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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 31.12.2018

Die Polizisten

Die Polizisten
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Eigentlich ist es ein einfacher Auftrag, den die Polizisten Virginie, Erik und Aristide ausführen sollen: einen Gefangenen von A nach B zu transportieren. Doch hinter diesem Auftrag versteckt sich ein ...

Eigentlich ist es ein einfacher Auftrag, den die Polizisten Virginie, Erik und Aristide ausführen sollen: einen Gefangenen von A nach B zu transportieren. Doch hinter diesem Auftrag versteckt sich ein großes Dilemma, denn bei dem Gefangenen handelt es sich um einen Asylsuchenden, der abgeschoben werden soll. Wahrscheinlich in den sicheren Tod.

Hugo Boris befasst sich in seinem kurzen, aber bewegendem Roman mit einem brandaktuellen Thema. Trotz der Kürze liefert die Geschichte viele Denkanstöße zum Thema Flüchtlingspolitik und nimmt ganz bewusst auch den Einzelnen mit in die Verantwortung. Die drei Polizisten könnten natürlich stur ihrem Befehl folgen, sind aber so menschlich, dass sie mit ihrem Schicksal hadern. Die Gewissenskonflikte werden realistisch dargestellt, man kommt als Leser viel ins Grübeln. Dieser inneren Aufruhr steht der etwas kühle und nüchterne Schreibstil entgegen, der mir trotzdem gut gefallen hat. Die Handlung ist gar nicht so ereignisreich, trotzdem sorgen die Konflikte für Spannung. Ein wirklich gelungener, intensiver Roman, der auch zwischen den Zeilen viel zu erzählen hat.

Veröffentlicht am 25.12.2018

Schnee in Amsterdam

Schnee in Amsterdam
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Stella und Gerry sind seit Jahrzehnten verheiratet, sind zusammen alt geworden. Dem Alltag in Glasgow entfliehen sie regelmäßig für kleine Kurztrips, diesmal führt sie die Reise nach Amsterdam. Doch statt ...

Stella und Gerry sind seit Jahrzehnten verheiratet, sind zusammen alt geworden. Dem Alltag in Glasgow entfliehen sie regelmäßig für kleine Kurztrips, diesmal führt sie die Reise nach Amsterdam. Doch statt die Beziehung neu zu beleben und bewusst Zeit miteinander zu verbringen, treibt sie immer mehr auseinander. Gerry ist am Liebsten in Gesellschaft seiner Flasche, Stella sucht Zuflucht im Glauben. Wird die Ehe den frostigen Ausflug überstehen?

MacLaverty hat einen ganz ruhigen Roman der leisen Töne geschrieben. Ich kann durchaus verstehen, warum dieses Buch als Novel of the Year ausgezeichnet wurde, denn die langsame Enthüllung der tragischen Ereignisse hat durchaus Sogwirkung. Der Autor würdigt kleine Details, lenkt das Auge des Betrachters auf viel Schönes, und obwohl der Stil keineswegs überemotional ist, kann man doch die beiden Hauptfiguren sehr gut verstehen und ihr Handeln nachvollziehen. Die Ehe der beiden scheint ein bloßes Nebeneinanderher zu sein, die Liebe dem Alltag gewichen, man ist genervt, man ist aber auch zu bequem um an der Situation etwas zu ändern. Mir erscheint die Ehe der beiden als gutes Beispiel für viele, auch als Ermahnung sich nach Jahren noch wertzuschätzen und nicht für selbstverständlich zu halten. Ein wertvolles kleines Buch, aus dem jeder etwas mitnehmen kann.

Veröffentlicht am 09.12.2018

Düster und bedrückend

Darktown (Darktown 1)
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1948 treten acht ganz besondere Männer ihren Dienst an. Beim Atlanta Police Department werden acht Farbige eingestellt, um in den farbigen Vierteln – abfällig Dark Town genannt – für Ordnung zu sorgen. ...

1948 treten acht ganz besondere Männer ihren Dienst an. Beim Atlanta Police Department werden acht Farbige eingestellt, um in den farbigen Vierteln – abfällig Dark Town genannt – für Ordnung zu sorgen. Doch schnell wird klar, dass ihre Dienstmarke nicht denselben Wert hat wie die eines weißen Officers, und so stehen Boggs und Smith bald machtlos vor der Leiche einer toten farbigen Frau. Die Ermittlungen sind eingestellt, noch bevor sich wirklich begonnen haben. Doch die beiden geben nicht auf.

Thomas Mullens Roman ist eine gekonnte Mischung aus Gesellschaftskritik und Krimi. Der Rassismus, die Abscheu und die Erniedrigungen, die die acht Männer ertragen müssen, all das nimmt großen Raum im Roman ein, trotzdem erschlägt diese Thematik den Leser nicht. Der Autor versteht es hervorragend beim Leser Emotionen zu wecken, ich war über die geschilderten Zustände oft wütend… und machtlos. Die Figuren gehen ganz unterschiedlich mit diesen Problemen um, es gibt sowohl auf der Täter- wie auch Opferseite viele Facetten, deren Bandbreite dem Leser erst nach einiger Zeit klar wird. Leider bleiben sie auch oft auf ihre Funktion in der Geschichte reduziert, richtig viel Innenleben abseits des Offensichtlichen gab es leider nicht. Dafür ist der historische Kontext sehr gut aufgearbeitet, lediglich ein Nachwort mit genaueren Informationen wieviel Fiktion denn nun genau im Buch steckt, habe ich vermisst. Der Erzählstil hat mir ganz gut gefallen, der Autor versteht es eine bedrückende Atmosphäre aufzubauen, die mich schnell in ihren Bann gezogen hat. Insgesamt ein sehr interessanter Roman über acht Männer, vor denen man wirklich nur den Hut ziehen kann.

Veröffentlicht am 05.12.2018

Loyalitäten

Loyalitäten
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Biologielehrerin Hélène ist sich sicher, dass ihr Schüler Théo nicht einfach nur ein etwas verschlossenes Kind ist, sondern ein echtes Problem hat. Doch was, das weiß sie nicht. Mathis, Théos bester Freund ...

Biologielehrerin Hélène ist sich sicher, dass ihr Schüler Théo nicht einfach nur ein etwas verschlossenes Kind ist, sondern ein echtes Problem hat. Doch was, das weiß sie nicht. Mathis, Théos bester Freund dagegen schon. Schließlich stehlen sie sich jede freie Minute in ein Versteck der Schule, um sich zu betrinken.

„Loyalitäten“ ist ein recht kurzer Roman, der es trotzdem in sich hat. Théos Verfall ist nicht leicht mit anzusehen, seine Verzweiflung, aber auch seine vergeblichen Bemühungen an der familiären Situation etwas zu ändern. Die ist wirklich zerfahren, die Eltern geschieden, seit Jahren sprechen sie kein Wort mehr miteinander, der Vater versinkt in Einsamkeit. Ich konnte mich mit der Haltung der Mutter bis zum Schluss nicht anfreunden, mir erschien sie zu unrealistisch; das hat mich dann doch oft aus dem Lesefluss gerissen. Sehr gut gelungen ist die Darstellung von Hélènes Bemühungen, allgemein die Reaktionen im Schulsystem empfand ich als sehr authentisch. Trotz dieser aufwühlenden Thematik beobachtet man als Leser das Geschehen doch eher distanziert, ich hätte mir mehr Emotionen, mehr Nähe gewünscht. Delphine de Vigan hat einen leisen Weg gewählt, um ihre Geschichte zu erzählen, für mich wurde hier allerdings Potential verschenkt, weil oft die Distanz zur Handlung zu groß war.

Veröffentlicht am 04.12.2018

Spannender zweiter Band

Redemption Point
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Doppelmord in Crimson Lake! Eigentlich ist das verschlafene australische Nest kein typischer Schauplatz für solch grausige Taten, und so ist die Polizei ganz froh, dass sich die Detektivin Amanda Pharell ...

Doppelmord in Crimson Lake! Eigentlich ist das verschlafene australische Nest kein typischer Schauplatz für solch grausige Taten, und so ist die Polizei ganz froh, dass sich die Detektivin Amanda Pharell und ihr Partner Ted Conkaffey in die Ermittlungen einklinken. Doch Letzterer wird bald darauf abgelenkt, denn seine Vergangenheit droht ihn einzuholen.

„Redemption Point“ ist bereits der zweite Band mit dem eigenwilligen Ermittlerduo und konnte bei mir wieder punkten. Ted und Amanda sind sehr unterschiedlich, ergänzen sich aber perfekt. Wo der eine zu sehr grübelt, ist die andere oft sehr impulsiv usw. Diesen Gegensatz mag ich sehr gerne, immer wieder kommt auch so neuer Schwung in die Handlung. Die ist aber ansonsten mitnichten langweilig, denn der Doppelmord und auch die neuen Entwicklung in Teds Fall (er wurde fälschlicherweise der Vergewaltigung angeklagt) sorgen dafür, dass man förmlich an den Seiten klebt. Dazu trägt natürlich auch die lockere Schreibweise bei, denn die Geschichte liest sich sehr flüssig. Etwas mehr Tiefgang, gerade im Hinblick auf Teds Vergangenheit wäre schön gewesen, ist jetzt aber kein großes Manko. Insgesamt hat mich „Redemption Point“ sehr gut unterhalten, und ich bin schon gespannt was die zwei als Nächstes erleben werden.