Du wirst mich nicht finden
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Holly Wakefield arbeitet als Psychologin in einer Anstalt, unterrichtet zusätzlich am College. Sie fällt aus allen Wolken, als die Ermittler in einem Mordfall sie als Profilerin hinzuziehen wollen. Eine ...

Holly Wakefield arbeitet als Psychologin in einer Anstalt, unterrichtet zusätzlich am College. Sie fällt aus allen Wolken, als die Ermittler in einem Mordfall sie als Profilerin hinzuziehen wollen. Eine bestialisch zugerichtete Leiche wurde gefunden, für die Ermittler perfekt in Szene gesetzt. Schnell wird klar, dass auch ein weiterer Mord auf dasselbe Konto geht. Holly soll den Serienmörder stoppen helfen.

Dark call ist sicherlich kein schlechter Thriller. Aber auch keiner, der sich irgendwie aus der breiten Masse abheben kann. Der Mörder ist brutal, die Beschreibungen mittelgrausam, die Profilerin natürlich klug und mit einer düsteren Vergangenheit gesegnet. Der Ermittler ist natürlich ebenfalls smart, hat aber auch sein Päckchen zu tragen. Die Ermittlungen spielen in London, wo es naturgemäß meist regnet oder schneit. Ich kann nichts Außergewöhnliches an diesem Thriller finden, eher so als würde hier der übliche Einheitsbrei mit dem üblichen „furioses Debüt“ beworben. Geschrieben ist das Buch nicht schlecht, Griffin schreibt sehr gefällig und auch spannend. Da überliest man schon auch mal die eine oder andere Logiklücke (ein Beispiel: eine Leiche wird ca. 2 Tage nach dem Mord gefunden, weil dem Ermittler das Blut ins Gesicht tropft; das natürlich noch quietscherot ist und natürlich nicht gerinnt. Sonst wäre ja der theatralische Effekt kaputt.) Vielleicht bin ich von dieser Art Story etwas übersättigt. Vielleicht ist Dark call aber wirklich einfach nicht so sonderlich anders als das Gros der anderen Thriller.

Veröffentlicht am 11.05.2019

Tap-Out

Dry
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In Kalifornien herrscht eine harte und ungewöhnliche Dürre. Der Staat weiß sich nicht anders zu helfen und dreht den Hahn zu. Sprichwörtlich. Kein Tropfen Wasser ist mehr zu bekommen, die Gesellschaft ...

In Kalifornien herrscht eine harte und ungewöhnliche Dürre. Der Staat weiß sich nicht anders zu helfen und dreht den Hahn zu. Sprichwörtlich. Kein Tropfen Wasser ist mehr zu bekommen, die Gesellschaft schon nach wenigen Stunden völlig außer Rand und Band. Mittendrin im Chaos stecken Alyssa und ihr Bruder Garrett, die nun wirklich keine Ahnung haben wie man einen solchen Ausnahmezustand händeln soll. Der Kampf um die allerallerletzten Tropfen wird zum Kampf ums Überleben.

Neal Shusterman hat schon einige Jugendbücher vorgelegt, die mir sehr gut gefallen haben und auch sein neuestes, in Kooperation mit seinem Sohn geschrieben, hat mich wieder gut unterhalten. Sein Szenario wirkt sicherlich in einigen Aspekten übertrieben, thematisiert im Kern aber natürlich ernsthafte Bedrohungen. Jugendliche so auf trotzdem amüsante Weise für das Thema zu sensibilisieren, ist sicherlich ein guter Grundgedanke. Ich habe mich auf jeden Fall von seiner Geschichte zum Nachdenken bringen lassen. Die Hauptfiguren fand ich ganz anständig gemacht, wenn auch etwas stereotyp. Trotzdem bin ich ihnen gerne durch die Geschichte gefolgt, die einem zunehmend die Kehle austrocknen lässt. Gerade die Beschreibungen von Durst und was er mit einem Menschen macht, sind den Autoren sehr realistisch gelungen. Das Wasserglas neben dem Lesesessel sollte man auf jeden Fall nicht vergessen. Ein recht gelungenes Jugendbuch also, das über seinem ernsten Thema Spannung und Action nicht vernachlässigt.

Veröffentlicht am 04.05.2019

Oma mit Biss

Der Zopf meiner Großmutter
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Max lebt bei seinen Großeltern, die mit ihm von Russland nach Deutschland auswandern. Dort landen sie zunächst in einem Wohnheim. Die Großmutter führt den Haushalt mit strenger Hand und wacht gluckenhaft ...

Max lebt bei seinen Großeltern, die mit ihm von Russland nach Deutschland auswandern. Dort landen sie zunächst in einem Wohnheim. Die Großmutter führt den Haushalt mit strenger Hand und wacht gluckenhaft über den Enkel. Er darf nicht allein in die Schule, bekommt ein Hausmittelchen nach dem anderen, zu essen gibt es nur leichtverdauliche Gemüsepampe. Sie beschützt ihn mit allen Mitteln vor jeglichem echtem oder auch eingebildetem Übel. Dabei verliert sie leider den eigenen Mann etwas aus den Augen.

Alina Bronsky hat mit „Baba Dunjas letzte Liebe“ schon gezeigt, dass ihr die älteren Damen als Protagonisten sehr gut gelingen. Auch in ihrem aktuellen Roman liegt der Fokus klar auf der Großmutter, selbst wenn Enkel Max als Erzähler dient. Die Großmutter ist wirklich eine anstrengende Figur; sie changiert zwischen leicht schräg, besorgt um den Enkel, rücksichtlos-verletzend und völlig überdreht. Langweilig wird es mit ihr nie, bis zum Schluss kann man noch neue Seiten an ihr entdecken und ich hatte viel Spaß mit ihren kleinen und großen Schrullen. Max und sein Opa fungieren als Gegenpole, zum Glück gehen die zwei unter der großmütterlichen Fuchtel nicht völlig unter. Bronsky erzählt ihre aberwitzige Story recht locker und mit einem gewissen Charme. Ein flottes Tempo wird passend zum Charakter der Großmutter vorgelegt, und so ziehen die Jahre (und damit die Seiten) quasi unbemerkt dahin. Die Handlung lebt nicht nur von ihren Charakteren, sondern es gilt auch das eine oder andere Geheimnis zu lüften, und so bleibt man als Leser dran an dieser außergewöhnlichen, tragisch-komischen Geschichte. Volle Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 01.05.2019

Der Gesternte

Witchmark. World Fantasy Award für den besten Fantasy-Roman des Jahres 2019
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Dr. Miles Singer arbeitet in Kingston in einem Veteranenhospital als Psychiater. Er betreut die vom Krieg traumatisierten Soldaten. Dabei helfen ihm nicht nur seine eigenen Kriegserfahrungen, sondern auch ...

Dr. Miles Singer arbeitet in Kingston in einem Veteranenhospital als Psychiater. Er betreut die vom Krieg traumatisierten Soldaten. Dabei helfen ihm nicht nur seine eigenen Kriegserfahrungen, sondern auch seine magischen Fähigkeiten. Die muss er vor der Außenwelt verborgen halten, denn Hexen sind den Sturmsängern, der führende Elite von Aeland ein Dorn im Auge und dienen maximal zur Mehrung deren Macht. Der Tod eines Patienten gefährdet jedoch nicht nur Miles Karriere, sondern auch seine Deckung.
C. L. Polk hat mit ihrem ersten Roman eine sehr schöne und runde Geschichte abgeliefert. Die Mischung zwischen Fantasy und historischer Atmosphäre im Stile eines Londons von 1900 hat es mir wirklich angetan. Mit Miles hat die Autorin einfach einen tollen Charakter geschaffen. Ein grundsympathischer Kerl, der sich für seine Überzeugungen einsetzt, das Herz am rechten Fleck hat und mit viel Sinn und Verstand seine Spuren verfolgt. Die Handlung wird aus seiner Perspektive erzählt und so kann man alle Gedankengänge wunderbar nachvollziehen. Seine Figur hat das Potential die Geschichte noch über einige Bände interessant zu halten. Ich tat mir zu Beginn etwas schwer die gesellschaftlichen Strukturen zu verstehen, doch irgendwann hat man die Zusammenhänge auch ohne große erklärende Kapitel verstanden. Das Machtgefüge, das wird einem immer mehr klar, ist ziemlich erschreckend. Sklaverei und Unterdrückung vom Feinsten, über Leichen geht man natürlich auch. Eine explosive Situation also. Und so warten auf Miles die eine oder andere brenzlige Situation, und auf den Leser sehr amüsante und kurzweilige Lesestunden. Ein toller Erstling!